Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Georg1 | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist Spieka erstmals 1319 als communitas civium in Spic belegt (Gemeinschaft der Einwohner in Spieka).2 Der Ort gehörte, wie sich 1365 belegen lässt, zum Land Wursten (universitas terre wursacie, urkundete 1238 als Landesgemeinde, im späten Mittelalter „faktisch selbständig“).3 Im Jahr 1524 unterwarfen Truppen des Bremer Ebf. Christoph (amt. 1511–1558) das Land Wursten endgültig (1525 Stader Frieden).4 Als Vogteigericht Land Wursten gehörte die Region nun zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Spieka im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann zum Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches du Weser, Arrondissement Bremerlehe, Kanton Dorum 1811–1814). Ab 1815 war Spieka, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Vogteigerichts des alten Landes Wursten zu Dorum (seit 1819 nebst Amt Nordholz), das 1852 als Amt Dorum neu verfasst wurde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Spieka zum Kr. Lehe, der 1932 im Lkr. Wesermünde aufging; dieser wiederum ging 1977 im neuen Lkr. Cuxhaven auf. 1968 wurden Cappel-Neufeld und Spieka-Neufeld nach Spieka eingemeindet, 1974 wurde wiederum Spieka nach Nordholz eingemeindet, Seit 2015 ist Nordholz Teil der Einheitsgemeinde Wurster Nordseeküste. Zur sozialen Struktur schrieb der Ortspfarrer 1959, es „sind in der Gemeinde größere und kleinere Landwirte, Gewerbetreibende, Handwerker und Arbeiter vorhanden“; 1965 heißt es ergänzend, viele Gemeindeglieder arbeiteten im Fliegerhorst Nordholz.5 Um 1810 lebten gut 570 Menschen in Spieka, 1910 rund 770 und 1950 etwa 1.380.
Ursprünglich gehörte Spieka zum Kirchspiel Midlum. Im Jahr 1319 errichtete die Gemeinde – communitas civium in Spic – mit Genehmigung des Klosters Altenwalde (ab 1334 Neuenwalde) und des Archidiakons von Hadeln und Wursten eine eigene Kapelle und einen eigenen Friedhof (Capellam novam […] et cymeterium).6 Die übermäßigen und wiederholten Gewalttaten der Adligen von Bederkesa und Elmlohe (nimias et continuas impugnationes illorum nobilium de Bederkesa et Elmelo), so klagte die Gemeinde, mache es unmöglich, die außerhalb des Grauwalls gelegene Kirche in Midlum zu besuchen (der Grauwall war die Landwehr des Landes Wursten). Das Kloster erhielt das Patronatsrecht über die neue Kapelle. Mit Pleban erbrandus de spic ist 1346 erstmals ein Spiekaer Pfarrer urkundlich belegt; zusammen Pleban olricus de medelem und vier weiteren Kalandsbrüdern stiftete er seinerzeit einen Altar in der Kirche in Cappel.7 Im Jahr 1421 war Iohan Vockes kerkhere in Spieka und 1462 her Iohan Screder.8 Weitere Namen sind aus der ersten Hälfte des 16. Jh. überliefert: 1505 her Berendt Bolse, kerchere tho der Spiick und 1527 unse kercher her Bernt Danckelman.9 Neben dem Pfarrer lassen sich weitere Geistliche belegen: Im Mai 1500 bemühte sich Jeronimus Hordeleder um die Vikarie am Martinsaltar in der Pfarrkirche Spieka (parochialis ecclesia in Spick) und 1505 war her Dirick vicarius in Spick.10 1775 schrieb Johann Hinrich Pratje, dass die Spiekaer Kirche in vorref. Zeit „dem heil. Georg gewidmet worden, und daß bey derselben auch eine Vicaria b. Mariae virginis und Commenda S. martini gewesen sey“.11
Im Zeitalter der Reformation regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) zunächst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre im Stift Bremen (und gleichzeitig im Stift Verden). Trotzdem fasste der Protestantismus während seiner Regierungszeit Fuß in den Gemeinden des Erzstifts.12 Ebf. Christophs Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant, verfolgte jedoch eine vorsichtige Kirchenpolitik; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung kam es während seiner Amtszeit nicht. Im Erzstift Bremen hat sich, zugespitzt formuliert, „eine allmähliche Reformation“ vollzogen, „die meistens auf Gemeindeebene begann“.13 Im Land Wursten finden sich erste Anzeichen der luth. Lehre in den Jahren um 1530.14 In der ersten Hälfte der 1550er Jahre erhielten die Wurster Kirchspiele ev. Prediger. Die Agenda Wursatorum ecclesiastica offte handbook unde ordeninge der hilligen kerken im lande to Wursten, von der nur die Vorrede abschriftlich überliefert ist, stammte wahrscheinlich aus dem Jahr 1574.15
In Spieka amtierte 1558 der bereits 1527 genannte P. Bernt Dankelman; ob er zur luth. Lehre gewechselt oder auch 1558 noch altgläubig war, ist nicht bekannt.16 Als erster ev. Prediger in Spieka ist wohl der 1570 genannte P. Arnd Moens anzusehen. Beginnend mit P. Hinrich Woltmann (amt. 1577–1591) scheint die Reihe der Pastoren in Spieka vollständig bekannt; P. Woltmann ist in der Spiekaer Kirche begraben und auf seiner Grabplatte stand über viele Jahre der Taufstein.17 Während der langen Amtszeit von P. Johann Tiemann (amt. 1594–1641) vergrößerte sich mit dem Deichbau von 1619 das Gebiet des Kirchspiels (Spieka-Neufeld).18 Bis hinein in die zweite Hälfte des 17. Jh. war auch das Vikariat weiterhin mit einem Geistlichen besetzt; letzter Vikar war Christian Sethus (amt. bis 1680). Im 1791 aufgestellten Corpus bonorum der Kirche sind noch „eine alte Monstrans“ und „der Deckel von einem katholischen Rauchfaß“ verzeichnet.19
Bereits P. Johann Friedrich Brüning (amt. 1854–1883) hatte angeregt, das hölzerne Glockenhaus vor dem Westgiebel der Kirche durch einen massiven Glockenturm zu ersetzen.20 Der Bau begann jedoch erst 1914 und wurde nach Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) eingestellt; die für den Turmhelm angeschafften Kupferplatten musste die Gemeinde zusammen mit einer Läute- und einer Schlagglocke zu Rüstungszwecken abgeben. Erst Anfang der 1920er Jahre konnten die Arbeiten fortgesetzt werden; statt des geplanten Turmhelms mit Kupferdeckung erhielt der Turm nun ein ziegelgedecktes Walmdach. Am 28. Januar 1923 weihte die Gemeinde den neuen Kirchturm schließlich ein.21 Eine eigene Schwesternstation richtete die KG Spieka nicht ein; der „Wurster Verein für christliche Liebestätigkeit“ hatte eine Diakonisse für Spieka, Cappel und Oxstedt angestellt (vor 1938).22
Während der NS-Zeit hatte P. Johannes Friedrich Brinkmann (amt. 1906–1946, dann als P. i. R bis 1948) das Pfarramt Spieka inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb er zu einer politischen und kirchenpolitischen Haltung: „Gegner der NSDAP, Mitglied der Bekenntnisgemeinschaft“.23 Zum 1933 neu gewählten KV schrieb er: „Aus 5 kirchentreuen Männern, von denen der eine im Laufe der Zeit zur NSDAP abschwenkte und sich nicht kirchliche bewährte, während die 4 anderen es taten.“24 Resümierend merkte P. Brinkmann an, die kirchenfeindliche Haltung der NSDAP habe das kirchliche Leben in Spieka negativ beeinflusst: „Wer Wert darauf legte, in der Partei etwas zu gelten und seine Stellung durch sie zu sichern, ließ sich immer weniger in der Kirche sehen und blieb bald ganz weg.“25
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 2.200 im Jahr 1939 auf rund 3.150 im Jahr 1948 an.26 Neben den Sonntagsgottesdiensten in Spieka hielt P. Brinkmann alle zwei Wochen einen Gottesdienst im Krankenhaus Nordholz und „vereinzelt auch in den Schulen zu Spieka-Neufeld und Nordholz-Deichsende“. Fast alle Taufen, Trauungen und Leichenreden fanden „in den Häusern“ statt (1948).27 In der Nachkriegszeit war auch eine kleine kath. Gemeinde entstanden, die sich alle zwei Wochen am Sonntagnachmittag zur Messe in der ev. St.-Georg-Kirche versammelte (1953: 300 Gemeindeglieder, Sonntagsmessen seit 1959 in Bremerhaven).28
Im Jahr 1949 gründete der Ostgeistliche P. Egmont Bergatt (amt. 1948–1960) einen Posaunenchor.29 1963/64 weihte die KG Spieka ein neues Gemeindehaus ein; hier eröffnete sie 1967 einen ev. Kinderspielkreis, der 1974 in ein eigenes Gebäude umzog und aus dem später der ev. Kindergarten „Arche Noah“ hervorging.30 Nachdem Nordholz und Deichsende 1967 Teil der neuen politischen Gemeinde Nordholz geworden waren, folgte zum 1. Januar 1968 auch eine kirchliche Neuordnung: Das Landeskirchenamt Hannover errichtete zum einen die „Ev.-luth. KG Nordholz“; zum anderen stellte sie eine pfarramtliche Verbindung her zwischen der um Deichsende und Nordholz verkleinerten KG Spieka und der KG Cappel.31 Die beiden Pfarrstellen der Gemeinden wurden zu einer zusammengelegt, in Cappel fand alle zwei Wochen ein Gottesdienst statt. Sitz des Pfarramtes war Spieka: „Pfarrhaus und Gemeindehaus liegen am Südende von Spieka und somit im Zentrum von Cappel und Spieka.“32 Das verbundene Pfarramt war 1973 für insgesamt 2.300 Gemeindeglieder zuständig (KG Spieka: 1.320, KG Cappel: 980).33 Seit 2012 war die Pfarrstelle vakant.
Zum 1. Juli 2015 vergrößerte sich das verbundene Pfarramt Cappel-Spieka um die KG Midlum. Der Sitz des Pfarramtes wechselte nach Midlum; ab 2017 bildeten die drei Gemeinden eine Arbeitsgemeinschaft. Seit 2023 gehören sie zum neu errichteten verbundenen Pfarramt der Nordregion im KK Wesermünde; das Pfarramt umfasst drei Pfarrstellen und ist für die neun Gemeinden Cappel, Dorum, Midlum, Misselwarden, Mulsum, Nordholz, Padingbüttel, Spieka und Wremen zuständig. Zum 1. Januar 2024 trat die KG Spieka dem „Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Wesermünde“ bei, der die Trägerschaft des Kindergartens „Arche Noah“ übernahm (2014 um Krippengruppe erweitert).34
Umfang
Spieka sowie Hartingspecken, Knill, Spieka-Neufeld (nach 1619)35, Spiekaer Nordermarren, Spiekaer Südermarren und Steinau. Bis 1968 auch Deichsende und Nordholz (dann zur neuen KG Nordholz).36 Bis 1931 auch ein Teil von Wursterheide (dann zur KapG Wursterheide).37
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Hadeln-Wursten der Erzdiözese Bremen.38 – Seit der Gründung des Kons. Stade 1651/52 gehörte Spieka zur Präpositur des Landes Wursten. Bei der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden 1827 zur Insp. Land Wursten, 1924 KK Land Wursten. 1940 zum neuen KK Wesermünde-Nord.39 Seit dessen Fusion mit dem KK Wesermünde-Süd zählt Spieka seit 1. Januar 2013 zum KK Wesermünde.40
Patronat
Seit Errichtung des Kirchspiels 1319 das Kloster Neuenwalde (bzw. bis 1334: Kloster Altenwalde), seit Säkularisation des Klosters 1648 der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Rechteckiger Saalbau mit Rechteckchor, geweiht 1319, Chor im frühen 16. Jh. erbaut. Satteldach, ziegelgedeckt. Backstein- und Feldsteinmauerwerk, Feldsteinsockel; am Chor Trauffries, im Ostgiebel gestaffelte Rundbogenblenden, darunter eine Kreisblende; Westecken abgeschrägt. Am Schiff schmale, rundbogige Sprossenfenster nach Norden, nach Süden ein schmales rundbogiges Sprossenfenster, zwei breitere segmentbogige Sprossenfenster; am Chor je ein breites, korbbogiges Sprossenfenster nach Norden und Süden; flachbogiger Nebeneingang nach Süden. Im Innern Segmentbogendecke, Querbalken; Emporen im Westen. Norden und Osten: Westempore (erste Hälfte 17. Jh.), an der Brüstung Gemälde, u. a. Christus und zwei Engel, Inschriften: „Er gebe Dir, was dein Herz begähret und erfülle alle deine Anschläge. Psalm 20 v 5“ und „Es möge Frieden in Deinen Mauern sein und Glück in deinen Palästen. Psalm 122 v 7“; geschlossene Nordempore (um 1700, „grüner Stuhl“) mit Treppenaufgang, Fenstern, verzierter Brüstung (gewundene Säulen, Medaillons) sowie Aufsatz mit Inschriftenmedaillon: „Erhalt uns in der Wahrheit gib ewigliche Freiheyt zu preisen deinen Nahmen durch Jusumchristum. P. Johann C I V 7 8 8 Gieb unsern Koenige Langes Leben Dahs seine Jahre waren immer freundlich Dahs er immer stehen Bleibe vor Gott. Er zeige Ihm Güte und Treue die das Königliche Hausz Behüten“; Ostempore (1731, fünf gemalte Wappen Spiekaer Familien); zwei geschlossene Chorstühle (1731) im Altarraum; Emporen und Chorstühle farbig gefasst. Im frühen 16. Jh. Kirche verlängert und Chor erbaut (ein älterer Chor existierte nicht).41 In nachref. Zeit Lettner abgebrochen. 1702 neues Dach (flachere Neigung). 1859/60 Innenrenovierung. 1956 Innenrenovierung. 2012 Renovierung.
Turm
Vierseitiger Westturm, erbaut 1914–22 (Architekt: Adolf Fischer, Lehe; zuvor besaß die Kirche ein hölzernes Glockenhaus). Walmdach, ziegelgedeckt, nach Westen Erker für Uhrschlagglocke, nach Norden und Süden Uhrerker. Ziegelmauerwerk. Im Glockengeschoss an jeder Seite je zwei rundbogige Schallfenster, in den übrigen Geschossen jeweils ein hochrechteckiges Schlitzfenster nach Norden, Süden und Westen; Rundbogennische mit segmentbogigem Hauptportal nach Norden; nach Westen Kreisfenster. 1964 Instandsetzung (Risse im Mauerwerk). 1981 Dach neu gedeckt. 1988 Renovierung, u. a. rundes Buntglasfenster eingesetzt. 2016 mechanisches Uhrwerk (1913, J. F. Weule, Bockenem) mit elektrischem Aufzug versehen.
Fenster
In der Westwand der Turmhalle rundes, figürliches Buntglasfenster (1988, Entwurf: Wolfgang Rather, Husum), dargestellt ist der auferstandene Christus, Fenster gestiftet von Frieda Biller (1918 in die USA ausgewandert).
Ausstattung
Blockaltar mit seitlichen Schranken und reich geschmücktem, architektonisch gestaltetem Retabel, farbig gefasst (1678, Friedrich Eggers, Mulsum); vier gewundene Säulen gliedern das Hauptgeschoss in drei Felder und tragen verkröpftes Gebälk; im Hauptfeld Kreuzigungsszene (Relieffiguren, gemalter Hintergrund), in den Seitenfeldern Figuren der Evangelisten Johannes und Matthäus mit ihren Symbolen); im oberen Feld Auferstehungsszene (Relieffiguren, gemalter Hintergrund), flankiert von Figuren der Evangelisten Markus und Lukas mit ihren Symbolen sowie seitlichem Schnitzwerk mit Engelsköpfen und Wappen (1729, Eide Schmülz und Haro Stöer); geschnitzter, durchbrochener Giebel, bekrönt mit Taube; seitliches Schnitzwerk mit Posaunenengeln; in der Predella Engelsköpfe und Inschriftenmedaillon: „Math. XXVI v. 26.27.28. Nehmer, eßet, das ist mein Leib trinket alle daraus, das ist mein Blut des Neuen-Testaments, welches vergoßen wird für Viele, zur Vergebung der Sünden.“; Bauinschrift: „Anno 1678 in die Monat mertzi ist dieses Altar durch Gottes Gnade von Meister Fridrich Eggers Bild und Steinhauwer Bürtig zu Mulsumb im Lande zu Wursten verfertiget“.42 – Hohe Kanzel mit Schalldeckel, farbig gefasst (1663), polygonaler Kanzelkorb, vor den Ecken gewundene Säulen, an den Wandungen Rechteckfüllungen; ehemalige Inschrift etwa: „Im Jahre 1663 Gott zu Ehren der Kirche zum zierath. H. Eleaser Jenisch von Hamburg diese Canzel verehret hat, bei Zeiten des Ehrw. H. Philipp Wagener, Pastor, H. Eide Fouwes, Voigt zu Cappeln und Spieka, H. Hannecken Deurs, H. Johann Fresse, Juraten der Kirche“; 1956 Kanzel restauriert. – Runde, pokalförmige Taufe aus Sandstein (um 1760) mit reich verziertem Deckel (vielleicht David Benjamin Opitz, Schlesien), als Bekrönung Taufe Christi. – Grabplatte für P. Hinrich Woltmann († 1591), mit Relief des Verstorbenen, in den Ecken Symbole der Evangelisten, Inschrift nur teilweise lesbar: „[…]lerte Her Hinrich Woltmann dem Godt Gnade“. – Hölzernes Epitaph (1671, vielleicht Jürgen Heidtmann d. J., Otterndorf43), gestiftet von Johann Eide Eriches („Jvrat vnd Dieckswar“) für mehrere Vögte aus der Familie Eriches: Eide Eriches († 1568), Johann Eide Eriches († 1598), Hannick Eide Eriches († 1627) und Johann Eide Eriches († 1648). – Hölzernes Epitaph für Magdalena Johanna Timanni († 1693), im Mittelfeld Gemälde Christus am Ölberg, Inschrift: „Magdalena Johann. Timanni 40jährigen hiesigen Pastoris Tochter, hat von 4 Söhnen und 5 Töchtern mit Gerdt Steffens Vogt (selbiger war 39 Jahre vogt in Nordenholz und Deichsende) gezeuget, bereits 1692 an Enkeln auch Unterenkeln 127 und als sie 1693 ihres Alters 73 entschlief 131 gesehen“. – Reste einer Prieche (1732), Prieche „Cordes Erben“ 1970 abgebaut, Reste 1979 an der Nordwand angebracht.44 – Hölzerne „Kriegerehrentafel 1914–1918“ mit Kruzifix (um 1500). – Außen, eingesetzt in die Südwand: Epitaph, Inschrift verwittert. – Außen: Mehrere Grabsteine (16.–18. Jh.).
Orgel
1671 Orgelneubau, unbekannter Orgelbauer, 9 I/aP, mechanische Traktur.45 1728 Erweiterung um ein Positiv mit 6 Registern, Gregorius Struve (Bremen), 15 II/aP. 1790 Reparatur, Johann Wolfgang Witzmann (Nesse); das Instrument stand hinter dem Altar.46 1845/46 Instandsetzung, Peter Tappe (Verden). 1879 Orgelneubau, ausgeführt von Gebr. Peternell (Seligenthal), 13 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Orgel größtenteils im Turm aufgestellt. 1964 wegen Bauarbeiten im Kirchturm Orgel abgebaut, erhaltene Pfeifen 1989 im landeskirchlichen Orgelmagazin Hechthausen eingelagert. 1964 neue Orgel in Auftrag gegeben. 1968 Orgelneubau vollendet, ausgeführt von Schmidt & Thiemann (Hannover), 8 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Zwei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1979, Glockengießerei Heidelberg), Inschriften: „Kommt, denn es ist alles bereit und „Spieka 1979“, Bild: Kreuz mit Ähren und Weintrauben; II: f’ (Bronze, Gj. 1887, F. Otto, Hemelingen), Inschriften: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein. Roem. 8,3. Spieka 1887“, „G. Schroeder, Pastor. J. F. Spinck, E. H. Brandes, J. H. Luhn, E. H. Ohlandt Kirchenvorsteher“ und „F. Otto in Hemelingen“. Eine SG, fis’ (Eisen, Gj. um 1920), 2016 stark verrostet, Ersatz geplant. – Früherer Bestand: Eine große LG, (Bronze, Gj. 1789, Johann Nikolaus Bieber, Hamburg), Inschriften: „Zur Ehre Gottes neu umgegossen im Jahre M D CC L XXXIX zur Zeit Pastoris Johann Friedrich Stolze und Juraten Johann Hinrich Hey und Neuenlandes Albert Rosenhagen“ und „Fecit: Joh. Nic. Biber in Hamburg“. Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1625, Magnus Breulteli aus Lothringen), Inschrift: „Rom 8 Si deus pro nobis quis contra nos. Magnus Breulteli Lotharingus me fecit. Anno 1625. Hannick Thiark Lubbes Vaget to der Spi“ (Römer 8: Wenn Gott mit uns ist, wer mag gegen uns sein. Der Lothringer Magnus Breulteli hat mich gemacht. Im Jahr 1625. Hannick Thiark Lubbes, Vogt zu Spieka). Eine große LG (Bronze, Gj. 1873, Friedrich Dreyer, Linden bei Hannover), Inschrift: „Kommt, denn es ist alles bereit, Spieka 1873. J. Fr. Brüning, Pastor. H. V. Elm. E. Fr. Wrede. E. Fr. Hey. H. Fr. Meyn, Kirchenvorstand zu Spieka“, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine große LG (Bronze, M. & O. Ohlsson, Lübeck), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine SG (Bronze), im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.47
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1962, 2018 verkauft; Vorgängerbau Bj. um 1810, 1962 abgebrochen). – Gemeindehaus (Bj. 1963/64). – Amtsträgerwohnhaus (Bj. 1964). – Kindergarten (Bj. 1973/74, Sanierung 1991).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof bei der Kirche.48 Kommunaler Friedhof in Knill, angelegt 1929/30, FKap (Bj. 1966). Bis zur Gründung der KG Nordholz 1968: Kommunaler Friedhof in Nordholz, angelegt 1842.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1570 Arnd Moens. – 1577–1591 Hinrich Woltmann. – 1594–1641 Johann Tiemann. – 1641–1646 Magister Moritz Eberhardi. – 16..–1651 Johann Wundsch (Wunsch). – Um 1656 Clamer Knippenberg. – 1662–1665 Philipp Wagener. – 1665–1674 Johann Christoph Hermund. – 1674–1716 Jakob Giese. – 1715–1720 Johann Christoph Roitzsch. – 1720–1738 Gottfried Christian Rist. – 1739–1754 Johann Dietrich Poppe. – 1755–1761 Gerhard Hackmann. – 1762–1772 Moritz Wyneken. – 1773–1797 Johann Friedrich Otto Caspar Stoltz. – 1798–1828 Hartwig Dietrich Lübbren. – 1829–1852 Johann Friedrich Goebel. – 1853 Nikolaus Ernst Theodor Schilling. – 1854–1883 Johann Friedrich Brüning. – 1883–1902 Hermann Friedrich Georg Schroeder. – 1903–1905 Heinrich Meyer. – 1906–1946 (als P. i. R. bis 1948) Johannes Friedrich Brinkmann.
Vikariat: Um 1570 Lüder Kalwinkel. – Um 1589 Johann von Steenvorden. – 1599–1618 Dr. Barthold Baldovius. – 16..–1629 Heinrich Grawe. – 1629–1642 Georg Schnelle. – 1666–1675 Johann Milkens. – 16..–1680 Christian Setheus.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 383 und III, S. 40
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 1445–1453/08 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 7705–7708 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 401
(CB); A 9 Nr. 2576
, 2577
, 2757
(Visitationen); B 2 G 9 Nr. 2805 (Baupflege und Bauwesen); B 18 Nr. 233 (Orgelsachverständiger); D 63 (EphA Wesermünde-Nord); L 5g Nr. 298–299, 928 (LSuptur. Stade); S 2 Witt Nr. 05, 12 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 2043 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7724 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1716
Trauungen: ab 1716
Begräbnisse: ab 1716
Kommunikanten: ab 1837 (Lücken: 1745–1758, 1778–1796; Zahlenregister: 1740–1836)
Konfirmationen: ab 1740 (Lücken: 1743–1798)
Literatur & Links
A: 50 Jahre KK Wesermünde-Nord, S. 63–65; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 259–260; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1214; Haiduck, Wursten, S. 87–90; Kiecker/Lehe, KD Kr. Lehe, S. 200–206; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 96; Pratje, Bremen und Verden VIII, S. 212–217 [Digitalisat]; Talkenberger, Quellen, S. 344; Topp, Tappe, S. 55; Weiberg, Niederkirchenwesen, S. 137–139; Wiebalck, Kirche Wurstens, S. 129–130.
B: Marlene Eits & Antje Holst-Grotstück (Red.): Chronik zum 700-jährigen Jubiläum Bd. I: Kirche St. Georg. Nachbarschaften. Impressionen, [Spieka] 2019; Herbert Offermann: Chronik von Spieka (= Sonderveröffentlichung der Männer vom Morgenstern 7), Bremerhaven 1981.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Tor, Kirchenanlage; Wikipedia: St. Georg (Spieka) .
GND
10024071-9, Kirchengemeinde (Spieka).
Weitere Bilder
- Altaraufsatz
- Taufstein
- Taufstein
- Westempore
- Nordprieche
- Epitaph (1671)
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 53.
- UB Neuenwalde, Nr. 30.
- UB Hamburg I, Nr. 514 [Digitalisat]; Dannenberg & Schulze, Geschichte II, S. 204 (Zitat); Kiecker/Lehe, KD Kr. Lehe, S. 201.
- Lehe, Geschichte, S. 227 ff.
- LkAH, L 5g, Nr. 298 (Visitation 1959), ebd. Nr. 299 (Visitation 1965).
- UB Neuenwalde, Nr. 30.
- Sudendorf, UB IX, Nr. 6 in Anm. zu Nr. 20 [Digitalisat].
- UB Neuenwalde, Nr. 138, Nr. 151.
- UB Neuenwalde, Nr. 185 und Nr. 216.
- RG Online, RPG VIII 05154, http://rg-online.dhi-roma.it/RPG/8/5154, 14.04.2025; UB Neuenwalde, Nr. 185.
- Pratje, Bremen und Verden VIII, S. 214 [Digitalisat].
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7, resümiert: „beinahe das ganze Erzstift“ wurde lutherisch; Otte ist vorsichtiger und hält fest, es bleibt „für diese Jahre weiterhin schwierig zu beurteilen, ob der einzelne Prediger evangelisch predigte oder altgläubig“, da die Pfarrer – nicht zuletzt mit Blick auf Erhalt der eigenen Pfründe – mitunter „zweideutig“ agierten (Dannenberg/Otte, Reformation, S. 32). Für einen knappen Überblick zur Reformation im Erzstift Bremen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7 ff. sowie die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation.
- Dannenberg/Otte, Reformation, S. 38.
- Zur Reformation im Land Wursten: Wiebalck, Kirche Wurstens, S. 109 ff.; Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 9 ff.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 9 und 16 f.
- Nach Offermann, S. 74, war Dankelmann der „erste bekannte lutherische Geistliche“ in Spieka, vgl. auch ebd., S. 29. Weiberg, Niederkirchenwesen, S. 138, geht hingegen davon aus, dass in Spieka „wohl um 1527 noch mit einem katholischen Geistlichen zu rechnen“ sei.
- Offermann, S. 68.
- Offermann, S. 18 f. und S. 27.
- LkAH, A 8 Nr. 401 [Digitalisat, Aufnahme 16 f.].
- Offermann, S. 71.
- Offermann, S. 71; Kiecker/Lehe, KD Kr. Lehe, S. 201. Wegen der Dachform hätten Kritiker „abfällig vom ‚größten Transformatorenhaus‘ des Landes Wursten“ gesprochen, Offermann, S. 71.
- LkAH, L 5g, Nr. 298 (Visitation 1938).
- LkAH, S 1 H III, Nr. 820, Bl. 24. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 820, Bl. 24.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 820, Bl. 25v.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 820, Bl. 24; LkAH, L 5g, Nr. 298 (Visitation 1948).
- LkAH, L 5g, Nr. 298 (Visitation 1948).
- LkAH, L 5g, Nr. 298 (Visitationen 1948, 1953, 1959 und 1965).
- Offermann, S. 55.
- Offermann, S. 46.
- KABl. 1968, S. 7.
- LkAH, L 5g, Nr. 299 (Visitation 1970).
- Offermann, S. 76.
- KABl. 2024, S. 70.
- Offermann, S. 27.
- KABl. 1968, S. 7.
- KABl. 1930, S. 155 f.
- Hodenberg, Stader Copiar, S. 54 [Digitalisat].
- KABl. 1940, S. 54.
- KABl. 2012, S. 311 f.
- Haiduck, Wursten, S. 88: „Die Ostwand ist ähnlich wie die des Dorumer Chors gestaltet und wohl auch am Anfang des 16. Jh. entstanden“; zur Baugeschichte insgesamt vgl. ebd., S. 87 ff. Siehe auch Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 260. Laut CB von 1791 erhielt das Kirchengebäude erst 1702 „eine ansehnliche Erweiterung von 38 Fuß in der Länge […], dadurch es beinahe als neuerbauet anzusehen ist“, LkAH, A 8 Nr. 401 [Digitalisat, Aufnahme 8].
- Haiduck, Wursten, S. 167 ff.
- Haiduck, Wursten, S. 156.
- Offermann, S. 66 f.
- Topp, Tappe, S. 55.
- LkAH, A 8 Nr. 401 [Digitalisat, Aufnahme 8].
- Offermann, S. 70 f.
- Zum Folgenden, Offermann, S. 86 ff.











