Frühere Gemeinde | Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Rhauderfehn | Patrozinium: Sebastian und Vincenz | KO: Ostfriesische KO von 1716
Orts- und Kirchengeschichte
Das am Geestrand gelegene Dorf Breinermoor wird wohl als Brenom im 10. Jh. in einem Urbar der Abtei Werden erstmals erwähnt.1 Über seine Geschichte liegen bis ins Spätmittelalter nur wenige Angaben vor. In der ersten Hälfte des 18. Jh. entstanden in der Umgebung kleinere Moorkolonien. Die Verwaltung lag beim Amt Stickhausen, ab 1880 Amt Leer. – Seit 1973 ist Breinermoor Teil der Gemeinde Westoverledingen.
Ob – wie aufgrund einer Glockeninschrift von 1362 vermutet – schon im 14. Jh. ein eigenes Ksp. bestand, ist unsicher. Nach mündlicher Überlieferung gab es in Breinermoor jedenfalls zunächst nur eine Kapelle, in der ein Geistlicher aus Backemoor (wohl ein Vikar) gelegentlich Messen feierte. Ein Teil der Ortschaft gehörte auch später zur Parochie Backemoor. Vielleicht hatte sich, weil sich Breinermoor schon früher der Reformation zugewandt hatte, der altgläubige Teil der Kirche in Backemoor angeschlossen.2 Bis ins 19. Jh. führten beide Gemeinden eine gemeinsame Armenkasse.3
Die konfessionelle Ausrichtung unmittelbar nach Einführung der Reformation ist unklar. Breinermoor unterstand der Landesherrschaft der Gf. von Ostfriesland. Mit dem Erlass einer ref. KO durch Gf. Johann II. (1583) wurde förmlich das ref. Bekenntnis eingeführt, mit dem Übergang des Amts Stickhausen an den Gf. Edzard II. (1591) wurde das Dorf luth. Ein Pastor ist erstmals 1584 mit Johann Elling belegt.
Seit 1925 war die Pfarrstelle vakant und wurde von Backemoor aus betreut. Mit dem 1. Januar 1974 wurden die KG Breinermoor und Backemoor pfarramtlich verbunden4 und mit dem 1. Juni 2012 zur ev.-luth. Vincenz-KG Backemoor-Breinermoor vereinigt.5
Umfang
Die Dörfer Breinermoor und Nettelburg (mit dem Logaer Fährhaus), die Kolonie Breinermoorhausen, die Höfe Critzhörn, Hutjerei, Luchtenburg, Muhdeland und Tiakleger.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Friesland (Propstei Leer) der Diözese Münster. – Unterstand 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Aurich und ab 1643 unmittelbar dem dortigen Konsistorium. Bei der Neueinteilung der Insp. des Fsm. Ostfriesland 1766 kam Breinermoor zur Insp. des Amts Stickhausen (zur 6. luth. Insp.), später 5. luth. Insp. in Ostfriesland; ab 1924 KK Potshausen (1. September 1974 umbenannt in KK Rhauderfehn).6
Patronat
Genossenschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahl).
Kirchenbau
Die frühere Kirche, südlich des Dorfes auf dem jetzigen Friedhof gelegen, ist 1699 bezeugt. 1784 wurde sie abgebrochen und durch den Zimmermeister Christopher Arpkes am heutigen Standort ein Neubau (dreiachsige Einraumkirche aus Ziegelmauerwerk) errichtet. Teile der Ausstattung aus dem Vorgängerbau übernommen. Orgelempore im Westen. Verbrettertes Tonnengewölbe. Hölzerne Rundbogenfenster. 1979/81 Außen- und Innenrenovierung.
Turm
Westturm unter Satteldach. Kreuz und Wetterschwan als Bekrönung.7
Ausstattung
Über einem aus Ziegeln gemauerten Blockaltar mit aufgelegter Holzplatte ein Kanzelaltaraufbau mit einem noch aus der alten Kirche stammenden Kanzelkorb von 1686. Altarbild mit einer Darstellung des heiligen Abendmahls nach Leonardo da Vinci; darunter vier Evangelistenbilder (wohl 18. Jh.); darüber eine niederdeutsche Inschrift mit den Einsetzungsworten des Abendmahls. – Kronleuchter von 1751. – Gedenktafel zur Erinnerung an die Übergabe der Confessio Augustana (1831). – Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Orgel
Um 1874 Neubau auf der Westempore durch Gerd Sieben Janssen (Aurich), ursprünglich 9 I/P. 1905 Renovierung durch Johann Martin Schmid (Oldenburg). 1929 Umbau durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 8 I/P, mechanische Traktur (Pedal früher pneumatisch), Schleifladen (Pedal: Kegellade).
Geläut
Zwei LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1972, F. Otto, Bremen-Hemelingen); II: g’ (Bronze, Gj. 1901, Franz Schilling, Apolda; ursprünglicher Schlagton as’, um 1972 korrigiert). – Früherer Bestand: Die älteste bekannte Glocke (Sebastian) von 1362 wurde 1799 umgegossen; eine weitere Glocke stammte aus dem Jahr 1651. Beide wurden 1901 verkauft und bei Franz Schilling zwei neue Glocken in Auftrag gegeben, von denen die größere (f’) 1917 zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurde. Eine Ersatzglocke wurde erst 1972 beschafft.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarr- und Küsterhaus entstanden in ostfriesischer Bauweise (Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach). Das Pfarrhaus von 1825 wurde 1967 abgebrochen. – Eine mit der Kirche verbundene Schule bestand vermutlich schon vor dem Dreißigjährigen Krieg. 1675 wird ein Küsterschullehrer genannt. Das Schulgebäude wurde 1824 neu errichtet und 1910 um einen Anbau erweitert (1959 verkauft).
Liste der Pastoren (bis 1940)
1584 Johann Elling. – 1603 Johann Christophorus. – 16..–1616 Henrich Kaufmann. – 16..–1625 Johann Ruvius. – 16..–1627 Magister Johann Langius. – 1627–1636 Friedrich Abelius. – 1636–1679 Caspar Heesens. – 1680–1684 Henrich Eberus. – 1684–1699 Johann Schreiber. – 1699–1712 Christoph Adolph Oberländer. – 1713–1733 Meinhard Grünfeld. – 1734–1778 Johann Jakob Bühren. – 1778–1793 Hinrich Kortbrae. –1793–1826 Heinrich Hessenius. – 1826–1859 Wilhelm Eberhard Bracklo. – 1860–1885 Tielko Emmen Tilemann. – 1886–1925 Johann Jansen Geyken
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 123
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 6 Nr. 1118–1120 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 69 (CB); A 12 d Nr. 408(GSuptur. Aurich).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1700
Trauungen: ab 1729
Begräbnisse: ab 1713
Kommunikanten: ab 1793 (Summarisch 1723–1737)
Konfirmationen: ab 1797
Literatur
A: Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 79 f.; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 40; Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 47 f.
B: Hermann Aden: Aus der Kirchengeschichte der evangelisch-luth. Gemeinden Backemoor und Breinermoor, in: Erhard Schulte: Die Familien der KG Backemoor (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 11), Aurich 1978, S. 8–29; Erhard Schulte: Die Familien der KG Breinermoor (1700–1900) (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 10), Aurich 1977.