Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Rhauderfehn | Patrozinium: Andreas (seit 1999) | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

1762 gründeten Heuerleute aus Bagband auf einem früheren Besitz des Prämonstratenserinnenklosters Barthe die Moorkolonie Firrel, die – ebenso wie das 1802 gegründete Schwerinsdorf – auf Grund alter Beziehungen des Klosters zu Hesel in die dortigen KG eingepfarrt wurde. Die 1822 gegründete Kolonie Neufirrel (zunächst als Bietzerfehn bezeichnet) gehörte zur KG Remels. Ein Antrag auf Umpfarrung von Firrel nach Bagband wurde 1766 abschlägig beschieden. Allerdings erhielt die Kolonie 1769 eine eigene Schule, desgleichen 1815 Schwerinsdorf und 1830 Neufirrel. 1850 lehnte das Konsistorium auch den Antrag auf Abhaltung regelmäßiger Sonntags-GD in der Firreler Schule ab. Erst fast 50 Jahre später, am 5. April 1899, wurde aus den Schulgemeinden Firrel, Schwerinsdorf und Neufirrel eine selbständige KG gebildet, die vorläufig mit Hesel pfarramtlich verbunden blieb.1 Sie umfasste bei ihrer Gründung rund 940 Gemeindeglieder. Erster P. wurde Albert Meyer (bis 1900). Für die GD wurden die drei Schulgebäude genutzt.

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1957, Grafik

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1957, Grafik

Da die Pfarrstelle zunächst nur als Pfarrkollaboratur dotiert war, kam es in den ersten Jahren zu einem häufigen Wechsel der Stelleninhaber. Bemühungen des KV um die Schaffung einer regulären Stelle scheiterten an der Finanzierung. Nach einer Neuregelung der Pfarrbesoldung bezog der Hilfsgeistliche nach Abschluss des fünften Dienstjahres das volle Gehalt, so dass auch ein längerfristiges Engagement möglich wurde. Zum 1. April 1950 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Hesel gelöst und bei gleichzeitiger Aufhebung der ständigen Pfarrkollaboratur eine feste Pfarrstelle errichtet.2
Von 1931 bis 1946 war Ludwig Heinemeyer P. in Firrel. Er gehörte zunächst den DC an, wandte sich aber nach der Sportpalastkundgebung 1933 von ihr ab und trat der BK bei. Der in seiner Amtszeit erbaute Konfirmandensaal (Gemeindesaal) wurde zu einem Zentrum der Jugendarbeit, gegen Kriegsende kurzzeitig von der Kreisleitung der NSDAP beschlagnahmt, dann aber zurückgegeben.
Kirchengebäude und Pfarrhaus bilden einen gemeinsamen Baukörper. Beide wurden 1906/07 in der Amtszeit von P. Johann Heinrich Meints nach einem Entwurf des Ministeriums (Bauleitung: Architekt Hedemann, Emden) errichtet und am 26. Mai 1907 eingeweiht. Zwischen 1960 und 1962 erhielt die Kirche einen Glockenturm (Architekt: Jann Peters, Firrel). 1989/90 wurde das Gemeindehaus um einen großen Saal erweitert (Architekt: Bernd Hillrichs, Leer-Loga) und 2009 durch ein „Forum“ als Raum für Begegnungen und Gespräche gleichfalls mit dem Kirchenbau verbunden.

Umfang

Firrel, Neufirrel und Schwerinsdorf.

Aufsichtsbezirk

Bei Gründung zur Insp. (1924: KK) Leer. 1. Januar 2013 in den KK Rhauderfehn umgegliedert.3

Kirchenbau
Kirche, Blick zur Orgel, vor 1971

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1971

Saalbau aus rotem Ziegelverblendmauerwerk mit eingezogenem, gerade geschlossenem Altarraum (1906/07). Der Innenraum wurde 1954 durch den Kirchenmaler Hermann Oetken (Delmenhorst) neu gestaltet. 1984 weitgehend auf den Zustand von 1907 zurückgeführt.

Fenster

In der Altarwand zwei Fenster mit Darstellung der zwölf Apostel (Pfingstwunder, Apg 2,1–4), von Hermann Oetken (1954).

Turm

Rechteckiger Westturm mit Satteldach (1960–62); darauf eine pyramidenförmige Spitze mit Kupfereindeckung; Kugel und Schwan als Bekrönung (1998).

Ausstattung

Auf dem 1985 neu aufgemauerten Blockaltar befindet sich ein neugotischer Altaraufsatz von Arend Trauernicht nach dem Vorbild eines Altars aus Hermannsburg mit einer Kopie des Abendmahls von Leonardo da Vinci und einem geschnitzten Kruzifix (1907). – Hölzerne Kanzel (1907), auf den Brüstungsfeldern Worte aus dem Johannesevangelium. – Farbig gefasster, achtseitiger Taufstein mit silberner Taufschale (1907). – Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege (H. Oetken, 1953).

Orgel, nach 1971

Orgel, nach 1971

Orgel

Anstelle eines zunächst genutzten Harmoniums beschaffte die KG im März 1910 eine Multiplexorgel der Firma Faber & Greve (Salzhemmendorf). Das wenig taugliche Instrument wurde bereits 1940 abgerissen und durch einen Neubau der Firma Ludwig Rohlfing (Osnabrück) ersetzt; 8 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1971 weiterer Neubau durch Firma Vierdag Orgelbouw (Enschede, NL), 11 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2002 Instandsetzung und Umbau durch Harm Dieder Kirschner (Weener).

Geläut

Vier LG, I: es’; II: f’; III: as’ (alle Bronze, Gj. 1962, Gebrüder Bachert, Bad Friedrichshall-Kochendorf); IV: des’’ (Bronze, Gj. 1834, Fremy & van Bergen, Stiekelkamperfehn, ehemalige Schulglocke, Geschenk der politischen Gemeinde Firrel). Einweihung des Geläuts am 18. April 1962.

Friedhof

An der Westerender Straße. 1803 angelegt. In Trägerschaft der Samtgemeinde Hesel.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1899–1900 Albert Meyer. – 1900–1903 Johann Friedrich Taaks. – 1903–1910 Johann Heinrich Meints. – 1910–1912 Wilhelm Hermann Wübbena. – 1912–1920 Johann Eberhard Kramer. – 1920–1922 Franz Heinrich Johannes Herkens. – 1922–1925 Heinrich Alfred Nicolaus Anton Linnemann. – 1925–1928 Marten Bohlen. – 1928–1931 Johann Heinrich Winfried Riese. – 1931– Ludwig Theodor Karl Julius Heinemeier.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 286–287

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 564 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2460 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 134Digitalisat(CB); A 12 d Nr. 419Digitalisat(GSuptur. Aurich); S 81 (EphA Leer).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1899
Trauungen: ab 1899
Begräbnisse: ab 1899
Kommunikanten: ab 1899
Konfirmationen: ab 1899

Früher siehe Hesel und Remels.

Literatur

A: Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 64.
B: Gottfried Kirsch: Festschrift zum 50jährigen Bestehen der ev.-luth. Kirche in Firrel, Firrel 1957; Gottfried Kirsch: Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Evangelisch-luth. Kirche in Firrel, [Firrel] 1982; Bernhard Berends (Hg.): Danke. 100 Jahre Evangelisch-luth. KG Firrel 1899–1999, o. O. 1999; Paul Weßels: Hesel: „wüste Fläche, dürre Wildnis und magere Heidepflanzen“. Der Weg eines Bauernortes in die Moderne, Weener 1998, bes. S. 333–334.


Fußnoten

  1. KABl. 1899, S. 19. Zunächst als „Tochtergemeinde“ bezeichnet erhielt die KG mit Verfügung des Landeskirchenamtes vom 11. Mai 1944 die Bezeichnung „verbundene Muttergemeinde“, vgl. KABl. 1944, S. 31 f.
  2. KABl. 1950, S. 25.
  3. KABl. 2013, S. 31.