Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Thomas (1957)1 | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Die scheinbar älteste schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich in einer Urkunde, die angeblich der ostfränkische Kg. Otto I. (amt. 936–973, ab 962 Ks.) im Jahr 952 ausgestellt hat. Allerdings handelt es sich dabei um eine Fälschung aus dem 13. Jh.2 Die echte Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1131, als Kg. Lothar III. (amt. 1125–1137, seit 1133 Ks.) dem Erzstift Magdeburg das Kloster Alsleben überließ und dafür das castrum quoddam Scartuelt erhielt.3 1157/58 erwarb Hzg. Heinrich der Löwe († 1195) die Reichsgüter castrum Hirzesberch, castrum Scartuelt und curtem Polede.4 Scartvelt fiel 1202 bei der Erbteilung zwischen den Söhnen Heinrichs des Löwen an den späteren Ks. Otto IV. (amt. 1209–1218).5 Bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 kam Scharzfeld zum Teilfsm. Braunschweig und bei dessen Dreiteilung im Jahr 1291 zum kleinen Fsm. Grubenhagen (Name „Grubenhagen“ erst 1567 belegt).6 Zuerst als Reichslehen und später als Lehen der welfischen Herzöge waren Burg und Ort seit der ersten Hälfte des 12. Jh. im Besitz der Gf. von Scharzfeld, die in männlicher Linie wohl kurz nach 1295 ausstarben. Die Gft. Scharzfeld kam an die Gf. von Hohnstein, die Ende des 14. Jh. auch die benachbarte Gft. Lauterberg erlangten, die auf eine in der zweiten Hälfte des 12. Jh. begründete Nebenlinie der Scharzfelder Gf. zurückgeht (nach Aussterben der Gf. von Hohnstein 1593 nahm Hzg. Wolfgang zu Braunschweig-Grubenhagen die Gft. Scharzfeld-Lauterberg in Besitz).7 Das Dorf Scharzfeld war seit der ersten Hälfte des 14. Jh. (nach 1337) nicht mehr Teil der Gft. Scharzfeld, sondern im Besitz der Grubenhagener Hzg., die das Dorf allerdings seit etwa Mitte des 15. Jh. an die Gf. von Hohnstein verpfändet hatten (zu zwei Dritteln). 1541 lösten sie Scharzfeld wieder ein.8 Das Dorf zählte zum Amt Herzberg im Fsm. Grubenhagen; für Burg und Amt setzte sich später die seit dem 16. Jh. nachweisbare Bezeichnung „Scharzfels“ durch.9 Nach Aussterben der Grubenhagener Linie der Welfen fiel das Fsm. Grubenhagen 1596 an das Fsm. Braunschweig, 1617 an das Fsm. Lüneburg und 1665 an das Fsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Aus der Mitte des 17. Jh. ist die älteste Ansicht der Burg Scharzfels überliefert (Merian Stich).10 Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) nahmen französische Truppen die Burg 1761 ein und sprengten sie. In napoleonischer Zeit zählte Scharzfeld von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Lauterberg im Distrikt Osterode des Harzdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Herzberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Scharzfeld 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte der Ort zum Kr. Osterode am Harz (seit 1939 Lkr.), der 2016 im Lkr. Göttingen aufging. 1972 wurde Scharzfeld nach Herzberg eingemeindet. Seit 1869 besitzt Scharzfeld einen Bahnhof (Strecke Northeim–Nordhausen, Südharzbahn; 1884 Strecke Scharzfeld–Sankt Andreasberg, Odertalbahn). 1961 schrieb der Sup des KK Herzberg, Scharzfeld habe sich „in zunehmenden Maße zu einem Luftkurort am Südharz entwickelt, in dem der Fremdenbetrieb immer mehr in den Vordergrund tritt“; zudem fände „ein immer größerer Teil der Bewohner seine Arbeit in der Industrie von Scharzfeld selbst (Dolomit-Werke) sowie von Herzberg, Barbis und Bad Lauterberg“.11 Um 1810 lebten gut 840 Menschen in Scharzfeld, 1933 etwa 1.500, 1972 knapp 2.360 und 2022 rund 1.660.
Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist die sogenannte Steinkirche, eine Höhle, die wohl seit dem 9. Jh. als Kirche genutzt wurde.12 Vor ihrem Eingang befand sich ein Vorbau, wie archäologische Funde vermuten lassen (Bruchstücke von Dachziegeln, Mauerreste, Reste gotischen Maßwerks). Dieser Bereich diente bis hinein ins 16. Jh. als Begräbnisplatz. Das 1541 erwähnte „kirchlehen […] zum Ritterstein“ ist auf die Steinkirche zu beziehen; zuletzt erwähnt ist die Kapelle im Ritterstein 1586.13 Wann im Dorf Scharzfeld selbst eine Kirche entstand, ist nicht bekannt. Aus dem 13. Jh. sind erstmals Namen Scharzfelder Geistlicher überliefert: 1241 und 1246 ist Gotwin als Pfarrer zu Scharzfeld und Schlosskaplan belegt, 1265 der Pleban Alexander de Scharvelde und 1289 Godefridus plebanus in Scartfelt.14 Die älteste erhaltene Glocke ist 1439 gegossen, der Altarschrein stammt vermutlich ebenfalls aus dem 15. Jh.
Mit der Rückkehr Scharzfelds unter Grubenhagische Herrschaft im Jahr 1541 wechselte das Dorf aus einem kath. Territorium in ein bereits evangelisches. Der Grubenhagener Fs. und Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg Philipp I. (amt. 1486/94–1551) war 1526 dem ev. Torgauer Bund beigetreten.15 Mit der Säkularisierung der Klöster in den 1530er Jahren lassen sich dann konkrete Schritte zur Einführung der Reformation im Fsm. Grubenhagen erkennen. Eine erste KO erließ Philipp I. schließlich 1538. Die 1544 verabschiedete Neufassung orientierte sich an der Wolfenbütteler KO von 1543. Ihre Einführung war begleitet von der ersten Generalvisitation der Gemeinden des Fürstentums, mit der Hzg. Philipp I. die beiden Pastoren Andreas Domeyer (amt. 1537–1557) von der Aegidienkirche Osterode und Ernst Burmester (amt. 1543–1554) aus Einbeck betraut hatte. Domeyer und Burmester fungierten als Sup. des kleinen Fsm. Die Liste der bekannten ev. Geistlichen in Scharzfeld beginnt mit P. Gregorius Reiche (amt. 1584–1622). Im Jahr von P. Reiches Amtsantritt stiftete Hzg. Wolfgang zu Braunschweig-Grubenhagen zur „erhaltung des predigstuels“ ein Kapital von 100 Talern, dessen jährliche Zinsen dem Pastor ausgezahlt werden sollten, denn die Scharzfelder Pfarrer hätten bisher „eine geringe besoldunge undt unterhalt“ gehabt.16 Ein Lehrer ist erstmals 1607 belegt.17
Ende Oktober 1660 brach in Scharzfeld eine „elende und erbärmliche Feuers-Brunst“ aus, so dass „in wenigen Stunden die gantze lange Straße von unten im Dorfe bis über die Mühlen auch die Pfarre nebst allen angebäuden, als Ställe und Scheunen eingeäschert worden“.18 Eine erste knappe Beschreibung der Kirche findet sich im Corpus bonorum, das P. Christian Ludwig Henneberg (amt. 1669–1671) im Jahr 1670 aufstellte: „Das Gebäude ist sehr enge undt klein, zum drittentheill über dem Chor gewölbet überall so gar baufellig, daß man cum periculo [unter Gefahr] den Gottesdienst darin verrichten muß“.19 Während der folgenden drei Jahrzehnte erfuhr die Kirche eine grundlegende Erneuerung: Sie wurde teilweise neu errichtet, der Turm repariert, die Turmhalle zum Schiff geöffnet und 1701 schließlich neu ausgemalt. Schon 1677 hatte Johann Volprecht eine Orgel gestiftet und der Schulmeister war nun gleichzeitig Organist.
1779 wird der bauliche Zustand der Kirche als teilweise schlecht beschrieben, 1831 legte der Hannoveraner Konsistorialbaumeister Friedrich August Ludwig Hellner (1791–1862) einen Neubauentwurf vor, nachdem er die Kirche als insgesamt baufällig eingestuft hatte.20 Zur Ausführung kamen die Pläne nicht. Als P. Gustav Karl Heinrich Theodor Dieckhoff (amt. 1848–1863, vorher P. coll.) darauf drängte, die Neubaupläne zu verwirklichen, fertigte Hellner 1848 einen neuen Entwurf an. Die Arbeiten begannen schließlich 1852 und 1855 konnte die Gemeinde ihre neue Kirche einweihen.
Während der NS-Zeit hatte P. Georg Rabe (amt. 1933–1951) das Scharzfelder Pfarramt inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er 1946 an, er sei kirchenpolitisch von Juli 1933 bis Pfingsten 1934 Mitglied der DC gewesen, habe sich aber später der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft angeschlossen.21 Auch die Ortsgruppe der DC (etwa 20 Mitglieder) sei im Frühjahr 1934 eingeschlafen: „ihre Mitglieder haben keine Lust mehr, die Beiträge zu bezahlen“. Von den sechs 1933 gewählten Kirchenvorstehern, überwiegend Kandidaten der SA, gehörten fünf der NSDAP an.22 Der erst 1927 gegründete Posaunenchor löste sich 1937 wieder auf („die Zeit der Männer war durch die Partei und den SA-Dienst zu stark in Anspruch genommen“).23 Am Ende des Fragebogens geht P. Rabe zudem kurz auf die neuheidnisch-völkische Deutsche Glaubensbewegung ein, die sich 1934 zu Pfingsten („Hohe Maien“) in Scharzfeld gegründet hatte.24 Seitdem bestand auch eine Scharzfelder Ortsgruppe der Glaubensbewegung. Schon vor 1933 hatten sich die Nordungen, eine 1924 gegründete neuheidnische Gruppierung mit Wurzeln in der Jugendbewegung, zu Pfingsttagungen an der Steinkirche versammelt, die ihnen als germanische Kultstätte galt.25 1937 pachtete die SS das Areal für 99 Jahre, ließ Ausgrabungen vornehmen (Das Ahnenerbe e. V.) und veranstaltete hier Sonnenwendfeiern.26 Knapp 40 Gemeindeglieder traten zwischen 1937 und 1943 aus der Kirche aus, ungefähr die Hälfte kehrte nach 1945 zurück.27
Mit dem Zuzug Geflüchteter gegen und nach Ende des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich die Gemeinde; lag die Einwohnerzahl 1933 bei etwa 1.500 war sie im Frühjahr 1947 auch rund 2.400 gestiegen, darunter etwa 300 Katholik*innen. In der Scharzfelder Kirche fanden daher von 1944 bis 1959 auch kath. Gottesdienste statt.28 Mitte der 1950er Jahre hielt der Sup. des KK Herzberg mit Blick auf die jüngere Geschichte der Gemeinde fest, Scharzfeld habe „lange Zeit hindurch als besonders schwarzer Punkt auf der Karte des Kirchenkreises Herzberg, ja, des ganzen Sprengels Göttingen-Grubenhagen“ gegolten. Sie habe „viele schlimme christentumsfeindliche Einflüsse über sich ergehen lassen“ müssen, ein Kern kirchlichen Lebens habe sich jedoch „selbst durch die schwersten Zeiten hindurch erhalten“.29 Der durchschnittliche sonntägliche Gottesdienstbesuch – zweitweise geschrumpft auf 10 bis 15 – lag nun bei 50 bis 60 Erwachsenen. Seit 1957 heißt die Scharzfelder Kirche Thomaskirche; der Name bezieht sich auf die Geschichte des zweifelnden Thomas (Joh 20,24–29), dargestellt im mittelalterlichen Altarschrein der Kirche.30
Vor dem Hintergrund von Vakanzen und häufigen Wechseln im Pfarramt – insgesamt acht Pastoren zwischen 1952 und 1982 – hob der Sup. des KK Herzberg in seinem Bericht über die Visitation 1985 das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Gemeindeglieder anerkennend hervor. Ihnen sei es zu verdanken, dass die gemeindlichen Aktivitäten und Gruppen – u. a. Altenkreis, Kindergottesdienst, Kaminabende, Flötengruppe, Band, Redaktionsteam Thomasbote – die Vakanzjahre weitgehend überdauert hätten.31
Von 2014 bis 2019 war die KG Scharzfeld pfarramtlich mit der KG Pöhlde verbunden. Die Thomasgemeinde gehört zur Region Herzberg-Hattorf im KK Harzer Land. Seit 2019 versieht der Scharzfelder P. Andreas Schmidt gleichzeitig die Pfarrstelle der Paulusgemeinde Bad Lauterberg in der Bäderregion des KK.
Umfang
Scharzfeld.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Nörten der Erzdiözese Mainz (sedes Berka).32 – Nach der Reformation Suptur. bzw. GSuptur. des Fsm. Grubenhagen. Seit 1708 Insp. Osterode. 1735 zur Insp. Clausthal verlegt.33 1795 zur neuen Insp. Herzberg (1924: KK). Seit 1. Januar 2013 KK Harzer Land.34
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Vierachsiger Rechteckbau mit zweistöckigem Sakristeianbau im Osten und Querriegel mit Turm im Westen, erbaut 1852–55 (Entwurf: Friedrich August Ludwig Hellner, Hannover; Ausführung: Baukondukteur Ludowieg, Herzberg, später Wiebking, Goslar).35 Walmdächer, über dem Schiff mit je zwei verschieferten Dachgauben nach Norden und Süden. Mauerwerk aus behauenen Bruchsteinen, gequaderte Ecklisenen. Hohe Rundbogenfenster am Schiff, gekuppelte Fenster an Nord- und Südseite der Sakristei; nach Norden und Süden rundbogige Nebeneingänge am westlichen Querriegel, darüber Rundbogenfenster; Sakristeieingang nach Osten, darüber Rundbogenfenster. Im Innern breites Mittelschiff und schmale Seitenschiffe; Kreuzrippengewölbe, Gewölbestützen tragen gleichzeitig die u-förmige Emporenanlage; Apsiskalotte; segmentbogige Altarwand mit zentraler Kanzel, flankiert von zwei Nischen, darunter rundbogige Durchgänge. 1905 ornamentale und figürliche Neuausmalung (Reinhold Ebeling und Friedrich Koch, Hannover; u. a. Christus Pantokrator in Apsiskalotte). 1955 schlichte Neuausmalung. 1973 Innenrenovierung. 1989 Außensanierung.
Fenster
Die beiden östlichen Fenster des Kirchenschiffs jeweils mit figürlichem Medaillon (Weihnachtsszene, Auferstehungsszene) und ornamentalen Verzierungen (um 1910).
Turm
Über dem westlichen Querriegel vierseitiger Turm, leicht über die Fassade hinaustretend. Vierseitiger, verschieferter Pyramidenhelm mit abgeflachten Kanten, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz; zwei freihängende Schlagglocken nach Westen. Mauerwerk aus behauenen Bruchsteinen, gequaderte Ecklisenen. Im Glockengeschoss je ein rundbogiges Schallfenster nach Norden, Süden und Westen, darüber Uhrziffernblätter; nach Osten Rundfenster. Nach Westen rundbogiges Hauptportal, darüber Rundfenster. 1949 Schieferdeckung erneuert.
Vorgängerbau
1660 als eng, klein, gewölbt und baufällig beschrieben.36 Ab 1671 Kirche teilweise neu errichtet. 1687 Turm repariert und Turmhalle zur Kirche hin geöffnet („in der alten Mauer eines Menschen Hand gefunden, welche auf der Orgel in den Gegend, wo sie gelegen aufgehänget ist“, 1779 noch vorhanden). 1691 Kanzel über Altar angebracht. 1692 Altar erneuert. 1701 Neuausmalung.37 1767 Turmbekrönung erneuert.38 1779 war die Kirche ohne Turm und Beichtkammer 75 Fuß lang und 24,5 Fuß breit, Decke nicht gewölbt (nur im Westen „ein schwaches Gewölbe“); die Kirche sei „theils mittelmäßig, theils in schlechtem Stande“, besonders die Nordseite sei „krumm gebogen“. Der Turm war seinerzeit vom Boden „bis dahin wo die Glocken hängen“ etwa 38 Fuß hoch, „zwar alt, jedoch noch ziemlich im Stande“ und trage eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1767. Im Turm befand sich eine sehr alte Schlaguhr. Friedrich August Ludwig Hellner gab 1829/31 die Ausmaße der Kirche mit 66 Fuß Länge und 28 Fuß Breite an; er bezeichnete das Gebäude als rissig und baufällig.39 1851 abgebrochen.
Ausstattung
Unterhalb der Kanzel schlichter, hölzerner Blockaltar mit mittelalterlichem Altarschrein (wohl 15. Jh.), zwei Rechteckfelder mit Schnitzfiguren, links: Petrus, Andreas und Bartholomäus (Inschrift: „S. Petr. S. Andreas S. Barthol:“), rechts: Thomas, auferstandener Christus und Johannes (Inschrift: „S. Thomas. S: S. Iohanes.“). – Achtseitige Holztaufe (um 1855). – Halbporträt P. Georg Riecken (amt. 1671–1712), Öl auf Leinwand. – Hölzerner Opferstock (vielleicht 17. Jh.). – Aquarell des Altarraums (1922), mit Ausmalung der Apsiskalotte (Christus Pantokrator und zwei Engel).
Orgel
1677 Orgel gespendet von Johann Volprecht und später aus Mitteln der Kirche um zwei Register vergrößert, 8 I/aP.40 Für die neue Kirche Bau einer neuen Orgel 1855/56, ausgeführt von Johann Andreas Engelhardt (Herzberg), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1949 Umbau und Vergrößerung, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 20 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1958 Reparatur und Instandsetzung, Firma Krell (Duderstadt). 1988/89 Restaurierung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Rudolf Janke (Bovenden), 20 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel.
Geläut
Drei LG, I: a’ (Bronze, Gj. 1954, Firma Rincker, Sinn); II: h’ (Bronze, Gj. 1439), Inschrift: „vox mea vox vitae voco vos ad sacra venite. anno d[omi]ni m ccccxxxix“ (Meine Stimme ist die Stimme des Lebens. Ich rufe euch, dass ihr zum Gottesdienst kommt. Im Jahre des Herrn 1439); Bilder: 14 kleine Figuren, u. a. Christus, Michael, Jäger, Steinbock sowie drei größere Figuren, wohl Mönch, König und Bischof41; III: d’’ (Bronze, Gj. 1954, Firma Rincker, Sinn). Zwei SG, I: as’’ (Bronze, Gj. 1876, Firma Radler, Hildesheim); II: b’’ (Bronze, Gj. 1946, F. Otto, Bremen-Hemelingen). – Früherer Bestand: 1779 waren insgesamt vier Glocken vorhanden (zwei große, zwei kleine), drei dienten als LG (eine davon die heutige LG II), die kleinste als SG. Seit 1855 zwei LG vorhanden (Bronze), heutige LG II und eine größere, diese im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). Als Ersatz neue LG angeschafft, g’ (Bronze, Gj. 1925), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942).42 Eine kleine SG (Bronze), 1945 zerstört und umgegossen zu jetziger SG II.43
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarr- und Gemeindehaus (Bj. erste Hälfte 19. Jh.).
Friedhof
Ursprünglich kirchlicher Friedhof rund um die Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof östlich des alten Ortskerns, angelegt 1841, FKap (Bj. 1958).44
Liste der Pastoren (bis 1940)
1584–1622 Gregorius Reiche. – 1622–1642 Laurentius Volprecht. – 1642–1668 Justus Oppermann. – 1669–1671 Magister Christian Ludwig Henneberg. – 1671–1712 Georg Ricke. – 1712–1720 Johann Konrad Ludwig Ricke. – 1720–1730 August Wilhelm Erythropel. – 1730–1750 Konrad Bruns. – 1751–1783 Hartmann Friedrich Köster. – 1784–1793 Magister Johann Friedrich Albert. – 1793–1800 Johann Friedrich Nolte. – 1800–1831 Friedrich Ephraim Sandig. – 1831–1847 Heinrich Wilhelm Ferdinand Nolte. – 1848–1863 Gustav Karl Heinrich Theodor Dieckhoff. – 1863–1866 Georg Christian Friedrich Gottlieb Schulze. – 1867–1872 Andreas Joseph Friedrich Kölle. – 1873–1875 Georg Wilhelm Christian Fraatz. – 1876–1879 Johann Georg Heinrich August Wigand. – 1879–1920 Karl Adolf Christian Bense. – 1920–1931 Peter Franz Theodor Wesenick. – 1933–1951 Immanuel Ludwig Johannes Georg Rabe.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 343–344
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 9908–9919 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 7314–7325 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 381 (CB); A 9 Nr. 2019, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024 (Visitationen); D 98 (EphA Herzberg); S 2 Witt Nr. 05, 12 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 140, 2101 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7467 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1642
Trauungen: ab 1643
Begräbnisse: ab 1642
Kommunikanten: ab 1642 (Lücken: 1661–1728, 1802–1830)
Konfirmationen: ab 1720 (Lücken: 1721–1737, 1743, 1746, 1749, 1759, 1766–1778; Zahlenregister: 1766–1778)
Literatur
A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 16–17; Kirchen KK Herzberg, S. 26–27; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1164; Müller, Kirchenbauten, S. 136–137; Streitparth, Urkunden, passim.
B: Martin Claus: Archäologie im südwestlichen Harzvorland (= Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersachsens 10), Hildesheim 1978, S. 112–127; Walter Hetzer, Ulrich Mattke & Hans-Ludwig Meise: Herzberg am Harz. Vergangenheit und Gegenwart, Herzberg am Harz 1974, bes. S. 30–31 und S. 67–68; Annette Susanne List: Ortschronik Höhlendorf Scharzfeld. Vom Neandertaler bis zum Jubiläumsjahr 2002, Herzberg am Harz 2003, bes. S. 103–112; Heinrich Morich: Das alte Amt Scharzfeld, in: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1936, S. 65–69 [Digitalisat online]; Ralf Niebock: Steinkirche bei Scharzfeld/Harz [.pdf online]; Ulrich Nanko: Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung, Marburg 1993; Friedrich Reinboth & Firouz Vladi: Johannes Letzners Beschreibung der Steinkirche und der Einhornhöhle bei Scharzfeld, in: Harz-Zeitschrift 32 (1980), S. 77–91; Friedrich Seven: 450 Jahre Evangelische Kirche in Scharzfeld. Aus den Urkunden dargestellt, Bd. 1: Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts, Scharzfeld 1991.
GND
1214615872, Sankt-Thomas-Kirche (Scharzfeld)
Website der Kirchengemeinde (05.01.2022)
Fußnoten
- Kirchen KK Herzberg, S. 27.
- MGH DD O I 439 [Digitalisat]. Vgl. zum Namen und zu den frühen Erwähnungen insgesamt Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Osterode, S. 146.
- MGH DD Lo III 31 [Digitalisat].
- MGH DD F I 199 [Digitalisat].
- Pischke, Landesteilungen, S. 15.
- Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff. und S. 45 ff. Für einen knappen Überblick zur Geschichte des Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Grubenhagen, S. 143 ff., zum Territorium ebd., S. 151 ff., zum Namen ebd., S. 161 ff.
- Insgesamt: Max, Grubenhagen I, S. 86 ff. (§ 12–15); Morich, S. 65 ff. Überdies hatten zeitweise die Gf. von Schwarzburg und die Gf. von Stollberg-Wernigerode Besitzrechte an der Burg Scharzfeld. Zu den Gf. von Hohnstein: Paravicini, Residenzen IV,1, S. 649 ff.
- Seven, S. 21 ff.
- Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Osterode, S. 148.
- Digitalisat: http://digital.slub-dresden.de/id404350887/470, 05.01.2022.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1961.
- Friedrich, Steine II, S. 6 ff. Darüber hinaus konnten bei Grabungen in den Jahren 1925 bis 1928 altsteinzeitlich Nutzungsspuren nachgewiesen werden (zwischen 15.000 und 8.000 v. Chr.). „In ganz Niedersachsen ist kein weiterer Ort bekannt, der wie diese Höhle seit rund 15 000 Jahren nachweislich von Menschen aufgesucht wird“ (ebd.). Siehe auch Niebock.
- Seven, S. 21 f.; Claus, S. 115.
- 1241 und 1246: Regesta Thuringiae III, Nr. 1011 und 1427; zum Beleg von 1246 vgl. auch UB Walkenried I, Nr. 263 (dort der abgekürzte Name zu Goz[maro], nicht zu Goz[wino] ergänzt). 1265: UB Walkenried I, Nr. 425; Regesta Thuringiae III, Nr. 3339. 1289: UB Walkenried I, Nr. 622.
- Zur Reformation im Fsm. Grubenhagen vgl. Pischke, Reformation, S. 7 ff.; Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1023 ff., Text der ersten KO ebd., S. 1028 ff. Siehe auch Butt, Herrschaft, S. 52 ff.
- Seven, S. 36.
- Seven, S. 31.
- LkAH, A 8, Nr. 381, Bl. IIIv.
- LkAH, A 8, Nr. 381, Bl. 114v.
- Zum Folgenden: Müller, Kirchenbauten, S. 136 f.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 36.
- LkAH, L 5c unverz. Scharzfeld, Visitation 1937; LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 37.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 48.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 47 und 54. Vgl. auch LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1937: „Diese Tagung war von etwa 500 Personen beschickt, darunter vielen Akademikern. Tagelang stand das Dorf im Zeichen der Tagung. Der Steinberg, auf welchem die Tagungsteilnehmer ihre Weihen usw. abhielten, war schwarz von Menschen, die teilweise von auswärts in Autobussen herangekommen waren.“ Insgesamt: Nanko, S. 236 ff. Siehe
- LkAH, L 5c unverz., Scharzfeld, Visitation 1937: „Der Einfluss, der durch die ständig wiederkehrenden Tagungen der Nordunger auf die hiesige Bevölkerung ausgeübt wurde, ist nicht gering anzuschlagen. Zum Teil standen die Dorfbewohner noch längere Zeit mit ihren Quartiergästen im brieflichen Verkehr. Es wurde auf diese Weise in manchen Familien für deutschgläubige Agitation ein günstiger Nährboden geschaffen.“ P. Rabe führt in seinen Antworten auf die Visitationsfragen überdies ein mehrtägiges Treffen des völkischen Jugendbundes Adler und Falken Ende 1934 an.
- LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 47. Niebock, [S. 1] bezeichnet diese Ausgrabungen als „unprofessionell“ und bezeichnet sie als „sinnlose Zerstörung dieser archäologischen und quarterpaläontologischen Fundstätte“.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1947.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitationen 1947 und 1961.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1955. Vgl. auch Gemeindebuch KK Herzberg, S. 17: „Eine Wiedererweckung des kirchlichen Interesses ist seit einiger Zeit unverkennbar.“
- Kirchen KK Herzberg, S. 27.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1985.
- Kayser, Registrum II. S. 274.
- LkAH, A 8, Nr. 381, S. 1.
- KABl. 2012, S. 344 f.
- Müller, Kirchenbauten, S. 136 f.
- LkAH, A 8, Nr. 381, Bl. 114v.
- Das CB von 1779 überliefert den Text einer Holztafel, die im Altarraum aufgehängt war und die Baumaßnahmen zwischen 1671 und 1701 dokumentierte, vgl. LkAH, A 8, Nr. 381, S, IV und S. 10 ff.
- Zum Folgenden: LkAH, A 8, Nr. 381, S. 1 f., S. 5 (Turm) und 8 (Schlaguhr).
- Müller, Kirchenbauten, S. 136.
- LkAH, A 8, Nr. 381, Bl. 1 (dort auch die Disposition).
- Die Glocke soll angeblich früher in der Steinkirche gehangen haben und soll ursprünglich aus der Wüstung Rodenbeke stammen, vgl. List, S. 103 f.
- LKA, G 9 B/Scharzfeld Bd. I, Bl. 2; List, S. 103 f.
- LkAH, L 5c, unverz., Scharzfeld, Visitation 1947; LkAH, S 1 H III, Nr. 416, Bl. 45: „Am 13.4.1945 wird durch die Amerikaner die kleine Uhrglocke draussen am Turm heruntergeschossen“.
- List, S. 107.