Frühere Gemeinde | Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: Kreuz | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Bevölkerungszahl Nienburgs stark an und im Süden der Stadt, dem Leintorgebiet, entstanden neue Wohnsiedlungen.

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Die ersten Gottesdienste im Leintorgebiet fanden seit Advent 1947 in der Kapelle des Ziegelkamplagers statt.1 Seit 1960 versammelte sich die Leintorgemeinde in der erweiterten FKap auf dem Friedhof an der Mindener Straße. Zuständig für das Gebiet war das zweite Pfarramt der St.-Martins-KG, das während der Gründungsphase der Kreuzkirchengemeinde P. Friedrich-Karl Verges (amt. 1957–1960) und P. Nicolaus Heutger (amt. 1961–1982) innehatten.
Ende der 1950er Jahre, nach Gründung der Michaels-KG, war im Süden der Stadt der Wunsch nach einem eigenen kirchlichen Zentrum entstanden. Neben der FKap als Gottesdienststätte nutzte die Gemeinde die Bürgerhalle für Gemeindeabende. Im September 1961 nahm zudem der ev. Kindergarten im Leintor seine Arbeit auf (seit 2011 Kindertagesstätte kreuz & quer). 1962 erwarb die St.-Martins-KG ein Pfarrhaus in der Steigerthalstraße und das Grundstück für die neue Kirche. Die Bauarbeiten begannen im März 1963 (Grundsteinlegung Mai 1963); kurz zuvor hatte der KV der St.-Martins-KG sich für den Namen „Kreuzkirche“ entschieden. Damit griff der KV das Patrozinium eines der mittelalterlichen Nebenaltäre in der St. Martinskirche auf. Ebenfalls 1963 legte der KV die Grenze der neuen KG fest. Zur Jahreswende Ende 1963/64 gründete sich der Kirchenchor.
Zum 1. Januar 1964 errichtet das Landeskirchenamt die „Ev.-luth. Kreuzkirchengemeinde Nienburg“ und gründete gleichzeitig eine Pfarrstelle für die neue Gemeinde.2 Erster Pastor der Kreuz-KG wurde P. Herbert Gisevius (amt. 1965–1970). Am 11. Oktober 1964 feierte die junge KG die Einweihung ihrer Kirche und 1969 erhielt sie eine zweite Pfarrstelle. Auch ein zweiter ev. Kindergarten kam hinzu (heute Kita Arche Noah). 1971 eröffnete die KG im drei Jahre zuvor eingeweihten Gemeindehaus eine Gemeindebücherei (1985 Auszeichnung ‚Beste Bibliothek der Landeskirche Hannovers‘). Von 1973 bis 1994 bestand ein Posaunenchor. Seit den 1970er Jahren ist die Kreuzkirchengemeinde aktiv in der Friedens- und Eine-Welt-Arbeit; seit den 1990er Jahren betreibt sie einen Weltladen. Zudem wirkt sie mit in der ab 1979 aufgebauten Kirchenkreispartnerschaft mit dem südafrikanischen KK Tshwane (Pretoria). Neben der Kreuzkirche legte die KG 2001 einen Bibelgarten an. Die Trägerschaft der beiden Kitas kreuz & quer und Arche Noah übernahm 2010 der KK Nienburg.
Seit 2011 arbeitet die Kreuz-KG mit der benachbarten KG Langendamm zusammen; die dortige halbe Pfarrstelle ist kombiniert mit der ebenfalls halben Pfarrstelle I der Kreuzgemeinde (Pfarrsitz seit 2013 in Langendamm). Die beiden Gemeinden geben seit 2016 einen gemeinsamen Gemeindebrief heraus und kooperieren in der Konfirmandenarbeit. Zum 1. Januar 2024 schlossen sie sich zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. Kreuz-und-St.-Johannis-KG Nienburg“.3

Pfarrstellen

I: 1964, seit 2011 halbe Stelle.4 – II: 1969.5

Umfang

Der südliche Teil der Stadt Nienburg (ohne Eingemeindungen): Lehmwandlung und Alpheide (Grenze zur Martins-KG zwischen Berliner Ring und B 6 im Jahr 2006 neu festgelegt).6

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1964 zum KK Nienburg.

Kirchenbau

Verklinkerter Rechteckbau mit Satteldach, leicht ostsüdöstlich ausgerichtet, erbaut 1964 (Architekt: Wolf Spindler, Nienburg). Als Eingangsbereich und Verbindung zum Turm vor der westlichen Giebelwand Gang mit zweiflügeligem Westportal und Westwand aus wabenförmigen Fenstern. Horizontale Bänder mit wabenförmigen Fenstern unterhalb der Dachtraufe nach Norden und Süden, bodentiefe Fenster an der Nordseite des Altarraums. Nach Süden schließt sich das Gemeindehaus an. Im Innern offener Dachstuhl mit holzverschalten Deckenflächen; Westempore; verputzte, helle Wände; Ostwand mit Natursteinverkleidung und hellem Putzstreifen in der Mitte. 1983 Umgestaltung Altarwand (Natursteinverkleidung). 2006 Photovoltaikanlage auf südlichem Kirchendach. 2013 Kirche gesperrt (Schäden am Dachstuhl wegen Konstruktionsfehler und Holzbockbefall). 2014 Dachsanierung.

Fenster

Abstraktes Buntglasfenster an der Nordseite des Altarraums (1964, Hannelore und Werner Brenneisen, Hannover).

Turm

Vor der Nordwestecke der Kirche schlanker, verklinkerter Rechteckturm mit Ecklisenen und Flachdach, bekrönt mit Kreuz. An der Südseite Verbindungsgang zur Kirche. In der Glockenstube an jeder Seite je ein hochrechteckiges Schallfenster mit horizontalen Lamellen, darunter quadratisches Uhrziffernblatt. 1982 neues Turmkreuz. 1985 Renovierung. 2012/13 Turmsanierung.

Taufstein, 1964-66

Taufstein, 1964-66

Ausstattung

Schlichter Tischaltar aus Sandstein. – Hängendes Altarkreuz (1964, Hannelore und Werner Brenneisen, Hannover), Beton mit Mosaikbesatz, in der Mitte Agnus Dei (Lamm Gottes), umgeben von zwölf Feldern (Apostel, Tore des himmlischen Jerusalems). – Leicht erhöhte Holzkanzel. – Quaderförmiger Taufstein.

Orgel

Kleinorgel, erbaut 1962 von Firma Emil Hammer (Hemmingen), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1519), von der Nienburger St. Martinskirche übernommen.7 1973 Instandsetzung und Dispositionsänderung, ausgeführt von Firma Emil Hammer (Arnum). Orgelneubau 1989, ausgeführt von Firma Emil Hammer (Arnum), 19 II/P (davon zwei Transmissionen), mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1908).8

Geläut

Vier LG, I: bʼ (Bronze, Gj. 2014, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Jes 40,1“ und „Kreuzkirche Nienburg (Weser) A[nno] D[omini] 2014“; II: cʼʼ, Inschrift: „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ (Bronze, Gj. 1964, F. Otto, Bremen-Hemelingen); III: dʼʼ, Inschrift: „Betet ohne Unterlaß“ (Bronze, Gj. 1964, F. Otto, Bremen-Hemelingen); IV: esʼʼ, (Bronze, Gj. 2014, Firma Bachert, Karlsruhe), Inschriften: „Lobet den Herrn. Ps 103,20“ und „Kreuzkirche Nienburg (Weser) A[nno] D[omini] 2014“. 2014 stählerner Glockenstuhl durch hölzernen ersetzt und Gegenpendelanlage eingebaut. – Früherer Bestand: Eine LG, fʼ, Inschrift: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott“ (Bronze, Gj. 1964, F. Otto, Bremen-Hemelingen), eine LG esʼʼ, Inschrift: „Lobet den Herrn, Ihr, seine Engel“ (Bronze, Gj. 1964, F. Otto, Bremen-Hemelingen), beide bei Turmsanierung 2012 abgenommen (ungünstiges Verhältnis von Pendelfrequenz der Glocken und Eigenfrequenz des Turms, hatten zu Schäden am Turm geführt, dessen Spitze sich bei Vollgeläut um gut sieben Zentimeter hin und her bewegte), f’-Glocke 2013 an die KG Pasewalk verkauft (für Friedhof), es’’-Glocke schadhaft und an Glockengießerei verkauft.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 2019). – Gemeindehaus (Bj. 1968). – Altes Pfarrhaus (erworben 1962, verkauft 2014/15). – Pfarrhaus II (erbaut 1974/75, verkauft 2014/15).

Friedhof

Kein gemeindeeigener Friedhof. Kirchliche Friedhöfe Nienburgs Eigentum der St.-Martins-KG. – Städtischer Friedhof am Kräher Weg (Ostrand der Stadt), FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5a Nr. 295–297, 1313, 1701 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1759 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Heckmann, Kirchen und Kapellen, S. 38–39; Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 160–161.
B: Nicolaus Heutger (Hg.): Die Kreuzkirche in Nienburg. Festschrift zur Einweihung am 11. Oktober 1964, Nienburg 1964.

GND

2031176-X, Evangelisch-Lutherische Kreuz-Kirchengemeinde (Nienburg / Weser); 108436171X, Kreuzkirche (Nienburg / Weser)


Fußnoten

  1. Zur Entstehung der Kreuz-KG vgl. Heutger, S. 3 ff. und S. 9 f.
  2. KABl. 1964, S. 3.
  3. KABl. [in Vorbereitung].
  4. KABl. 1964, S. 3.
  5. KABl. 1969, S. 12.
  6. KABl. 1964, S. 3; KABl. 2006, S. 107.
  7. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 167.
  8. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 193.