Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Dionysius1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals als Hamelwerden in einer Liste von Besitzungen des Bremer Domkapitels genannt, die im 11. Jh. zusammengestellt wurde.2 Das Dorf gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Herrschaftsgebiet des Bremer Erzbischofs, und war Teil des Landes Kehdingen. Die Landesgemeinde, 1274 als universitas nachgewiesen, konnte sich trotz wiederholter militärischer Niederlagen gegen den Erzbischof seine „Autonomie innerhalb des Erzstifts“ auch nach der Mitte des 14. Jh. bewahren; sie wurde erst im frühen 16. Jh. entscheidend beschränkt.3 In Hamelwörden existierte ein eigenes Kirchspielgericht; zudem tagte im Hamelwördener Kirchturm das Landgericht, die Berufungsinstanz aller Gerichte im Land Kehdingen.4 Eine erste, eher stilisierte, Ortsansicht Hamelwördens findet sich auf der Elbkarte von Melchior Lorichs aus dem Jahr 1568.5 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit war Hamelwörden im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Freiburg) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Freiburg, 1811–1814). Ab 1815 zählte Hamelwörden, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Gräfengericht des Landes Kehdingen (Bützflethscher Teil) und kam 1852 zum Amt Wischhafen, das 1859 im Amt Freiburg/Elbe aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hamelwörden 1866 an das Kgr. Preußen. Seit der Einführung der Kreisverfassung im Jahr 1885 zählte das Dorf zum Kr. Kehdingen und kam bei dessen Auflösung 1932 zum Lkr. Stade. 1928 wurde Neuland nach Hamelwörden eingemeindet. 1962 änderte die politische Gemeinde Hamelwörden ihren Namen und nannte sich fortan nach dem größten Ortsteil Wischhafen.6 Seit 1971 ist Wischhafen Teil der Samtgemeinde Nordkehdingen (Sitz in Freiburg/Elbe). Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1968: „Schiffer und Seeleute, Handwerker, Bauern und Hofbesitzer, Anbauern im Moor, landwirtschaftliche Arbeiter und Ziegeleiarbeiter, viele Alte, Kriegsversehrte und Fürsorgeempfänger geben die Schichtung in der Gemeinde an.“7 Im Jahr 1852 lebten im Kirchspiel Hamelwörden rund 2.435 Menschen, 1895 gut 2.900, 1939 rund 2.565, 1964 knapp 3.440 und 2021 fast 3.030.

Kirche, Ansicht von Osten, vor 1965

Kirche, Ansicht von Osten, vor 1965

Die St. Dionysius-Kirche in Hamelwörden ist vermutlich die älteste Kirche im Land Kehdingen; möglicherweise wurde sie bereits im 9. Jh. gegründet.8 Ein Indiz ist das Patrozinium: Neben St. Martin zählte St. Dionysius zu den „beliebtesten Heiligen des Karolingerreiches“.9 Urkundlich ist die Kirche erstmals im Jahr 1233 belegt, als der Bremer Dompropst Heinrich sie und andere Kirchen besuchte, um dort Gericht zu halten (geistliches Synodal- oder Sendgericht).10 Die romanische Feldsteinkirche, deren Mauerreste in den Wänden der heutigen Kirche erhalten sind, ist „vor dem späteren 13. Jahrhundert“ erbaut worden.11 Im Jahr 1332 ist die parrochie hamelworden, also das Kirchspiel Hamelwörden, urkundlich genannt.12 Mit Hinricus rector ecclesie in Hamelworden, der vor dem 12. März 1337 gestorben ist, ist erstmals der Name eines örtlichen Geistlichen überliefert.13 Im Jahr 1363 hatte Augustinus de Engelskope das Pfarramt inne. 1384 ist eine Vikarie an der Kirche in Hamelwörden belegt, später bestand noch eine zweite.14 Um 1398/99 setzte Papst Bonifaz IX. (amt. 1389–1404) den Hamelwördener Pfarrer Nikolaus Schlichting ab und übertrug die Pfarrstelle einem Hildericus Meinbodi – wobei unklar bleibt, ob dieser die Pfarrpfründe tatsächlich in Besitz nehmen konnte.15 Im November 1398 ist zudem ein Wulfardus als Pfarrer von Hamelwörden genannt; er erhielt die Erlaubnis, bei Bedarf einen Tragaltar zu benutzen.16 Im Jahr 1401 bemühte sich Dompropst Constantinus Puz de Vechta um die Inkorporierung der Pfarrei Hamelwörden (sowie der Pfarreien Assel, Osten, Berne und Steinkirchen), konnte seine Ansprüche trotz päpstlicher Bestätigung jedoch nicht durchsetzen.17 Mit Adolf Lange ist 1441 ein weiterer vorref. Geistlicher namentlich belegt; 1447 war er zudem Inhaber der Vikarie St. Pankratius in der Hamelwördener Kirche. Ein namentlich nicht nachgewiesener Geistlicher übernahm 1512 das Pfarramt an der St. Dionysius-Kirche.

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1964

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1964

Einzelheiten zur Einführung der luth. Lehre in Hamelwörden sind nicht überliefert. Landesherr Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558), gleichzeitig auch Bf. von Verden, zählte zu den Gegnern der Reformation; sein Bruder und Nachfolger Bf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre.18 Der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Als erster luth. Prediger in Hamelwörden gilt der 1555 nachgewiesene P. Johann Warneke. Den neuen Pfarrer schlug weiterhin der Bremer Dompropst vor. Der 1566 „von den Kirchspielsleuten“ berufene P. Martinus aus Dithmarschen war anscheinend kaum ein Jahr lang in Hamelwörden.19 Für P. Daniel Laurentii (amt. 1567–1618) hat sich die Einsetzungsurkunde erhalten, ausgestellt 1572 vom Bremer Dompropst Hzg. Friedrich von Sachsen-Lauenburg (amt. 1571–1586).20 Form und Begrifflichkeit der Urkunde sind noch vorreformatorisch. Sein Sohn P. Johann Laurentii (amt. 1616–1655) folgte ihm im Pfarramt nach.
Neben dem Pfarramt existierte auch in nachref. Zeit weiterhin ein Vikariat (oder Kaplanei) an der Kirche in Hamelwörden; die ursprünglichen Dotationsgüter waren jedoch 1588 bereits verkauft.21 Die Vikare waren, ebenso die Küster, mitunter gleichzeitig Schulmeister: In den Visitationsprotokollen aus der ersten Hälfte der 1580er Jahre heißt es: „Es ist hier keine bestellte Schule, sondern Kapellan und Küster lehren die Kinder, so zu ihnen kommen“. Auch 1588 erhielt der Vikar für sein Lehreramt kein Gehalt, sondern „alleine was gute leute darzu geben“.22 In der zweiten Hälfte des 17. Jh. ging das Vikariat bzw. die Kaplanei ein. Ende des 17. Jh. erfuhr die St. Dionysius-Kirche eine Umgestaltung und erhielt eine neue Kanzel und einen neuen Altar.
Mehrere Pastoren Hamelwördens waren gleichzeitig auch Propst der Kehdingschen Präpositur: P. Ernst II Mushard (amt. 1656–1679), der zudem eine Chronik der Kirche Hamelwörden verfasst hat, P. Peter Coelestin Krauchenberg (amt. 1700–1718), ab 1789 P. Johann Hinrich Krull (amt. 1774–1801) sowie P. Friedrich David Werbe (amt. 1802–1835).

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1948, Postkarte

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1948, Postkarte

Während der NS-Zeit hatte P. Otto Petersen (amt. 1913–1951) das Pfarramt in Hamelwörden inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er rückblickend an, er habe nicht zur NSDAP gehört und habe kirchenpolitisch aufseiten der hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gestanden.23 In den Unterlagen zur Visitation 1936 begründete er seine Haltung u. a. mit „dem verschwommenen Kirchenbegriff und der gebrochenen Stellung zur h[eiligen] Schrift“ in weiten Kreisen der DC.24 Zum 1933 neu gewählten KV schrieb er: „Der Kirchenv[orstand] setzte sich vorwiegend aus Mitgliedern der NSDAP zusammen, die sich aber kirchlich bewährt haben.“25 1935 und 1938 fanden Bekenntnisgottesdienste in der Kirche statt. Nach der Visitation 1942 charakterisierte der Visitator Hamelwörden als „eine richtige Marschgemeinde mit all ihren Fehlern (geringe Kirchlichkeit, Gleichgültigkeit u.s.w.) aber auch mit all ihren Vorzügen (nachbarliche Hilfe, treues Festhalten am Althergebrachten u.s.w.)“.26
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von rund 2.700 auf etwa 4.400 im Jahr 1949 an (1955: 3.730).27 Gleichzeitig war auch eine kleine kath. Gemeinde entstanden; zur Messe versammelte sie sich anfänglich in der ev. Kirche in Hamelwörden, später in der Schule in Wischhafen.28 Das ev. Pfarramt hatte der Ostpfarrer Willy Glowienka (amt. 1951–1972) übernommen. In den Unterlagen zur Visitation 1968 gab er an, dass Trauungen und Taufen mittlerweile fast nur noch in der Kirche stattfänden; 1936 hatte der Ortspastor noch überwiegend in den Häusern getauft und getraut und auch „Wirtshaustrauungen“ waren noch vorgekommen.29
Schon 1968 hegte die KG Hamelwörden den Plan, im größeren Wischhafen ein Gemeindehaus zu errichten. Das Vorhaben konnten jedoch nicht verwirklicht werden und so nutzte die Gemeinde „wie andere Zusammenschlüsse, Vereine und Einrichtungen die frühere Schule am Südostrand des Ortes“.30 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche baute die KG Hamelwörden Kontakte zur Kirchgemeinde Bennewitz (südwestlich von Wurzen) auf.31 Nach 1989 kam eine Partnerschaft mit der lettischen Kirchengemeinde PĮaviņas hinzu.32
Seit dem 1. Januar 2013 ist die St.-Dionysius-KG Hamelwörden pfarramtlich verbunden mit der KG Oederquart. Beide Gemeinden sind seit Januar 2024 Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Kehdingen“.33

Umfang

Hamelwörden sowie Hamelwördenermoor, Neuland, Wischhafen und Wolfsbruch.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts.34 – Ab 1651 Kehdingsche Präpositur. 1827 zur Insp. Kehdingen (1924: KK). Der KK Kehdingen fusionierte 1976 mit dem KK Stade-Altes Land zum KK Stade.35

Patronat

Der Bremer Dompropst (belegt 1384, 1420).36 Seit 1648 der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1935

Kirche, Grundriss, 1935

Langgestreckter, einschiffiger Bau mit fünfseitigem Chor und Anbauten an Nord- und Südseite, ausgerichtet nach Südosten, älteste Teile (Feldsteinmauerwerk) erbaut in romanischer Zeit. Dach mit Krüppelwalm und zwei Schleppgauben im Westen und Walm im Osten; Satteldächer über Anbauten. Feldstein- und Backsteinmauerwerk. Stützpfeiler am Chor. Segmentbogige Sprossenfenster. Westfassade mit korbbogigem Portal, flankiert von zwei Korbbogenfenstern, im Giebelfeld ein breites, segmentbogiges Schallfenster. Nördlicher Anbau mit Fachwerkgiebel. Im Innern flache Balkendecke und Tonnengewölbe über Orgel; Westempore umlaufende Prieche im Altarraum. Im 15. Jh. Wände erhöht, Kirche nach Osten verlängert, Polygonalchor errichtet. 1555 Brauthaus erbaut. 1671 Kirche verputzt und geweißt. 1729 heutiges Brauthaus erbaut (an der Südseite). 1749 Kirche nach Westen verlängert (45 Fuß), Fenster umgestaltet. 1766 Boden gefliest, Priechen im Altarraum erbaut. 1842/43 neue Westempore (Orgel). 1907–10 Renovierung. Ab 1962 Sanierung (u. a. Nordanbau erneuert, Fundamente erneuert, neue Heizung, Westgiebel neu aufgemauert). 1997 Sanierung (Treibmineralienschäden). 2021 Neuausmalung Innenraum.

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1965

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1965

Fenster

Nach Süden ein Fenster mit zwei figürlichen Glasmalereien und ornamentalem Rahmen (1922, Henning Hubert, Hannover), St. Georg mit Drache, darunter Inschrift: „Zum Andenken an Eduard von Lütcken geb. d. 26. Okt. 1882, gefallen den 15. Sept 1914“; Christus, der mit einem jüngeren Mädchen spricht (vielleicht Maria, Lk 10,38–39), darunter Inschrift: „Zum Andenken an Bernhardine von Reden geb. von Lütcken, geb. d. 18. Juli 1881, gest. d. 6. Aug. 1909“.

Turm

Über dem Westgiebel sechsseitiger Dachreiter mit offener Laterne und sechsseitiger Haube, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz, erbaut 1749. Schieferverkleidet, Uhrziffernblätter nach Norden und Süden. Ursprünglich hoher, vierseitiger Westturm, vermutlich steinern mit hölzernem Aufsatz. 1574 erneuert. 1575/76 neue Turmuhr (Hamburg). 1638 nach Blitzeinschlag ausgebrannt. 1642 neu errichtet. 1724 abgebrochen. 1725 neuer Turm errichtet. 1749 Turm vermutlich wegen Westerweiterung der Kirche abgetragen.

Kirche, Blick zum Altar, um 1948, Postkarte

Kirche, Blick zum Altar, um 1948, Postkarte

Ausstattung

Blockaltar mit seitlichen, geschwungenen Schranken (1766?) und architektonisch gestaltetem Holzretabel (um 1695), im Hauptfeld Gemälde: Jesus und seine Jünger beim letzten Abendmahl in einer Säulenhalle, Kerzenflammen des Kronleuchters vertieft und vergoldet, Gemälde flankiert von zwei marmorierten, korinthischen Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen; im oberen Feld Kreuzigungsgemälde flankiert von marmorierten, korinthischen Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen, neben den Säulen zwei Skulpturen (Maria und Johannes); darüber gesprengter Segmentbogengiebel mit Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne (1909, Bildhauer Joh. Wülper, Hollern); in der Predella Gemälde: Jesus im Garten Gethsemane, Stadtansicht im Hintergrund; linker Pfosten der Altarschranken als Taufständer, rechter als Opferstock gestaltet. – Hohe, hölzerne Kanzel mit Schalldeckel (1695, Cordt Wilkens, Stade), ionische Säule als Stütze; vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs marmorierte, korinthische Säulen; vor den Wandungen Skulpturen Christi und der vier Evangelisten; an der Brüstung Inschrift: „Suchet in der Schrifft, denn ihr meinet ihr habt das ewige leben darinnen, und sie ists, die von Mir zeuget. Johann. 5.v.39“; Schalldeckel bekrönt mit Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne, Inschrift: „Rufe getrost, schone nicht erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volck ihr übertreten und dem hause Jacobi ihre Sünde. Esai. 58.v.1.“; Kanzel gestiftet von Andreas Scharnhorst; 1910 neu bemalt (Reinhold Ebeling, Hannover). – Zwei hölzerne Skulpturen (um 1500), farbig gefasst, Apostel Johannes und Maria, ursprünglich Teil einer Kreuzigungsgruppe; Figuren 1910 restauriert und ergänzt (Bildhauer Joh. Wülper, Hollern; Reinhold Ebeling, Hannover). – Hölzerne Skulptur (um 1500), St. Georg kämpft mit dem Drachen; 1910 restauriert (Bildhauer Joh. Wülper, Hollern; Reinhold Ebeling, Hannover). – Gemälde (um 1470, Rahmen datiert 1534), Harztempera auf Holz, Kreuztragung Christi. – Renaissanceepitaph für Heinrich Drewes († 1584), Gemälde mit Darstellung der Auferweckung Israels (Ez 37), im Vordergrund die Familie des Verstorbenen, knieend und betend, Kreuze über den Köpfen zweier Söhne, einer Tochter, der Ehefrau und des Ehemanns. – Parament (1914–29, Friedricke von Lütcken), Stickereien zeigen Medaillons mit Rücken an Rücken gestellten Löwen, dazwischen gegenständige Greife, gefertigt nach dem Vorbild eines Antependiums aus dem Kloster Lüne, dass wohl im 13. Jh. in Venedig hergestellt wurde; Inschriften: „Der Herr ist mein Hirte mir wird nichts mangeln. Er erquicket meine Seele. P. 23, 1.3. Anno Domini 1929“ und „Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Joh. 10, 14. 15“; 2000 restauriert (Corinna Kienzler, Hamburg). – Porträt Martin Luther. – Außen: Grabsteine (16. Jh.–19. Jh.). – Ehemalige Ausstattung: Metallene (wohl bronzene) Taufe, 1766 verkauft. – Kanzel (1568, gefertigt in Stade).37

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1965

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1965

Orgel

1565 Orgel repariert, von einem „Orgellmacher von Geverstorff“, Instrument hatte kein eigenständiges Pedal und stand an der Nordseite des Chors.38 1587 Orgelreparatur, Orgelbauer aus Stade. 1607 Reparatur, wohl Antonius Wilde (Otterndorf) oder Antonius Moek (Buxtehude). 1766 Orgel erweitert, Arbeiten ausgeführt von Johann Daniel Busch (Itzehoe), Zustand 1798: II/P. 1842/43 Orgelneubau, ausgeführt von Georg Wilhelm (Stade) und seinem Gesellen Johann Christian Kück, 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument aufgestellt auf der neuen Westempore. 1934 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 17 II/P, pneumatische Spieltraktur, mechanische Registertraktur, Schleifladen (Opus 1153), Prospekt von 1843 erhalten, zwei Register wiederverwendet (Prinzipal 8’, Oktave 2’).39 1998–2005 in zwei Bauabschnitten Neubau des Orgelwerks als Rekonstruktion der Wilhelm-Orgel, ausgeführt von Alexander Schuke (Potsdam), 1999: 7 I/P, 2005: 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Prospekt von 1843 erhalten. 2009 Gehäuse neu vermalt.

Kirche, Blick zum Altar, vor 1965

Kirche, Blick zum Altar, vor 1965

Geläut

Glockenstuhl im Westen des Dachbodens. Zwei LG, I: f’ (Eisen, Gj. 1952, Firma Weule, Bockenem), Klanggussglocke, Inschrift: „Für die im 1. Weltkrieg geopferte Glocke, im Gedenken an die Toten, Vermissten und Opfer der beiden Kriege. Gegossen im Jahr 1952“, außerdem die Namen der Kirchenvorsteher; II: as’ (Bronze, Gj. 1749, Johann Andreas Bieber, Hamburg), Inschrift: „Gott lasse diesen Glockenschall auf später Zeiten liebreich klingen. Und alle Lüffte Wiederhall Halleluja und Friede bringen“, „Zu der Zeit wie ich bin gegossen worden war der Herr Haubtmann Hermann Georg von Lütcken und Iohann Rusch als bestellte Iuraten hiesiger Kirche und Herr Iohann Wadberg Prediger hiesiger Gemene. Anno 1749“ und „Me fecit Me[ister] Iohann Andreas Bieber in Hamburg“. Im Dachreiter eine SG, b’ (Bronze, Gj. 1740, Johann Andreas Bieber, Hamburg), Inschrift: „Hilff Gott dasz jeden Stundenschlag der Mensch ansz Ende gedencken mag“, „Zu der Zeit wie ich bin gegossen worden war der Herr Haubtmann Hermann Georg von Lütcken und Iohann Rusch als bestellte Iuraten hiesiger Kirche und Herr Iohann Wadberg Prediger hiesiger Gemene. Anno 1740“ und „Me fecit Me[ister] Iohann Andreas Bieber in Hamburg“. – Früherer Bestand: Große Glocken bei Turmbrand 1638 unbeschädigt geblieben, Stundenglocke herabgestürzt, aber nicht geborsten.40 Eine LG (Bronze, Gj. 1760, Johann Andreas Bieber & Sohn, Hamburg), Inschrift: „Die Buss und Betglock schlag ich an, hört Gottes Stimme Jedermann, bedenk das End, lasst eure Pflicht auf Gott und Menschen seyn gericht. Als Herr Carl Friedrich von Bremen Pastor und Wilhelm Dohrmann und Carsten Diercks Kirchjuraten zu Hamelwörden waren, ist diese Glock zu Hamburg Anno 1760 umgegossen. Fecit Johann Andreas Bieber & Sohn“, Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.41

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1960). – Gemeindehaus. – Organistenhaus (Bj. um 1812, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verkauft und umgebaut zu Dorfgemeinschaftshaus).42 – Zwei ehemalige Schulgebäude (Ende der 1960er Jahre erworben, in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre verkauft).

Friedhof

Ehemaliger Friedhof rund um die Kirche. Alter kirchlicher Friedhof, im Ort, etwa 100 Meter südwestlich der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof, außerhalb des Ortes, knapp 500 Meter nordöstlich der Kirche, FKap (Bj. 1910).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1555 Johann Warnecke. – Um 1565 Caspar Grytzmer. – Um 1566 Martinus. – 1567–1616 Daniel Laurentii († 1618). – 1616–1655 Magister Johann Laurentii. – 1656–1679 Ernst II Mushard. – 1679–1693 Jakob Bauch. – 1694–1700 Johann Scharnhorst. – 1700–1718 Peter Coelestin Krauchenberg. – 1718–1732 Matthias Bauch. – 1733–1753 Johann Wadberg. – 1755–1758 Samuel Christian Lappenberg. – 1759–1762 Karl Hinrich von Bremen. – 1763–1774 Meinhard Konrad Luening. – 1774–1801 Johann Hinrich Krull. – 1802–1835 Friedrich David Werbe. – 1836–1874 Andreas Wilhelm Ferdinand Sparnecht. – 1874–1879 Ernst Ludwig August Postels. – 1879–1883 Christoph Georg Wilhelm. – 1883–1900 Heinrich August Seekamp. – 1901–1904 Franz Gustav Ernst Hoffmann. – 1905–1913 Heinrich Adolf Schmidt. – 1913–1951 Otto Harald Petersen.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 403

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 643–657 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3221–3226 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 165Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2556Digitalisat, 2556 aDigitalisat, 2648Digitalisat, 2649Digitalisat (Visitationen); L 5g Nr. 188–189, 456, 889 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1156 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7584 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1695
Trauungen: ab 1695
Begräbnisse: ab 1695
Kommunikanten: ab 1836 (Zahlenregister: 1734–1878, Kranke: 1776–1799)
Konfirmationen: ab 1757 (Lücken: 1760–1775)

Literatur & Links

A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 257–258; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 344–355; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 596; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 102–103; Meyer, Pastoren I, S. 403; Pratje, Abhandlungen II, S. 150–151 (= Extractus Protocolli Visitationis über einige Domprobsteiliche Kirchen von 1581 1582 1583, S. 143–184); Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 113–115.

B: Lars Lichtenberg & Anna von Bargen (Red.): Chronik der Gemeinde Wischhafen, 2 Bde., Sauensieck 2001–2004; Ida-Christine Riggert-Mindermann: Kirchspiel und Gericht. Zur Geschichte von Hamelwörden (Land Kehdingen) bis 1651 (= Beiträge zur Geschichte und Kultur des Elbe-Weser-Raumes 5), Stade 2011.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Kirchhof; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 40.
  2. Möhlmann, Güterbesitz Domkapitel, S. 80 und S. 88; Riggert-Mindermann, S. 19 f. Da Kirchhammelwarden an der Weser in mittelalterlichen Quellen ebenfalls Hamelwurden o. ä. genannt wird, ist die Zuordnung der Belege nicht immer eindeutig, vgl. Riggert-Mindermann, S. 11.
  3. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 (Zitat) und S. 217; Hucker, Freiheit, S. 101 ff; Riggert-Mindermann, S. 15.
  4. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 344; Riggert-Mindermann, S. 126 f.
  5. Bolland, Elbkarte (Beilage); Staatsarchiv Hamburg, 720-1/1_126-05 = 1568.1 (Hamelwörden auf Bild 5); weitere Digitalisate.
  6. Lichtenberg & Bargen I, S. 12 und S. 179.
  7. LkAH, L 5g, Nr. 189 (Visitation 1968).
  8. Riggert-Mindermann, S. 16 ff.; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 344.
  9. Riggert-Mindermann, S. 17. Hofmeister, Besiedlung I, S. 154.
  10. Behrens, Urkunde, S. 77; Riggert-Mindermann, S. 20. Zum Gericht vgl. ebd., S. 23 ff.
  11. Riggert-Mindermann, S. 52.
  12. Riggert-Mindermann, S. 22.
  13. Bremisches UB II, Nr. 412. Insgesamt zu den im Folgenden genannten vorref. Pfarrern in Hamelwörden: Riggert-Mindermann, S. 30 ff. (dort auch die jeweiligen Belege).
  14. Hodenberg, Stader Copiar, S. 71. Riggert-Mindermann, S. 44 ff.
  15. UB Verden III, Nr. 317 (Anm.).
  16. RG Online, RG II 07616, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/7616, 02.02.2023.
  17. Riggert-Mindermann, S. 27 ff. RG Online, RG II 01317, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/1317, 14.12.2022.
  18. Zu Ebf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
  19. Riggert-Mindermann, S. 36 f.
  20. Text, Übersetzung und Abb. bei Riggert-Mindermann, S. 38 ff.
  21. Riggert-Mindermann, S. 46 ff.
  22. Wolters, Kirchenvisitation 1588, S. 113.
  23. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 21. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  24. LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitation 1936).
  25. LkAH, S 1 H III, Nr. 815, Bl. 21.
  26. LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitation 1942).
  27. LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitationen 1942, 1949 und 1955).
  28. LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitationen 1949 und 1955).
  29. LkAH, L 5g, Nr. 188 (Visitation 1936); ebd., Nr. 189 (Visitation 1968).
  30. LkAH, L 5g, unverz., Hamelwörden, Visitation 1989. LkAH, L 5g, Nr. 189 (Visitation 1968).
  31. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  32. LkAH, L 5g, unverz., Hamelwörden, Visitation 1997.
  33. KABl. [in Vorbereitung].
  34. Hodenberg, Stader Copiar, S. 21.
  35. KABl. 1976, S. 9.
  36. Hodenberg, Stader Copiar, S. 17 und S. 21. Vgl. auch Riggert-Mindermann, S. 27.
  37. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 349.
  38. Zur Geschichte der Orgel vgl. Golon/Kröncke, Orgeln, S. 102 f.; https://www.nomine.net/hamelwoerden-st-dionys; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 350.
  39. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 145.
  40. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 345.
  41. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 353.
  42. Lichtenberg & Bargen I, S. 9.