Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Heilig Kreuz | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Im Wesentlichen nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstand links der Weser ein neues Wohngebiet der Stadt Hameln. Dieser „Klütbezirk“ leitet seinen Namen vom südwestlich gelegenen Bergwald ab.1 Kirchlich gehörte das Gebiet zur 1952 wieder gegründeten Münstergemeinde Hameln. Nach der Visitation der Gemeinde im Jahr 1959 hielt LSup. Johannes Schulze (amt. 1957–1969) die Eckpunkte der geplanten weiteren Entwicklung fest: Im Westbezirk links der Weser sollte eine neue Kirchengemeinde entstehen, ebenso im Ortsteil Wangelist.2
Als erster Sammlungspunkt der Gemeinde im Klüt diente seit 1960 das „Haus der Begegnung“ an der Pyrmonter Straße. 1961 erwarb die Gemeinde einen Bauplatz für eine Kirche, 1962 gründete sich ein Kirchbauverein und am 7. Juli 1963 konnte der Grundstein für die Kirche Zum Heiligen Kreuz gelegt werden. Zur Namenswahl schrieb der Bauausschuss: dass „wir in unserer Zeit des Zusammenbruchs und Wiederaufbaus […] das Kreuz in besonderer Weise erfahren haben als Zeichen des Einbruches Gottes in unsere scheinbar so festgefügte und wohlgeordnete Welt“.3 Überdies nahm der Name Bezug auf die Flurbezeichnung „Im Kreuzfeld“.

Kirche, Außenansicht, um 1964

Kirche, Außenansicht, um 1964

Als Ziel des Kirchenbaus formulierte Architekt Kurt Schulze-Herringen, „mit Hilfe des Gevierts der Mauern, der Richtung der Wände, des Gehäuses der Decke und nicht zuletzt des Lichtes einen Raum der Sammlung für die gottesdienstliche Gemeinde zu schaffen“.4 Der nach Südwesten ausgerichtete Altarraum sei „vom Morgen-, Mittags- und Abendlicht erfüllt“; zudem öffnete sich der Vorplatz der Kirche auf diese Weise zum Weserufer hin, wo ein Großteil der Gemeinde lebte. Am 3. Oktober 1964 weihte LSup. Johannes Schulze die neue Kirche ein. Zwei Tage zuvor hatte sich die „Ev.-luth. KG Zum Heiligen Kreuz Hameln“ gegründet; von ihrer Muttergemeinde St. Bonifatius übernahm die neue Gemeinde eine Pfarrstelle.5 Erster Inhaber war P. Wolfgang Theopold (amt. 1959–1976). Der Bundestagspräsident schenkte der neuen Gemeinde eine Altarbibel. Der Bau des Pfarrhauses folgte 1967, das Gemeindehaus konnte 1970 eröffnet werden. 1974 zählte die Gemeinde etwa 3.200 Gemeindeglieder.6 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die ev. KG Zum Heiligen Kreuz Kontakte zur St. Martins-Kirchgemeinde in Neukirchen/Pleiße (südwestlich von Dennheritz).7
Ebenfalls 1964 hatte sich die kath. St. Vizelingemeinde gegründet, deren Gebiet Klein Berkel und die links der Weser gelegenen Teile der Stadt Hameln umfasste. Ab November 1966 nutzte auch sie die Kirche Zum Heiligen Kreuz. Ev. und kath. Gemeinde starteten einen ökumenischen Arbeitskreis und luden später zu ökumenischen Gottesdiensten ein, zeitweise „wurden sogar auch Abendmahl und Eucharistie nebeneinander im gleichen Gottesdienst gefeiert“.8 Der ev. P. Horst Walz (amt. 1976–1988) schrieb rückblickend: „Wir hatten in der Kirche das Weihwasserbecken am Eingang, die Kniebänke und die Marienecke“.9 1975 schlossen kath. und ev. Gemeinde einen Vertrag über die gemeinsame Nutzung von Kirche und Gemeindehaus. Nach der ersten Visitation der Gemeinde im Jahr 1974 hob der Hamelner Sup. diese „oekumenische Begegnung“ als einen der „besonderen Akzent“ der Heilig-Kreuz-Gemeinde hervor, die er zudem als „so beweglich, daß sie neue Formen entwickelt“ beschrieb.10 Nach der folgenden Visitation sechs Jahre später hielt der Sup. fest, dass „sich die ökumenischen Kontakte in der Weise ‚normalisiert‘ haben, daß der Enthusiasmus und das echte Engagement beider Seiten aus den Gründerjahren in ein gut-nachbarliches Verhältnis mit manchen Gemeinsamkeiten, aber auch mit stärkerer Betonung der jeweiligen Merkmale übergegangen ist“.11 Bis in die 1990er Jahre hinein nutzte die Gemeinde St. Vizelin die ev. Kirche Zum Heiligen Kreuz und das Gemeindehause, seither konzentriert sie ihre Arbeit auf das 1976 eröffnete Ökumenischen Kirchenzentrum Klein Berkel.12

Kirche, Blick zur Empore, um 1964

Kirche, Blick zur Empore, um 1964

Auf regionaler Ebene bildet die Gemeinde Zum Heiligen Kreuz zusammen mit den Hamelner Innenstadtgemeinden Markt und Münster sowie der St. Annengemeinde Wangelist und der KG Am Ohrberg die Region 1 des KK Hameln-Pyrmont. Im August 2003 gründete die Kirchengemeinde die „Stiftung Zum Heiligen Kreuz“, deren Ziel es ist, die kirchliche Arbeit der Gemeinde zu fördern. Den Grundstock des Stiftungskapitals bildete eine Erbschaft. U. a. finanziert die Stiftung im Rahmen des Projekts „Kirche kümmert sich“ eine Seniorenbetreuerin.13
Angesichts sinkender Gemeindegliederzahlen wurde die Pfarrstelle der Gemeinde 2003 halbiert.14 Zeitweise konnte die Stiftung die Stelle aufstocken. 2015 trat die Gemeinde dem „Verband ev.-luth. Kindertagesstätten im KK Hameln-Pyrmont“ bei; in unmittelbarer Nachbarschaft zur Heilig-Kreuz-Kirche eröffnete der Verband im Bildungshaus am Klüt eine Kindertagesstätte mit Familienzentrum.15 2022 fiel die Pfarrstelle der Gemeinde weg und seitdem ist die KG Zum Heiligen Kreuz pfarramtlich mit der Münstergemeinde, verbunden.

Umfang

Der nordwestliche Teil der Stadt Hameln (Klütviertel). 1996 Finkenborn und Finkenborner Weg (ungerade Hausnummern, sowie gerade von 6 bis 16) umgepfarrt in die Münstergemeinde, gleichzeitig Gebiet westlich der Klütstraße eingepfarrt (bislang Münstergemeinde).16

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1964 zum KK Hameln-Pyrmont.

Kirchenbau
Glockenturm und Kirche, Außenansicht, um 1964

Glockenturm und Kirche, Außenansicht, um 1964

Ziegelverkleideter Bau, Grundriss ähnelt einem bauchigen Antoniterkreuz, ausgerichtet nach Südwesten, erbaut 1963/64 (Architekt: Kurt Schulze-Herringen, Osterholz-Scharmbeck). Altarraum höher als Kirchenschiff, Satteldächer über Schiff und Altarraum. Außenwände des Schiffs zum Altarraum hin ansteigend. Nach Nordosten Rechteckportal, gerahmt von wandhohem Fenster, an den Längsseiten des Schiffs je fünf hochliegende, sechseckige Fenster; Altarraum mit Oberlicht nach Nordosten und großen Fensterflächen nach Südosten und Nordwesten. Im Innern offener Dachstuhl, Empore im Nordosten; hinter dem Altar wandhoher, reliefartig gestalteter blauer Farbstreifen mit den griechischen Buchstaben A und Ω. 1984 Innenrenovierung (Heinz Nauwald; u. a. Neugestaltung Altarwand, vorher grün).17

Fenster

Alle Fenster mit farbigem Glas gestaltet.

Turm

Östlich vor der Kirche vierseitiger, freistehender Turm, nach oben verjüngt. Flaches Dach, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn. Nach Nordosten und Südwesten großes, hochrechteckiges Schallfenster; nach Südwesten vier Rechteckfenster mit Ziegelgitter, nach Nordwesten vier kleine Quadratfenster. Im Innern Jugendräume und Glockenstube. 2008 Turmsanierung.

Taufbrunnen, um 1964

Taufbrunnen, um 1964

Ausstattung

Steinaltar aus rotem Wesersandstein, mit stilisierter Grabeshöhle (1964, Gerhard Bühsing, Hildesheim). – Hängendes Kruzifix mit ausgespartem Korpus (1965, Ulrich Conrad, Worpswede). – Rednerpultartige Kanzel (1964, Gerhard Bühsing, Hildesheim), Brüstung aus rotem Wesersandstein, einem Schiffsbug nachempfunden. – Zylindrische Taufe aus rotem Wesersandstein (1964, Gerhard Bühsing, Hildesheim), gestaltet als Taufbrunnen. – Holzskulptur „Heilige Familie“ (1966), Inschrift: „Unserem gefallenen Sohne Karl Christel Ludwig Arnecke geboren am 28. Mai 1922 gefallen am 10. August 1943 Die Eltern Karl und Helena Arnecke geborene Kleemann gewidmet im März 1966 der Kirche Zum Heiligen Kreuz in Hameln“.

Orgel

Zunächst geliehenes Orgelpositiv aus der Martin-Luther-KG.18 Orgelneubau 1967, ausgeführt von Schmidt & Thiemann (Hannover), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, darüber hinaus ein vakantes Register. 1976 Umbau, Gustav Steinmann (Vlotho), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1997/98 Orgelinstandsetzung und -umbau, ausgeführt von Franz Rietzsch (Hemmingen), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1965, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Er ist unser Friede. Eph. 2,14“ und „Kirche Zum Heiligen Kreuz Hameln 1965“; II: c’’ (Bronze, Gj. 1965, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Er ward gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Phil. 2,3“ und „Kirche Zum Heiligen Kreuz Hameln 1965“; III: d’’ (Bronze, Gj. 1964, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Das Wort vom Kreuz ist uns eine Gotteskraft. 1. Kor. 1,18“ und „Ev.-luth. Kirche Zum Heiligen Kreuz Hameln/Weser 1964“; IV: f’’ (Bronze, Gj. 1964, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Darum predigen wir Christum den Gekreuzigten 1. Kor. 1,23“ und „Ev.-luth. Kirche Zum Heiligen Kreuz Hameln/Weser 1964“.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1967). – Gemeindehaus (Bj. 1970, 1979 erweitert).

Friedhof

Städtische Friedhöfe der Stadt Hameln (Deisterstraße, Am Wehl).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5a Nr. 158–159, 1264, 1678, 1808–1809 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1214 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

B: 50 Jahre Kreuzkirche, hrsg. von der ev.-luth. Kirchengemeinde Zum Heiligen Kreuz, Hameln 2014; Festschrift zur Weihe der Kirche Zum Heiligen Kreuz in Hameln am 3. Oktober 1964, hrsg. vom Bauausschuß, Hameln 1964.

GND

1098171519, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Zum Heiligen Kreuz Hameln; 1034633678, Evangelisch-Lutherische Kirche zum Heiligen Kreuz (Hameln)

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Festschrift, S. 5.
  2. LkAH, L 5a Nr. 139 (Visitation 1959).
  3. Zit. in Festschrift, S. 8.
  4. Festschrift, S. 10 f.
  5. KABl. 1964, S. 163 f.
  6. LkAH, L 5a, Nr. 158 (Visitation 1974).
  7. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  8. 50 Jahre, S. 14.
  9. 50 Jahre, S. 20.
  10. LkAH, L 5a, Nr. 158 (Visitation 1974).
  11. LkAH, L 5a, Nr. 158 (Visitation 1980).
  12. 50 Jahre, S. 34.
  13. 50 Jahre, S. 40.
  14. 50 Jahre, S. 37.
  15. KABl. 2015, S. 70.
  16. KABl. 1996, S. 123 f.
  17. Abb.: 50 Jahre, S. 26.
  18. Festschrift, S. 18.