Frühere Gemeinde | Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | Patrozinium: Erlöser | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Der Ort ist 1338 urkundlich als Varendorpe belegt.1 Vahrendorf lag ursprünglich im Gebiet der Gft. Stade, die in Teilen seit 1236 als Lehen der Bremer Erzbischöfe zum Herrschaftsgebiet der Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg zählte und bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 zum Teilfsm. Lüneburg kam.2 Das Dorf gehörte zur Vogtei bzw. zum Amt Harburg. Als teilsouveräne Herrschaft Harburg war dieses Gebiet seit 1527 im Besitz einer welfischen Nebenlinie und fiel 1642 wieder zurück an das Fsm. Lüneburg, das 1705 im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) aufging. Von 1810 bis 1813 gehörte Vahrendorf zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Hittfeld, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Harburg und war ab 1852 Teil des kurzlebigen Amtes Hittfeld, das 1859 wieder im Amt Harburg aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Vahrendorf 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Lkr. Harburg. 1972 wurde der Ort Teil der Einheitsgemeinde Nenndorf, die seit 1973 den Namen Rosengarten trägt. Um 1810 lebten gut 130 Menschen in Vahrendorf und 2004 rund 1.400.
Kirchlich gehörten Vahrendorf, Ehestorf und Alvesen bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur KG Sinstorf, Sottorf hingegen zur KG Hittfeld. Im Jahr 1948 gründete sich eine Friedhofsgemeinschaft und legte im Nordwesten des Vahrendorfs einen Friedhof für die vier Ortschaften an, dessen Trägerschaft 1952 die KG Sinstorf übernahm.3 Zudem fanden seit der Nachkriegszeit Gottesdienste in der Vahrendorfer Schule statt. Ebenfalls im Jahr 1952 richtete die KG Sinstorf eine Gemeindeschwesternstation in Vahrendorf ein, in der die Diakonisse Irma Franke (amt. 1952–1984) arbeitete (Amelie Sieveking-Haus, Hamburg-Volksdorf). Das Gebiet der späteren Gemeinde Vahrendorf gehörte – ebenso wie Marmstorf – seit 1953 zum Pfarrbezirk II der KG Sinstorf, in dem P. Friedrich Kunst (amt. 1953–1964) tätig war.4
Auf dem Gelände des Friedhofs begann 1955 der Bau der kleinen Erlöserkirche Vahrendorf. Am 3. Juni 1956 konnte die Gemeinde ihr neues Gotteshaus einweihen. Zum 1. November 1956 schloss das LKA Hannover die vier Orte Vahrendorf, Alvesen, Ehestorf und Sottorf innerhalb der KG Sinstorf zur „Ev.-luth. KapG Vahrendorf“ zusammen.5 Drei Jahre später, zum 1. Oktober 1959, erhob das Landeskirchenamt die KapG Vahrendorf zu einer Kirchengemeinde, sie erhielt 1960 den Namen „Ev.-luth. Erlöser-KG Vahrendorf“.6 Die neue Gemeinde teilte sich ein gemeinsames Pfarramt mit der gleichzeitig errichteten Auferstehungs-KG Hamburg-Marmstorf; Sitz des Pfarramts war Marmstorf (ehemalige zweite Pfarrstelle der KG Sinstorf). Die pfarramtliche Verbindung der beiden Gemeinden endete zum 1. Januar 1964 und die Erlöser-KG Vahrendorf erhielt ein eigenes Pfarramt.7 Erster Inhaber der neuen Pfarrstelle wurde P. Paul Freytag (amt. 1964–1972). 1967 war das Pfarrhaus fertiggestellt, 1973 das Gemeindehaus.
Zum 1. Januar 1977 wechselte die Erlösergemeinde zusammen mit dem gesamten KK Harburg von der Landeskirche Hannovers in die Nordelbische ev.-luth. Kirche (2012 aufgegangen in der Ev.-luth. Kirche in Norddeutschland).8 Vahrendorf war die einzige Kirchengemeinde in Nordelbien, die gänzlich in Niedersachsen lag. 1981 richtete die KG Vahrendorf eine ev. Kindertagesstätte ein (Ev. Kita Erlöser, erweitert 1998 und 2017). In der offenen Jugendarbeit kooperierte die Erlösergemeinde seit 2000 mit der Thomas-KG Klecken (Landeskirche Hannovers) und der Kommune Rosengarten.9 Im Jahr 2011 gründete sich der „Förderverein der Erlöser-Kirchengemeinde am Kiekeberg e. V.“, der es sich zu Ziel gesetzt hatte, die Pfarrstelle mitzufinanzieren (25 Prozent), um sie so als volle Stelle zu erhalten. In der Folgezeit übernahm der Verein auch die Mitfinanzierung weiterer Stellen (Diakonin, Hausmeister und Gemeindesekretärin).
Zum 1. Januar 2025 wechselte Vahrendorf zurück in die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und fusionierte mit der bisherigen KG Rosengarten zur neuen „Ev.-luth. KG Rosengarten“.10 Eine Gemeindeversammlung hatte 2018 für den Wechsel votiert. Die Kita der Gemeinde ging gleichzeitig mit dem Landeskirchenwechsel in die Trägerschaft des „Verbandes ev.-luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Hittfeld“ über.
Umfang
Vahrendorf sowie Alvesen, Ehestorf, Sottorf und Vahrendorf-Siedlung.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1964 zum KK Harburg. 2025 zum KK Hittfeld.
Kirchenbau
Kleiner, rechteckiger Saalbau mit Sakristeianbau an der Nordwestecke, ausgerichtet nach Westen, erbaut 1955/56 (Architekt: Hans Schmidt). Satteldach, nach Westen abgewalmt. Segmentbogige Fenster an den Längsseiten, querrechteckiges, fünfteiliges Westfenster. Nach Osten segmentbogiges Portal, darüber Kreuz. Im Innern segmentbogige, holzverschalte Decke, Wände des Altarraums verklinkert, Wände im Schiff weiß gefasst.
Turm
Über dem Ostgiebel offener, vierseitiger Dachreiter mit vierseitigem Pyramidenhelm bekrönt mit Kugel, gedeckt mit Holzschindeln.
Ausstattung
Schlichter Altartisch aus Holz. – Leicht erhöhte Kanzel mit Holzbrüstung und Ziegelsockel. – Schlichter, hölzerner Taufständer.
Orgel
Orgelneubau 1965, 7 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Instrument ebenerdig aufgestellt.
Geläut
Eine LG, g’’ (Bronze, Gj. 1956, Firma Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher), gestiftet von den politischen Gemeinden Ehestorf-Alvesen, Sottorf und Vahrendorf.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1967). – Gemeindehaus (Bj. 1973). – Kindergarten (Bj. 1981).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof am Nordwestrand von Vahrendorf, angelegt 1948, seit 1952 in kirchlicher Trägerschaft, 1980 erweitert.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
S 09 rep Nr. 2212 (Presseausschnittsammlung).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1959
Trauungen: ab 1959
Begräbnisse: ab 1948
Kommunikanten: ab 1957
Konfirmationen: ab 1960
Früher siehe Hamburg-Sinstorf.
Literatur
A: Manecke, Beschreibungen I, S. 229.
B: Hans Avenriep & Horst Schönrock: 50 Jahre. Chronik der Erlösergemeinde Vahrendorf, hrsg. von Werner Steinmann, Hamburg 2006 [Digitalisat]; Elke Bloem-Inndorf: Unsere Kirchengemeinde: Wie alles begann…, in: Der Gemeindebrief. Ev.-luth. Erlöserkirche Vahrendorf, September, Oktober, November 2024, S. 8–9; Wilhelm Marquardt: 1294–1980. Eine Chronik der vier Walddörfer am Kiekeberg des Landkreises Harburg. Alvesen, Ehestorf, Sottorf, Vahrendorf, Hamburg 1981, bes. S. 171–175.
Fußnoten
- Kausche, Regesten, Nr. 157. Marquard, S. 74.
- Sudendorf, UB I, Nr. 19; Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 39 ff.; Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
- Zur Geschichte der KG vgl. Avenriep & Schönrock, S. 5 ff.; Marquardt, S. 171 ff.
- Errichtung der zweiten Pfarrstelle 1952, KABl. 1952, S. 131.
- KABl. 1956, S. 149 f.
- KABl. 1959, S. 147; Avenriep & Schönrock, S. 8, datieren die Gründung der Gemeinde auf den 23.11.1960.
- KABl. 1964, S. 7.
- KABl. 1976, S. 204.
- LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 2001 („Chronik der Ev.-luth. Thomasgemeinde ab Oktober 1995“); Avenriep & Schönrock, S. 28.
- KABl. 2025 [in Vorbereitung].