Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Martin1 | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Oldendorf in der Stader Geest zählt vermutlich zu den ältesten Dörfern im Oste-Schwinge-Gebiet. Schriftlich ist es erstmals um 1100 als Aldenthorp belegt.2 Oldendorf gehörte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, und war Anfang des 16. Jh. Teil des Amtes Vörde (Bremervörde) sowie Mittelpunkt der Börde Oldendorf, die einen eigenen Gogrefen bzw. Vogt besaß.3 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). Seit 1712 gehörte die Börde Oldendorf zum Amt Himmelpforten. In französischer Zeit war Oldendorf im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade, Kanton Himmelpforten) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Himmelpforten, 1811–1814). Ab 1815 zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Himmelpforten. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Oldendorf 1866 an das Kgr. Preußen und zählt seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zum Kr. Stade (1932: Lkr.). Ab 1972 war Oldendorf Hauptort der gleichnamigen Samtgemeinde, zu der auch Burweg, Estorf, Heinbockel und Kranenburg gehörten. Seit 2014 ist Oldendorf Teil der neuen Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten (Sitz in Himmelpforten). Im Lagerbuch des Kirchspiels aus dem Jahr 1785 heißt es, die Einwohner „nähren sich mehrentheils von Acker-Bau, Vieh-Zucht und Torff-Stich“.4 Im Jahr 1818 lebten gut 560 Menschen in Oldendorf, 1895 etwa 970, 1964 rund 1.430, 1984 knapp 2.260 und 2021 insgesamt 3.040.
Das Martinspatrozinium der Oldendorfer Kirche lässt eine Kirchengründung bereits in fränkischer Zeit vermuten. Schriftlich ist das Kirchspiel um 1100 als parochia Aldenthorp nachgewiesen; sie zählt zu jenen Parochien, die als „frühmittelalterliche Ur- oder Großkirchspiele“ angesehen werden.5 Auch die späteren Kirchspiele Großenwörden, Horst und Himmelpforten waren ursprünglich Teil der Parochie Oldendorf. Das heutige Oldendorfer Kirchengebäude ist wahrscheinlich um 1200 erbaut worden. Ein örtlicher Geistlicher ist erstmals 1337 belegt: dominus Hermannus, rector ecclesie in Oldendorpe.6 1428 hatte Johann Meyger das Pfarramt in Oldendorf inne und sowohl 1515 als auch 1538 ist Hinrich von Kroghe als Oldendorfer Pfarrer nachgewiesen.7 Er gilt als letzter kath. Geistlicher des Kirchspiels. Anfang des 16. Jh. lässt sich eine Bruderschaft des Rosenkranzes Unser Lieben Frauen an der Kirche in Oldendorf nachweisen (Rechnungsbuch 1503–1514 erhalten).8 Die Burg Brobergen besaß eine eigene Kapelle (1364 belegt, 1540 verfallen).9
Einzelheiten zur Einführung der Reformation in Oldendorf sind nicht bekannt.10 Landesherr Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558), gleichzeitig Bf. von Verden, zählte zu den Gegnern der Reformation; sein Bruder und Nachfolger Bf. Georg (amt. 1558–1566) duldete die neue Lehre.11 Der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Erzstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Der erste luth. Prediger in Oldendorf war vermutlich P. Hermann Wepse senior (amt. vielleicht 1547–1579), der vorher das Pfarramt in Bremervörde innegehabt hatte.12 Seinen gleichnamigen Sohn P. Hermann Wepse junior berief das „Caspel Oldendorp“ 1570 zum Prediger, der Bremer Dompropst setzte ihn 1573 ein. Ob Vater oder Sohn 1571 das Gesangbuch „Nye Christlike Gesenge unde Lede up allerley ardt Melodien der besten olden Düdeschen Leder“ herausgegeben hat, ist unklar. Als Autor ist „Hermann Vespasius, Prediger zu Stade“ genannt.
Das Gut Brobergen, hervorgegangen aus der gleichnamigen Burg, erhielt 1598 wieder eine eigene Kapelle: Gotthard von Brobergen stiftete sie zu Ehren des Erzengels Michael. 1604 berief er mit P. Caspar Heroldt zudem einen eigenen Prediger (für „mich sambt meinem Gesinde“). P. Heroldt sollte „den beiden Catechismi Martini Lutheri“ gemäß predigen und sich der „Sacramentierer Schwermerey huten“.13 Die Kapelle verfiel im 17. Jh. oder wurde zerstört; eine Inschriftentafel, die an die Stiftung der Kapelle erinnert, befindet sich heute in der Kapelle Kranenburg.
In die Amtszeit von P. Valentin Krauchenberg (amt. 1649–1677)14 fiel eine Umgestaltung der Oldendorfer Kirche: Der schwedische Generalleutnant Daniel von Arentsschild († 1670) stiftete der Kirche ein Orgelpositiv und 1652 einen neuen Altar. Um 1650 entstand auch eine neue Kanzel. P. Valentin Hinrich Krauchenberg (amt. 1677–1719), der das Pfarramt von seinem Vater übernommen hatte, veröffentlichte einige Predigten und theologische Abhandlungen. Ab 1702 war er Propst der Kehdingschen Präpositur.15 Auch P. Jürgen Christian Matthaei (amt. 1746–1780) war Propst (ab 1750). Von 1827 bis 1887 war die Pfarrstelle Oldendorf verbunden mit der Suptur. der Insp. Himmelpforten. Ende des 18. Jh. hatte sich das Kirchspiel Oldendorf verkleinert: 1794 kamen Hammah und Mittelsdorf an das Kirchspiel Himmelpforten, ein Jahrhundert später auch Neukuhla (1893) und Düdenbüttel (1895). Während der Amtszeit von P. Bernhard Hermann von Issendorff (amt. 1899–1911) erhielt die Oldendorfer Kirche bei der Instandsetzung 1901 weitgehend ihr heutiges Aussehen. Im Jahr 1907 richtete das Konsistorium Hannover eine ständige Pfarrkollaboratur für das Kirchspiel Oldendorf ein, das 1909 rund 4.000 Gemeindeglieder zählte.16 Zum 1. April 1926 wechselte Kranenburg von der KG Hechthausen in die KG Oldendorf; mit der Kranenburger Kapelle erhielt das Kirchspiel eine zweite Predigtstätte.17
Während der NS-Zeit hatte P. Friedo Bergen (amt. 1928–1954) das Pfarramt in Oldendorf inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er rückblickend an: „politisch und kirchlich neutral. Pfarrvereinsmann“.18 Über den 1933 neu gewählten KV schrieb er: „Einige Parteimitglieder waren in ihm vertreten. Er hat sich kirchlich durch uns bewährt.“19
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die Zahl der Gemeindeglieder von gut 5.000 im Jahr 1941 auf rund 8.500 im Jahr 1949 an.20 Gleichzeitig entstand eine kleine kath. Gemeinde, die bis Anfang der 1960er Jahre auch die ev. Kirche nutzte.21 In der ev. KG fanden in der Nachkriegszeit neben den Sonntagsgottesdiensten in Oldendorf pro Jahr zehn Mittwochsgottesdienste in der Kapelle Kranenburg statt und in Elm ein „Lobetagsgottesdienst am Mittwoch vor Johannis“. Jeweils einmal im Frühjahr und einmal im Herbst lud der Ortspastor überdies zu Abendmahlsfeiern „für die Alten und Schwachen“ in den Außendörfern Elm, Elstorf, Gräpel, Brobergen, Behrste, Heinbockel, Hagenah und Kuhla ein.22 1949 beantragte der KV eine zweite Pfarrstelle für die große Gemeinde, die das Landeskirchenamt zum 1. Juli 1950 errichtete; erster Inhaber war P. Gert Ulrich (amt. 1952–1987).23 Die erste Pfarrstelle war mit P. Friedrich Fensak (amt. 1954–1984) ähnlich langjährig besetzt. Seit 1952 teilte sich die Gemeinde in zwei Seelsorgebezirke und die Zahl der Gottesdienst stieg: sonntags in Oldendorf, etwa alle zwei Wochen in Elm, einmal im Monat in Kranenburg und besonders im Winter einmal im Monat ein Nachmittagsgottesdienst „möglichst in jedem Außendorf“.24 Die Gottesdienste folgte noch lange der bremen-verdischen Ordnung (vor 1900); die Agende I (1955) wurde 1981 eingeführt.25 Taufen und Trauungen fanden in den 1950er Jahren „häufiger im Hause als in der Kirche statt“, Anfang der 1960er Jahre hatten die Kirchentrauungen zugenommen, Haustaufen waren jedoch noch die Regel.26
1956/57 erwarb die KG Oldendorf die alte Schule in Elm und baute sie in den 1960er Jahren zur Paul-Gerhardt-Kapelle um. 1966 eröffnete sie ein Gemeindehaus in Oldendorf. Zum 1. Januar 1992 errichtete das LKA die eigenständige KG Elm. Seit September 2008 ist die KG Oldendorf pfarramtlich verbunden mit der KG Horst in Burweg und Großenwörden; das gemeinsame Pfarramt umfasst zweieinhalb Pfarrstellen.27
Pfarrstellen
I: vorref. – II: 1950.28
Umfang
Oldendorf sowie Behrste, Bossel, Brobergen, Estorf, Forst, Gräpel, Hagenah, Heinbockel, Hude, Kaken, Kranenburg (KapG, seit 1926, vorher KG Hechthausen)29, Kuhla, Sunde, Timmerlade und Überschuß. Bis 1991 auch Elm (dann eigenständige KG).30 1953 einige Häuser Bossels umgepfarrt in KG Himmelpforten.31 Bis 1897 auch Elmerheide und Elmermoor, Schierel und Schierlermoor (umgepfarrt in KG Mulsum).32 Bis 1895 auch Düdenbüttel (umgepfarrt in KG Himmelpforten).33 Bis 1893 auch Neukuhla (umgepfarrt in KG Himmelpforten).34 Bis 1794 auch Mittelsdorf, Hammah und Hammaher Moor (umgepfarrt in Kirchspiel Himmelpforten).35
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat des Bremer Dompropsts.36 – 1651 zur Kehdingschen Präpositur. 1827 zur Insp. Himmelpforten, 1887 umbenannt in Insp. Osten. Die Insp. Osten wurde 1924 mit der Stadtsuperintendentur Stade zum KK Stade-Osten bzw. KK Stade vereint (1939: Stade-Altes Land, 1976 KK Stade).37 – Seit Gründung der Insp. Himmelpforten im Jahr 1827 war Oldendorf Sitz des Superintendenten. Die Insp. umfasste die Kirchspiele Großenwörden, Himmelpforten, Horst, Oldendorf, Hechthausen und Osten, 1853 kam Basbeck hinzu. 1887 wechselte der Suptur.-Sitz nach Osten und die Insp. wurde entsprechend umbenannt.
Patronat
Zunächst der Dompropst zu Bremen allein, später der Domscholaster (ius praesentandi) und der Dompropst (ius investiendi) gemeinsam (nachweislich 1420).38 Seit 1648 der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Rechteckbau mit niedrigem, eingezogenem Chor, halbrunder Apsis und Sakristeianbau an Nordseite des Chors, erbaut um 1200. Satteldächer, über dem Chor abgewalmt, Sakristei mit Walm nach Norden. Feldsteinmauerwerk, Sakristei Fachwerk mit Backsteinausfachung. Am Schiff große, korbbogige Fenster mit Mittelstützen und Gewänden aus Backstein; an Chor und Apsis kleinere, korbbogige Fenster mit Backsteingewänden; korbbogiger Eingang nach Süden. Im Innern flache Decken in Schiff und Chor, runder Triumphbogen zwischen Schiff und Chor, seitlich des Bogens tiefe, gestufte Wandnischen (an Nordseite mit Dreipassbogen und Engelsfiguren als Kerzenhalter, Mitte 13. Jh.); u-förmige Emporenanlage, Brüstungen ornamental verziert. 18. Jh. Brauthaus erbaut (heute Sakristei). 1901 Instandsetzung und Umbau, u. a. neue Fenster gebrochen, Prieche der Familie von Arentsschild abgebrochen39, neue Emporenanlage, Kanzel versetzt, Grabplatten aus der Kirche entfernt.40 1958 Dachneudeckung. 2014/15 Innenrenovierung, u. a. Kanzel versetzt, Bänke teilweise durch Stühle ersetzt, Fußbodenheizung.
Fenster
Zwei figürliche Buntglasfenster im Chor (1901, Henning & Andres Hannover), Anbetung der Hirten mit Inschrift: „Evang. Johannes 3.16“ und Christi Himmelfahrt mit Inschrift: „Evang. Lucas 24.51“.
Grablege
In der Kirche befanden sich das Erbbegräbnis der Familie von Arentsschild sowie ausgemauerte Gruften des Gutes Kulah, der Familie von Rohden sowie der örtlichen Prediger; sie waren 1795 teilweise mit Sand aufgefüllt.41
Turm
Vierseitiger Westturm aus Feldsteinmauerwerk, erbaut um 1200. Verschieferter Helm mit vierseitigem Ansatz und hoher, achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Kreuz, nach Osten Auslegestuhl für Uhrschlagglocke und Uhrziffernblatt. Im Glockengeschoss nach Norden, Süden und Westen je ein zweiteiliges Schallfenster, Südseite mit zwei kleineren Korbbogenfenster, Nordseite mit einem kleinen Korbbogenfenster und Eingang. 1712 Westwand verstärkt. 1901/02 Stützpfeiler an Südwestecke errichtet. 1961 Westwand gesichert. 1970 Schieferdeckung erneuert. Ab 1985 Instandsetzung (Treibmineralienschäden).
Ausstattung
Blockaltar mit reich verziertem, barockem Retabel (1652), im Hauptfeld Abendmahlsgemälde, flankiert von korinthischen Säulen, die breites Gebälk tragen, darüber Sprenggiebel mit Putten, Wappen (Daniel von Arentsschild und Susanna Grantzin) und Inschrift: „Anno 1652“, bekrönt mit Kreuzigungsgruppe; seitlich der Säulen zwei Skulpturen (links Moses, rechts Johannes der Täufer); in der Predella Inschrift: „1 Cor 10,16 Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“. – Hölzerne Kanzel mit Schalldeckel (um 1650 und 1901), dorische Säulen vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs, an den Wandungen Reliefs der Evangelisten in Rundbogennischen; Kanzel war auf einem Querbalken im Triumphbogen angebracht, 1901 versetzt an die Nordseite des Triumphbogens, 2014/15 versetzt an die südöstliche Stirnseite des Schiffs. – Steinerne Taufe (1901), sechsseitiges Becken, sechsseitiger Schaft, sechsseitiger Fuß. – Kruzifix (wohl um 1400), farbig gefasst. – Wappenschild der Familie von Arentsschild (zweite Hälfte 17. Jh.), Rest eines Epitaphs, ursprünglich mit Inschriftentafel.42 – Epitaph des Ehepaars Hedwig Ilse von Kuhla († 1712, zweite Ehefrau) und Daniel von Arentsschild († 1670), mit Doppelporträt des Paars (1667/70, Öl auf Leinwand). – Gemälde „Noli me tangere“ (Öl auf Leinwand), signiert „erf. G. Greve/ Waldhausen 1901“, diente ab 1901 zeitweise als Altarbild.43 – Außen: Hölzerne Sonnenuhr (1781). – Außen: Romanischer Taufstein, gefertigt aus einem Granitblock.44 – Außen: Grabplatte Daniel († 1670) und Susanna von Arentsschild geb. Grantzin († 1665, erste Ehefrau). – Außen: Grabstein für Jacob Carnelius († 1721) und seine Ehefrauen Ilsebe geb. Heldtmans († 1684) und Margrete geb. Stenders († 1712). – Außen: Grabstein für Johann und Catrin Cornilsz († 1711), Kreuzigungsrelief mit Betenden (Ehepaar und Kinder, Kreuze über dem Kopf der Ehefrau und mehrerer Kinder). – Außen: Grabstein für Johan Grantze zur Schönau (*1674) und Ehefrau Margret geb. Breuers (*1663), Kreuzigungsrelief mit Betenden (Ehepaar und vier Kinder, Tochter und zwei Söhne mit Kreuz über dem Kopf). – Ehemalige Ausstattung: Bronzetaufe, 1795 noch in Gebrauch, um 1820 verkauft.45 – Holzfigur einer Heiligen, vielleicht Katharina (um 1400), um 1900 auf dem Dachboden der Kirche gefunden, später an Museum abgegeben (Schwedenspeicher-Museum in Stade).
Orgel
Positiv, gestiftet von Daniel von Arentsschild.46 Orgelneubau 1730–33, begonnen von Erasmus Bielfeldt (Stade), vollendet von Dietrich Christoph Gloger (Stade), 14 II/aP. 1806 Orgel um selbständiges Pedal erweitert, Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade) und Georg Wilhelm (Stade), 17 II/P. 1901 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), wohl 21 II/P, pneumatische Traktur, Kegelladen (Opus 454), Prospekt beibehalten.47 Zustand 1944: 20 II/P.48 1981 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Rudolf Janke (Bovenden), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; historischer Prospekt erhalten.
Geläut
Drei LG, I: e’ (Bronze, Gj. 1987, Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Carl Metz), Inschriften: „Gott wird abwischen alle Tränen und der Tod wird nicht mehr sein“ und „Martins Kirchengemeinde Oldendorf“; II: fis’ (Bronze, Gj. 1987, Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei Carl Metz), Inschriften: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“ und „Martins Kirchengemeinde Oldendorf“; III: a’ (Bronze, Gj. 1923, Firma Radler, Hildesheim). Eine SG, c’’’ (Gussstahl, Gj. wohl um 1952). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1686, Christoph Haupner, Stade), Inschrift: „Anno 1686 ist diese Glocke zvm dritten Mal gegossen als Pastor war M[agister] Heinrich Valentin Krauchenberg, Voigt Lvder Stendel vnd Iuraten vnd Heinrich Brüer, Hinrich Peters“ und „Christof Haupner in Stade“, Glocke war stark beschädigt und wurde im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1916). Eine LG (Bronze, Gj. 1699, Christoph Haupner, Stade), Inschrift etwa: „Ich habe, Herr, so lange zu deinem Lob geklungen – bis daß in deinem Dienst ich klingend bin zersprungen. – Nun gießt zum andern Mal ein Meister mich mit Fleiß – zur Christen eigen Nutz und meines Gottes Preis. Anno Domini MDCXCIX, den XX November“, Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). 1923 drei neue Glocken gegossen (alle Bronze, Gj. 1923, Firma Radler, Hildesheim), zwei im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Zwei neue Glocken gegossen, I: f’, Gedächtnisglocke, Inschrift: „Zum Gedenken unserer Toten aus den Kriegen 1914–18 und 1939–45“; II: g’, Friedensglocke, Inschrift: „Für den Frieden unseres Volkes und der ganzen Welt“ (beide Klangguss, Gj. 1952, Firma Weule, Bockenem), 1987 durch heutige LG ersetzt, große Glocke an Nordseite der Kirche aufgestellt. Eine SG (Bronze), im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus in Oldendorf (Bj. 1932). – Gemeindehaus in Oldendorf (Bj. 2001, Vorgängerbau Bj. 1966). – Organistenhaus in Oldendorf (Bj. 1854, seit Anfang der 1970er Jahre kommunaler Kindergarten). – Gemeindehaus in Elm (Bj. um 1860, erworben 1956/57, ehemalige Schule, später umgebaut zu Paul-Gerhardt-Kapelle).
Friedhof
Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, 1871 geschlossen; in der ersten Hälfte des 19. Jh. Friedhöfe in den Außendörfern angelegt.49 Neuer, kommunaler Friedhof in Oldendorf, angelegt 1871, erweitert 1911, FKap (Bj. 1962/63). Kommunaler Friedhof in Behrste, FKap (Bj. 1963). Kommunaler Friedhof in Bossel, angelegt vor 1849, FKap (Bj. 1965) mit Glockenturm (Bj. 1974), eine LG, Inschriften: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“ und „30.6.1972“.50 Kommunaler Friedhof in Brobergen. Kommunaler Friedhof in Estorf. Kommunaler Friedhof in Gräpel, FKap (Bj. 1962). Kommunaler Friedhof in Hagenah. Kommunaler Friedhof in Heinbockel. Kommunaler Friedhof in Kulah. Kommunaler Friedhof in Kranenburg.
Liste der Pastoren (bis 1940)
Vielleicht 1547–1579 Hermann Wepse senior. – 1570/73 Hermannus Wepse junior.51 – 1581, 1598/99 Hinrich (Henricus) Elerdes. – 1… Drewes Elerdes. – ….–1649 Dietrich Jebe. – 1649–1677 Valentin Krauchenberg. – 1677–1719 Magister Hinrich Valentin Krauchenberg. – 1719–1735 Joachim Peter Willens. – 1735–1746 Hinrich von Allwörden. – 1746–1780 Jürgen Christian Matthaei. – 1780–1799 Matthias Matthaei. – 1800–1838 Johann Christian Goebel. – 1839–1858 Eide Konrad Ditmar Lübs. – 1859–1865 Friedrich Karl Heinrich Eickenrodt. – 1865–1886 Heinrich Friedrich Luders. – 1887–1892 Leopold Ludwig Rudolf Schramm. – 1892–1899 Johann Friedrich Georg Dietrich Koenig. – 1899–1911 Bernhard Hermann von Issendorff. – 1912–1919 Rudolf Hermann Ferdinand Utermöhlen. – 1920–1928 Heinrich Wilhelm Friedemann Hittmeyer. – 1928–1954 Heinrich Julius Friedo Bergen.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 229–230
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 715/01, 1167–1181 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 721 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6315–6323 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 335 (CB); A 9 Nr. 2548, 2554, 2555, 2578, 2579, 2717, 2718 (Visitationen); L 5g Nr. 258, 787, 807 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1852 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8084 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1677 (Lücken: 1680, 1681)
Trauungen: ab 1677 (Lücken: 1678–1693, 1696; unvollständig: 1695)
Begräbnisse: ab 1677 (Lücken: 1681–1695)
Kommunikanten: ab 1677 (Lücken: 1681–1695, 1698–1717, 1739–1859)
Konfirmationen: ab 1747
Literatur & Links
A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 242–244; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 560–571; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1032–1033; Ehrhardt, Reformation, bes. S. 220–221; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 80–81; Hoffmann, Glauben, S. 28–29; Meyer, Pastoren II, S. 229–230; Pratje, Bremen und Verden XI (1779), S. 292–303 (= Nachricht von dem Amte Himmelpforten und dessen Kirchspielen).
B: Glockenweihe in Oldendorf. 21. September 1952 [Ordnung des Festgottesdienstes], Himmelpforten [1952]; Dietrich Alsdorf: Oldendorf im Wandel der Zeit, Oldendorf 1987, bes. S. 165–180; Friedrich Holst: Roland und die Kraniche. Die Geschichte der Ostedörfer Brobergen und Kranenburg, Kranenburg 1983.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.
GND
1214404456, Sankt-Martins-Kirche (Oldendorf (Landkreis Stade))
Website der Kirchengemeinde (26.01.2023)
Weitere Bilder
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 50.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 397. UB Hamburg I, Nr. 132 (mit irriger Datierung „1111–1116“).
- Lehe, Herzogtum Bremen, S. 17.
- LkAH, A 8 Nr. 335, Bl. 330v.
- Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 397; UB Hamburg I, Nr. 132 (mit irrtümlicher Datierung „1111–1116“). Ehrhardt, Reformation, S. 213.
- Pratje, Bremen und Verden XI, S. 318 ff. (Beylage I).
- Meyger: Pratje, Bremen und Verden XI, S. 87 ff. (Beylage E). Kroghe: Pratje, Bremen und Verden XI, S. 298 (nach Kirchenrechnungen). Ein weiterer vorref. Geistlicher lässt sich nicht zweifelsfrei zuordnen, da mit Oldendorf im Harlingerland bis 1570 ein zweites Kirchspiel gleichen Namens in der Diözese Bremen existierte (Hodenberg, Diöcese Bremen III, S. 98 f., Nr. 352): Seit etwa 1462 war anscheinend Winandus Roggeman Inhaber der parochialis ecclesia in Oldendorpe, Bremensis diocesis, er hatte jedoch bis Ende September 1465 noch keine Priesterweihe empfangen, den Pfarrdienst hatte er vermutlich einem Vikar übertragen, RG Online, RG VIII 05928, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/8/5928, 26.01.2023; RG Online, RG IX 06233, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/9/6233, 26.01.2023.
- Ehrhardt, Reformation, S. 220; LkAH, L 5g, unverz., Oldendorf, Visitation 1986 (Gert Ulrich: Oldendorf – Kurzer Abriß der Ortsgeschichte, 6 S., S. 2).
- Holst, S. 26 f. und S. 242 f. Zur Burg siehe https://www.ebidat.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=6360, 30.01.2023.
- Ehrhardt, Reformation, S. 220 f.
- Zu Ebf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
- Zu Hermann Wepse senior und junior vgl. Elfriede Bachmann: Von den Anfängen bis 1866, in: Bremervörde. Bilder aus der Geschichte einer Stadt, hrsg. von der Stadt Bremervörde, Bremervörde 1987, S. 9–129, S. 36 f. Vgl. auch Ehrhardt, Reformation, S. 220 f.
- Pratje, Bremen und Verden XI, S. 296 und S. 322 (Beylage L). Siehe auch: Düring: Adelssitze Kr. Stade, S. 2 f.; Holst, S. 243.
- P. Krauchenberg ließ einige Leichenpredigten drucken, vgl. Pratje, Bremen und Verden XI, S. 300.
- Pratje, Abhandlungen IV, S. 406 ff.
- KABl. 1907, S. 68; Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 163. Erster P. coll. war Karl Leymann (amt. 1907–1908).
- KABl. 1926, S. 31.
- LkAH, S 1 H III Nr. 818, Bl. 25. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff. Der Stader Sup. Paul Friedrich Crusius (amt. 1933–1959) schrieb 1935: „Pastor Bergen hält sich bewußt von allem kirchenpolitischen Streit fern.“, LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitation 1935).
- LkAH, S 1 H III Nr. 818, Bl. 25. 1941 hatten vier der acht Mitglieder des KV politische Ämter inne, LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitation 1941).
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitationen 1941 und 1949).
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitationen 1949, 1955, 1961 und 1968).
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitation 1949).
- KABl. 1950, S. 37; LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitation 1949).
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitationen 1955 und 1961); Zitat 1955.
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitationen 1980 und 1986).
- LkAH, L 5g, Nr. 258 (Visitationen 1955 und 1961); Zitat 1955.
- KABl. 2008, S. 179.
- KABl. 1950, S. 37.
- KABl. 1926, S. 31.
- KABl. 1991, S. 182.
- KABl. 1953, S. 136.
- KABl. 1897, S. 50.
- KABl. 1895, S. 49 f.
- KABl. 1893, S. 68 f.
- Issendorff, Himmelpforten, S. 90.
- Hodenberg, Stader Copiar, S. 22.
- KABl. 1939, S. 22; KABl. 1976, S. 9.
- Hodenberg, Stader Copiar, S. 17 und S. 22.
- Alsdorf, S. 41 (Abb.).
- Ansicht vor 1901: Alsdorf, S. 165.
- LkAH, A 8 Nr. 335, S. 9; Alsdorf, S. 167 f.
- Alsdorf, S. 43.
- Alsdorf, S. 168 (Abb.).
- Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 565; Alsdorf, S. 25.
- LkAH, A 8 Nr. 335, S. 8.
- Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 566; Golon/Kröncke, Orgeln, S. 80 f.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 112.
- LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 504, Bl. 1 ff.
- Alsdorf, S. 177.
- Holst, S. 345.
- Ehrhardt, Reformation, S. 220 f. Zu Hermann Wepse senior und junior vgl. Elfriede Bachmann: Von den Anfängen bis 1866, in: Bremervörde. Bilder aus der Geschichte einer Stadt, hrsg. von der Stadt Bremervörde, Bremervörde 1987, S. 9–129, S. 36 f.