Sprengel Stade, KK Buxtehude | Patrozinium: – | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

1095 erstmals urkundlich erwähnt. Zentrum der gleichnamigen Börde, die mit dem Ksp. deckungsgleich war. Die Landesherrschaft lag beim Erzstift Bremen. Ab 1648 schwedisch, 1712 dänisch, 1715 an Kurhannover.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

In Ahlerstedt gab es wohl schon vor 1200 eine dem Synodalbezirk Mulsum unterstellte Kirche oder Kapelle. Mutterkirche war vielleicht Heeslingen, der Hauptort des Hailangau. Die früher angenommene Zugehörigkeit zum Ksp. Bargstedt ist zweifelhaft. Vermutlich entwickelte sich die Pfarrkirche aus einer grundherrlichen Hauskapelle. Von den vorref. Geistlichen ist nur der Pfarrer Luderus Dancquardi bekannt (1343/49). Die Reformation wurde in den bremischen Landgemeinden nach 1530 eingeführt. Für Ahlerstedt ist der Zeitpunkt der der Durchführung unbekannt. Als erster luth. Geistlicher erscheint P. Hinrich Pott erst um 1576, dann P. Joachim Holst (vor 1615 im Amt, † wohl 1621).
Die Gemeinde war noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg bäuerlich und handwerklich geprägt, wenngleich sich zunehmend auch Pendler nach Hamburg und Buxtehude in Ahlerstedt niederließen. Die Integration der Ostflüchtlinge war Mitte/Ende der 1960er Jahren weitgehend abgeschlossen. Von Bedeutung war auch nach dem Krieg die Missionsarbeit. Missionsfeste fanden zweimal jährlich (in Ahlerstedt und jeweils einem Außendorf) statt.1

Umfang

Die Dörfer Ahlerstedt, Ahrenswohlde, Bokel, Hohenhausen, Klethen, Ottendorf und Wangersen sowie der Anbau Ahrensmoor.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts. – Kam unter schwedischer Herrschaft 1651 zur Präpositur Zeven-Ottersberg und mit der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden ab 1. Januar 1827 zur Insp. Harsefeld2 bzw. Bargstedt (mit Sitz in Bargstedt, 1830–1884 Mulsum, 1884–1901 Bargstedt, 1901-1934 Apensen). 1924 in die KK-Verfassung überführt und im Oktober 1934 mit dem Aufsichtsbezirk Buxtehude zum KK Bargstedt-Buxtehude vereinigt. 1. Januar 1958 umbenannt in KK Buxtehude.

Patronat

Die Kirche wurde durch die Familien von Zesterfleth (im Alten Land) und von Schulte (auf Gut Kuhmühlen) dotiert, die auch das Patronatsrecht ausübten.3 1330 verkaufte der Knappe Heinrich von Stade seinen Besitz in Ahlerstedt mit dem Patronat über die Kirche an den Ritter Marquard von Zesterfleth. 1384 wird die Kirche als Lehen der von Zesterfleth im Stader Copiar erwähnt.4 Später hatten auch die Besitzer des Gutes Wiegersen (dingliches Patronat; 1863: Gf. von Kielmannsegge, ab 1932 Dr. Sulzer) Anteil am Patronat. Die ehemaligen Patronatsrechte der Rittergüter Burgsitten und Kuhmühlen gingen mit deren Ankauf durch den Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds 1880 auf das Konsistorium in Stade über.5 Das Präsentationsrecht wird alternierend zwischen dem Gutsbesitzer und der Landeskirche ausgeübt. Ob ein rechtsgültiger Verzicht des Patrons Sulzer vorliegt, ist (Stand 2009/15) unklar.

Kirchenbau

Das auf einem erhöhten Kirchhof gelegene KGb wurde im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört und 1656 unter Verwendung des vorhandenen Materials wiederhergestellt. Wegen des schlechten Bauzustands und der für die wachsende Zahl der Parochianen nicht mehr ausreichenden Raumkapazität wurde die Kirche im 19. Jh. abgebrochen. Der 1863–65 errichtete Neubau war der einzige nichtjüdische Sakralbau des Haseschülers Edwin Oppler. Die Einweihung fand am 12. November 1865 in Anwesenheit Kg. Georgs V. statt, der den Kirchenbau auch finanziell unterstützt hatte. Sechsachsige, neugotische Backsteinsaalkirche mit eingezogenem 5/8-Chor. Sakristeianbau an der Nordseite des Chors. Eingeschossige Westempore. Renovierung 1975.

Fenster

Buntglasfenster im Altarraum, Stiftung der Kgn. Marie von Hannover. 1944 teilweise zerstört.

Turm

Aus dem Schiff aufragender Westturm mit Seitengiebeln und achtseitigem verschiefertem Spitzhelm. 1994 saniert. In der Turmhalle Gedenkstätte für die Gefallenen der Weltkriege.

Ausstattung

Neugotischer dreiteiliger Flügelaltar aus der Erbauungszeit der Kirche mit einer plastischen Kreuzigungsgruppe und bemalten Flügeln (Maria mit dem Christuskind, Christus mit der Siegesfahne/Auferstehung) von dem Künstler Bergmann (Hannover). Der Altaraufsatz ist eine Stiftung des Patrons Gf. Kielmannsegge. Aus der Erbauungszeit der Kirche stammen auch die neugotische Kanzel und die Taufe. Ein Granittaufstein aus der alten Kirche wurde nach dem Neubau der Kirche als Tränke auf dem Pfarrhof genutzt6 und ist jetzt vor dem Gemeindehaus aufgestellt.

Orgel

Orgel

Orgel

Auf der Westempore. 1865 Neubau durch Johann Hinrich Röver (Stade), 12 II/P, mechanische Traktur, Registerkanzellenladen. Die Anschaffung erfolgte u. a. mit Hilfe von Spenden Kg. Georgs V. und des Londoner Kaufmanns Friedrich Huth. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen und Abgabe zu Rüstungszwecken (1927 ersetzt). 1955/56 Überholung und Umdisponierung durch Firma Emanuel Kemper & Sohn (Lübeck). 1969–70 Neubau durch Firma Eule (Bautzen), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Die erst nach dem Neubaubeschluss als erhaltenswert eingestufte Röver-Orgel wurde 1972 ohne das alte Gehäuse in der Kirche von Kirchtimke aufgestellt.7

Geläut

Vier LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1959, Gebrüder Rincker, Sinn); II: as’ (Bronze, Gj. 1909, Firma F. Otto, Bremen-Hemelingen); III: b’ (Bronze, Gj. 1959, Gebrüder Rincker, Sinn); IV: c’’ (Bronze, Gj. 1959, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine 1639 von Pawel Vos gegossene LG aus dem Vorgängerbau wurde 1909 durch zwei neue Glocken der Firma F. Otto (Bremen-Hemelingen) ersetzt, von denen die größere im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert wurde. 1934 Neubeschaffung einer LG in f’ (1942 ebenfalls eingeschmolzen). 1959 auf vier LG ergänzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Das alte Pfarrhaus (Bj. 1827) wurde 1962 abgebrochen. Neubau 1965. Ebenso das Gemeindehaus (Bj. 1848, abgebrochen nach 1969; Neubau 1968/69). – Neues Küster/Organistenhaus von 1972/73. – Ein Pfarrwitwenhaus war 1658 durch P. Johann Strick auf eigene Kosten errichtet, später an die KG veräußert und Mitte des 19. Jh. abgerissen worden.

Friedhof

Der Friedhof auf dem Kirchhof wurde 1954 geschlossen, einige ältere Grabsteine sind erhalten. Neuer Friedhof an der Kakerbecker Straße westlich vor dem Dorf in Trägerschaft der politischen Gemeinde. FKap (Bj. 1958). – Weitere kommunale Friedhöfe in den Außendörfern.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1576 Hinrich Pott. – Bis 1622 Joachim Holst. – Um 1667 Johann Strick (Strich). – 1667–1711 Johannes Symens (Symßen, Simes). – 1711–1749 Anton Schleich. – 1750–1760 Caspar Dietrich Schleich. – 1760–1818 Martin Kratzsch. – 1818–1859 Ludwig Friedrich Ernst. – 1859–1873 Heinrich Friedrich Gecken. – 1874–1882 Georg Arminius Borstelmann. – 1884–1887. – 1888–1932 Ernst Georg Friedrich Arsken. – 1933–1961 Bernhard Friedrich Haar.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 10, ebd. III, S. 7

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 24–30 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 44 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 103–107 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 8Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2585Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 131 (Orgelsachverständiger); D 49 (EphA Buxtehude).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1667
Trauungen: ab 1667
Begräbnisse: ab 1667
Kommunikanten: ab 1747
Konfirmationen: ab 1820

Literatur

A: Dehio, Bremen, Niedersachsen, S. 113; Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 85 f.; Pape, Haspelmath, S. 89 f.

B: Jürgen Hühnke: Aus der Geschichte des Kirchspiels Ahlerstedt. Festschrift zur Hundertjahrfeier seiner Kirche im November 1965, [Harsefeld] 1965.


Fußnoten

  1. LkAH, L 5g, Nr. 102 (Visitation 1964).
  2. LkAH, S 8 d, 1826–1836 (Bekanntmachung des Königlichen Consistorii zu Stade die Superintendenturen und Kirchen-Commissionen betreffend, Stade, 19.10.1826).
  3. LkAH, A 8/Ahlerstedt.
  4. Hodenberg, Stader Copiar, S. 71.
  5. LKA, G 15/Ahlerstedt.
  6. Barenscheer, Taufengel, S. 37.
  7. Skiebe, Röver, S. 52; Pape, Haspelmath, S. 90.