KapG der KG Burhafe | Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Nicht bekannt1| KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Südseite

Kirche und Glockenhaus von Süden, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Ort im Harlingerland, um 1730 zum Amt Wittmund, seit 1972 Ortsteil von Wittmund. – Die damals der Sendkirche in Wittmund unterstellte Kirche auf einer flachen Kirchenwarft im Ortszentrum wird auf die zweite Hälfte des 13. Jh. datiert. Im Stader Copiar wird sie 1420 erstmals erwähnt (Pledderszen dat IV. grossos).2 Der vor 1531 verstorbene Kirchherr Popke nahm das ev. Bekenntnis an. Die Pastorei wird 1587 erstmals erwähnt; ein neues Pastoreigebäude 1912 errichtet. Die Pfarrstelle war seit 1921 vakant und wurde meist von Asel, zeitweise auch von Burhafe aus versehen. Mit dem 1. Januar 1968 wurde die bisherige KG Blersum, die 1966 noch 520 Gemeindeglieder umfasste, in eine KapG umgewandelt und in den Verband der KG Burhafe eingegliedert. Die beiden Pfarrstellen wurden vereinigt.3

Umfang

Die Dörfer Blersum und Leepens und die Höfe Fahnhausen, Schlepershausen und Wackerwarfen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des bremischen Domscholasters (Sedes Wittmund). – Unterstand von 1631 bis 1643 dem luth. Coetus in Esens und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium in Aurich. Mit Erlass der ostfriesischen Insp.-Ordnung von 1766 zur 8. luth. Insp. mit Sitz in Wittmund (zwischen 1804 und 1818 geändert zu: 9. luth. Insp.), ab 1924 KK Wittmund (1. Januar 1974 mit dem KK Esens zum KK Harlingerland vereinigt).

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1964

Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1964

Spätromanische, rechteckige Saalkirche mit ungegliederten Backsteinwänden auf einem Granitquadersockel. Halbrunde Ostapsis (1250/70). Der obere Teil der Apsismauer wurde nach seinem Einsturz 1626 erneuert. 1648 wurde bei einem Unwetter der westliche Giebel zerstört und das Dach nach Westen hin abgewalmt. Das Schiff war ursprünglich in drei Jochen gewölbt, die 1698 aus statischen Gründen durch eine Balkendecke ersetzt wurden. 1714 erhielt auch der Altarraum eine Balkendecke, im Zuge einer umfassenden Renovierung 1961 eine flache Rundbogendecke. Ein Lettner zwischen Altarraum und Schiff wurde 1679 abgebrochen.

Turm

Nordöstlich, dicht vor der Apsis, ein niedriger frei stehender Glockenstuhl aus Ziegelmauerwerk (1689/91), der einen 1685 durch einen Sturm zerstörten hölzernen Glockenträger ersetzte.

Altarraum

Innenraum, Blick zum Altar, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Ausstattung

Massiver, gemauerter Blockaltar mit zwei ehemals ausgemalten Ziernischen in der Front4, Mensa mit Reliquiengrube. Altarretabel im Knorpelstil (dat. 1649), wohl von Meister Jakob Cröpelin (Esens); im Hauptgeschoß ein Abendmahlsrelief zwischen bauchigen, kannelierten Säulen, darüber die Kreuzigung (flankiert von den Figuren der Evangelisten Lukas und Johannes), Grablegung und der Auferstandene (Christus mit der Siegesfahne). – Einfacher Kanzelkorb mit Abbildung der vier Evangelisten (Mitte 18. Jh.); hölzerner Schalldeckel. – Taufstein des Bentheimer Typs auf vier Löwen (frühes 13. Jh.).

Innenraum, Orgel

Innenraum, Blick zur Orgel, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Orgel

Auf der Westempore. Eine Orgel (vermutlich die erste) wurde 1850 angeschafft.5 1890/91 führte Johann Martin Schmid (Oldenburg) einen Neubau aus; 7 I/P, mechanische Traktur, Kegelladen. 1999/2000 durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven) restauriert.

Geläut

Eine LG: fis’ (Bronze, Gj. 1832, H. Balster, Wittmund. Einzige erhaltene Glocke des Gießers, der von Haus aus Zimmermann war6. 2013 durch das Glockenschweißwerk Lachenmeyer restauriert).

Friedhof

Auf der Kirchenwarft. Eigentum der KapG.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1567–1587 Johann Renis. – 1587–1… Hero Ommen. – 1606–16.. Omme Eden. – Um 1629 Conradus Johannes. – Um 1639–16.. Magister Jakob Neubauer. – 16..–1673 Teodoricus Henrici Stadtlander. – 1673–1702 Jodokus Crudup. – 1703–1704 Johann Otto Pagencop. – 1704–1725 Christian Ludwig Ferar. – 1725–1757 Heinrich Anton Janus. – 1757–1771 Franziskus Gerhard Kleene. – 1771–1783 Gerhard Julius Leiner. – 1784–1804 Conrad Wilhelm Wenkebach. – 1805–1821 Johann Ernst Müller. – 1821–1839 Franz Heinrich Nordhausen. – 1839–1870 Johann Friederich Eberhard Gossel. – 1870–1888 Leonhard Adelhard Christoph Ahlers. – 1889–1912 Siebelt Hayungs Ennen. – 1913–1921 Enno Gerhard Janssen.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 102–103

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 910–913 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 59Digitalisat (CB); A 12 d Nr. 445Digitalisat(GSuptur. Aurich); D 57 (EphA Wittmund).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1675 (Lücken: 1676, 1677)
Trauungen: ab 1675 (Lücken: 1676, 1677, 1683, 1688, 1700, 1703, 1713, 1719, 1744, 1752, 1763, 1771, 1776)
Begräbnisse: ab 1678 (Lücken: 1698, 1711–1728, 1762)
Kommunikanten: ab 1729
Konfirmationen: ab 1876

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 229; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 122; Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 39 f.; Müller-Jürgens, Vasa sacra, S.45 f.; Noah, Kirchen Harlingerland, S. 66–72; Rogge, Kirchen, S. 73 f.
B: Blersum. Gestern und vorgestern, hrsg. vom Arbeitskreis Dorfchronik im Bürgerverein Blersum e. V., Wittmund [2001]; Rudolf Hinrichs: Geschichte der Pfarre zu Blersum, in: Friesische Heimat 5/1969.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 59.
  2. Hodenberg, Stader Copiar, S. 52.
  3. KABl. 1968, S. 9.
  4. Kroesen/Steensma, Kirchen Ostfriesland, S. 43 f.
  5. LkAH, A 8/Blersum (Corpus bonorum 1858).
  6. LKA, G 9 B/Blersum (Andreas Philipp an KV Burhafe, 08.11.2010).