Frühere Gemeinde | KapG der KG Hankensbüttel | Sprengel Lüneburg, KK Wolfsburg-Wittingen | Patrozinium: Johannes der Täufer | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Seit 1974 Ortsteil der Gemeinde Sprakensehl. – 1246 übertrug Gf. Heinrich von Lüchow das Dorf Bokel, das er vom Hildesheimer Bf. zu Lehen hatte, an Hzg. Otto I. (Otto das Kind) von Braunschweig. Hzg. Albrecht II. gab es an den Ritter Dietrich von dem Berge.1 Den Zehnten erhielt 1246 das Kloster Isenhagen, das ihn bereits ein Jahr später an das Bm. Halberstadt vertauschte. 1345 verkauften die Ritter von dem Berge das Dorf an das Kloster Isenhagen. Nach der Umwandlung des Klosters in ein ev. Damenstift wurde die Verwaltung durch das herzogliche Amt Isenhagen übernommen.

Kapelle, Ansicht von Südwesten

Kapelle, Ansicht von Südwesten

Eine Urkunde von 1248, nach der Hzg. Otto die ecclesia Bocle gegen das Patronat zu Gamsen dem Kloster Isenhagen überließ2, bezieht sich vermutlich auf Neubokel. 1300 gewährten verschiedene Bf. der Capella in Bocla hildesemensis diocesis einen Ablass von 40 Tagen.3 Die Zuordnung dieser Urkunde ist unsicher. Der Hinweis auf eine Kapelle (im Gegensatz zur ecclesia in Neubokel) spricht jedenfalls für Bokel. Das KapGb wurde laut inschriftlicher Datierung 1471 vollendet. Die frühere Annahme eines Vorgängerbaus an gleicher Stelle hat sich bei archäologischen Untersuchungen 1996 nicht bestätigt. GD fanden in nachreformatorischer Zeit zweimal jährlich statt. Wegen des weiten und beschwerlichen Wegs zur Mutterkirche in Hankensbüttel wurde schon 1909 auf einer Gemeindeversammlung die Umgliederung nach Sprakensehl in Erwägung gezogen, das Vorhaben aber wohl nicht weiter verfolgt. Seit 1961 besuchten die Konfirmanden den Unterricht in Sprakensehl. Im Zuge der bevorstehenden Eingliederung des Dorfes Bokel in die politische Gemeinde Sprakensehl wurde die KapG zum 1. Januar 1974 aufgehoben und ihre Glieder in die KG Sprakensehl umgegliedert.4 GD fanden weiterhin dreiwöchentlich sowie an den hohen Feiertagen statt.

Kapellenbau
Kapelle, Blick zum Altar, nach 1943

Kapelle, Blick zum Altar, nach 1943

Schlichter, gotischer Saalbau (1471) mit dreiseitigem Ostschluss. Über der Tür Inschrift (Kürzungen aufgelöst): „Anno domini M CCCC LXXI in vigilia Johannis Baptistae completum est hoc“ (Im Jahr des Herrn 1471 am Vorabend des Tages Johannes des Täufers ist dies vollendet). Im Innern flache Holzdecke. 1921 Einbau einer Prieche (1972 verkleinert). 1995/96 Renovierung.

Fenster

An der nördlichen Kanzelseite Bleiglasfenster mit der Steinigung des heilige Stephanus und Trennung der Schafe durch Jakob nach 1 Mos 31 ff. (1684). Weitere Glasfenster nach Artikeln des Glaubensbekenntnisses von Glasmaler Brenneisen aus Hannover (1946).

Turm

An die Westwand angebauter Glockenträger (1948).

Altaraufsatz, Schrein, Foto: Landesmuseum Hannover, nach 1863

Altaraufsatz, Schrein, Foto: Landesmuseum Hannover, nach 1863

Ausstattung

Ein spätgotischer Schnitzaltar (um 1420/30) wurde 1863 an das Welfenmuseum (heute Landesmuseum Hannover) abgegeben. An seiner Stelle wurde zunächst eine schmucklose neugotische Bretterwand aufgestellt. 1943 schuf Rudolf Schäfer einen neuen Flügelaltar: Im Zentrum der thronende Christus, umgeben von Medaillons mit den Symbolen für Weihnachten, Passion, Ostern und Pfingsten. Auf den Flügeln die vier Evangelisten. – Türblatt mit Inschrift: „Diese Thur hat Marten Heitzken in de Gunne in die Kirche zu Bockel vorehret den 21. Septembris Anno 1631 seines Alters 106 Jahr“ und „Renovt. 1993 H. Gades, Kneseb.“.

Orgel

Harmonium (nach dem Ersten Weltkrieg beschafft).

Geläut

Zwei LG, I: fis (Bronze, Gj. 1962, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: a (Bronze, Gj. 1773, C. Behrens, Salzwedel), Inschrift: „Anno 1773 gos mich C. Behrens in Saltzwedel“. – Früherer Bestand: Eine 1948 beschaffte Eisenhartgussglocke der Firma Weule (Bockenem) wurde 1962 durch eine neue Bronzeglocke ersetzt.

Friedhof

Bei der Kapelle, 1974 erweitert. Der Friedhof war früher Eigentum der KG Hankensbüttel, seit der Umgliederung von Bokel zur KG Sprakensehl. FKap (Bj. 1974).

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 242; Poser, Schäfer, S. 173 f.
B: Bokel – ein Dorf wie es im Buche steht, Horb am Neckar [1996]; Friedrich Brüning: Die Johannes-der-Täufer-Kapelle in Bokel. Ein Schmuckstück in der Südheide, in: Der Heidewanderer. Niedersächsische Heimatschrift der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide 96 (2020), S. 121–123 und S. 125–127.

GND

1215211732, Evangelische Kapelle Johannes der Täufer (Bokel (Sprakensehl))


Fußnoten

  1. Lüneburger UB V, Isenhagen, Nr. 55.
  2. Sudendorf, UB I, Nr. 30.
  3. Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 118.
  4. KABl. 1974, S. 28.