Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: Frieden | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundliche Ersterwähnung in der Regierungszeit des Hildesheimer Bf. Hezilo (1054/79). Bf. Bernhard I. bestätigt 1147 dem Sültestift Besitz und Privilegien in Ahrbergen. 1161 schenkt Reinald von Dassel dem Hildesheimer Johannisstift drei Hufen in Ahrbergen, 1182 verkauft das Kloster Stötterlingenburg seine dort gelegenen Güter der Hildesheimer Kirche. Die Burg, nach der sich das gleichnamige Adelsgeschlecht nannte, entstand um 1150. Die Landesherrschaft übte seit dem Mittelalter der Bf. von Hildesheim aus (Amt Steuerwald). – Seit 1974 Ortschaft der Gemeinde Giesen.

Alte Kapelle, Außenansicht, 1951 erbaut, vor 1981

Alte Kapelle, Außenansicht, 1951 erbaut, vor 1981

Der erste auf dem Burgplatz gelegene Kirchenbau (Vorläufer der ehemaligen kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul, jetzt Friedhofskirche) wurde um 1100 errichtet. 1208 erscheint mit Godefridus sacerdos de Arberge der erste Pfarrer. Bf. Friedrich (1551–1556) und sein Bruder Adolf von Schleswig-Holstein, der nach 1556 das Amt Steuerwald unter seiner Kontrolle hielt, förderten die Einführung der Reformation. Zwischen 1551 und 1582 amtierten in Ahrbergen luth. Geistliche. Burchard von Oberg, der 1557 als Nachfolger Friedrichs zum Bf. gewählt wurde, leitete die Gegenreformation ein, zunächst jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. 1566 sollte Hermann von Schwansbell die Gemeinde wieder der kath. Lehre zuführen, trat aber selbst zum luth. Bekenntnis über. Der frühere Zisterzienser Franz Lölemann (Lonemann) aus Loccum († 1582) predigte ebenfalls luth. Nach seinem Tod folgte der luth. erzogene P. Adam Christoph Bock, der 1583 schließlich gegen den Widerstand der Gemeinde zur alten Lehre zurückkehrte. Nur während des Dreißigjährigen Krieges war die Pfarre 1632 noch einmal kurzzeitig mit dem luth. P. Conrad Wedemeier besetzt. Seither wurden die luth. Einwohner (vor dem Zweiten Weltkrieg nur zwei oder drei Familien1) von Ahrbergen durch den Pfarrer der St.-Nicolai-KG in Sarstedt versorgt. Die kath. Pfarre wurde 1695 dem Bartholomäusstift (Sültekloster) in Hildesheim inkorporiert. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg galt Ahrbergen als einer der „stur katholischsten Orte“.2
Ab 1860 verzeichnen die Sarstedter Kirchenbücher erste Taufen ev. Kinder aus Ahrbergen; 1914 weist das Einwohnerverzeichnis neben 750 Katholiken bereits 88 Evangelische aus. Ihre Zahl erhöhte sich nach dem Ersten Weltkrieg zunächst durch die Niederlassung von Bergleuten (Inbetriebnahme des Kalischachts „Fürstenhall“, 1913) und Landarbeitern sowie später auch durch den Zuzug von Arbeitern der Munitionsanstalt (ab 1939) und ev. Flüchtlingen. Nach Kriegsende lebten in Ahrbergen über 800 ev. Einwohner. 1945 begann der Sarstedter P. Johannes Wagner mit dem Aufbau eigener kirchlicher Strukturen in Ahrbergen (Bibelstunden, GD, Missionsfest). Erste GD fanden in der kath. Kirche, im Saal des Gasthauses Giesecke sowie in der ehemaligen Munitionsfabrik (Muna) statt. Die Burbach-Kaliwerke überließen der Kirche schenkungsweise einen Bauplatz am Kapellenweg, auf dem 1951 mit finanzieller Unterstützung der schwedischen Hilfsorganisation „Lutherhjälpen“ eine hölzerne Kapelle (Friedenskapelle) mit abtrennbarem Gemeinderaum errichtet wurde (Entwurf: Otto Bartning, Bartning-Notkirche Typ Diasporakapelle, Einweihung am 14. Oktober 1951). Am 1. Juli 1952 wurde Ahrbergen KapG innerhalb der St.-Nicolai-KG.3
Nach dem Bau des Pfarrhauses (1963) wurde Ahrbergen mit der Errichtung der dritten Pfarrstelle an St. Nicolai ein eigener Pfarrer zugewiesen (1964). Durch den Anbau von Jugend- und Gemeinderäumen an die Kapelle entstand 1966 zusätzlicher Raum für die Gemeindearbeit. 1981 wurde die Kapelle durch Brandstiftung zerstört. Auch die Ausstattung wurde vollständig vernichtet. Die Gemeinde errichtete 1984 an gleicher Stelle nach Plänen von Wilhelm Grossmann (Sarstedt) ein neues Gemeindezentrum mit einem zum Gemeindesaal erweiterbaren Kapellenraum (Einweihung am 4. März 1984). Mit dem 1. Januar 1991 wurde die KapG aus dem Verband der St.-Nicolai-KG Sarstedt gelöst und unter Errichtung einer eigenen Pfarrstelle in eine selbständige KG umgewandelt.4 Zum 1. Mai 2009 wurde sie mit der KG Hasede zur „Evangelisch-lutherische St.-Paulus-Kirchengemeinde Hasede in Giesen“ zusammengeschlossen.5

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Förste der Diözese Hildesheim. – Mit Neuerrichtung der luth. KG zum KK Sarstedt (seit 1. Januar 1999 KK Hildesheim-Sarstedt).

Umfang

Die politische Gemeinde Ahrbergen (jetzt Ortschaft der Gemeinde Giesen).

Kirchenbau

Neubau von 1984. Achteckiger Kirchenraum mit 70 Sitzplätzen, erweiterbar durch den angeschlossenen Gemeindesaal. Kegelförmiges Dach über dem Kirchensaal, die übrigen Räume mit Walm-/Schrägdach.

Fenster

Hinter dem Altar Buntglasfenster (Taufe Jesu und Petri Fischzug) nach Entwürfen der Sarstedter Künstlerin Verena Halbrehder von Falkenstein.

Vorgängerbau

Kapelle von 1951: Sockel in Massivbauweise; Giebelflächen unterhalb der Traufe und Rückseite ebenfalls in Massivbauweise; Giebeldreiecke und Vorderseite aus Holz. Dacheindeckung mit Asbestschiefer. Dachreiter als Glockenträger. 1981 zerstört (Brandstiftung).

Alte Kapelle, Orgel, nach 1956, vor 1981

Alte Kapelle, Orgel, nach 1956, vor 1981

Orgel

Anfangs ein Harmonium. 1956 Neubau einer Orgel durch Friedrich Weißenborn (Braunschweig), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; 1981 beim Brand der Kapelle zerstört. 1987 Neubau durch Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 6 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: fis’’ (Bronze, Gj. 1973, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: dis’’ (Bronze, Gj. 1986, Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei). – Früherer Bestand: Eine Rotgussglocke der Firma J. F. Weule (Bockenem), Gj. 1952. 1973 ersetzt.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1551–1556 Lenhard Witbom und Christoph Kote. – 1562–1566 Leonhard Schrader. – 1566 Hermann von Swansbell. – Bis 1582 Franz Lötemann (Lonemann). – 1632 Conrad Wedemeier.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 10

Literatur

B: Gemeinde Ahrbergen (Hg.): 900 Jahre Ahrbergen, [Ahrbergen 1980]; Claudia Günther: Die ehemalige Pfarrkirche St. Peter und Paul in Ahrbergen – ein unbekanntes Kleinod im Hildesheimer Land, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 72 (2004), S. 291–306; [Renate Stark]: 50 Jahre Ev.-luth. Friedenskirche Ahrbergen, [Ahrbergen 2001].


Fußnoten

  1. LkAH L 5h, unverz., Ahnsen, Visitation 1967, Beantwortung der Visitationsfragen I.1.
  2. LkAH, B 2 G 9/Ahrbergen (Schreiben des Stadt-Superintendenten Degener, 04.05.1951).
  3. KABl. 1952, S. 53.
  4. KABl. 1990, S. 144.
  5. KABl. 2009, S. 137 f.