Sprengel Lüneburg, KK Winsen (Luhe) | Patrozinium: Jakobus der Ältere1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals 1252 als Honstede in einem Verzeichnis von Einkünften des Verdener Bischofs belegt.2 Im 13. Jh. war Hanstedt Teil eines Güterkomplexes der Gf. von Wölpe.3 Hanstedt zählte zum 1235 gegründeten Hzm. Braunschweig-Lüneburg. Bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 kam es zum Fsm. Lüneburg (ab 1705 Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).4 Im Fsm. Lüneburg gehörte Hanstedt zum Go Salzhausen in der Großvogtei Winsen (vormals Großvogtei Lüneburg, Sitz wohl um 1371 nach Winsen verlegt), aus der später das Amt Winsen an der Luhe hervorging (1503 genannt).5 Von 1810 bis 1813 gehörte Hanstedt zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Garlstorf, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt Winsen, kam 1852 zum kurzlebigen Amt Salzhausen, das 1859 wieder im Amt Winsen aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hanstedt 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Kr. Winsen, der 1932 im Lkr. Harburg aufging. 1972 wurden Nindorf, Ollsen, Quarrendorf und Schierhorn nach Hanstedt eingemeindet; ebenfalls seit 1972 ist Hanstedt Sitz der gleichnamigen Samtgemeinde, zu der auch Asendorf, Brackel, Egestorf Marxen und Undeloh gehören. Der Ortspastor beschrieb das Kirchspiel Hanstedt 1972 als „eine mehrere Ortschaften umfassende Landgemeinde am Rande des Großraumes Hamburg […] In Hanstedt selbst gibt es viel mittelständisches Gewerbe […] Die Zahl der Auspendler (ca. 130) ist mit der Zahl der Einpendler (128) nahezu identisch (Brackel: 130:0, Asendorf 151:19, Marxen 179:43, Quarrendorf 110:3, Schierhorn 77:0).“6 Im Jahr 1823 lebten knapp 235 Menschen in Hanstedt, um 1900 etwa 550, 1939 gut 935, 1946 rund 2.000 und 2023 knapp 6.200 (mit Eingemeindungen).

Hanstedt, Kirche, Außenansicht

Kirche, Ansicht von Nordwesten, Teilansicht

Kirchlich gehörte Hanstedt ursprünglich zum großen Kirchspiel Salzhausen. Wohl Ende 1370 oder Anfang 1371 trennte sich Hanstedt von der Parochie Salzhausen, erhielt einen eigenen Pfarrer und zahlte dem Salzhäuser Pfarrer Friedrich van der Brügge eine Entschädigung.7 Dazu gehörte auch ein Anteil an der Saline Lüneburg, der um 1369/70 noch im Besitz des Pfarrers in Undeloh gewesen war. Möglicherweise waren also beide Pfarren bereits 1371 verbunden.8 Im Jahr 1433 war P. Hinrich Hölterer Pfarrer in Hanstedt und gleichzeitig in Undeloh; dies ist der älteste konkrete Beleg für die pfarramtliche Verbindung der beiden Parochien.9 P. Hölterer ist erneut 1443 erwähnt; weitere vorref. Geistliche sind nicht bekannt. Beim Abbruch des mittelalterlichen Kirchengebäudes im Jahr 1883 fand sich im Altar ein Reliquiar mit einer unlesbaren Urkunde, an der zwei Siegel hingen: zum einen von Bf. Friedrich von Verden (amt. 1300–1312) und zum anderen vom Verdener Weihbischof Hildemar von Saldern (amt. 1384–1418, Titularbischof von Orthosisas in Phoenicia).10
Im Fsm. Lüneburg betrieb Hzg. Ernst I. († 1546), später der Bekenner genannt, seit 1527 die Einführung der luth. Lehre. Das in diesem Jahr gedruckte Artikelbuch diente dabei, obwohl die Landstände es abgelehnt hatten, als Leitfaden.11 Im Lüneburger Pfründenregister von 1534 ist mit „Pastor Her Hinrick“ der erste namentlich bekannte luth. Prediger in Hanstedt verzeichnet. Zudem ist vermerkt: „Undello, dat horth tho Hanstede In, und is ein Capelle“.12 Das Protokoll der Visitation von 1543 nennt mit P. Henricus Krogmann vielleicht den vollständigen Namen des 1534 erwähnten Pfarrers; er sei aus eigener Schuld arm (hic sua culpa pauper est).13 Zudem unterscheidet das Protokoll nicht zwischen einer Kapelle in Undeloh und einer Kirche in Hanstedt (Hanstede upper Smalen Ouwen), sondern spricht von zwei (verbundenen) Kirchspielen.14 1568 hatte P. Laurentius Schütte (amt. 1559–1610/13) das Pfarramt Hanstedt-Undeloh inne; er sei gut und eifrig, habe überdies gelernt, die Kirche und sein Haus gut zu leiten (Pastor bonus et zelotes, qui cum ecclesiae tum domi suae bene praeesse didicit). Das Kirchspiel habe ihm ein neues Pfarrhaus (wedem) und eine neue Scheune errichtet.15

Hanstedt, Kirche, Innenraum, Orgel

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1968

P. Heinrich Bromberger (amt. 1642–1698), Nachfolger seines Vaters P. Daniel Bromberger (amt. 1610/13–1641), ließ nach seinem Amtsantritt die „im Kriegswesen am Dach sehr beschädigte Kirche“ reparieren, schaffte um 1654 einen neuen Altar an und 1658 ein Orgelpositiv.16 1668 legte der eine Kirchenchronik an. Kirchenrechnungen sind seit 1630 erhalten, Kirchenbücher ab 1642.17 Mit P. Johann Quante (amt. 1704–1715) und P. Johann Christoph Quante (amt. 1716–1745) folgten erneut Vater und Sohn einander im Pfarramt Hanstedt nach. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. hielt der Hanstedter Pfarrer alle drei Wochen einen Gottesdienst in Undeloh (vorher alle zwei) und seit 1796 fand am Undeloher Sonntag in Hanstedt kein Gottesdienst mehr statt.18
Während der Amtszeit von P. Johann Dietrich Anton Heinrich Pape (amt. 1848–1857) fanden im Kirchspiel erste Sammlungen für eine neue Kirche statt.19 Erst 1880 allerdings, kurz nachdem P. Wilhelm Wecken (amt. 1878–1897) das Pfarramt übernommen hatte, beschloss der KV den Neubau der Kirche.20 Das alte Gotteshaus sei baufällig und zu klein: Es hatte 400 Sitzplätze und zum Gottesdienst kamen durchschnittlich 600 bis 700 Gemeindeglieder. Unmittelbar nördlich des Altbaus ließ die Gemeinde 1881/82 einen neugotischen Neubau mit kreuzförmigem Grundriss errichten.21 Am 12. November 1882 konnte die Gemeinde Hanstedt ihre neue Kirche einweihen. Als Prediger war P. Wecken beeinflusst von der Hermannsburger Erweckungsbewegung; das „neue Glaubensleben“ habe während seiner Amtszeit im Kirchspiel Hanstedt „tief Wurzeln geschlagen“, schrieb P. Fritz Garbe (amt. 1927–1931) einige Jahrzehnte später.22 Es entstanden Gruppen, die sich zu Bibelstunden trafen und 1900 gründete sich ein Posaunenchor.23 Zur gleichen Zeit bildete sich in Brackel eine Gruppe der Landeskirchlichen Gemeinschaft. 1923 erwarb die Hamburger Holstenwall-Gemeinde ein Haus in Hanstedt und betrieb dort ein Erholungsheim für Kinder und Diakonissen (Haus Nazareth). Die Holstenwall-Gemeinde trat 1934 aus der Landeskirche aus und schloss sich 1935 dem Bund Freier ev. Gemeinde an. Das Haus Nazareth bildete die Keimzelle für die Freie ev. Gemeinde Hanstedt.

Hanstedt, Kirche, Außenansicht

Kirche, Ansicht von Südosten, Teilansicht, 1988

Während der NS-Zeit hatte P. Paul Liebeneiner (amt. 1933–1967) das verbundene Pfarramt Hanstedt-Undeloh inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er rückblickend an, er habe keiner kirchenpolitischen Gruppierung angehört, weder den DC, noch der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft.24 Von den elf 1933 neu gewählten Kirchenvorstehern in Hanstedt und Undeloh seien neun Mitglieder der NSDAP gewesen. Insgesamt habe die Hälfte versagt: „Sie sah ihre Hauptaufgabe darin, dem Pastor Schwierigkeiten zu bereiten, wo es irgendmöglich war u[nd] ihn bei den Parteistellen zu diffamieren.“25
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von knapp 3.000 in Hanstedt und etwa 580 in Undeloh im Jahr 1942 auf rund 5.615 bzw. 1.215 im Jahr 1948 an.26 Gleichzeitig entstand eine kleine kath. Gemeinde, die sich zum Gottesdienst in der ev. Kirche versammelte (1948: 340 Gemeindeglieder, 1956: 255).27 Zudem mündeten die Kontakte zwischen den aus der Erweckungsbewegung hervorgegangenen Bibelgruppen in Hanstedt und dem Haus Nazareth der Holstenwall-Gemeinde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. schließlich in der Gründung der Freien ev. Gemeinde Hanstedt (1959 Gemeindebezirk Lüneburger Heide, 1968 Sonntagsgottesdienste in Hanstedt, 1988 eigenständige Gemeinde Hanstedt, 2016 neues Gemeindezentrum).28
Mitte der 1950er Jahre hielt der Hanstedter Pfarrer neben den Gottesdiensten in Hanstedt und Undeloh (alle drei Wochen) auch einen monatlichen Gottesdienst in Schierhorn (Schule) und etwa sechsmal im Jahr einen in Brackel (FKap).29 Vor 1960 eröffnete die KG Hanstedt eine gemeinsame Schwesternstation mit der KG Ramelsloh.30 Die Landeskirchliche Gemeinschaft erbaute 1966/67 ein Jugend- und Gemeinschaftshaus in Brackel; in seinem Bericht zur Visitation 1997 betonte der Winsener Sup. die Gemeinschaft sei gut in die Kirchengemeinde integriert.31
Bereits nach der Visitation 1948 hatte der Winsener Sup. empfohlen, für die KG Undeloh einen zweiten Pfarrbezirk im verbundenen Pfarramt Hanstedt-Undeloh einzurichten und mit einem Hilfspfarrer zu besetzen.32 1956 erhielt Undeloh einen Pfarrdiakon und 1963 schuf das LKA Hannover eine Pfarrvikarstelle.33 Zum 1. Januar 1969 schließlich endete die spätestens seit der ersten Hälfte des 15. Jh. bestehende pfarramtliche Verbindung von Undeloh und Hanstedt.34
Seit 1967 unterstützte der Prediger Wilhelm Blase das Pfarramt Hanstedt in der Gemeindearbeit in Brackel und Marxen; er übernahm 1970 die neu errichtete Pfarrvikarstelle (seit 1972 Pfarrstelle II, Sitz in Brackel).35 Die Zahl der Gemeindeglieder in Hanstedt lag 1972 bei etwa 5.700.36 Mit dem Neubau des Pfarr- und Gemeindehauses in Hanstedt war Ende 1969 für das Gemeindeleben ein „zweckmäßiger, räumlicher Mittelpunkt“ entstanden.37 1972 richtete die Gemeinde einen kirchlichen Kinderspielkreis ein mit Gruppen in Quarrendorf und Schierhorn.38 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpften die KG Hanstedt und Undeloh Kontakte zur Kirchgemeinde Coswig (südöstlich von Meißen).39 Ihren Waldbesitz – rund 100 Hektar – lässt die Kirchengemeinde seit der ersten Hälfte der 1990er Jahre von einer Nadelholzmonokultur in einen Mischwald umforsten.
Nach der Visitation 1997 schrieb der Sup. des KK Winsen, das gottesdienstliche Leben habe einen hohen Stellenwert in Hanstedt: „Kein Prediger braucht zu fürchten, daß er sonntags vor leere Bänke treten muß.“ Zudem sei die große Zahl der ehrenamtlich Mitarbeitenden „ein eindrucksvolles Spiegelbild dessen, was in der Kirchengemeinde Hanstedt geschieht“.40 2002 gründete sich die „St. Jakobi-Stiftung Hanstedt“, um angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen die seelsorgerischen und sozialen Aufgaben in der Kirchengemeinde dauerhaft sicherzustellen.41 Die Stiftung trägt u. a. 25 Prozent der Kosten einer Pfarrstelle. Die Zahl der Gemeindeglieder in Hanstedt lag 2016 bei knapp 4.110.
Regional arbeitet die KG Hanstedt mit den Nachbargemeinden Egestorf (Harburg) und Undeloh zusammen (u. a. Regionalgottesdienste, gemeinsamer Gemeindebrief).

Pfarrstellen

I: vorref. – II: 1970 (Pfarrvikarstelle, 1972 in Pfarrstelle umgewandelt).42

Umfang

Hanstedt sowie Asendorf, Brackel, Dierkshausen, Heidewinkel, Marxen, Quarrendorf und Schierhorn.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Salzhausen der Diözese Verden.43 – Nach der Reformation Insp. Bardowick (Sitz seit 1737/38 in Pattensen). 1752/53 zur neuen Insp. Pattensen. 1801/02 zur Insp. Winsen (Luhe). 1822/23 zur Insp. Salzhausen, 1851/52 umbenannt in Insp. Pattensen; 1924 KK Pattensen. 1925 zum KK Winsen (Luhe).44

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Hanstedt, alte und neue Kirche, Außenansicht, Zeichnung

Alte Kirche (vorne), neue Kirche (hinten), Ansicht von Südwesten, um 1882/83

Neugotischer Bau mit kreuzförmigem Grundriss, dreiseitigem Chorschluss und Anbauten nach Norden und Süden, ausgerichtet ostnordöstlich, erbaut 1881/82 (Entwurf: Friedrich August Ludwig Wagner, Winsen). Satteldach, nach Osten abgewalmt, Querdächer über den Querarmen. Ziegelmauerwerk, gestufte Strebepfeiler. Spitzbogige Fenster mit schlichtem Ziegelmaßwerk, am Langhaus dreibahnig, am Chor zweibahnig; an den Stirnseiten des Querhauses je zwei Spitzbogennischen mit segmentbogigen Portalen und Wimperg, in den Giebelfeldern je ein Dreipass, zwischen den Portal ein kleines Spitzbogenfenster, darüber je ein dreibahniges Spitzbogenfenster, flankiert von zwei schmalen Spitzbogenfenstern, in den Giebeldreiecken fünf gestaffelte Spitzbogennischen, zwei mit Fenstern. Im Innern Kreuzrippengewölbe in Chor und Schiff, segmentbogige Nischen in den Langhauswänden, Wände weiß, Rippen, Dienste und Fensterrahmungen rot mit weißem Fugenmuster; Emporen im Westen und in den Querhausarmen. 1920 Neuausmalung.45 1956 Renovierung, u. a. Neuausmalung in schlichtem Weiß. 1982 Neuausmalung, u. a. farbliche Gestaltung der Gewölberippen und Fensterrahmungen. 2009 Grundsanierung Kirche.

Fenster

Im Chor drei figürliche Buntglasfenster (1930/31, Glasmalerei Ferdinand Müller, Quedlinburg), links Bf. Friedrich von Verden (amt. 1300–1312) und Apostel St. Paulus, in der Mitte Verklärung Jesu, Inschrift: „Und sie sahen seine Herrlichkeit und glaubten an ihn“, rechts St. Elisabeth von Thüringen und St. Maria mit Kind.

Turm

Vierseitiger Westturm mit Treppenhaus nach Süden und achtseitigem Turmhelm bekrönt mit Kugel und Kreuz, an den Ecken des Glockengeschosses türmchenartige Eckrisalite mit vierseitigem Pyramidenhelm. Ziegelmauerwerk, Helme mit Kupferdeckung. Im Glockengeschoss an jeder Seite ein spitzbogiges Schallfenster, darüber Uhrziffernblatt, Eckrisalite verziert mit Blendnischen. Nach Westen Spitzbogennische mit segmentbogigem Portal und Wimperg, im Bogenfeld Dreipass mit Lamm Gottes, A und Ω sowie Inschrift A[nn]o D[omin]i 1882“, darüber zweibahniges Spitzbogenfenster, darüber zwei kleine Spitzbogenfenster. 1882 neue Turmuhr (J. F. Weule, Bockenem), zwei Ziffernblätter von der politischen Gemeinde bezahlt. 1920 Turm bei Blitzeinschlag beschädigt. 1927 Instandsetzung, u. a. Kupferdeckung (vorher gemauerter und gemusterter Helm). 2007 Grundsanierung Turm.

Vorgängerbau

Saalbau mit Polygonalchor im Osten und Eingangsvorbau an der Südseite; knapp 20,5 Meter lang und knapp 8,8 Meter breit. Walmdach. Backstein- und Feldsteinmauerwerk. Im Innern Gewölbe im Chor. Westlich der Kirche freistehender, hölzerner Glockenturm. 1642 Dachreparatur. 1646 Glockenturm erneuert, u. a. massiven Unterbau errichtet. 1678 Kirche erneuert. 1791 Renovierung. 1816 Instandsetzung. 1881/82 nördlich der alten Kirche Neubau errichtet. Ende November 1882 alte Kirche auf Abbruch verkauft, nach Ende April 1883 abgebrochen.

Ausstattung

Blockaltar mit neugotischem Holzretabel, verziert mit Wimpergen, Fialen und Strebewerk (1882, Tischlermeister Peper, Hanstedt), im Mittelfeld geschnitztes Kreuzigungsrelief, darunter geschnitztes Abendmahlsrelief, jeweils farbig gefasst (beide 1654), in den Seitenfeldern Gemälde (1882, Isaak und Melchisedek); hölzerne Schranken an den Seiten des Altars. – Hohe Kanzel (1882, Tischlermeister Peper, Hanstedt), polygonaler Kanzelkorb aus Holz, gemauerte Säule als Unterbau. – Pokalförmige Steintaufe mit halbkugelförmigem Becken. – Holzrelief, farbig gefasst (1989, Max Schegulla, Dierkshausen), Taufe Jesu. – Elf Gemälde (etwa erste Hälfte 17. Jh.), Christus und zehn Apostel (Paulus und Jacobus maior fehlen); 1882 vom KV an Eduard Wendebourg (Bauleiter beim Kirchenneubau) verschenkt, 1939 zurückgegeben, in den 1960er Jahren auf Holzplatten gezogen, 1996 restauriert.46 – Außen: Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg getöteten Gemeindeglieder (1956, Max Schegulla).

Hanstedt, Kirche, Innenraum, Orgel

Orgel, 1979

Orgel

1648 vorhandenes Orgelpositiv entfernt.47 1658 Positiv angeschafft, 3 Reg. Instrument zu klein und bald ersetzt durch ein Positiv mit 7 Reg., genutzt bis zum Neubau der Kirche.48 1882 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Hinrich Röver und Söhne (Stade), 16 Reg., Hängeventilladen.49 1938 Instandsetzung und Änderung der Disposition, Paul Ott (Göttingen), Zustand 1944: 18 II/P, mechanische Traktur, Hängeventilladen. Ab 1968 Orgelneubau in mehreren Bauabschnitten, ausgeführt von Emil Hammer (Hannover), 1. Bauabschnitt 1968/69: 10 I/P, mechanische Traktur Schleifladen, 2. Bauabschnitt 1980 23 II/P, 3. Bauabschnitt 1987: 27 II/P, 4. Bauabschnitt 1998: 33 III/P, mechanische Traktur Schleifladen (Opus 1572 A).50 2010 Instandsetzung, Orgelbaugesellschaft Reichenstein.

Geläut

Zwei LG, I: f’ (Bronze, Gj. 1951, J. F. Weule, Bockenem), Inschrift: „O Christ, wenn du hörst meinen Klang, denk an deiner Söhne Opfergang. Er ist unser Friede“ und „1939–1945“, Bild: Eisernes Kreuz; II: as’ (Bronze, Gj. 1884, Firma Radler, Hildesheim), Inschrift: „Friede auf Erden. Mich goß J. J. Radler u[nd] Soehne in Hildesheim 1884“, Bild: Apostel Paulus. – Früherer Bestand: 1821 aus einer Schelle (30 Pfund) und dem bronzenen Taufbecken (15. Jh., 450 Pfund) zwei neue Glocken gegossen (Bronze, Gj. 1821, August Keller, Tostedt).51 Große Glocke vor 1881 gesprungen, kleine Glocke 1884 geborsten, beide umgegossen zu zwei neuen LG (beide Bronze, Gj. 1884, Firma Radler, Hildesheim), I: Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe. Mich goß J. J. Radler u[nd] Soehne in Hildesheim 1884“, Bild: Apostel Petrus, II: heutige LG II. Kleine Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und seit 1919 wieder in Hanstedt. Große LG im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeinde- und Pfarrhaus (Bj. 1968, weitgehender Umbau 1994, Vorgängerbau: Bj. 1794). – Küsterhaus (Bj. 1958, Vorgängerbau 1954 verkauft). – Pfarrwitwenhaus (Bj. 1643, um 1880 verkauft).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, 1858 erweitert. Neuer kirchlicher Friedhof im Süden von Hanstedt, angelegt 1880, erweitert 1945, FKap (Bj. 1958). Kommunale Friedhöfe in Asendorf, Brackel (1921), Marxen (1920) und Schierhorn (1931), Trägerin jeweils politische Gemeinde Handorf.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1534 Hinrick.52 – 1543 Henricus Krogeman (der gleiche wie 1534?).53 – 1543 Henning Latonus. – 1559–1610/13 Laurentius Schütte. – 1610/13–1641 Daniel Bromberger. – 1642–1698 Hinrich Bromberger. – 1698–1704 Andreas Joachim Riesenberg. – 1704–1715 Johann Quante. – 1716–1745 Johann Christoph Quante. – 1745–1753 Johann David Jansen. – 1754–1788 Christian Friedrich Gottlieb Müller. – 1789–1825 Friedrich Ludolph Kregel. – 1826–1836 August Karl Friedrich. – 1837–1848 Karl Gottlieb Friedrich Burggraf. – 1848–1857 Johann Dietrich Anton Heinrich Pape. – 1857–1879 Heinrich Wilhelm Ludwig Hoffmann. – 1878–1897 Wilhelm Wecken. – 1898–1926 Heinrich Friedrich Hermann Ringelmann. – 1927–1931 Fritz Karl Ludwig Garbe. – 1931–1933 Franz Heinrich Johannes Herkens. – 1933–1967 Paul Ernst Erich Liebeneiner.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 459–460 und III, S. 25

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 4607–4614 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3272–3280 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 928Digitalisat, 929Digitalisat, 930Digitalisat (Visitationen); B 2 G 9 Nr. 1330–1334 (Baupflege und Bauwesen); B 2 G 9 B Nr. 290 (Orgel- und Glockenwesen; S 09 rep Nr. 1352 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7666 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1642
Trauungen: ab 1642
Begräbnisse: ab 1642
Kommunikanten: ab 1861 (Lücken: 1882–1900, 1918–1926; Zahlenregister: 1918–1926)
Konfirmationen: ab 1790

Literatur & Links

A: Gemeindebuch KK Winsen/Luhe, S. 16–17; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 646; Gröll/Schirm, Kirchen und Gemeinden, S. 20–23; Manecke, Beschreibungen I, S. 275–276; Meyer, Pastoren I, S. 459–460 und III, S. 25; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 87; Richter, Kirchen Winsener Raum, S. 29–30; Schlöpke, Chronicon, S. 499–500 [Digitalisat]; Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 204, 593, 600, 618, A1,37, 39, 70.

B: Festschrift zum 100. Kirchweihjubiläum der St. Jakobi-Kirche in Hanstedt. 1882–1982, hrsg. im Auftrag des Kirchenvorstandes der St. Jakobi-Kirchengemeinde Hanstedt, Hanstedt 1982; Fritz Garbe: Die St. Jakobikirche zu Hanstedt und die St. Magdalenenkapelle zu Undeloh in Vergangenheit und Gegenwart, Nr. 1–12, 1927–[1931]; Paul Liebeneiner: Von Ansgar bis zu Ludwig Harms. Die Geschichte der Kirchengemeinden Hanstedt und Undeloh, in: Marsch und Heide 1977, Nr. 6–8 und 10–18; Arthur Lühr: Das Pfarrarchiv in Hanstedt, Kreis Harburg, und seine Bedeutung für die Sippen- und Heimatforschung, Sonderdruck aus Harburger Jahrbuch 4 (1951); Gerhard Rieckmann: Die Personennamen der Kirchspiele Hanstedt, Pattensen und Ramelsloh im Landkreise Harburg, mit Berücksichtigung der Hofnamen, Hamburg 1954; Kai Rump & Ulrike Harms: Die Geschichte des Ortes und der Gemeinde Hanstedt, Hanstedt 2021, bes. S. 349–387; H. Steincke: Die Kirchengemeinde Hanstedt-Undeloh, in: Heimatglocken. Beilage der Winsener Nachrichten (1904), Nr. 59 und Nr. 60 (1904).

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Ausstattung der Kirche; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof; Kirchenanlage.

GND

1211856798, Kirchengemeinde St. Jakobi Hanstedt; 2010003-6, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sankt Jakobi (Hanstedt, Winsen); 1211689093, Sankt-Jakobi-Kirche (Hanstedt, Harburg).


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 248.
  2. UB Verden I, Nr. 433,VI,A. Zu vermeintlichen älteren Nennungen vgl. Rump & Harms, S. 23 f. sowie UB Verden I, Nr. 81, Anm. 2.
  3. Richter, Kirchen im Winsener Raum, S. 28; Hodenberg, Lüneburger Lehnregister, S. 85, Nr. 1059 [Digitalisat].
  4. Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
  5. Zum Amt Winsen vgl. Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 6 ff.
  6. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1972.
  7. UB Lüneburg II, Nr. 677 [Digitalisat]. Vgl. auch Rump & Harms, S. 351.
  8. Richter, Kirchen im Winsener Raum, S. 28; Hägermann, Registrum, S. 141.
  9. Rump & Harms, S. 352; Steincke, Nr. 60, S. 1.
  10. Rump & Harms, S. 358; Festschrift, S. 12 f.
  11. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 484 und 492 ff.; vgl. auch Butt, Kirchenregiment, S. 39 ff. und S. 55 ff.
  12. Salfeld, Pfründenregister, S. 88.
  13. Siehe auch Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 204.
  14. Kayser, Kirchenvisitation, S. 524.
  15. Lange, General-Kirchenvisitation, S. 68.
  16. Steincke, Nr. 59, S. 3; Schlöpke, Chronicon, S. 500 [Digitalisat].
  17. Insgesamt zum Pfarrarchiv: Lühr, S. 1 ff.
  18. Rump & Harms, S. 391.
  19. Festschrift, S. 15.
  20. Zum Neubau: Rump & Harms, S. 363 ff.; Festschrift, S. 14 ff.
  21. Abbildung alter und neuer Kirche: Rump & Harms, S. 364; Festschrift, S. 20.
  22. Garbe, Kap 20,1.
  23. Rump & Harms, S. 383.
  24. LkAH, S 1 H III, Nr. 620, Bl. 10. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  25. LkAH, S 1 H III, Nr. 620, Bl. 10.
  26. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitationen 1942 und 1948.
  27. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitationen 1948 und 1956.
  28. Rump & Harms, S. 393 ff. Siehe auch: feg-hanstedt.de/ueber-uns, 14.01.2025. Siehe auch LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1935.
  29. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1954.
  30. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1960.
  31. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1997.
  32. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1948.
  33. KABl. 1963, S. 138.
  34. KABl. 1969, S. 9 f.
  35. KABl. 1970, S. 98; Rump & Harms, S. 369, bezeichnen schon Blase als Inhaber einer neu errichteten zweiten Pfarrstelle.
  36. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1972.
  37. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1972.
  38. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitationen 1978 und 1985.
  39. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt, Visitation 1991. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  40. LkAH, L 5e, unverz., Hanstedt (Nordheide), Visitation 1997.
  41. Rump & Harms, S. 385 ff.
  42. KABl. 1970, S. 98.
  43. Burchhardt u. a., Bistum Verden, S. 34 f.
  44. KABl. 1925, S. 52.
  45. Festschrift, S. 28 ff. (mit Abbildungen).
  46. Wehking, Inschriften Lüneburg, Nr. 600; Rump & Harms, S. 375.
  47. Steincke, Nr. 59, S. 3.
  48. Steincke, Nr. 59, S. 3; Schlöpke, Chronicon, S. 500 [Digitalisat]; Garbe, Kap. 20,2,e.
  49. Skiebe, Röver, S. 53.
  50. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 177.
  51. Steincke, Nr. 59, S. 2; Festschrift, S. 26: Glocken gegossen „von einem Schweizer, dem ehemaligen Stückgießer August Keller zu Tostedt“; Rump & Harms, S. 382: „Glockengießer August Schweizer“.
  52. Salfeld, Pfründenregister, S. 88.
  53. Kayser, Kirchenvisitation, S. 524. Ebd., Anm. 1162, Schlöpke, Chronicon, S. 499 f. [Digitalisat] und auch noch Rump & Harms, S. 368, nennen für das 16. Jh. einige Pfarrer, die nach Hanstedt (Landkreis Uelzen) gehören, vgl. Meyer, Pastoren III, S. 25.