KapG der KG Drakenburg-Heemsen | Sprengel Hannover, KK Nienburg | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Anderten (seit 1974 Ortsteil von Heemsen) wird um 1230 erstmals urkundlich erwähnt; als Knotenpunkt mehrerer Heerstraßen hatte der Ort im Mittelalter strategische Bedeutung. Die Kapelle stammt vielleicht noch aus vorref. Zeit, ist aber erst ab Ende des 16./Anfang des 17. Jh. sicher belegt. Wohl seit dem 17. Jh. gehörte sie zum Ksp. Eystrup. Über eigenes Vermögen verfügte sie erst mit der Schenkung eines Kapitals von 20 Talern durch den Eystruper P. Cellarius (1720). Die Zinsen der Stiftung sollten für den Bauunterhalt der Kapelle verwendet werden. 1849 wurde ein eigener KapV gebildet, der zugleich Schulvorstand für die Schulgemeinde war.

Kapelle, Ansicht von Nordosten, 1954

Kapelle, Ansicht von Nordosten, 1954

1852/54 wurde das alte KapGb abgebrochen und etwas versetzt, zum Teil aus dem Material des Vorgängerbaus als zunächst turmloser Fachwerkbau mit freistehendem Glockenstuhl neu aufgeführt. Wegen Baumängeln und steigendem Platzbedarf wurde Ende des 19. Jh. erneut ein Neubau diskutiert. Ein Entwurf des Architekten Wegner (1894) wurde von der Gemeinde jedoch abgelehnt. 1896 genehmigte das Konsistorium in Hannover eine Beckenkollekte zugunsten eines „Erweiterungs- und Wiederherstellungsbaues“. Die KapG, bestehend aus Kleinbauern und Moorarbeitern, sei arm und könne den Umbau nicht aus eigener Kraft finanzieren.1 Die Zahl der Plätze wurde schließlich von 164 auf 92 für Erwachsene und 42 Kinder erhöht; das KapGb erhielt außerdem einen Turmanbau und eine Apsis (Entwurf: Conrad Wilhelm Hase). Einweihung am 4. Dezember 1896 durch Sup. Cordes, Hoya.
Durch die große Anzahl der durch Eystrup zu betreuenden Dörfer, die Entfernung zwischen Eystrup und Anderten (etwa zehn Kilometer) und die auch für Fußgänger bisweilen schlechte Verbindung war eine ausreichende Versorgung der KapG nicht immer gewährleistet. Abendmahls-GD fanden nur dreimal (ab 1901: viermal) jährlich während der Woche statt. An den Sonntagen hielt der Lehrer Lese-GD.2 Auch die Frequenz der GD in Eystrup aus der damals etwa 270 Personen zählenden KapG war eher gering. Nach dem Ausbau der Landstraße von Rethem nach Nienburg (1900) kamen daher erste Anregungen zur Umpfarrung der KapG nach dem günstiger gelegenen Heemsen auf, die trotz anfänglichen Widerstandes in beiden KG wie auch in Anderten selbst am 1. Oktober 1904 vollzogen wurde.3

Umfang

Zur KapG gehörten außer dem Dorf Anderten das Gut Andertenburg und das Vorwerk Hämels; zur Schulgemeinde außerdem der Hof Kreyershorst, der kirchlich zu Rethem gerechnet wurde, und das Forstaufseherhaus im Eystruper Bruch.

Kapellenbau

Unter einem Satteldach ein Saalbau aus Eichenfachwerk mit Ziegelausfachung und rechteckigen Sprossenfenstern (1852/54). Apsisanbau von 1895/96. 1896, 1968 und 2003 saniert.

Turm

Massiver, teilweise holzverschalter Westturm; Helm mit Seitengiebeln (1895/96).

Kapelle, Blick zum Altar, 1954

Kapelle, Blick zum Altar, 1954

Ausstattung

Zur Ausstattung der Kapelle gehörte früher ein 1664 von Hans Kruse gestiftetes Altarbild, das 1886 durch einen neugotischen Altaraufsatz nach Entwurf des Architekten Petersen aus Nienburg (Stiftung des Herrn von dem Bussche-Ippenburg als Besitzer der Andertenburg) ersetzt wurde.4 – Taufbecken aus Messing (1840 angeschafft).5 – Kronleuchter, 1908 von der Muttergemeinde Heemsen gestiftet.

Orgel

1904 wurde ein neues Harmonium angeschafft; jetzt elektrisches Klavier.

Geläut

Eine LG (Bronze, Gj. 1840, H. A. Bock, Linden; Umguss aus einer älteren Glocke).

Friedhof

Eigener Friedhof an der Nordseite der Kapelle ab 1864, Eigentum der KapG.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 4993 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 547 (Spec. Landeskons.); D 60 (EphA Nienburg).

Literatur

A: Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 14; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 149–151; Heckmann, Kirchen und Kapellen, S. 8 f.
B: W. von Lingen: Geschichte der Kapellengemeinde Anderten (1954), Ms. in der Presseausschnittsammlung des LkAH (Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen).


Fußnoten

  1. KABl. 1896, S. 23 f.
  2. LkAH, D 7, Spec. Eystrup 102.
  3. KABl. 1904, S. 41 f.; LkAH, D 60 Spec. Anderten 100.
  4. Gade, Hoya und Diepholz I, S. 149; LkAH, D 60 Spec. Anderten A 513–2.
  5. LkAH, D 6, Spec. Anderten 515.