Frühere Gemeinde | Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | Patrozinium: Thomas | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist Cleggendorf erstmals im Verzeichnis der Schenkungen an das Kloster Fulda erwähnt, das auf das 8./9. Jh. zurückgeht und in einer Abschrift des 12. Jh. überliefert ist.1 Die Namensform Clecken findet sich in einem Tafelgutverzeichnis des Bf. von Verden, das zwischen 1277 und 1295 zusammengestellt wurde.2 Nördlich von Klecken konnte eine spätsächsische Siedlung des 8./9. Jh. archäologisch nachgewiesen werden.3 Groß- und Klein-Klecken lagen im Go Hittfeld, der seit 1236 als Lehen der Bremer Erzbischöfe zum Herrschaftsgebiet der Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg zählte und bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 zum Teilfsm. Lüneburg kam.4 Die beiden Dörfer sowie der übrige Go Hittfeld gehörten zur Vogtei bzw. zum Amt Harburg. Als teilsouveräne Herrschaft Harburg war dieses Gebiet seit 1527 im Besitz einer welfischen Nebenlinie und fiel 1642 wieder zurück an das Fsm. Lüneburg, das 1705 im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) aufging. Von 1810 bis 1813 gehörten die beiden Klecken zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Hittfeld, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählten die Dörfer, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Harburg und waren ab 1852 Teil des kurzlebigen Amtes Hittfeld, das 1859 wieder im Amt Harburg aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fielen sie 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kamen die beiden Dörfer zum Lkr. Harburg. 1929 wurden Groß- und Klein-Klecken zur Gemeinde Klecken zusammengelegt. 1972 wurde der Ort Teil der Einheitsgemeinde Nenndorf, die seit 1973 den Namen Rosengarten trägt. Seit 1889 besitzt Klecken einen Bahnhof (Strecke Wanne-Eickel–Hamburg). Um 1810 lebten in Groß- und Klein-Klecken knapp 280 Menschen, 1925 etwa 570, 1950 gut 1.060 und 2001 etwa 2.300.
Kirchlich gehörte Klecken bis hinein ins letzte Viertel des 20. Jh. zum Kirchspiel Hittfeld. 1734 lässt sich eine Schule in Klecken belegen.5 1937 bestand in Klecken eine Gemeindeschwesternstation, die mit einer Diakonisse aus dem Amalie-Sieveking-Mutterhaus in Hamburg-Volksdorf besetzt war (angestellt „von der evangelischen Frauenhülfe mit Hülfe des Kirchenvorstandes“ der KG Hittfeld).6 Seit den 1950er Jahren hielten die Hittfelder Pastoren Gottesdienste in der Schule in Klecken.7 Zudem wurden Konfirmandenunterricht und Frauenkreise eingerichtet.
Die politische Gemeinde Klecken ließ 1965/66 unweit des neu angelegten kommunalen Friedhofs eine Kapelle erbauen, übernahm „den weitaus größten Teil der Kosten“8 und überließ der KG Hittfeld ein Jahr später das fertige Gebäude und das Grundstück. Verbunden damit war die Bitte, die neue Kapelle nicht allein für Trauerfeiern zu nutzen, sondern „auch andere Gottesdienste […] abzuhalten und kirchliches Leben in Klecken entstehen zu lassen“.9 Am dritten Advent 1966 (11.12.) weihte die Gemeinde die Thomaskapelle ein. Ab 1967 gehörte Klecken zum Bezirk der neu eingerichteten dritten Hittfelder Pfarrstelle und etwa alle zwei Wochen fand ein Gottesdienste in der neuen Kapelle statt. Die 1973 geschaffene vierte Pfarrstelle Hittfelds erhielt ihren Sitz in Klecken. Erster Inhaber war P. Horst Schubert (amt. 1973–1995). 1974 mietete die KG Hittfeld einen Gemeinderaum in Klecken an und 1979 folgte der Bau eines Pfarrhauses. Ende der 1970er Jahre ließen sich etwa 80 Gemeindeglieder der KG Nenndorf, die in Eckel und Neu Eckel wohnten, nach Hittfeld umpfarren, da der Weg zur Kleckener Thomaskapelle kürzer war. Die Zahl der Umgepfarrten stieg im folgenden Jahrzehnt auf etwa 150 an.
Zum 1. Januar 1987 schließlich richtete das LKA Hannover die „Ev.-luth. Thomas-KG Klecken“ ein; die neue Gemeinde blieb bis 2005 pfarramtlich mit ihrer Muttergemeinde Hittfeld verbunden.10 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielten beide Gemeinden Kontakte zur Kirchgemeinde Markranstädt (südwestlich von Leipzig).11 1989 ließ die Thomasgemeinde ihre Kapelle umbauen und östlich um einen Gemeindehaustrakt erweitern. Im gleichen Jahr eröffnete sie die Thomasbücherei. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1989 bei 1.210, 1995 bei 1.360.12 Seit 1991 heißt die bisherige Thomaskapelle Thomaskirche.13 Die Kleckener Pfarrstelle wurde 1995 in eine halbe umgewandelt, 2000 in eine Dreiviertelstelle und 2007 wieder in eine volle; bei Lösung der pfarramtlichen Verbindung mit Hittfeld war die Pfarrstelle 2005 auf das neue Pfarramt Klecken übergegangen.14
1998/99 baute die Gemeinde das Dachgeschoss des Gemeindehauses aus, um mehr Raum insbesondere für die Kinder- und Jugendarbeit zu gewinnen. In der offenen Jugendarbeit kooperierte die Thomasgemeinde seit 2000 mit der KG Vahrendorf (Nordelbische Ev.-Luth. Kirche, ab 2012 Nordkirche) und der Kommune Rosengarten (kommunal finanziertes Jugendprojekt in Trägerschaft der KG).15 Im Jahr 2007 gründete sich die Thomasstiftung, die das kirchliche Leben in Klecken finanziell unterstützt.
Zum 1. Juni 2017 fusionierte die Thomas-KG Klecken mit der Kreuz-KG Nenndorf; gemeinsam gründeten sie die „Ev.-luth. KG Rosengarten“.16

Umfang

Ortsteil Klecken der politischen Gemeinde Rosengarten.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1987 zum KK Hittfeld.

Kirchenbau

Schlichter Rechteckbau, ausgerichtet nach Westen, errichtet 1966 (Architekt: Uwe Kubitza, Wedel).17 An der Ostseite baulich verbunden mit einem 1988/89 erbauten Gemeindehaustrakt. Satteldach. Betonträgerkonstruktion mit Ziegelausfachung. An den Längsseiten horizontales Fensterband unterhalb der Traufe. Im Innern offener Dachstuhl mit holzverschalten Deckenflächen; balkonartige Westempore; an der ursprünglichen Altarwand im Osten Darstellung von Jesus und Thomas (Charlotte Clauss).18 1988/89 Umbau, u. a. Altar von Ost- an Westseite verlegt (an der Ostseite wurde das Gemeindehaus angebaut), Eingang an Westseite geschlossen, neuer Eingangsbereich im Gemeindehaus.

Turm

Vor der Südseite der Kirche freistehender, niedriger Turm mit hoch ausgezogenem, vierseitigem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kreuz, erbaut 1966. Ziegelmauerwerk, Helm mit Kupferdeckung. Etwa auf halber Höhe des Turmhelms an jeder Seite eine Schallgaube. Zwischen Turmschaft und Helm schmales Fensterband.

Ausstattung

Schlichter, hölzerner Tischaltar (1989). – Lesepultartige, hölzerne Kanzel (1989). – Taufe (1989). – Hölzernes Kruzifix an der Altarwand.

Orgel

Seit Ende der 1960er Jahre Orgelpositiv, Leihgabe vom Rudolf Janke (Bovenden). 1971 Orgelneubau, ausgeführt von Rudolf Janke (Bovenden), 7½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: f’’, Inschrift: „Friede sei mit euch!“; II: g’’, Inschrift: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ (beide Bronze, Gj. 1966, Firma Rincker, Sinn). – Neben dem Turm kleiner, hölzerner Glockenträger (Bj. 1995), eine LG, Inschrift: „Friede sei mit Euch!“, Geschenk der Partnergemeinde Markranstädt.19

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1979).

Friedhof

Kommunaler Friedhof im Südwesten von Klecken, angelegt 1965.

Liste der Pastor*innen

(1973) 1987–1995 Horst Schubert. – 1998–2017 (2021) Dorothea Blaffert (ab 1989 ehrenamtliche Pn. in Klecken, ab 1995 Versehungsauftrag).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

B 2 G 9 Nr. 3381 (Bauwesen und Baupflege); S 09 rep Nr. 1458 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Manecke, Beschreibungen I, S. 233.

B: Elke Först: Die spätsächsische Siedlung von Klecken, Kr. Harburg, in: Hammaburg NF 13 (2002), S. 67–73; Arthur Lühr: Kurze Geschichte des Dorfes Klecken, in: Harburger Kreiskalender 1961, S. 43–46; Wilhelm Marquardt: Chronik III der Dörfer in der Gemeinde Rosengarten. Eckel und Klecken, Hamburg 1988, darin bes.: Horst Schubert: Zur Kirchengeschichte von Klecken, S. 168–171.


Fußnoten

  1. Dronke, Trad. Fuld., § 41,48. Siehe auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 64.
  2. UB Verden I, Nr. 565,A,9. Lühr, S. 43, und Marquardt, S. 101, führen ohne konkrete Belege weitere urkundliche Nennungen an: Erstens eine „Eintragung im Güterverzeichnis des Klosters Corvey aus der Zeit um 1128“ (Lühr, S. 43); im Corveyer Registrum Erkenberti (angelegt zwischen 1107 und 1128) ist allerdings kein maior Klecken genannt (vgl. Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 224 ff.). Zweitens sollen sich Clecken major et minor 1135 „in den Händen von Ministerialen des Klosters St. Michaelis in Lüneburg“ befunden haben; zumindest in Lüneburger UB VII, St. Michaelis findet sich keine entsprechende Urkunde.
  3. Först, S. 67 ff.
  4. Sudendorf, UB I, Nr. 19; Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 39 ff.; Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff.
  5. Lühr, S. 44.
  6. LkAH, L 5e, unverz., Hittfeld, Visitation 1937.
  7. LKA, G 9 B/Klecken Bd. I, Bl. 1. Vgl. insgesamt zur Geschichte der KG: Schubert, in: Marquardt, S. 168 ff.
  8. LKA, G 9 B/Klecken Bd. I, Bl. 1.
  9. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 1995 („Chronik der Pfarrstelle Klecken, ab 1987: der Kirchengemeinde Klecken geführt bis Anfang Oktober 1995“).
  10. KABl. 1987, S. 3; KABl. 2005, S. 35.
  11. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 1995 („Chronik der Pfarrstelle Klecken, ab 1987: der Kirchengemeinde Klecken geführt bis Anfang Oktober 1995“). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  12. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitationen 1989 und 1995.
  13. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 1995 („Chronik der Pfarrstelle Klecken, ab 1987: der Kirchengemeinde Klecken geführt bis Anfang Oktober 1995“).
  14. KABl. 1995, S. 124; KABl. 2000, S. 15; KABl. 2005, S. 35; KABl. 2007, S. 137.
  15. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 2001 („Chronik der Ev.-luth. Thomasgemeinde ab Oktober 1995“).
  16. KABl. 2017, S. 39 f.
  17. Bauherrin war die politische Gemeinde Klecken, die etwa zwei Drittel der Kosten übernahm. 1967 übertrug sie Kapelle und Grundstück der KG Hittfeld, Schubert, in: Marquardt, S. 169.
  18. Schubert, in: Marquardt, S. 169.
  19. LkAH, L 5e, unverz., Klecken, Visitation 1995 („Chronik der Pfarrstelle Klecken, ab 1987: der Kirchengemeinde Klecken geführt bis Anfang Oktober 1995“).