Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Christus (seit 1991)1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

1149 bestätigte Bf. Bernhard von Hildesheim dem Kloster Lamspringe den Besitz von zehn Hufen in Evensen (urkundlich Ersterwähnung).2 Zu den Grundherren gehörten seit dem 14. Jh. auch die von Steinberg. Die Landesherrschaft lag beim Hochstift Hildesheim (ab Ende des 16. Jh. zum Amt Winzenburg, 1828 Amt Bilderlahe, 1836 Amt Alfeld). – Seit 1974 Ortsteil der Gemeinde Sehlem.

Kirche, Ansicht von Südosten, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Kirche, Ansicht von Südosten, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Evensen hatte schon im 12. Jh. eine eigene Kirche, die als Filial der Kirche in Süd-Ilde (Groß Ilde) dem Patronat des Klosters Lamspringe unterstellt war.3 1468 ist Rudolf von Bergen, als Pfarrer von Evensen belegt.4
Wohl im Zuge der Reformation (1542 Visitation des Gerichts Winzenburg) wurde die Bindung zu Lamspringe gelöst. Die Gemeinde galt noch 1544 als „mehr papistisch dan evangelisch“.5 Sie war von 1542 bis 1568 mater combinata von Groß Ilde, ab 1568 von Salzdetfurth (wohl mit Unterbrechungen), 1614 bis 1620 von Lamspringe, um 15866 und nach 1620 bis 1742 wieder von Groß Ilde sowie von 1743 bis 1896 der damals braunschweigischen KG Bodenburg. Seit 1896 war die Pfarrstelle dem jeweiligen P. in Sehlem übertragen. Mit dem 1. Oktober 1929 wurde die Pfarrstelle aufgehoben und die KG Evensen mit Sehlem pfarramtlich verbunden.7 Am 1. Juli 2007 wurden die KG Breinum, Evensen und Sehlem zur Ev.-luth. Trinitatis-KG in Sehlem vereinigt.8
Eine Schule bestand in Evensen seit dem 17. Jh. 1677 wird ein Lehrer erstmals namentlich genannt. Das Schulhaus wurde 1719 und 1891/91 neu errichtet. 1964 wurde die Schule geschlossen.

Umfang

Das Dorf Evensen.

Aufsichtsbezirk
Kirche, Blick zum Kanzelaltar, um 1960, bzw. vor 1958

Kirche, Blick zum Kanzelaltar, um 1960, bzw. vor 1958

Archidiakonat Adenstedt der Diözese Hildesheim. – Bei der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 kam Evensen zur Insp. Alfeld, 1569 zur Suptur. (Insp.) Lamspringe/Groß Freden der Generaldiözese Alfeld (bis 1659), nachher wieder zur Insp. Alfeld. 1833 wurde es in die neu errichtete Insp. Bockenem umgegliedert, 1869 in die Insp. Breinum (ab 1872 Wrisbergholzen) und mit Aufhebung des KK Wrisbergholzen am 1. April 1941 in den KK Alfeld (nach Zusammenschluss mit dem KK Hildesheimer Land seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld).

Patronat

Um 1178 das Kloster Lamspringe, noch 15429; danach der Landesherr. 1643 wurde das Patronat den Herren von Steinberg zuerkannt, die dort in vorref. Zeit eine Vikarie unterhalten hatten.10 In ihrer Rechtsnachfolge die von Cramm (1911–1929). 1929 aufgehoben

Kirchenbau

Der mittelalterliche Bau wird um 1578 bereits als verfallen bezeichnet. Auf Veranlassung des Lamspringer Propstes Jonas Burchtorff (Wappen über dem Portal) wurde die Kirche um 1600, wohl unter Verwendung älterer Mauerteile, als kleiner Saalbau mit 5/8-Schluss neu errichtet. Als Baumaterial diente grauer Kalkbruchstein aus der Evenser Feldmark. An der Südwand ein zweigeschossiger Eingangsvorbau mit Emporentreppe. Renovierungen 1839–49 und 1956–58.

Turm

Auf dem Westende des Schiffs ein achtseitiger, verschieferter Dachreiter mit Laterne und geschweifter Haube, 1920 nach Blitzschlag renoviert. Bekrönung: Kugel und Wetterfahne (datiert 1865).

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Ausstattung

Gemauerter Blockaltar, Altarrückwand in Rokokoformen; 1958 aus Teilen eines früheren Kanzelaltars neu zusammengestellt (später verändert: Kruzifix im Mittelfeld durch eine Figur des auferstandenen Christus mit Siegesfahne ersetzt). Der Kanzelkorb aus dem 18. Jh. wurde an der Nordseite der Kirche frei aufgestellt. – Hölzerner Taufständer (erste Hälfte 19. Jh.). Torso eines Taufengels (wohl Mitte 18. Jh.), 1929 auf dem Dachboden der Kirche, 1998 wiederentdeckt. Unrestauriert (Stand 2006).11 – Messingkronleuchter (1667).

Orgel

Eine 1843 durch Heinrich Schaper (Alfeld)12 errichtete Orgel (die erste in Evensen) wurde 1928/29 durch einen Neubau der Firma P. Furtwängler & Hammer (Hannover) ersetzt; 7 I/P, pneumatische Traktur, Taschenladen. 1995/96 Generalreinigung und Überholung durch die Firma Emil Hammer (Hemmingen).

Geläut

Eine LG in cis’’ (Bronze, Gj. 1766, M. Johann Dietrich Ziegener, Hannover13). – Früherer Bestand: 1652 neue LG von Jürgen Schrader (Goslar); Verbleib unbekannt.

Friedhof

Früher auf dem Kirchhof, jetzt am Ostrand des Dorfes. Einweihung des neuen Friedhofs 1859.14 In Trägerschaft der KG.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 10255–10259 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 939 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2366–2374 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 675Digitalisat, 676Digitalisat, 677Digitalisat, 678Digitalisat (Visitationen); D 43 (EphA Alfeld).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1648
Trauungen: ab 1648
Begräbnisse: ab 1648 (Lücken: 1743)
Kommunikanten: ab 1803 (Lücken: 1817–1841)
Konfirmationen: ab 1794 (Lücken: 1818–1828)

Mutterkirche Sehlem

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 242, Nr. 18; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 527–529; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 129–131.
B: 400 Jahre Kirche in Evensen 1600–2000, [Evensen 2000].

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Kein mittelalterliches Patrozinium bekannt. Vgl. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 141.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 253.
  3. Ahlhaus, Patronat, S. 22.
  4. Fiedeler, Kirche Meinersen, S. 103.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 222.
  6. Wolters, Kirchenvisitationen I, S. 236.
  7. KABl. 1929, S. 70 f.
  8. KABl. 2007, S. 178 f.
  9. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 222.
  10. LkAH, D 44 GenA 101.
  11. Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 242, Nr. 18.
  12. LkAH, D 43 Spec. Evensen 513.
  13. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 88.
  14. LkAH, D 43 Spec. Evensen 591.