Sprengel Hannover, KK Burgwedel-Langenhagen | Patrozinium: Kapernaum | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich erscheint der heutige Ortsteil von Wedemark erstmals als Hrokke in einer Grenzbeschreibung der Diözese Hildesheim, die vor 1007 entstand.1 1438 ist die Namensform Resse belegt. Resse gehörte zur Amtsvogtei Bissendorf in der Großvogtei Celle des welfischen Teilfsm. Lüneburg (1705: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).2 In französischer Zeit gehörte Resse von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Bissendorf, Distrikt Celle, Departement der Aller). Danach zählte das kleine Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zur Amtsvogtei Bissendorf, die 1852 zum neuen Amt Burgwedel kam. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Resse 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte der Ort zum Kr. Burgdorf, der 1974 weitgehend im Lkr. Hannover aufging (2001: Region Hannover). 1974 kam Resse zur neuen Gemeinde Wedemark. Mehrere Neubausiedlungen ließen das Dorf im 20. Jh. stark anwachsen. Zur Struktur Resses schrieb der Sup. des KK Burgwedel 1982: „Die Bevölkerung hat heute überwiegend städtischen Charakter. Die meisten Bewohner von Resse haben ihre Arbeitsplätze in Hannover. Sie stammen aus allen Teilen der Bundesrepublik“.3 Um 1810 lebten gut 65 Menschen in Resse, 1939 knapp 175, 1956 etwa 400, 1969 rund 1.760 und 2019 mehr als 2.560.
Kirchlich gehörte Resse mit seinen ursprünglich sechs Hofstellen bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur KG Engelbostel.4 Der Engelbosteler P. Herbert Brünjes (amt. 1950–1974) führte monatliche Gottesdienste in der Resser Schule ein. Seit 1965 hatte Pfv. Heinrich Denecke (amt. 1965–1973) seinen Amtssitz in Resse. Ein eigenes Gemeindehaus erhielt die Gemeinde 1969: Neben dem Kirchsaal beherbergte das kleine Gebäude auch den ev. Kindergarten.
Zum 1. Januar 1971 fasste das LKA Hannover die Orte Resse und Heitlingen zur „Ev.-luth. Kapernaum-Kapellengemeinde Resse“ zusammen; die KapG blieb Teil der KG Engelbostel.5 Auf die kommunale Gebietsreform 1974 folgte zum 1. Januar 1976 eine weitere kirchliche Neustrukturierung: Heitlingen wechselte zur KG Osterwald und die KapG Resse wandelte das Landeskirchenamt um in die eigenständige „Ev.-luth. Kapernaum-KG Resse“, die zum KK Burgwedel kam.6 Von ihrer Muttergemeinde Engelbostel übernahm die neue Gemeinde die zweite Pfarrstelle, die Pn. Käte Mahn (amt. 1974–1976) versah. Ein Jahr später ließ die KG Resse neben dem Gemeindehaus einen Glockenträger errichten. Eine Glocke besaß sie bereits seit 1973, sie hatte seither ungenutzt im Altarraum gestanden. Mit P. Karl-Heinz Friebe (amt. 1977–1987) wurde die Resser Pfarrstelle erstmals regulär besetzt.
Im Jahr 1982 zählte die Kapernaum-KG etwa 1.520 Gemeindeglieder. In seinem Bericht über die Visitation 1982 schrieb der Sup. des KK Burgwedel, die Gemeinde nehme „im Bewußtsein der Menschen vor Ort einen beachteten Platz ein. […] Eine engagierte Mitarbeiterschaft und die Kerngemeinde haben Ausstrahlung.“7 1986 vergrößerte die KG Resse das Gemeindehaus: Im Süden kam ein Kindergartentrakt hinzu, im Norden ein Altarraum. Eine Partnerschaft mit einer KG in der DDR unterhielt die KG Resse nicht, sie unterstützte allerdings den „Diakon für Jugendarbeit in Karl-Marx-Stadt“.8
Zum 1. Januar 2000 wandelte das LKA Hannover die Pfarrstelle Resse in eine halbe Stelle um; die Zahl der Gemeindeglieder lag 2001 bei knapp 1.135.9 2011 übernahm der KK Burgwedel-Langenhagen die Trägerschaft der ev.-luth. Kindertagesstätte Kapernaum Resse. Seit Januar 2013 ist die KG Resse pfarramtlich mit der KG Bissendorf verbunden.

Umfang

Resse und Siedlung Lönswinkel (teilweise). Von 1971 bis Ende 1975 auch Heitlingen (dann zur KG Osterwald).10

Aufsichtsbezirk

Mit Errichtung der KG 1976 zum KK Burgwedel.11 Seit 1. Januar 2001 KK Burgwedel-Langenhagen.12

Kirchenbau

Gemeindehaus mit Kirchsaal, erbaut 1968/69, erweitert 1986, ausgerichtet nach Norden. Drei in Süd-Nord-Richtung aneinandergereihte, rechteckige Baukörper mit Satteldächern. Rechteckfenster, im Kirchsaal bodentiefe Fenster nach Westen; Eingänge nach Osten. Im Innern Ziegelornament mit Kruzifix an der Altarwand. 1986 Süderweiterung (Kindergarten und Jugendraum) und Norderweiterung (Altarraum). 1996/97 westlich anschließender Kindergartenneubau errichtet. 2020 Umbau (erster Bauabschnitt), u. a. Wärmedämmung, barrierefreier Eingang.

Turm

Freistehender, spitzpyramidenförmiger Glockenträger, bekrönt mit Kreuz, erbaut 1977. Im unteren Teil offen, oberer Teil verkleidet. Glockengeschoss mit horizontalen Schallschlitzen.

Ausstattung

Schlichter Altartisch, Holz und Metall. – Lesepult, Holz und Metall. – Dreibeinige, metallener Taufständer. – Außen: Holzkreuz (2022).

Orgel

1961 gebrauchtes Harmonium erworben. 1970 gebrauchtes Orgelpositiv erworben, erbaut vor 1960 von Werner Bosch (Kassel), um 1960 erweitert, Gebrüder Dutkowski (Braunschweig), in Resse aufgestellt von Schmidt & Thiemann (Hannover), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument 1974 verkauft. 1974 Kauf eines Orgelpositivs, erbaut 1968/69 von Albrecht Frerichs (Göttingen), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1995/96 Instandsetzung und Erweiterung, Orgelbauwerkstatt F. Schmidt (Langenhagen), 6 (davon eine Transmission) I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument aufgestellt im Altarraum.

Geläut

Zwei LG, I: hʼ (Bronze, Gj. 1973, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Lobet den Herrn“; II: fisʼʼ (Bronze, Gj. 2003, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Danket dem Herrn“ und „2003“.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1880, grundlegender Umbau 1968/69). – Kindergarten (Bj. 1986 und Bj. 1996/97).

Friedhof

Kommunaler Friedhof am Westrand des Ortes, angelegt in den 1930er Jahren, FKap mit Glockenturm (Bj. 1971). 2020 um Waldfriedhof erweitert.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 2001 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Brandt, Wedemark, S. 103–105; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 374–375.

B: Resser Geschichten: Altes und Neues aus einem Dorf zwischen Großstadt und Heide, hrsg. vom Arbeitskreis für die Resser Geschichte, Resse 1993, bes. S. 120–121.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 40. Zu weiteren Belegen und zum Ortsnamen vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 374. Zum 990 genannten Lac Eilgereshus (UB HS Hildesheim I, Nr. 35), das mitunter mit Resse identifiziert wird, vgl. ebd., S. 126.
  2. Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 29.
  3. LkAH, L 5d, unverz., Resse, Visitation 1982.
  4. Brandt, Wedemark, 103. Zur Kirchengeschichte Resses vgl. knapp: Resser Geschichten, S. 120 f.
  5. KABl. 1971, S. 10 f.
  6. KABl. 1976, S. 5.
  7. LkAH, L 5d, unverz., Resse, Visitation 1982.
  8. LkAH, L 5d, unverz., Resse, Visitation 1989.
  9. KABl. 2000, S. 40; LkAH, L 5d, unverz., Resse, Visitation 2001.
  10. KABl. 1976, S. 5.
  11. KABl. 1976, S. 5.
  12. KABl. 2000, S. 41.