Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Zum Guten Hirten (1993) | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Nordholz ist erstmals im späten 17. Jh. belegt, als zwischen 1681 und 1692 „vom Gut Schönort in Spieka-Neufeld der Sitz der adeligen Grundherrschaft dorthin verlegt wurde“.1 Landesherr war der schwedische König als Besitzer der vereinigten Herzogtümer Bremen-Verden. 1715/19 fiel die Landesherrschaft über die beiden Herzogtümer an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover); 1737 erwarb Kurhannover das adlige Gericht Nordholz und richtete das landesherrliche Amt Nordholz ein. In französischer Zeit zählte Nordholz im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann zum Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches du Weser, Arrondissement Bremerlehe, Kanton Dorum 1811–1814). Ab 1815 war Nordholz, nun im Kgr. Hannover, kurzzeitig wieder Sitz des kleinen Amtes Nordholz, das 1819 sieben Dörfer umfasste und gut 820 Einwohner*innen zählte. 1819 wurde es in das Vogteigericht Land Wursten eingegliedert (Vogteigericht des alten Landes Wursten nebst Amt Nordholz zu Dorum), das 1852 als Amt Dorum neu verfasst wurde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Nordholz zum Kr. Lehe, der 1932 im Lkr. Wesermünde aufging; dieser wiederum ging 1977 im neuen Lkr. Cuxhaven auf. Zum 1. Juli 1967 schloss sich die Gemeinde Nordholz mit Deichsende und Wursterheide zur neuen Gemeinde Nordholz zusammen; 1970 wurde Wanhöden und 1974 Spieka eingemeindet. 2015 fusionierte Nordholz mit der Samtgemeinde Land Wursten zur Einheitsgemeinde Wurster Nordseeküste. Der Marineflughafen Fliegerhorst Nordholz ist Sitz des Marinefliegerkommandos der Bundeswehr. Um 1810 lebten knapp 140 Menschen in Nordholz, 1910 etwa 250 und 1956 fast 900.
Kirchlich gehörte Nordholz, ebenso wie Deichsende, bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. zum Kirchspiel Spieka. Nachdem die KG Midlum während der Amtszeit von P. Kurt Skowronnek (amt. 1955–1960, seit 1954 P. coll.) im Jahr 1959 in Wursterheide ein Gemeindehaus errichtet hatte, entwickelte sich dieser Neubau zum kirchlichen Zentrum für die drei Orte Deichsende, Nordholz und Wursterheide. 1963 einigten sich die KG Spieka und Midlum darauf, dass fortan das Pfarramt Midlum das gesamte Einzugsgebiet des neuen Gemeindezentrums betreuen sollte.2 Nachdem sich die drei Orte 1967 zur neuen politischen Gemeinde Nordholz zusammengeschlossen hatten, folgte zum 1. Januar 1968 die Gründung der eigenständigen „Ev.-luth. KG Nordholz“.3 Fünf Jahre später wechselte Wanhöden aus der KG Altenwalde zur KG Nordholz.4 Die neu eingerichtete Pfarrstelle versah als erster P. coll. Hartmut Drewes (amt. 1968–1970). Sein Nachfolger, Pfv. und später P. Otto Junge (amt. 1970/72–1980), war 1971/72 gleichzeitig Militärseelsorger für den Fliegerhorst Nordholz.
Im Jahr 1973 weihte die Gemeinde an der Elbestraße ein Gemeindehaus ein („Haus der Kirche“) und schuf so im Westen des Gemeindegebiets ein zweites kirchliches Zentrum. 1981 erhielt die KG Nordholz eine zweite Pfarrstelle; erste Inhaberin war Pn. Cornelia Höft, später Harms (amt. 1984–1988) die die Stelle bereits seit 1982 als Hilfspfarrerin versehen hatte.5 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1985 bei rund 4.200.6 Den Vorsitz im KV hatte seit Einrichtung der zweiten Pfarrstelle ein Laie inne.7 Nach der Visitation 1985 schrieb der Sup. des KK Wesermünde-Nord, die KG Nordholz sei eine „lebendige, aufgeschlossene Gemeinschaft […] mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem Kirchenvorstand, der selbstbewußter und selbständiger geworden ist“.8 Zum 1. Juni 1993 erhielt die KG offiziell den Namen „Ev.-luth. KG Zum Guten Hirten Nordholz“. Der seit 1997 in der Gemeinde tätige Diakon wurde 2002 entlassen und wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger verurteilt. Die erste Pfarrstelle der Gemeinde war seit 1996 vakant und wurde 2013 aufgehoben. Regional arbeitete die KG Nordholz seit 1998 mit den Nachbargemeinden Cappel, Midlum und Spieka zusammen.
Im Jahr 2011 entwidmete die Gemeinde die alte Kirche im Ortsteil Wursterheide und verkaufte das Gebäude. Neben dem Gemeindehaus in der Elbestraße begann im gleichen Jahr der Bau einer neuen Kirche. Zusammen mit Lbf. Ralf Meister (amt. seit 2011) weihte die Gemeinde am 10. März 2013 ihre neue Kirche Zum Guten Hirten ein. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 2014 bei gut 3.000.
Seit 2023 gehört die KG Zum Guten Hirten Nordholz zum neu errichteten verbundenen Pfarramt der Nordregion im KK Wesermünde; das Pfarramt umfasst drei Pfarrstellen und ist für die neun Gemeinden Cappel, Dorum, Midlum, Misselwarden, Mulsum, Nordholz, Padingbüttel, Spieka und Wremen zuständig.

Pfarrstellen

I: 1968.9 Seit 1996 dauervakant, 2013 als dauervakante Pfarrstelle aufgehoben.10 – II: 1981.11 Seit 2013 einzige Pfarrstelle.

Umfang

Nordholz (Deichsende, Nordholz, Wursterheide). Seit 1973 auch Wanhöden (vorher KG Altenwalde).12

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1968 zum KK Wesermünde-Nord. Seit dessen Fusion mit dem KK Wesermünde-Süd zum 1. Januar 2013 KK Wesermünde.13

Kirchenbau

Moderner Bau mit bienenkorbförmigem Grundriss, ausgerichtet nach Südwesten, erbaut 2012/13 (Architekt: Heinrich Wiebusch, Harsefeld). Nach Nordosten schließt sich das Gemeindehaus an. Flachdach. Außenwände verklinkert. Unterhalb der Traufe umlaufendes, horizontales Fensterband; vertikale Fensterbänder. Nach Südosten gemeinsamer Eingang zu Kirche und Gemeindehaus. Im Innern flache Decke, balkonartige Empore im Nordosten. 2025 Kirchendacheinfassung abgedichtet.

Turm

An der Südwestseite Turm aus mehreren Betonelementen, bekrönt mit Kreuz. Nordwest- und Südostseite mit Holzverschalung.

Vorgängerbau

Rechteckbau mit kleinem, trapezförmigem Apsisanbau, ausgerichtet nach Nordwesten, erbaut 1959 (Architekt: Rolf Franke, Cuxhaven). Asymmetrisches Satteldach. Verputztes Mauerwerk. Rechteck- und Kreisfenster, an den Schrägseiten des Apsisanbaus Glasbausteine. Portal nach Nordosten, Windfang nach Südosten. Im Innern segmentbogige, holzverschalte Decke; Altarraum mit Vorhang abtrennbar. An der Nordostecke des Kirchengebäudes stelenartiger Turm mit offener Glockenstube, flachem Zeltdach und bekrönendem Kreuz. 2011 Kirche entwidmet und verkauft; Wohnungen errichtet.

Ausstattung

Beweglicher Altar (2013), an der Frontseite Inschrift Der Herr ist mein Hirte, Form eines Ringsegments. – Bewegliche, lesepultartige Kanzel (2013), Form eines Ringsegments. – Hängendes Kreuz (2013). – Schlichte Taufe aus zwei Kegelsegmenten (um 1959), aus der alten Kirche. – Zwei Schmiedearbeiten (Entwurf Reinhard Becker, Ausführung Gerrit Meyer, Dorum), „Arche Noah“ und „Sündenfall“, in der alten Kirche an den Fenstern angebracht, seit 2014 in der neuen Kirche. – Außen: Schmiedearbeit „Der gute Hirte“.

Orgel

Orgelpositiv, erbaut 1959 von E. Kemper & Sohn (Lübeck), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1985/86 Orgelneubau, ausgeführt von Rudolf Janke (Bovenden), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 99). 2011 abgebaut wegen Neubau der Kirche. 2013 in der neuen Kirche wiederaufgebaut.

Geläut

Zwei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 2020, Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher), Inschriften: „Hirtenglocke. Nordholz 2020“ und „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir. Joh. 10,27“; II: h’ (Bronze, Gj. 2020, Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher), Inschriften: „Friedensglocke. Nordholz 2020“ und „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lukas 2,14“. – Früherer Bestand: Eine LG, des’’’ (Bronze, Gj. 1934, F. Otto, Bremen-Hemelingen), Inschriften: „1934 Glockengießerei F. Otto Hemelingen Bremen“ und „1932. Gemeindepate Sorka. Kath. Arbeiterverein Schreibersort“, Patenglocke aus Pisarzowice (Pissarzowitz, ab 1931: Schreibersort, Schlesien), ursprünglich vielleicht Schulglocke, seit 1952 in Wursterheide, zunächst am Schulgebäude angebracht, ab 1959 im Kirchturm, 2011 Haarrisse festgestellt, im Vorraum der Kirche aufgestellt.14

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus Elbestraße (Bj. 1972). – Gemeindehaus (Bj. 1973). – Pfarrhaus Nelkenweg (Bj. 1972).

Friedhof

Kommunaler Friedhof in Nordholz, angelegt 1842 (Nordfriedhof). Kommunaler Friedhof in Wanhöden. Kommunaler Friedhof in Nordholz-Süd.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

B 2 G 9 Nr. 2266–2268 (Baupflege und Bauwesen); L 5g Nr. 246, 437, 909 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 335, 1813 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: 50 Jahre KK Wesermünde-Nord, S. 52–53; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 258–259; Kiecker/Lehe, KD Kr. Lehe, S. 177–178.

GND

2095392-6, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Nordholz).


Fußnoten

  1. Kiecker/Lehe, KD Kr. Lehe, S. 177.
  2. LkAH, L 5g, Nr. 232 (Visitation 1966).
  3. KABl. 1968, S. 7.
  4. KABl. 1973, S. 9.
  5. KABl. 1981, S. 85.
  6. LkAH, L 5g, unverz., Nordholz, Visitation 1985.
  7. LkAH, L 5g, unverz., Nordholz, Visitation 1985.
  8. LkAH, L 5g, unverz., Nordholz, Visitation 1985.
  9. KABl. 1968, S. 7.
  10. KABl. 2010, S. 159 (Art. 6 des Kirchengesetzes zur Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) und anderer Kirchengesetze).
  11. KABl. 1981, S. 85.
  12. KABl. 1973, S. 9.
  13. KABl. 2012, S. 311 f.
  14. Die Glocke ist bei Poettgen, Handbuch nicht verzeichnet.