Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Patrozinium: Gangolf1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist Oerel erstmals im Jahr 937 in einer Urkunde des ostfränkischen Kg. und späteren Ks. Otto I. († 973) belegt: Otto schenkte dem kurz zuvor von ihm gegründeten Mauritiuskloster in Magdeburg weitere Güter, u. a. den Ort Urlaha.2 Oerle lag in dem Gebiet, in dem die Gf. von Stade Herrschaftsrechte ausübten; seit 1063 lag die Oberlehnsherrschaft über die Gft. Stade bei den Ebf. von Bremen. In der ersten Hälfte des 13. Jh. fiel die Stader Grafschaft an das Erzstift Bremen, das weltliche Territorium der Bremer Erzbischöfe.3 Oerel war das Zentrum eines Gerichtsbezirks (Börde Oerel), der nach 1500 in der Hausvogtei des Amtes Bremervörde aufging.4 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Oerel im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Bremervörde, 1811–1814). Ab 1815 war Oerel, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Bremervörde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Oerel zum Kr. Bremervörde, der 1977 im Lkr. Rotenburg (Wümme) aufging. 1974 wurden Barchel und Glinde nach Oerel eingemeindet; Oerel ist Sitz der im gleichen Jahr gegründeten Samtgemeinde Geestequelle. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspfarrer 1964: „die überwiegende Zahl der Gemeindeglieder ist in der Landwirtschaft tätig. Daneben gibt es etliche in Handwerksberufen Tätige und einen kleineren Prozentsatz Pendler. Diese Pendler setzen sich aus Arbeitern und Angestellten (jedoch überwiegend Arbeiter) zusammen“.5 Um 1823 lebten knapp 280 Menschen in Oerel (Barchel: 150, Glinde: 15), 1912 rund 475 (Barchel: 290, Glinde: 160) und 2023 knapp 6.510 (mit Barchel und Glinde).

Ältestes Zeugnis der Kirchengeschichte Oerels ist das Kirchengebäude selbst, das im Kern wohl auf das 12. Jh. zurückgeht. Schriftlich ist das kerspele to Orle im Jahr 1352 belegt.6 Nach den Angaben im Stader Copiar (um 1420) lag das Patronat über die Kirche in Oerel bei der Familie von Brobergen.7 Die Gewölbemalereien im Chor stammen aus der Mitte des 15. Jh., in der gleichen Zeit entstanden die geschnitzten Relieffiguren des Altarretabels. Im Verzeichnis der Stader Antoniusgilde, geführt bis etwa 1525, ist bei Orle ein Geistlicher genannt: Dom[inus] Bernhardus wyße pleb[anus], ein weiterer Name – dom[inus] Johannes Bolken – ist durchgestrichen; Jahreszahlen sind nicht verzeichnet.8
Im Zeitalter der Reformation regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) zunächst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre im Stift Bremen (und gleichzeitig im Stift Verden). Trotzdem fasste der Protestantismus während seiner Regierungszeit Fuß in den Gemeinden des Erzstifts.9 Ebf. Christophs Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant, verfolgte jedoch eine vorsichtige Kirchenpolitik; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung kam es während seiner Amtszeit nicht. Im Erzstift Bremen hat sich, zugespitzt formuliert, „eine allmähliche Reformation“ vollzogen, „die meistens auf Gemeindeebene begann“.10
Das Kirchspiel Oerel war möglicherweise um 1547 zur luth. Lehre gewechselt: Im Jahr 1582 beklagte sich P. Johannes Dieckmann (amt. 1566–1584), seit 1547 („na dem Mansfeltischen Krieg“) weigerten sich die Juraten, dem Pastor die jährlichen Memoriengelder auszuzahlen da „kene Vigilien noch Sehlmessen mehr gesungen noch geholden werden“.11 Der erste namentlich bekannte luth. Prediger Oerels ist P. Dieckmanns Vorgänger, der 1566 verstorbene P. Hinrich Dessebrock (amt. bis etwa 1566). Lückenlos bekannt ist die Reihe der Pastoren in Oerel erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jh., beginnend mit P. Johann Christian Hoddersen-Balling (amt. 1681–1718). In die Amtszeit von P. Hinrich Wilhelm von Deyn (amt. 1752–1796) fiel 1763 der Guss der neuen Glocken; es handelt sich um das einzige vollständig erhaltene dreiteilige Geläut der Glockengießerfamilie Bieber aus Hamburg. Eine erste Beschreibung der Kirche findet sich im Corpus bonorum von 1797, das P. August Christian Cammann (amt. 1797–1835) zusammengestellt hatte. 1831 erhielt die Kirche erstmals eine Orgel. Im Jahr 1909 zählte das Kirchspiel rund 2.700 Gemeindeglieder; nachdem es sich 1925 um die Orte Engeo, Nieder-Ochtenhausen und Spreckens verkleinert hatte, lag die Zahl 1930 bei 2.870.12
Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit bewirtschaftete P. Hugo Knoop (amt. 1916–1956) den Pfarrhof selbst (1947: in „seinem Stall wird bestes Vieh aufgezogen, auf seinem Acker wächst ein gutes Korn“).13 Über seine politische Einstellung während der NS-Zeit schrieb er im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“: „Gegner der NSDAP und Demokrat bewußt hannoverscher Einstellung“, über seine kirchenpolitische Positionierung: „Gegner der Dtsch. Christen, aber nicht Mitglied der Bekenntnisgemeinschaft“.14 Zum 1933 neu gewählten KV gab P. Knoop an, er habe aus „2 nominellen Anhängern der DC und 4 gegnerischen Kirchenvorstehern“ bestanden und eine „eindeutig kirchliche Linie“ verfolgt. Im Jahr 1941 legten „die nationalsozialistischen Kirchenvorsteher gezwungenermaßen ihre Ämter“ nieder. Ebersdorf sei „das Zentrum der Partei im weiten Umkreis“ gewesen.15
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 3.200 im Jahr 1939 auf rund 5.100 im Jahr 1947 an.16 Zudem betreute das Pfarramt Oerel auch die vakante KG Oese; P. Knoop hielt in den beiden Kirchen jeweils nur alle zwei Wochen einen Predigtgottesdienst, an den anderen Sonntagen fanden Lesegottesdienste statt. Nach der Visitation 1947 schrieb der Sup. des KK Bremervörde, das Kirchspiel Oerel brauche eine zweite Pfarrstelle. In der Nachkriegszeit unterhielt die KG Oerel zeitweise eine kirchliche Schwesternstation. Unter den Geflüchteten waren einige kath. Christ*innen, daher fanden in der ev. Kirche Oerel „in größeren Abständen“ auch kath. Gottesdienste statt.17
Im Jahr 1957 beschloss der KV Oerel in Hipstedt eine Kirche zu errichten. Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten und am 22. Januar 1960 weihte die Gemeinde zusammen mit Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) das neue Gotteshaus ein. Es erhielt den Namen Bethlehem-Kirche. Im gleichen Jahr richtete das LKA Hannover im Pfarramt Oerel eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Hipstedt ein.18 Zum ersten Januar 1961 erhob das Landeskirchenamt den zweiten Pfarrbezirk der KG Oerel zu einer eigenständigen Kirchengemeinde.19 Die neue „Ev.-luth. KG Hipstedt“ übernahm von ihrer Muttergemeinde auch die im Jahr zuvor eingerichtete zweite Pfarrstelle. Die Zahl der Gemeindeglieder in der verkleinerten KG Oerel lag 1964 bei 3.300.20 Der 1959/60 gegründete Posaunenchor war fortan in beiden Gemeinden aktiv. In den 1970er Jahren bestand zwischen den Pfarrämtern Oerel und Hipstedt zudem eine gegenseitige Gottesdienstvertretung „im 14 tägigen Turnus“.21
Neben den Sonntagsgottesdiensten in Oerel fanden in den 1970er Jahren auch jährlich einige Gottesdienste in Alfstedt und Ebersdorf statt (1970: je 2, 1977: je 6).22 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Oerel Kontakte zur Kirchgemeinde Rodewisch im Vogtland; in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre bestand „ein lebendiger Briefwechsel zwischen beiden Gemeinden“.23 1989 merkte der Sup. des KK Bremervörde-Zeven in seinem Bericht zur Visitation an, der Kontakt zur Partnergemeinde sein ein „besonderer Schwerpunkt der Arbeit der Kirchengemeinde“.24
Im Frühjahr 2011gründete sich die „Gangolf-Stiftung“; als Stiftungszweck ist die „Förderung und Sicherstellung kirchlicher Aufgaben“ in der KG Oerel benannt.25 Die Gangolf-KG Oerel gehört seit 2022 zum „Ev.-luth. KGV Oerel-Hipstedt-Iselersheim-Oese“, der aus der regionalen Zusammenarbeit der vier Gemeinden hervorgegangen ist (u. a. seit 2019 gemeinsamer Gemeindebrief OHIO-Bote).26

Pfarrstellen

I: vorref. – II: 1960–1961 (übergegangen auf die neue KG Hipstedt).27

Umfang

Oerel sowie Alfstedt, Barchel, Bredemehe, Ebersdorf, Glinde, Glindmoor, Heidstücken und Westerbeck. Bis 1961 auch Bokelah, Drachel, Havekesch, Heinschenwalde, Hipstedt, Hof Freitag, Neu Ebersdorf und Sünderwald (dann zur neuen KG Hipstedt).28 Bis 1925 auch Engeo, Nieder-Ochtenhausen und Spreckens (dann zur KG Bremervörde).29

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropsts.30 – Seit der Gründung des Kons. Stade 1651/52 gehörte Oerel zur Bremervördischen Präpositur. Bei Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Herzogtümern Bremen und Verden 1827 zur Insp. Bremervörde. 1924 KK Bremervörde, 1940 erweitert um den ehemaligen KK Zeven, etwa 1957 umbenannt in KK Bremervörde-Zeven.

Patronat

Familie von Brobergen (belegt um 142031). 1562 beanspruchte auch die Familie von Zesterfleth das Patronat, das beide Familien angeblich abwechselnd ausübten.32 Später der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Romanische Saalkirche mit eingezogenem, etwa quadratischem Chor, Schiff im Kern 12. Jh., Chor 15. Jh. Satteldächer über Chor und Schiff. Lagerhaftes Feldsteinmauerwerk, Ostgiebel teilweise Backsteinmauerwerk. Am Schiff je drei große, segmentbogige Sprossenfenster nach Norden und Süden, nach Westen links und rechts des Turms übereinander je zwei kleine Segmentbogenfenster; am Chor ein großes, segmentbogiges Sprossenfenster nach Süden, ein kleines Rundbogenfenster nach Osten; Rundbogenportal nach Norden. Im Innern flache Balkendecke im Schiff, Kreuzrippengewölbe im Chor, runder Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; im Chor Gewölbemalerei (Mitte 15. Jh., 1955/56 freigelegt und restauriert, 1990–92 restauriert), Weltgericht: im Osten Christus als Weltenrichter und Auferstehung der Toten, nach Norden Hölle, Teufel und Verdammte, nach Süden himmlisches Jerusalem, Petrus, Selige und Engel.33 Deckenbalken in der Mitte mit ornamentaler Bemalung (um 1830). 1825–31 Renovierung, u. a. Fenster vergrößert, Balkendecke bemalt. 1910 Renovierung. 1956 Renovierung. 1988/89 Renovierung, u. a. mehrere Deckenbalken ausgetauscht, ornamentale Bemalung wiederhergestellt bzw. erneuert.

Turm

Vierseitiger Westturm, erbaut 1732. Schieferhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterhahn, Uhrerker nach Norden. Hoher Feldsteinsockel, Obergeschosse aus Fachwerk mit vertikaler Verschalung; im Glockengeschoss je zwei rechteckige Schallfenster nach Norden, Süden und Westen; im Sockel ein großes, segmentbogiges Sprossenfenster nach Westen, ein kleines nach Süden, ein kleines nach Norden, darunter segmentbogiger Eingang. 1639 hölzerner Turm errichtet. 1670 Kollekte zum Wiederaufbau des Turms gesammelt.34 1703 Turm bei Sturm umgestürzt. 1728–32 Neubau, Holzturm mit Backsteinsockel. 1865 Holzschindeldeckung durch Schieferdeckung ersetzt. 1928 Turm etwa zwei Meter angehoben, Backsteinsockel abgerissen und hoher Feldsteinsockel erbaut.35 1976 Renovierung. 1995/96 Sanierung.

Ausstattung

Blockaltar mit Holzmensa und architektonisch gestaltetem Flügelretabel (1617), im Schrein und in den Flügeln ältere Relieffiguren (Mitte 15. Jh.), Holz, farbig gefasst; im mit Pilastern und Gebälk gerahmten Schrein drei Reliefs vor Blendbögen: in der Mitte Maria mit Kind, flankiert von Verkündigungsszene und Anbetung der Könige, am Gebälk Inschrift: „Das ist mein Lieber Sone, an welchem ich ein Wolgefallen habe. Matthaei. 3“, unter den Reliefs Inschrift: „Ecce virgo gravida erit Esa 7. Magi offerv[n]t Chr[ist]o A[urum] T[hymiamam] M[yrrham] Mat. 2“ (Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein. Jesaja 7. Die Weisen schenkten Christus Gold, Weihrauch und Myrrhe); in den Flügeln Relieffiguren der zwölf Apostel mit Beischriften: „S. Petrvs. S. Andreas. S. Iacobvs maior. S. Thomas. S. Matthaevs. S. Iacobvs minor. S. Iohannes. S. Philippvs. S. Bartholomaevs. S. Simon. S. Ivdas Thadaeus. S. Mattias“; im Giebel oberhalb der Flügel gemalte Engelsköpfe und Inschrift „Anno Domini 1617 den 21 Martii“; oberhalb des Schreins kleiner Auszug mit Taufgemälde, im Dreiecksgiebel darüber Gottvater, links und rechts des Auszugs Strahlen; in der Predella Inschriften: „Das Blvedt Ihesv Christi des Sones Gottes, reiniget vns von allen vnsen Svnden I Ioan. 1“ und „Der Mensche aber rvefe sich selber, vndt also esse ehr von diesem Brodte vndt drincke von diesem Kelche. 1. Cor. 11“; Retabel 1956 restauriert. – Erhöhte Holzkanzel mit Schalldeckel (um 1830), farbig gefasst, Säulchen vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs, Wandungen mit Rechteckfüllungen; am Schalldeckel Strahlenförmige Aufsätze und Inschrift: „Ihr seid es nicht die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“. – Metallene Taufe (1905), halbkugelförmiges Becken, Säulenschaft, halbkugelförmiger Fuß. – Hölzernes Kruzifix (erste Hälfte 15. Jh.). – In der Turmhalle: Tafeln mit Namen der in den Weltkriegen getöteten Gemeindeglieder. – Ehemalige Ausstattung: Bronzene Taufe, „von Metall schlechter als gewöhnliches Glockenguth“, 1797 noch vorhanden, um 1843/44 verkauft.36 – Steinerne Taufe (1956), quaderförmig, nach unten verjüngt; Inschrift: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie auf den Namen des Vaters“, genutzt wohl bis 1988/89.37

Orgel

1797 keine Orgel vorhanden.38 1830/31 Orgelneubau, ausgeführt von Johann Georg Wilhelm Wilhelmy (Stade), wohl 13 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, eingebaut in die Brüstung der Westempore, am Prospekt Inschrift: „Zur Ehre Gottes 1831“. 1860 oder 1910 Orgel erweitert um Oberwerk mit Kegellade, Röver (Stade), Zustand 1944: 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Kegelladen.39 1964 Restaurierung, Hermann Hillebrand, Altwarmbüchen, 13 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1988 Orgel wegen Innenrenovierung der Kirche abgebaut. 1992–96 Restaurierung, Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 13 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel (seit 1955).40

Geläut

Drei LG (alle Bronze, Gj. 1763, Johann Nikolaus Bieber, Hamburg), einziges erhaltenes dreistimmiges Geläut der Glockengießerfamlie Bieber, I: g’, Inschrift: „Avspice Deo paroch[ia] Oehrel hanc campanam curavit refingi A[nno] R[estauratae] S[alutis] 1763. Past. Mvn. Fvng. Henr. Gviliel. a Dein, Ivratis Mart. Bargm. & Ioh. Peters. Me fecit Ioh. Nic. Bieber Hamburgi“ (Mit Gottes Hilfe sorgte das Kirchspiel Oerel für den Neuguss dieser Glocke, im Jahr des wiederhergestellten Heils 1763. Das Amt des Pastors verwaltete Heinrich Wilhelm von Deyn, Juraten Martin Bargmann & Johann Peters. Mich fertigte Johann Nikolaus Bieber aus Hamburg), Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und seit 1948 wieder in Oerel; II: b’, Inschrift: „Me fecit Ioh. Nic. Bieber Hamburgi 1763“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und seit 1948 wieder in Oerel; III: d’’, Inschrift: „Me fecit Ioh. Nic. Bieber Hamburgi 1763“. – Früherer Bestand: Drei Glocken, vor 1763 kurz nacheinander geborsten und umgegossen zum jetzigen Geläut.41

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1886). – Gemeindehaus (Bj. 1968, erweitert 1976; nördlicher Erweiterungsbau Bj. 1990/91, Holzhaus mit Oberlicht, Architekt: Lothar Tabery, Bremervörde).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Kommunaler Friedhof im Nordwesten von Oerel, FKap. Kommunale Friedhöfe in Alfstedt, Barchel, Ebersdorf und Glinde

Liste der Pastoren (bis 1940)

Bis etwa 1566 Hinrich Dessebrock.42 – 1566–1584 Johannes Dieckmann.43 – 1584–1… Hinrich Grellius.44 – 1670, 1673 Johann Heinrich Ludovici.45 – 1681–1718 Magister Johann Christian Hoddersen-Balling.46 – 1719–1731 Philipp Hinrich Hurtzig. – 1733–1740 Hieronymus Lüder Adami. – 1740–1744 Johann Christoph Henning. – 1745–1752 Georg Wilhelm Müller. – 1752–1796 Hinrich Wilhelm von Deyn (Dein). – 1797–1835 August Christian Cammann. – 1836–1883 Heinrich Harms. – 1884–1901 Theodor Julius Christian von Bremen. – 1902–1915 Heinrich Claus Hermann Seebo. – 1916–1956 Wilhelm August Hugo Knoop.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 223–224 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 1152–1166 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 6257–6260 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 330Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2548Digitalisat, 2549Digitalisat, 2550Digitalisat, 2551Digitalisat, 2552Digitalisat, 2553Digitalisat, 2715Digitalisat (Visitationen); B 2 G 9 Nr. 2329–2331 (Baupflege und Bauwesen); B 2 G 9 B Nr. 495 (Orgel- und Glockenwesen); D 94 (EphA Bremervörde-Zeven); E 5 Nr. 816 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 255, 882 (LSuptur. Stade); S 2 Witt Nr. 04 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 1860 (Presseausschnittsammlung); S 11a, Nr. 7961 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1687 (Lücken: 1712–1714, 1734)
Trauungen: ab 1687 (Lücken: 1712–1714, 1719, 1732, 1734)
Begräbnisse: ab 1687 (Lücken: 1712–1714, 1734)
Kommunikanten: ab 1836 (Lücken: 1915–1918; Zahlenregister: 1694, Lücken: 1712–1714, 1719–1734, 1739)
Konfirmationen: ab 1735 (unvollständig: 1735–1749; Zahlenregister: 1750–1752)

Literatur & Links

A: Komm und sieh, S. 136–145; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1012; Ehrhardt, Reformation, S. 216–219; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 215; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 76–77; Roth, Beschreibung, S. 45 [Digitalisat]; Talkenberger, Quellen, S. 289.

B: Rainer Brandt: Oerel. 937–1987. Die Geschichte der Dörfer Oerel, Barchel und Glinde mit vielen alten Fotografien, Oerel 1987, bes. S. 19–30.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Kirchenanlage; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel; Wikipedia: St. Gangolf (Oerel).


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 48.
  2. MGH DD O I 16 [Digitalisat]; vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 101; Brandt, S. 13.
  3. Sudendorf, UB I, Nr. 19 [Digitalisat]; Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 41.
  4. Brandt, S. 14; Lehe, Herzogtum Bremen, S. 10.
  5. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1964).
  6. UB Zesterfleth, Nr. 56.
  7. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22 [Digitalisat].
  8. Krause, Pfarrgeistlichkeit, S. 297 [Digitalisat]. Vgl. auch ebd., S. 283: „Aus der Reihefolge der Plebane ist vielleicht nicht immer auf die richtige Zeitfolge zu schließen, auch sind wohl die Plebane der Nachbarkirchen öfter aufgeführet, ohne daß dieses direct bemerkt wäre.“
  9. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7, resümiert: „beinahe das ganze Erzstift“ wurde lutherisch; Otte ist vorsichtiger und hält fest, es bleibt „für diese Jahre weiterhin schwierig zu beurteilen, ob der einzelne Prediger evangelisch predigte oder altgläubig“, da die Pfarrer – nicht zuletzt mit Blick auf Erhalt der eigenen Pfründe – mitunter „zweideutig“ agierten (Dannenberg/Otte, Reformation, S. 32). Für einen knappen Überblick zur Reformation im Erzstift Bremen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7 ff. sowie die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation.
  10. Dannenberg/Otte, Reformation, S. 38.
  11. Zit. bei Ehrhardt, Reformation, S. 217.
  12. Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 148; Ahlers, Pfarrbuch, S. 166 f.
  13. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1947).
  14. LkAH, S 1 H III Nr. 814, Bl. 22. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs trat P. Knoop in die FDP ein, war ab 1945 Kreisbauernführer und amtierte 1946 einige Monate als Landrat, vgl. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1947).
  15. Alle Zitate: LkAH, S 1 H III Nr. 814, Bl. 22.
  16. LkAH, S 1 H III Nr. 814, Bl. 22; LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1947).
  17. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1947).
  18. KABl. 1960, S. 73.
  19. KABl. 1961, S 4 f.
  20. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1964).
  21. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitationen 1973 und 1979).
  22. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitationen 1970 und 1977).
  23. LkAH, L 5g, Nr. 255 (Visitation 1977). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  24. LkAH, L 5g, unverz., Oerel (Visitation 1989).
  25. KABl. 2012, S. 34.
  26. KABl. 2022, S. 161 ff.
  27. KABl. 1960, S. 73; KABl. 1961, S 4 f.
  28. KABl. 1961, S 4 f.
  29. KABl. 1925, S. 87.
  30. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22 [Digitalisat].
  31. Hodenberg, Stader Copiar, S. 22 [Digitalisat].
  32. NLA ST Rep. 5b Nr. 4058; Ehrhard, Reformation, S. 218.
  33. Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 215.
  34. NLA ST Rep. 5a Nr. 1332.
  35. Komm und sieh, S. 138.
  36. LkAH, A 8, Nr. 330 [Digitalisat, Aufnahme 10]; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 77.
  37. Bildindex der Kunst & Architektur: Foto.
  38. LkAH, A 8, Nr. 330 [Digitalisat, Aufnahme 11].
  39. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 495, und Bl. 1v, Bl. 34 (1860) und Bl. 109 (1910).
  40. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 495, Bl. 6.
  41. LkAH, A 8, Nr. 330 [Digitalisat, Aufnahme 12].
  42. Ehrhardt, Reformation, S. 218.
  43. NLA ST Rep. 5b Nr. 4058; Ehrhardt, Reformation, S. 218.
  44. Ehrhardt, Reformation, S. 218.
  45. NLA ST Rep. 5a Nr. 1332; NLA ST Rep. 5a Nr. 3954.
  46. NLA ST Rep. 5a Nr. 1420.