Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Gustav Adolf (seit 1956) | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort im nördlichen Eichsfeld erstmals im Jahr 1003 belegt, als der ostfränkische Kg. und spätere Ks. Heinrich II. († 1024) eine Urkunde in Gebehildehuson ausstellte.1 Gieboldehausen lag an wichtigen Fernstraßen und besaß vermutlich bereits eine Burganlage: Zwei Urkunden aus dem 13. und 14. Jh. berichten darüber, dass ein Gf. Biso, der wohl im 9. oder 10. Jh. gelebt hat, u. a. sein castello quod dicitur Gheveldehuson (Burg, die Gieboldehausen genannt wird) dem Stift Gandersheim übertragen hätte.2 Gieboldehausen gehörte vermutlich zum Lisgau; als Gf. des Lisgaus lassen sich seit Anfang des 11. Jh. die Gf. von Katlenburg nachweisen.3 Im frühen 12. Jh. kam das Grafenamt an die Welfen. Nach den welfischen Besitzteilungen von 1202, 1267/69 und 1291 gehörte das Gebiet schließlich zum kleinen Fsm. Grubenhagen (Name „Grubenhagen“ erst 1567 belegt).4 1315 lässt sich ein Amtmann in Gieboldehausen belegen.5 1342 verkaufte Hzg. Heinrich II., Fs. von Grubenhagen, Ort und Amt Gieboldehausen zusammen mit anderen Besitzrechten an das Erzstift Mainz.6 Im 14. und 15. Jh. verpfändeten die Mainzer Ebf. das Amt mehrfach. Diese Verpfändungspolitik endete spätestens im 16. Jh., das Erzstift löste Gieboldehausen und andere Ämter ein und setzte Amtmänner ein. Im Jahr 1450 ist Gieboldehausen erstmals als Flecken belegt.7 Die älteste Ortsansicht stammt aus der Mitte des 17. Jh. (Merian-Stich).8 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde Kurmainz, das weltliche Territorium der Mainzer Erzbischöfe, aufgehoben und das Amt Gieboldehausen fiel mit dem gesamten Eichsfeld an das Kgr. Preußen (Inbesitznahme bereits im Sommer 1802).9 In französischer Zeit war Gieboldehausen von 1807 bis 1813 Hauptort des gleichnamigen Kantons im Distrikt Duderstadt des Harzdepartements im Kgr. Westphalen. Mit den auf dem Wiener Kongress 1815 geschlossenen Verträgen kamen Ort und Amt Gieboldehausen an das Kgr. Hannover. Nach der Annexion von 1866 fiel das Gebiet wieder an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Gieboldehausen zum Kr. Duderstadt (1939: Lkr.), der 1973 weitgehend im Lkr. Göttingen aufging. Seit 1971 ist Gieboldehausen Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde. Um 1810 lebten gut 1.700 Menschen in Gieboldehausen, 1939 knapp 2.150, 1950 etwa 3.290 und 2020 gut. 3.940.

Kirche, Ansicht von Südosten, Teilansicht, 1931

Kirche, Ansicht von Südosten, Teilansicht, 1931

Am Anfang der örtlichen Kirchengeschichte stehen die beiden erwähnten Urkunden aus dem 13. und 14. Jh., die über Gf. Bisos Güterübertragung an das Stift Gandersheim berichten, die wohl in das 9. oder 10. Jh. zu datieren ist.10 Die Berichte haben den Charakter einer Gründungssage: Gf. Biso sei nach Rom gepilgert und habe Papst Marinus gelobt, als Buße für seine Sünden dem Stift Gandersheim Land und seine Burg Gieboldehausen zu überlassen.11 Nach seiner Rückkehr habe er aus den Steinen der Burg eine Kirche errichten lassen und sie u. a. dem heiligen Laurentius gewidmet. Das Stift Gandersheim besaß das Patronatsrecht über die Kirche. Mit dominus de Geueldehusen Heinden[ricus] und de Geueldehusen Bartoldus […] clerici sind um 1261 zwei Geistliche namentlich belegt.12 Im Jahr 1268 hatte der Gandersheimer Kaplan Hermann das Pfarramt in Gieboldehausen inne (rector ecclesie de Geueldehusen) und auch die in der Folgezeit belegten Pfarrer lassen sich meistens als Vikare oder Kanoniker des Reichsstifts Gandersheim nachweisen.13 1290 war der Priester (sacerdos) Johannes von Osterode Pleban in Gieboldehausen14, 1343 der frühere Kaplan des Hzg. Ernst I. zu Braunschweig-Grubenhagen († 1361) und spätere Gandersheimer Kanoniker Jan von Lindau.15 1413 verlor Johannes Bilke einen Prozess um die Gieboldehäuser Pfarrpfründe gegen Johannes Bodeker, der sich noch 1425 als Pfarrer in Gieboldehausen belegen lässt.16 Bis 1433 war Johannes Bertoldi im Besitz der Pfründe, dann erhielt sie Johannes Holenberg.17 Bis 1527 war der Gandersheimer Vikar Johannes Mackensen Pfarrer in Gieboldehausen.18
Mitte des 16. Jh. war das mainzische Eichsfeld von Territorien umgeben, die sich bereits der Reformation angeschlossen hatten.19 Die Protokolle der Visitation 1549 vermitteln für das Amt Gieboldehausen das wohl nicht mehr wirklichkeitsgetreue Bild einer noch weitgehend altgläubigen Region, in der die Pfarrämter noch mit kath. Priestern besetzt waren. Allein in Gieboldehausen hatte Hans von Minnigerode den Altar St. Martin in der Laurentiuskirche, über den er das Patronat besaß, dem ev. Prediger Henning Underberg übertragen, der damit als „der erste lutherische Geistliche im Amt Gieboldehausen“ anzusehen ist.20 Im Jahr 1559 baten die Pfarrer der Amtsdörfer den Mainzer Erzbischof, das Abendmahl in beiderlei Gestalt austeilen zu dürfen. Der Gandersheimer Kanoniker und Gieboldehäuser P. Fricke Eyckemeyer (amt. 1527–1567) gab an, dass Ostern 1559 nur die Hälfte der Gemeinde zur Kommunion erschienen sei; der Kaplan Johannes Strinz sei zur luth. Lehre gewechselt.21 Insgesamt ist davon auszugehen, dass sich die Reformation in den 1560er Jahren in den Dörfern des nördlichen Eichsfelds weitgehend durchgesetzt hatte. Nachdem P. Eyckemeyer 1567 gestorben war, übernahm mit P. Michael Herwigk (amt. 1567–1575) ein luth., verheirateter Geistlicher das Pfarramt an der Gieboldehäuser Laurentiuskirche. In den 1570er Jahren jedoch setzten die gegenreformatorischen Bemühungen des Mainzer Ebf. Daniel Brendel von Homburg (amt. 1555–1582) ein. P. Herwigk wurde entlassen und durch den Jesuiten Michael Weinreich (amt. 1575–1577) ersetzt. Bis Ende des 16. Jh. scheint der Großteil der Bevölkerung allerdings luth. geblieben zu sein. Erst in den ersten Jahren des 17. Jh. wurde die Gegenreformation entschiedener durchgesetzt; Priester sollten ev. Gemeindegliedern Taufen, Trauungen sowie Beerdigungen verweigern und der Besuch ev. Gottesdienste im benachbarten Fsm. Grubenhagen wurde unter Strafe gestellt. Bei der Visitation 1605 wurden alle Einwohner der Ämter Lindau und Gieboldehausen aufgefordert, wieder den kath. Glauben anzunehmen oder auszuwandern. „In Gieboldehausen selbst gab es nach der offiziellen Statistik vom Juni 1605 nur noch fünf unbelehrbare Protestanten gegenüber 139 Bekehrten“.22 Zudem blieb die in Gieboldehausen ansässige Familie von Minnigerode lutherisch.
Nach Aufhebung des Erzstifts Mainz im Jahre 1803 entstand in Gieboldehausen allmählich wieder eine ev. Gemeinde, nicht zuletzt dadurch, dass die hannoversche Regierung die Amtsverwaltung zum Teil mit ev. Beamten besetzte.23 Im Jahr 1845 zählte die ev. Gemeinde knapp 100 Gemeindeglieder. Pläne, Gieboldehausen und mehrere Nachbardörfer in die Gemeinde Wollershausen einzupfarren, stießen auf Ablehnung wegen der langen Wege zu Schule und Kirche in Wollershausen. Für die Gründung eines eigenen Kirchspiels und den Unterhalt eines eigenen Pastors allerdings war die Gemeinde nach Einschätzung des Amtmanns Wilhelm Wulbrand Bock von Wülfingen (amt. 1853–1859) zu klein. Im Jahr 1854 bekam Gieboldehausen einen ev. Lehrer24 und das Konsistorium pfarrte den Ort zusammen mit Germershausen, Rhumspringe, Rollshausen und Rüdershausen nach Duderstadt ein. Der dortige Pastor musste nun viermal im Jahr einen Abendmahlsgottesdienst in Gieboldehausen halten, zu dem sich die Gemeinde zunächst im Schulraum, seit 1857 im großen Amtszimmer des Amtshauses und seit 1859/60 im Betsaal des Barkefeldschen Hofs versammelte, den die Gemeinde als Pfarr- und Schulhaus erworben hatte. Einen Antrag der Gemeinde auf Gründung einer eigenständigen Kirchengemeinde lehnte das Konsistorium 1860 ab. Stattdessen richtete es 1861 für die ev. Einwohner von Bernshausen, Bilshausen, Germershausen, Gieboldehausen, Rhumspringe, Rollshausen, Rüdershausen und Wollbrandshausen die KapG Gieboldehausen ein, die als Filialgemeinde dem Pastor von Wollershausen unterstand. Mit P. Wilhelm Parisius (amt. 1861–1865) erhielt die KapG Gieboldehausen ihren ersten Pastor, der gleichzeitig auch das Lehreramt übernahm. 1861/62 legte die Gemeinde zudem einen ev. Friedhof an.

Kirche, Blick zum Altar, um 1953

Kirche, Blick zum Altar, um 1953, aus dem Fotoalbum „Die Kirchen des Kirchenkreises Herzberg“, um 1953, Geschenk der Pastoren des KK Herzberg an LSup. Franz Wiebe

Nach Plänen des hannoverschen Konsistorialbaumeisters Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) ließ die Gemeinde 1876/77 das neugotische Kirchengebäude errichten. Am 15. Juli 1877 feierte die Gemeinde die Einweihung ihrer Kirche; gleichzeitig erhob das Konsistorium die KapG zur KG, allein Rhumspringe und Rüdershausen verblieben bei der KG Wollershausen. 1894/95 folgte der Bau eines neuen Pfarrhauses mit Schulsaal, 1905 der Bau einer Schule. Der Gustav-Adolf-Verein hatte den Aufbau der ev. Gemeinde Gieboldehausen zwischen 1854 und 1905 mit insgesamt 80.000 Mark unterstützt.25 Um 1900 zählte die ev. Gemeinde Gieboldehausen etwa 220 Gemeindeglieder. Noch bis 1898 war die Pfarr- mit der Lehrerstelle verbunden und die Pastoren „waren in erster Linie Lehrer und erst in zweiter Linie Prediger und Seelsorger ihrer Gemeinde“.26 Von 1898 bis zur Eröffnung der neuen Gemeinschaftsschule 1938 war der jeweilige ev. Lehrer gleichzeitig Organist. Ab 1922 war der Pastor von Gieboldehausen auch für die ehemalige Muttergemeinde Wollershausen zuständig.
Gieboldehausen blieb auch in den 1930er Jahren eine ausgesprochene Diasporagemeinde, die 310 Gemeindeglieder unter rund 5.100 Katholiken zählte (1939).27 In den Unterlagen zur Visitation 1942 notierte P. Ewald Flemming (amt. 1927–1958), das Verhältnis zwischen den kath. Gemeinden und der ev. habe sich während des vergangenen Jahrzehnts „wesentlich gebessert“.28 P. Flemming war ab 1933 Mitglied der NSDAP und gehörte kirchenpolitisch von 1933 bis 1935 zu den DC, bevor er 1938 in die Hannoversche Bekenntnisgemeinschaft eintrat, wie er rückblickend im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab (ausgefüllt 1950).29 Im Bericht zur Visitation in Wollershausen im Jahr 1939 schrieb der Herzberger Sup. Friedrich Spanuth (amt. 1937–1953), P. Flemmings „Vorträge im Kirchenkreise im Zusammenhang mit dem Kirchenkampf und zur Abwehr des Einbruchs Deutscher Christen haben ihm zwar ein durch die Amnestie niedergeschlagenes Verfahren eingebracht, haben aber unseren Gemeinden einen guten Dienst geleistet“.30 Drei der vier im Sommer 1933 gewählten Mitglieder des KV hätten dem Gremium schon vorher angehört, er habe „sich gut bewährt“.31 Zusammenfassend schrieb P. Flemming über die Gemeinde während der NS-Zeit: „Das innerkirchl[iche] Leben ist durch den Kirchenkampf und Krieg gestärkt und durch die Flüchtlinge erfreul[ich] belebt“.32
Mit dem Zuzug Geflüchteter war die Bevölkerungszahl in der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg stark angestiegen. Mehr als ein Drittel der Geflüchteten war evangelisch, wodurch die Zahl der Gemeindeglieder sich verfünffachte und 1947 bei rund. 1.500 lag.33 In der Gemeinde Wollershausen war seit 1946 ein Ostgeistlicher tätig. Für Bilshausen gründete das LKA Hannover 1949 eine KapG und 1951 erhielt die dortige Gemeinde ein eigenes Gotteshaus (Bartningsche Notkirche). Seit 1952 hielt P. Flemming sonntägliche Gottesdienste in Gieboldehausen und Bilshausen sowie monatliche Gottesdienste in den Außendörfern Bernshausen, Rollshausen und Wollbrandshausen.34 Die Kirche in Gieboldehausen erhielt bei der Wiedereinweihung nach der Renovierung 1956 den Namen „Gustav-Adolf-Kirche“.35
Ende der 1950er Jahre war die Zahl der Gemeindeglieder wieder deutlich zurückgegangen und lag 1958 bei etwa 875. 1960 kam es zu parochialen Umstrukturierungen in der Region: Die KapG Bilshausen wurde zur KG erhoben und schied aus dem Kirchspiel aus; gleichzeitig stellte das Landeskirchenamt eine pfarramtliche Verbindung zwischen Gieboldehausen und der verkleinerten KG Wollershausen her, das Rhumspringe und Rüdershausen an die KG Hilkerode abgegeben hatte.36 Die beiden verbundenen Gemeinden hatten 1964 insgesamt 1.150 Gemeindeglieder.
1976 hielt der Sup. des KK Herzberg in seinem Bericht über die Visitation fest, dass in der KG Gieboldehausen „geistliches Leben in weitaus stärkerem Maße vorhanden ist als in den ‚Normalgemeinden‘“ und führte dies nicht zuletzt auf die Diasporasituation zurück: „Das Gegenüber zur röm.-kath. Kirche trägt ganz sicher dazu bei, daß viele Gemeindeglieder sich ihres evangelisch-lutherischen Glaubens bewußter sind als anderswo.“37 Anlässlich des Bundestreffens der Eichsfelder Vereine feierten die ev. und die kath. KG erstmals einen ökumenischen Gottesdienst; Anfang der 1980er Jahre luden beide Gemeinden zu ökumenischen Passionsgottesdiensten ein.38
Im Jahr 1986 gründete sich der Kirchenchor Gieboldehausen-Wollershausen; ebenfalls in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begann die Pfadfinderarbeit in den beiden pfarramtlich verbundenen Gemeinden. 1997 konnte die KG Gieboldehausen ihr neues Gemeindehaus einweihen („Regenbogenhaus“). 2001 zählte sie rund 1.265 Gemeindeglieder, die KG war nicht zuletzt aufgrund des Zuzugs von Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion gewachsen.39 Die kirchliche Gemeindearbeit in Gieboldehausen und Wollershausen wird von der 2005 gegründeten gemeinnützigen Johanna-Zielke-Stiftung unterstützt.40 Seit 2012 finden in der Gieboldehäuser Kirche von September bis März einmal im Monat illuminierte Gottesdienste statt, bei denen Beleuchtung in den liturgischen Farben des Kirchenjahres den Verlauf des Gottesdienstes oder die Lesungen untermalen.41 Die KG Gieboldehausen gehört zur Region Eichsfeld im KK Harzer Land. Seit Januar 2024 ist die Gemeinde Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Eichsfeld“.42

Umfang

Gieboldehausen sowie Bernshausen, ehemalige Domäne Elbingen (seit 1936)43, Germershausen, Rollshausen und Wollbrandshausen. Bis 1960 auch Bilshausen (seit 1949 KapG, ab 1960 KG).44 Zur von 1861 bis 1877 bestehenden KapG Gieboldehausen zählten bis 1874 zudem Rhumspringe und Rüdershausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (sedes Seeburg) der Erzdiözese Mainz.45 – Mit Errichtung der eigenständigen KG im Jahr 1877 zur Insp. Herzberg (1924: KK). Seit 1. Januar 2013 KK Harzer Land.46

Kirchenbau

Neugotische, dreischiffige Basilika mit Querhaus, dreiseitig geschlossenem Chor und kleinen Anbauten an Nord- und Südseite des Chors, Länge etwa 20 Meter, Breite etwa 10 Meter, erbaut 1876/77 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase).47 Satteldächer, West- und Querhausgiebel bekrönt mit Kreuz; niedrige Seitenschiffe mit Pultdächern. Mauerwerk aus rötlichen Sandsteinquadern. An den Längsseiten Strebepfeiler und -bögen, am Chor Strebepfeiler. An den Längsseiten je drei breite Spitzbogenfenster im Obergaden, je drei schmalere Spitzbogenfenster an den Seitenschiffen; an den Stirnseiten des Querhauses große, dreibahnige Spitzbogenfenster mit Rosette, im Giebeldreieck Blendrosette mit Vierpass; am Chor drei zweibahnige Spitzbogenfenster. Im Innern Kreuzrippengewölbe, spitzbogige Arkaden zwischen Mittel- und Seitenschiffen, Westempore. 1956 Renovierung und Umgestaltung des Altarraums. 1969 Renovierung (u. a. Sanierung Sandstein; schlichte Neuausmalung, dabei geometrische Blütenmuster im Chorraum übermalt).

Fenster

Ornamental verzierte Buntglasfenster im Chor und in den Seitenschiffen.

Turm

Querrechteckiger Vierungsturm mit Walmdach und vierseitigem, verschiefertem Dachreiter, bekrönt mit Kugel und Kreuz, verziert mit vier kleinen Dachgauben. Spitzbogige Schallöffnungen, nach Osten und Westen gekuppelt mit Teilungssäulchen. Vor dem Westgiebel runder Treppenturm mit zwei spitzbogigen Fenstern und Rechteckportal nach Westen.

Ausstattung

Schlichter Blockaltar (1956), gemauerter Stipes, Sandsteinmensa; dahinter neoromanisches hölzernes Kruzifix mit gemaltem Corpus (zweite Hälfte 19. Jh.). – Hölzerne Kanzel (um 1891, Hermann Schaper, Hannover), an den Wandungen des Kanzelkorbs Gemälde der vier Evangelisten, Öl auf Blech, freigelegt 1987. – Achteckiger Taufstein (1906), Sandstein, Rand des Beckens mit Blattfries, Wandungen des Beckens mit Dreipassbögen; Stiftung des Gustav-Adolf-Vereins Eisdorf. – Gemälde „Christus mit Dornenkrone“ (Minna Pfüller, Berlin), Geschenk der Ksn. Auguste († 1890) zur Einweihung der Kirche, ursprünglich als Altarbild gedacht; 1987 wieder aufgefunden, restauriert und im Chorraum angebracht. – Gemälde „Heilige Familie“ (17./18. Jh.), 1987 restauriert und im Chorraum angebracht. – Lutherrose (20. Jh., Töpfer Häusele, Bad Lauterberg).

Orgel

Instrument erbaut 1879 von Louis Krell (Duderstadt), 12 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Zinnerne Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). 1956 klanglicher Umbau, Paul Ott (Göttingen), 12 II/P. 1979 Instandsetzung, Albrecht Frerichs (Göttingen), 12 II/P. 1993 Restaurierung, ausgeführt von Franz Rietzsch (Hemmingen), 13 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (bei Wiederherstellung der ursprünglichen Disposition wurde ein 1956 eingebautes Register beibehalten). Denkmalorgel.

Geläut

Zwei LG, I: f’, Inschrift u. a.: „Gegossen den 3. September 1873 aus franzoesischen Kanonen, erobert im Kriege 1870/71 und geschenkt von S[eine]r. Majestaet Kaiser Wilhelm I. der evang.-luth. Gemeine zu Gieboldehausen“; II: a’, Inschrift u. a.: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (beide Bronze, Gj. 1873, Carl Friedrich Ulrich, Apolda), beide Glocken waren ein Geschenk Ks. Wilhelms I. (amt. 1871–1888); nach Brand der Servatiuskirche in Duderstadt 1915 kleine Glocke dorthin verliehen, 1923 zurückgegeben; große Glocke 1942 an die KG Berka ausgeliehen und 1947 zurückgegeben.48

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1894/95, ersetzte das alte, baufällige Pfarr- und Schulhaus). – Gemeindehaus „Regenbogenhaus“ (Bj. 1996/97).

Friedhof

Ev. Friedhof südöstlich des historischen Ortskerns (Dechant-Rexhausen-Straße 2), Eigentum der KG, angelegt 1861/62, erweitert 1874.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1567–1575 Michael Herwigk. – 1634/35 Andreas Schwachheim. – 1861–1865 Wilhelm Heinrich August Philipp Parisius. – 1865–1871 Friedrich Wilhelm Adolf Otto Rösebeck. – 1871–1872 Friedrich Otto Theodor Giesecke. – 1873–1880 Heinrich Friedrich Wilhelm Dietrich Erythropel. – 1881–1889 Heinrich Gustav Wrede. – 1890–1898 Johann Heinrich Eduard Riethmann. – 1898–1903 Jakob Pankratius Karl Badenhop. – 1903–1919 Georg Christian Wilhelm Glade. – 1920–1926 Ernst Klaus Friedrich Eberhard Schüler. – 1927–1958 Bernhard Otto Gustav Ewald Flemming.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 313

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 496 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2679–2688 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 780Digitalisat (Visitationen); D 24 (Gustav-Adolf-Werk); D 98 (EphA Herzberg); S 09 rep Nr. 1096 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7970 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1861
Trauungen: ab 1861
Begräbnisse: ab 1861
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1876

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 34–36; Kirchen KK Herzberg, S. 48–49; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 159–160; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Duderstadt, S. 244–251; Meyer, Pastoren I, S. 313; Opfermann, Eichsfeld, S. 140 und S. 169.

B: Festschrift zur 100-Jahr-Feier (100 Jahre Gustav-Adolf-Kirche in Gieboldehausen) [1977]; Josef Koch: Gieboldehausen. Geschichtsbilder aus einer Fleckengemeinde, Duderstadt 1958; Sabine Wehking: Die Geschichte des Amtes Gieboldehausen, Duderstadt 1995; Sabine Wehking & Gerhard Rexhausen (Hg.): Die Chronik des Fleckens Gieboldehausen 1003–2003, Duderstadt 2003; Sabine Wehking: Kirchengeschichte auf dem Dorf. Reformation und Gegenreformation im Amt Gieboldehausen, in: Göttinger Jahrbuch 61 (2013), S. 49–65; Johann Wolf: Denkwürdigkeiten des Marktfleckens Gieboldehausen, Göttingen 1813 [online].

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Innenraum Kirche.


Fußnoten

  1. MGH DD H II 50 [Digitalisat]. Vgl. auch Wehking, Geschichte, S. 12 f.; Wehking & Rexhausen, S. 42 f.; Casemir/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 159 f.
  2. UB Eichsfeld, Nr. 380; vgl. dazu Wehking, Geschichte, S. 15 ff.; Wehking & Rexhausen, S. 43 f. Zum archäologischen Befund ebd., S. 33 f.
  3. Zum Folgenden: Wehking, Geschichte, S. 18 ff.
  4. Zu den welfischen Erbteilungen vgl. Pischke, Landesteilungen. Für einen knappen Überblick zur Geschichte des Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Grubenhagen, S. 143 ff., zum Territorium ebd., S. 151 ff., zum Namen ebd., S. 161 ff.
  5. Wehking, Geschichte, S. 21 ff.
  6. Wehking, Geschichte, S. 26 ff.
  7. Wehking & Rexhausen, S. 46.
  8. Digitalisat: http://digital.slub-dresden.de/id404350887/593, 27.01.2022.
  9. Wehking, Geschichte, S. 188.
  10. Zum Folgenden: Wehking & Rexhausen, S. 231 ff. Vgl. auch Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 265, S. 275, S. 280 f. und S. 283 f.
  11. Papst Marinus I. amtierte von 882 bis 884, Papst Marinus II. von 942 bis 946.
  12. UB Eichsfeld, Nr. 427.
  13. UB Eichsfeld, Nr. 490; Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 397.
  14. UB Eichsfeld, Nr. 664; Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 488.
  15. Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 402 f.
  16. Bilke: Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 409; Bodeker: Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 491.
  17. Bertoldi: Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 417; Holenberg: Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 492 f.
  18. Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 497.
  19. Zum Folgenden: Wehking, Geschichte, S. 74 ff.; Wehking, Kirchengeschichte, S. 50 ff.; Koch, S. 61 ff.
  20. Wehking, Kirchengeschichte, S. 52.
  21. Goetting, Bistum Hildesheim 1, S. 438; Wehking, Kirchengeschichte, S. 52; Festschrift, S. 11 f. Zur Kaplanei: Koch, S. 80 ff.
  22. Wehking, Kirchengeschichte, S. 62; die Zahlen sind auf Familienoberhäupter zu beziehen, vgl. Koch, S. 63. In den Dörfern Rhumspringe und Rüdershausen hingegen waren noch alle Einwohner evangelisch; sie wurden daher am 13. Juni 1605 einzeln vernommen und vor die Wahl gestellt, „unverzüglich zum katholischen Glauben zurückzukehren oder aber das mainzische Territorium zu verlassen“ (ebd.). Ob und wie viele Protestanten auswanderten, ist nicht bekannt (ebd., S. 64).
  23. Zum Folgenden und zur Entwicklung der ev. Gemeinde insgesamt: Wehking & Rexhausen, S. 244 ff.; Festschrift, S. 14 ff.; Koch, S. 82.
  24. Zur Geschichte der ev. Schule vgl. Wehking & Rexhausen, S. 255 ff.
  25. Festschrift, S. 19.
  26. Festschrift, S. 17.
  27. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 19.
  28. LkAH, L 5c, unverz., Gieboldehausen, Visitation 1942.
  29. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 19.
  30. LkAH, L 5c, unverz., Wollershausen, Visitation 1939.
  31. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 19.
  32. LkAH, S 1 H III Nr. 416, Bl. 19v.
  33. Festschrift, S. 24.
  34. Gemeindebuch KK Herzberg, S. 36.
  35. Wehking & Rexhausen, S. 250.
  36. KABl. 1960, S. 63.
  37. LkAH, L 5c, unverz., Gieboldehausen, Visitation 1976 [in Mantelbogen 1970].
  38. LkAH, L 5c, unverz., Gieboldehausen, Visitationen 1976 [in Mantelbogen 1970] und 1982.
  39. Wehking & Rexhausen, S. 249.
  40. Johanna Zielke (1914–2004), Ehefrau von P. Karl Zielke (amt. 1963–1978), verfügte testamentarisch, dass ihr Vermögen in eine Stiftung eingebracht werde. Zum Stiftungszweck bestimmte sie die „Förderung der Gemeindearbeit in den beiden evangelischen Kirchengemeinden Gieboldehausen und Wollershausen […] insbesondere die Förderung der Kirchenmusik, die Förderung der kirchlichen Jugend- und Erwachsenenarbeit, sowie Beihilfe für Menschen in sozialen Notlagen“, siehe https://www.kirche-wollershausen.de/johanna-zielke-stiftung/johanna_zielke, 26.01.2022.
  41. Siehe https://www.kirche-gieboldehausen.de/unsere_kirche/illumination, 31.01.2022.
  42. KABl. [in Vorbereitung].
  43. KABl. 1936, S. 138.
  44. KABl. 1960, S. 63.
  45. Kayser, Registrum II, S. 279.
  46. KABl. 2012, S. 344 f.
  47. Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/g-l/gieboldehausen_kirche.htm, 29.04.2022.
  48. LkAH S 1 H III Nr. 416, Bl. 19v.