Sprengel Stade, KK Buxtehude | Patrozinium: Petrus1 | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist der Ort erstmals um 1100 und um 1111/16 als Mulesla belegt.2 Territorial gehörte Mulsum zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Herrschaftsgebiet der Erzbischöfe von Bremen. Das Dorf bildete das Zentrum der Börde Mulsum, die um 1500 insgesamt 14 Dörfer umfasste und Teil des Amtes Vörde (Bremervörde) war.3 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Die Börde Mulsum wurde 1692 unter Einbeziehung der Börden Bargstedt und Ahlerstedt erweitert zu Vogtei Mulsum. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). 1753 kam die Vogtei Mulsum zum Amt Harsefeld. In französischer Zeit zählte Mulsum im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Bremervörde) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Bremervörde, 1811–1814). Ab 1815 zählte Mulsum, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Harsefeld und kam 1852 zum Amt Stade, das 1859 im Amt Himmelpforten aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Mulsum 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählt das Dorf zum Kr. Stade (1932: Lkr.). 1972 wurde Mulsum nach Kutenholz eingemeindet, das gleichzeitig der Samtgemeinde Fredenbeck beitrat. Ab 1898 besaß Mulsum einen Bahnhof (Strecke Stade–Bremervörde; Personenverkehr 1993 eingestellt, Güterverkehr 2003). Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1967: „Zu einem Teil noch bäuerliche und handwerkliche Bevölkerung. […] Viele Arbeiter von hier fahren mit Bussen und Eisenbahn in die nächsten Städte zur Industrie etc.“4 Im Jahr 1823 lebten etwa 330 Menschen in Mulsum, 1895 insgesamt 685, 1939 rund 975, 1964 fast 1.460 und 2017 knapp 1.870.
Die zitierten Erstbelege Mulsums aus dem frühen 12. Jh. sind auch gleichzeitig die ersten Nachweise für die Existenz des Kirchspiels: Die Urkunden nennen die beiden Dörfer Aspe und Wedel und verorten sie im Kirchspiel Mulsum (Aspa et Uuidula in parrochia Mulesla).5 Das Petrus-Patrozinium der Mulsumer Kirche legt zudem eine recht frühe Gründung der Kirche nahe, vielleicht um 800, die archäologisch oder urkundlich allerdings nicht belegt ist.6 Ursprünglich umfasste das Kirchspiel wohl alle Dörfer der späteren Börde Mulsum. Ein Mulsumer Geistlicher ist erstmals im Jahr 1341 mit Johann Verlenn belegt: Als Pfarrer von Mulsum stimmte er zu, dass Ebf. Burchard von Bremen die Kreuzkapelle in Bevern, die bislang zu seinem Kirchspiel gehört hatte, zu einer eigenständigen Pfarrkirche erhob.7 Weitere Geistliche sind erst aus der ersten Hälfte des 16. Jh. bekannt: Vikar Johannes Sluter (1502) und Pfarrer Hinrich Wiszen (1525).8
Über die Einführung der Reformation in Mulsum sind keine Einzelheiten bekannt.9 Landesherr Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558), gleichzeitig auch Bf. von Verden, zählte zu den Gegnern Luthers; sein Bruder und Nachfolger Bf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre.10 Der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Als erster luth. Prediger in Mulsum gilt der wohl 1557 gestorbene P. Balthasar Swirck, wobei nicht bekannt ist, wann er das Pfarramt übernommen hatte.11 Ein namentlich nicht genannter Küster und Lehrer lässt sich 1564 belegen; 1610 übernahm sein Schwiegersohn Joachim Wilkens das Amt.12
Über die Nachfolge von P. Blasius Manschen (amt. 1558–1575) entspann sich ein Streit zwischen P. Johannes Bade (amt. 1575–1582) und Daniel Mechowius.13 Ersterem soll der Bremer Dompropst einst die nächste freie Pfarrstelle zugesagt haben und P. Bade hatte daraufhin 1575 das Pfarramt in Mulsum in Besitz genommen. Der Dompropst setzte ihn allerdings nicht ein, beabsichtigte vielmehr, das Pfarramt an Mechowius zu übertragen. Mit Unterstützung des Erzbischofs gelang es P. Bade jedoch, sich in Mulsum zu behaupten. Aus den Akten über diesen Streit geht zudem hervor, dass die pfarramtlichen Tätigkeiten 1575 mindestens teilweise in der Hand des Vikars Cosmas lagen, der anscheinend mit seiner Familie im Pfarrhaus wohnte.14 Im Kontext der Kirchenvisitation 1582/83 gab P. Bade sein Amt auf und P. Otto Dreckmann (amt. 1582/83–1600?) übernahm den Pfarrdienst in Mulsum.15 Seiner Bestallungsurkunde ist ein Verzeichnis der Pfarreinkünfte beigefügt, das deutlich macht, dass es sich um „eine sehr gute Stelle“ handelte.16 Als der Dompropst die Pfarre Mulsum 1603 an P. Magister Hermann Cortumius (amt. 1604–1615) übertragen wollte, bislang Pastor in Bevern, kam es erneut zu Streitigkeiten, da die Gemeinde selbst bereits einen Prediger berufen hatte. Anfang September 1603 berichtete die Gemeinde, beide Pastoren hätten gleichzeitig versucht, den Sonntagsgottesdienst zu halten: „Nach dem Liede ist erst der Mulsumer, dann der Beverner auf den Predigtstuhl gestiegen; dabei ist es diesem gelungen, jenen zu verdrängen, als er aber hat beginnen wollen, seiner Herde zu predigen, hat diese die Kirche bis auf den letzten Mann verlassen, weil keiner ihn hat hören wollen“.17 Der Dompropst konnte seinen Kandidaten jedoch schließlich durchsetzen.
Nachdem 1590/91 der Kirchturm neu errichtet worden war, folgte 1615 der Neubau des Kirchenschiffs.18 Das älteste erhaltene Kirchenbuch der Gemeinde legte P. Hinrich Adami (amt. bis 1667) an. Der Kirchturm des späten 16. Jh. stürzte 1780 teilweise ein und wurde neu errichtet. Das Corpus bonorum der Gemeinde, aufgestellt 1792, beschreibt auch das Kirchenschiff als baufällig und überdies zu klein für die Gemeinde.19 In die Amtszeit von P. Arnold Roschen (amt. 1800–1822) fiel der Bau des heutigen Kirchengebäudes; der Abbruch der alten Kirche begann im März 1803 und am 25. März 1804 konnte die Gemeinde ihre neue Kirche einweihen.20
Im Jahr 1819 brannte das Pfarrhaus in Mulsum ab. Ab 1827 gehörte Mulsum zur neu eingerichteten Insp. Harsefeld und bis 1884/85 waren insgesamt drei Mulsumer Pastoren auch gleichzeitig Superintendenten dieser Inspektion. P. Hermann Heinrich Lühr Lüdemann (amt. 1885–1899) soll ein „gottbegnadeter Buß- und Erweckungsprediger“ gewesen sein.21 Sein Nachfolger P. Konrad Wilhelm Wolters (amt. 1899–1930) gründete 1912 einen Posaunenchor in der Gemeinde und 1941 attestierte der Ortspastor der Gemeinde ein „starkes Interesse für die Hermannsburger Mission“.22
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Werner Stakemann (amt. 1931–1938) und P. Georg Albrecht (amt. 1939–1950) das Pfarramt in Mulsum inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb P. Albrecht rückblickend, er habe kirchenpolitisch seit 1934 zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gehört.23 Zum 1933 neu gewählten KV bemerkte er knapp: „nicht eindeutig parteilich orientiert. Bis auf ein Glied, das bald ausschied, hat er sich bewährt“.24 Im Bericht über die Visitation 1941 urteilte der Buxtehuder Sup. Ernst Koch (amt. 1938–1968), der gänzlich aus Bauern zusammengesetzte KV sei „das beharrende Element der Gemeinde, das das kirchliche Herkommen hochhält“.25 1953 beschrieb er Mulsum als eine Gemeinde, in der, genauso wie in Ahlerstedt und Bargstedt, in früheren Jahrzehnten „die kirchliche Sitte noch eine das ganze Leben bestimmende macht war“.26 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die KG Mulsum die Trägerschaft der in den 1930er Jahren eingerichteten Schwesternstation.27
Mit dem Zuzug Geflüchteter in der Nachkriegszeit stieg die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 3.700 im Jahr 1941 auf rund 6.500 im Jahr 1947 an und sank bis 1953 auf gut 5.730 ab.28 Gleichzeitig entstand eine kleine kath. Gemeinde im Kirchspiel (1947: 500 Gemeindeglieder, 1953: 270). Zum 1. Oktober 1956 verkleinerte sich das Gebiet des Kirchspiels Mulsum: Groß Fredenbeck und Klein Fredenbeck sowie Wedel kamen zur neuen KG Fredenbeck, die allerdings erst 1959 eine eigene Pfarrstelle erhielt.29 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1961 bei 4.060. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Mulsum in den 1960er Jahren Kontakte zur Kirchgemeinde Hohenfichte (östlich von Chemnitz). 30
Im Jahr 1976 richtete das LKA Hannover eine zweite Pfarrstelle für Mulsum ein.31 Das alte Pfarrhaus in Mulsum ließ die Gemeinde 1981 zu einem Gemeindehaus umbauen und im gleichen Jahr konnte auch ein Gemeindehaus in Kutenholz eingeweiht werden. Dies verstärkte das „Eigengewicht der beiden Orte mit den dazugehörigen Dörfern“.32 Eine erneute Verkleinerung erfuhr das Kirchspiel zum 1. Januar 1992: Elmerheide, Elmermoor, ein Teil Hohenmoors, Schierel und Schierlermoor kamen zur neuen KG Elm.33 Im 21. Jh. gründete sich die St. Petri Stiftung Mulsum; sie unterstützt die KG beim Erhalt der kirchlichen Gebäude und bei der Finanzierung von Mitarbeitenden. Seit 2007 besteht zudem der Förderverein für die Jugendarbeit (FörJu).
Bis heute feiert die KG Mulsum einmal im Jahr am zweiten Dienstag nach Ostern einen Lobetag, der an ein Unwetter wohl Anfang des 18. Jh. erinnert, bei dem „Blitze wie zwei Meter hohe Feuerräder durch die Straßen gelaufen“ seien, bei dem aber niemand zu Schaden kam und kein Haus abbrannte.34 „Die Arbeit ruht, die Schulen setzen den Unterricht aus“, heißt es im Visitationsbericht 1953. Und die Gemeindeglieder legen vor Beginn des Gottesdienstes „das Lobetagopfer in den Opferkasten“.35
Pfarrstellen
I: vorref. – II. 1976.36
Umfang
Mulsum sowie Aspe, Essel, Hohenmoor (teilweise), Kutenholz, Sadersdorf (gegründet 1791) und Schwinge. Von 1897 bis 1992 auch Elmerheide, Elmermoor, ganz Hohenmoor, Schierel und Schierlermoor (vorher KG Oldendorf, nachher zur neuen KG Elm).37 Bis 1956 auch Groß-Fredenbeck, Klein-Fredenbeck und Wedel (dann zur neuen KG Fredenbeck).38 Bis 1759 auch Hesedorf (dann Kirchspiel Bevern; Ablösezahlung erst 1859).39 Bis 1341 auch Bevern (dann eigenständig).40
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat des Bremer Dompropsts.41 – Seit 1651 gehörte Mulsum zur Präpositur Bremervörde. Bei der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden kam Mulsum 1827 zur Insp. Harsefeld, der Sitz der Superintendentur wechselte jedoch zunächst in der Regel zwischen Bargstedt und Mulsum; 1884/85 wurde die Insp. umbenannt in Insp. Bargstedt (1924: KK). Ab 1934 bildeten die Aufsichtsbezirke Bargstedt und Buxtehude einen Aufsichtsbezirk Bargstedt-Buxtehude, Sitz der Superintendentur wurde Buxtehude.42 Zum 1. Oktober 1958 wurde der KK umbenannt in KK Buxtehude.43 – Mulsum war Sitz des Sup. der Insp. Harsefeld von 1830 bis 1838 (Sup. Tjard Ludwig Oltmanns) und von 1853 bis 1884 (Sup. Johann Heinrich Bohn und Sup. Gustav Burchard Wyneken). Die Insp. umfasste die Gemeinden Ahlerstedt, Apensen, Bargstedt, Harsefeld, Horneburg, Mulsum sowie Neukloster und Bliedersdorf.
Patronat
Der bremische Dompropst.44 Seit 1647/48 der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Querorientierter, fünfachsiger Rechteckbau mit Sakristeianbau in der Mitte der Südseite, erbaut 1803/04 (Entwurf: J. A. H. Flügge). Walmdach mit Gaube nach Westen, Sakristei mit Satteldach. Feldsteinmauerwerk, unterhalb der Traufe Ziegelmauerwerk. Hohe, rundbogige Fenster mit Ziegelgewänden und gusseisernem Sprossenwerk. Rechteckportal in der Mitte der Nordseite, darüber Halbkreisfenster; Nebenportal in der Mitte der Ostseite, darüber Halbkreisfenster. Im Innern Tonnengewölbe, dreiseitige Emporenanlage an West-, Nord- und Ostseite, Altar vor Südwand. 1933/34 Sakristeianbau und Erneuerung der Ausstattung (Architekten: Bernhard Hopp und Rudolf Jäger, Altona). 1962/63 Innenrenovierung. 1998–2001 Renovierung. 2023 Erneuerung der Heizung im Rahmen des Projekts ETiK (Energieeffiziente Temeperierung in Kirchen).45
Fenster
An der Südseite links und rechts von Altar und Kanzel zwei figürliche Buntglasfenster (1933), Abendmahl und Pfingsten, Inschriften: „Kommet her zu mir alle“ und „Gehet hin in alle Welt“.
Turm
Vierseitiger Westturm aus Feldsteinmauerwerk, erbaut 1781–83.46 Schiefergedeckter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne (Jahreszahl: 1704), Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Osten. Im Glockengeschoss je zwei flachbogige Schallöffnungen nach Norden und Süden, an der Südseite dazwischen Uhrziffernblatt. Kleine Rechteckfenster nach Norden und Süden, im Erdgeschoss flachbogige Eingang nach Süden. Maueranker mit Jahreszahl 1782. 1920 Turmuhr. 1985 Dach erneuert. 1995 Sanierung des Mauerwerks (Treibmineralienschäden).
Vorgängerbauten
Mittelalterliche Kirche, abgebrochen 1615 und durch einen Neubau ersetzt.47 Laut CB von 1791 war die Kirche 88½ Fuß lang, im Westen 31½ Fuß breit und im Osten 22 Fuß; sie besaß im Innern eine flache Dielendecke und war baufällig; Anfang des 19. Jh. durch heutigen Kirchenbau ersetzt.48 Wohl runder Kirchturm, erbaut 1590/91, 60 Fuß hoch49, 1780 bei Sturm beschädigt und abgetragen.
Ausstattung
Blockaltar mit seitlichen Schranken (1934), hölzernes Antependium mit Relief der Beweinung Christi. – Kanzel mit Schalldeckel (1934), angebracht oberhalb des Altars, am Kanzelkorb sechs Gemälde (Grisaille, Öl auf Holz), u. a. Vertreibung aus dem Paradies, Opferung Isaaks, brennender Dornbusch, Zöllner und Pharisäer, verlorener Sohn; Kanzelkorb flankiert von zwei Skulpturen (Paulus und Petrus oder Petrus und Johannes oder die Erzengel Michael und Gabriel)50; unterhalb des Schalldeckels Inschrift „Heilig, Heilig, Heilig“. – Sechsseitige, stelenartige Taufe aus Holz (1933). – Außen: Gusseisernes Grabkreuz für P. Ludwig Fürchtegott Pfannkuche († 1852). – Außen: Gusseisernes Grabkreuz für Sup. Johann Heinrich Bohn († 1865). – Ehemalige Ausstattung: Klassizistischer, tempelartiger Kanzelaltar, 1933 entfernt.
Orgel
Erste Orgel erbaut 1869–71 von Johann Hinrich Röver (Stade), 16 II/P, mechanische Traktur, Registerkanzellenladen mit Klappenventilen.51 1917 zinnerne Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgeben. Um 1925 neu Prospektpfeifen (Zink). 1947–51 Reparatur und Änderung der Disposition, Walter Walionis (Hamburg); 16 II/P. 1971–73 Umbau, ausgeführt von E. Kemper & Sohn (Lübeck), 11 II/aP, mechanische Traktur, Schleiflade (Zwillingslade, durchschobene Lade; Röversche Windlade war „wegen starker Schwundrisse“ nicht restauriert worden52), erster Bauabschnitt einer geplanten Wiederherstellung, nicht vollendet. 1989/90 Orgel restauriert von Martin Haspelmath (Walsrode), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Vier LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Dankt unserm Gott, lobsinget ihm, rühmet seinen Nam’n mit lauter Stimm; lobsingt und danket allesamt! Gott loben, das ist unser Amt“ (David Denicke, Cornelius Becker) sowie Namen des Pastors und der Kirchenvorsteher; II: h’ (Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden sein und leben in Gott in Ewigkeit. A[rno] Pötzsch“; III: c’’ (Bronze, Gj. 1741, Johann Andreas Bieber, Hamburg), Inschrift: „Ich las mich hier zv Gottes Ehren von Grosen und von Kleinen hören und rvfe dvrch den Klang vnd trit zvr Kirch vnd avch zvm Grabe mit“ und „Herr Pastor Otto Matthäei, Ivraten Hein Wvlpern, Iohannes Siebe. Me fecit Me[ister] Iohann Andreas Bieber Hambvrg 1741“, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und um 1947 zurück in Mulsum; IV: es’’ (Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Du sprachst zu den Jüngern: ‚Lasset die Kindlein mir begegnen‘. Drum bringen wir den neuen Gast, woll, Jesu Christ, ihn segnen. R[udolf] A[lexander] Schröder“, Bild: Kirchensiegel. – Eine SG, h’’ (Eisen, Gj. Anfang 20. Jh.). – Früherer Bestand: Eine große LG (Bronze, Gj. 1741, Johann Andreas Bieber, Hamburg), Inschriften etwa: „Diese Glocke durch der Gemeinde und Hermann Major P. W. Biehlen freiweillige Gabe wieder gegossen und sind bisher gewesen anno 1711 Pastor Herr Heinrich Adami. Wilhelm Joachim Gebhardi. Simon Hinrich Buscher. Juraten. Olim Johann Ehlers. Jost Mebohm. nunc Jost Meibohm. Hinrich Grafelmann. Juraten: Herr Michel Biehl, Wilhelm Biehl, Michel Biehl. Herrn Pastor Otto Mattei. Juraten: Hein Wülpern, Johann Siebe. Die buß- und Betglocke schlage ich an, hört Gottes stimme, jedermann; bedenkt das Ende, las eyr Pflicht auf Gott und Nächsten sein gericht. Me fecit Johann Andreas Bieber. Hamburg anno 1741“, Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917).53 Zwei neue LG, g’ und b’ (Stahl, Gj. 1925. J. F. Weule, Bockenem), 1960 durch heutige Bronzeglocken ersetzt; Stahlglocken an die Dörfer Aspe (g’) und Kutenholz (b’) verschenkt, letztere 1985 im Glockenträger des Gemeindehauses Kutenholz aufgehängt, erstere weiterverschenkt.54
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus Mulsum (Bj. 1975). – Gemeindehaus Mulsum (Bj. 1823, ehemaliges Pfarrhaus, umgebaut 1981). – Pfarrhaus Kutenholz (Bj. 1974), 1989 erworben. – Gemeindehaus Kutenholz (Bj. 1980/81) mit Glockenträger (Bj. 1985), eine LG, b’ (Eisen, Gj. 1925, J. F. Weule, Bockenem), Gebäude steht zum Verkauf (2023). – Organistenhaus Mulsum (Bj. 1966). – Schwesternhaus Mulsum (Bj. um 1930).
Friedhof
Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, 1874 geschlossen. Kommunaler Friedhof Mulsum, am östlichen Ortsrand, angelegt 1874, FKap. Kommunaler Friedhof Kutenholz, am östlichen Ortsrand, FKap. Kommunaler Friedhof Essel, angelegt 1832, FKap (Bj. 1967). Kommunaler Friedhof in Sadersdorf. Kommunaler Friedhof in Groß Aspe. Kommunaler Friedhof in Klein Aspe. Kommunaler Friedhof in Hohenmoor.
Liste der Pastoren (bis 1940)
15..–1557 Balthasar Swirck. – 1558–1575 Blasius Manschen. – 1575–1582 Johann Bade. – 1583–1600 (?) Otto Dreckmann (Pelander). – 1600–1603 Amblasius. – 1604–1615 Magister Hermann Cortumius. – 1615–16.. Melchior Delver. – Bis 1667 Hinrich Adami. – 1667–1692 Wilhelm Joachim Gebhardt. – 1693–1724 Simon Hinrich Büscher. – 1724–1746 Otto Matthaei. – 1746–1758 Peter Kolster. – 1759–1771 Adam Hinrich Meyer (Mejer). – 1772–1800 Hermann Nikolaus Georg Polemann. – 1800–1822 Arnold Roschen. – 1823–1838 Tjard Ludwig Oltmanns. – 1839–1852 Ludwig Fürchtegott Pfannkuche. – 1853–1865 Johann Heinrich Bohn. – 1866–1885 Gustav Burchard Wyneken. – 1885–1899 Hermann Heinrich Lühr Lüdemann. – 1899–1930 Heinrich Konrad Wilhelm Wolters. – 1931–1938 Friedrich Wilhelm Werner Stakemann. 1939–1950 Georg Karl Johannes Albrecht.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 161–162 und III, S. 33
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 1010–1023 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 5751–5761 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 295 (CB); A 9 Nr. 2543, 2544, 2545, 2698, 2699 (Visitationen); D 49 (EphA Buxtehude); E 5 Nr. 756 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 235, 439, 815 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1717 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8088 (Findbuch PfA).
Literatur & Links
A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 225–226; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 511–515; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 120–121; Meyer, Pastoren II, S. 161–162 und III, S. 33; Pape, Haspelmath, S. 205–208; Skiebe, Röver, S. 14.
B: Gerhard Allers (Red.): 1200 Jahre Mulsum. Festschrift anläßlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Mulsum 1986, Bliedersdopf 1986; Sonja Bijlsma: Ansichten. Die St.-Petri-Kirchengemeinde Mulsum mit anderen Augen sehen, Hagenah 2014; Heinz Hauschild: Börde Mulsum 1781, [Mulsum 1981]; Hans Sarnighausen: Sippenbuch des Kirchspiels Mulsum im Kreis Stade, Niedersachsen. 1937–1630 (= Deutsche Sippenbücher, Reihe A, 41), Bliedersdorf 1982; Hans Sarninghausen: Ortssippenbuch Mulsum II im Kreis Stade, Niedersachsen (= Deutsche Sippenbücher, Reihe A, 41), Stuttgart 1976; Leni Sarnighausen, Dietrich Alsdorf: Kulturgeschichtliches aus der Börde Mulsum, Fredenbeck 1982; Ernst Georg Wolters: Otto Dreckmann, Pastor zu Mulsum, in: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 16 (1911), S. 174–180; Ernst Georg Wolters: Die Kirchengemeinde Mulsum im Reformationsjahrhundert, in: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 22 (1917), S. 153–165.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, ehemaliges Pfarrgehöft; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.
GND
16101752-6, Evangelisch-Lutherische St.-Petri-Kirchengemeinde Mulsum; 1243767995, Sankt-Petri-Kirche (Kutenholz)
Website der Kirchengemeinde (03.03.2023)
Weitere Bilder
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 46.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 397 und Nr. 411; UB Hamburg I, Nr. 132. Ein urkundlicher oder archäologischer Beleg dafür, dass der spätere Bf. Willehad im Jahr 786 eine Kirche oder Taufkapelle in Mulsum gegründet hat, existiert nicht. Die 1.200-Jahrfeier Mulsums im Jahr 1986 fußte nicht zuletzt auf einem knappen Eintrag in der Zeittafel bei Hans Wohltmann: Die Geschichte der Stadt Stade an der Niederelbe, Stade 1956, S. 286: „786–789 n. Chr.: Willehad, erster Bremer Bischof, bekehrte unsere Vorfahren zum Christentum. Taufkirchen in Stade (St. Wilhadi), Bargstedt, Mulsum und Oldendorf“, vgl. Allers, S. 10.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 397 und Nr. 411; Lehe, Herzogtum Bremen, S. 15 f.
- LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitation 1967).
- UB Hamburg I, Nr. 132.
- Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 225. Vgl. auch Hofmeister, Besiedlung I, S. 159 und S. 166, Anm. 116.
- Regesten Ebf. Bremen II,2, Nr. 707. Bei anderen Nennungen ist nicht klar, ob Mulsum (Kutenholz) oder Mulsum (Wurster Nordseeküste) gemeint ist, siehe RG Online, RG II 00762, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/762, oder RG Online, RG VI 03416, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/6/3416, 06.03.2023.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 155.
- Vgl. zum Folgenden: Wolters, Kirchengemeinde, S. 153 ff.
- Zu Bf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 155 ff.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 165.
- Ausführlich: Wolters, Kirchengemeinde, S. 157 ff.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 158: „Sein [P. Bades] mercenar (Vikar) Cosmas N., der Frau und Kinder hat, erhält von Mechow die Erlaubnis, bis Michaelis im Wedemhause zu wohnen und den Sommerkornzehnten für sich einzuziehen, wofür er jedoch den ganzen Dienst zu besorgen hat“.
- Vgl. Wolters, Dreckmann, S. 274 ff.
- Wolters, Dreckmann, S. 275.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 161.
- Wolters, Dreckmann, S. 278; Wolters, Kirchengemeinde, S. 162 ff.
- LkAH, A 8, Nr. 295, S. 4.
- Allers, S. 76 ff.
- Allers, S. 53.
- Allers, S. 96 f.; LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitation 1941).
- LkAH, S 1 H III, Nr. 812, Bl. 16.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 812, Bl. 16.
- LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitation 1941).
- LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitation 1953).
- Allers, S. 96.
- LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitationen 1941, 1947 und 1953).
- KABl. 1956, S. 145 f.
- Allers, S. 54. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- KABl. 1976, S. 57.
- LkAH, L 5g, unverz., Mulsum, KK Buxtehude, Visitation 1986.
- KABl. 1991, S. 182.
- Allers, S. 64.
- LkAH, L 5g, Nr. 235 (Visitation 1953).
- KABl. 1976, S. 57.
- KABl. 1897, S. 50; KABl. 1991, S. 182.
- KABl. 1956, S. 145 f.
- Hauschild [S. 4]; Allers, S. 43.
- Regesten Ebf. Bremen II,2, Nr. 707.
- Hodenberg, Stader Copiar, S. 22.
- KABl. 1934, S. 158 f.
- KABl. 1958, S. 195.
- Hodenberg, Stader Copiar, S. 17.
- Siehe https://www.stiftung-kiba.de/aktuell/kirchen-die-das-klima-schutzen-7735.php.
- LkAH, A 8, Nr. 295, S. 11.
- Wolters, Kirchengemeinde, S. 162 ff.
- LkAH, A 8, Nr. 295, S. 4; Hauschild, [S. 7].
- Allers, S. 49; Wolters, Dreckmann, S. 278; Wolters, Kirchengemeinde, S. 163 f.
- Allers, S. 83.
- Zur Orgel vgl. Pape, Haspelmath, S. 205 ff.; Skiebe, Röver, S. 14; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 120. Das CB von 1792 vermerkt ausdrücklich, dass keine Orgel vorhanden war, LkAH, A 8, Nr. 295, S. 5.
- LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 449, Bl. 200.
- Inschrift: Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 514.
- Bijlsma, [S. 17]; Allers, S. 84.