Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: Martin1 | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Der Name Nienburg geht auf die neue Burg zurück, die die Bischöfe von Minden wohl Anfang des 11. Jh. nahe des wichtigen Weserübergangs erbauen ließen. Archäologisch konnten erste Siedlungsspuren aus dem 9. Jh. nachgewiesen werden, es ist jedoch nicht gänzlich klar, ob sie „Spuren einer bäuerlichen Siedlung oder eines Haupthofes sind“.2 Indizien deuten auf einen „karolingerzeitlichen Komplex von Kurie, Befestigung und Kapelle“ mit einer südwestlich davon gelegenen Fischersiedlung.3 Urkundlich erwähnt ist der Ort erstmals 1025 als Nienburch.4 Im 12. Jh. kam die Burg als Lehen an die Billunger und weiter an die Gf. von Roden (auch von Limmer bzw. von Wunstorf). Die Gf. Konrad und Hildebold von Roden verkauften Gft., Burg und Ort Nienburg (comitiam […] in Nigenborch et omnia ipsi comitie attinentia, uille Nigenborch) um 1215/18 an Gf. Heinrich I. von Hoya.5 Im Jahr 1249 ist Nienburg als civitas erwähnt, 1275 als oppidum, 1313 als stat.6 Ein ratman des wickbeldes to Nienborch ist urkundlich 1424 belegt, 1440 Rat und Bürgermeister.7 Seit etwa 1345 war Nienburg Residenz der jüngeren Linie der Gf. von Hoya, die in der Obergrafschaft Hoya regierten. Der Ort war zudem Sitz des gleichnamigen Amtes. Mit dem Aussterben der Grafenfamilie in männlicher Linie fiel die Gft. Hoya 1582 an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg (größtenteils an das Fsm. Calenberg-Göttingen, seit 1692 Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. „Kurhannover“).8 Nienburg verlor seine Funktion als Residenz; während des Dreißigjährigen Krieges war Nienburg nacheinander von dänischen, kaiserlichen und schwedischen Truppen besetzt.9 In französischer Zeit gehörte Nienburg 1810 zunächst kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und war dann bis 1813/14 Sitz von Kanton und Arrondissement Nienburg des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach war Nienburg, nun im Kgr. Hannover, wieder Sitz des gleichnamigen Amtes, das 1829 um das Amt Liebenau und 1859 um große Teile des Amtes Wölpe vergrößert wurde. Mit der Annexion des Kgr. Hannovers fiel Nienburg 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung wurde Nienburg Teil und Sitz des gleichnamigen Kreises, der 1932 u. a. um den Kr. Stolzenau zum Lkr. Nienburg/Weser vergrößert wurde. Seit 1955 hat Nienburg den Status einer selbständigen Stadt bzw. Gemeinde. Im Jahr 1974 wurden Erichshagen, Holtorf und Langendamm nach Nienburg eingemeindet. 1715–23 wurde die erste Steinbrücke über die Weser errichtet.10 Von 1768 bis 1860 war Nienburg Garnisonstadt, seit 1936 bzw. 1957 ist sie es wieder (1945–1993 auch brit. Truppen). Anfang des 19. Jh. wurden die Befestigungsanlagen abgetragen, 1847 erhielt der Ort einen Bahnhof (Strecke Bremen–Hannover). Um 1810 lebten gut 3.500 Menschen in Nienburg, 1910 etwa 10.260, 1950 gut 21.530 und 2019 fast 31.450 (mit Eingemeindungen).
Kirchlich gehörte Nienburg anfangs vermutlich zum Kirchspiel Lohe (heute Marklohe); eine eigene Kapelle entstand hier möglicherweise schon im 9. Jh., vielleicht jedoch erst im frühen 11. Jh.11 Ein Kirchenneubau wurde wahrscheinlich um 1200 errichtet.12 Aus dem 13. Jh. sind erstmals Namen Nienburger Geistlicher überliefert: In einer undatierten Urkunde, ausgestellt von Gf. Heinrich I. von Hoya (amt. 1202–1235), erscheint Conradus plebanus in Nienborg als Zeuge.13 1228 ist der Priester (sacerdos) Euerhardus de Nigenborch belegt14, zwischen 1237 und 1258 Godefridus plebanus de Nienborch15 und zwischen 1263 und 1286 erneut ein Conradus plebanus in Nienborg, der zuletzt auch Domkanoniker in Minden war.16 Zusammen mit Conradus wird 1282 ein ebenfalls in Nienburg tätiger Borchardus sacerdos (Priester) genannt.17 1292 war Olricus plebanus in Nienborg.18 Im 14. Jh. sind folgende Geistliche belegt: Albertus Buccensis Ecclesie canonicus et plebanus ecclesie Nyenborch (1304, auch Kanoniker in Bücken)19, Godefridus plebanus in Nyenborch (1317)20, der kercheren unde prestere her Wulbrant van Nyhenborgh (1339)21 sowie Gherhard de Monte, rector ecclesie in Nyenborch (1362, 1366).22 Seitdem Nienburg Residenz und Hauptort der Obergrafschaft Hoya war, betreuten die Nienburger Pfarrer vermutlich nebenamtlich auch die gräfliche Kanzlei.23 Die Pfarrkirche diente als Grablege der Grafenfamilie; damit im Zusammenhang steht vermutlich die Umgestaltung des Chors zu einem Hallenchor (wohl Mitte 14. Jh.) und die spätere Erweiterung bzw. der weitgehende Neubau der Kirche im 15. Jh. Im Altar entdeckte man 1830 eine Notiz, nach der Bf. Johann von Misinum als Generalvikar der Bf. von Minden und Hildesheim Kirche und Altar im Jahr 1441 am Tag der Kreuzerhöhung (14. September) zu Ehren des heiligen Kreuzes, der Jungfrau Maria und des heiligen Martins geweiht habe.24 An Geistlichen sind im 15. Jh. nachgewiesen: Johann cubick kerckher to Nyenborg (1427)25 Pfarrer Erich zu Nienburg, Sohn des Gf. Erich I. von Hoya (1440)26 und Pfarrer Heinemann Fulgreve (1481, 1484, 1506/18, 1520).27 P. Fulgreve residierte nicht in Nienburg und ließ den eigentlichen Pfarrdienst vermutlich von Kaplänen oder Vikaren versehen.28 In vorref. Zeit lassen sich in der Nienburger Pfarrkirche neben dem Hauptaltar (1426, altare Sünte Martenns inn der kerken tho Nigenborch)29 insgesamt zehn Nebenaltäre bzw. Vikarien belegen: Allerheiligen (1382, Vikar seinerzeit Heinrich Vording, Pfarrer von Bruchdorf, 1506/18: Florken Ramelus)30, Maria Magdalena (1440, an der Südwand, 1442 Vikar Ekhard Schlüter, 1506/18 Detert puest [provest] to Ouernkerken)31, Heiligkreuz (1506/18 Johann Vasmer), Walburgis (1506/18 Ludelef Krowel), Nikolai (1506/18 Cunradus Bertoldi), Michaelis (1506/18 Johann von Fulde), Katharina (1506/18 Diderick Olricks), Drei Könige (Trium regni, 1506/18 Johann Sumper), Antonius (1506/18 Johannes Stoltenaw) und Martinus in armario (1506/18 Volbrecht Piper).32 Überdies ist 1475 und 1496 der Kaland der Jungfrau Maria und der Apostel belegt.33 Darüber hinaus bestanden drei weitere Bruderschaften: des Heiligen Kreuzes, des Heiligen Leichnams und der Heiligen Drei Könige.34 Die 1513 erwähnte Annenkapelle außerhalb der Stadt gehörte zum Kirchspiel Lohe.35
Während der Reformationszeit regierte Gf. Jobst II. den größten Teil der Gft. Hoya; sein Bruder Gf. Erich IV. regierte in den Ämtern Stolzenau und Steyerberg. Etwa gleichzeitig führten die Brüder die luth. Lehre ein: Um 1527 holte Jobst II. den Lutherschüler Adrian Buxschott nach Nienburg, später Pastor in Drakenburg (1527) und in Hoya (1531), erster Sup. der Gft. sowie um 1533 vermutlich Mitautor der ersten Hoyaer KO (Cristlike ordeninghe, yn der karken unser hersschup gestellt). Auch Erich IV. stellte um 1528 mit Nikolaus Krage einen Lutherschüler als Hofprediger an.36 Buxschott soll die Nienburger Gemeinde für die Reformation eingenommen haben, nachdem er sich im Auftrag des Grafen unter die Gottesdienstbesucher gemischt und der predigende Dominikanermönch nicht auf seine Fragen nach den Irrtümern Luthers hatte antworten können.37 Gf. Jobst II. soll daraufhin die „hergebrachten Messen, Vigilien und Heiligendienste“ an seinen Altären abgeschafft haben.38 Mit Buxschotts Wechsel nach Drakenburg übernahm der Nienburger Hofprediger Cyriacus Hesse (amt. wohl ab 1526) die Gottesdienste an der Martinskirche. Um 1529 erhielt – wohl aufgrund nachdrücklicher Fürsprache von Ernst I., Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg – Magister Johannes Cramm (amt. 1529–1542) die erste Nienburger Pfarrstelle, vielleicht nach dem Tod des vorref, P. Heinemann Fulgreve.39 Im Jahr 1531 stiftete Gf. Jobst II. das Armenhaus zum Heiligen Geist in Nienburg (bestand bis Ende des 19. Jh.).40 In einem Bericht aus dem Jahr 1628 heißt es, im Jahr 1537 „alß die Graffschafft schon reformirt gewesen, hatt Herr Herman Krogemann, daß Wir glauben all an einen Gott, allhie zu Nienburgk in der Kirchen zum ersten mahl gesungen“.41 Nach seinem Tod 1545 wurde Gf. Jobst II. in der Nienburger Kirche beigesetzt.
Auf Empfehlung Martin Luthers folgte auf P. Cramm der Magister Paul von Dirum genannt Neoclesianus (amt. 1542–1566).42 Vermutlich in seiner Amtszeit fällt die Einrichtung einer Schule in Nienburg, die sich 1564 belegen lässt (Garten bei der Schule).43 Dirums Nachfolger wiederum, P. Friedrich Ruß (amt. 1566–1597), seit 1577 auch Sup. der Grafschaft und Mitglied des gräflichen Konsistoriums, prägte die kirchliche Entwicklung der Gft. Hoya in der zweiten Hälfte des 16. Jh., u. a. war er Mitverfasser der 1581 erlassenen Hoyaer KO.44 P. Ruß war bereits von 1549 an als zweiter Pfarrer und Hofprediger in Nienburg tätig gewesen. Nach seinem Wechsel 1566 wurden die beiden Ämter zeitweise getrennt: Die zweite Pfarrstelle übernahm Magister Jobst Bratfisch (amt. 1566–1579) und als neuen Hofprediger beriefen die Gf. Otto, Erich und Friedrich von Hoya den Magister Mento Gogrefe (amt. 1566–1573).45 Mit dem Aussterben der Hoyaer Grafen in männlicher Linie fiel das Amt des Hofpredigers weg; der zweite Prediger wurde als Kaplan bezeichnet, seit Mitte des 17. Jh. als Diaconus und später als Stadtdiaconus.46 Der erste Pastor blieb Sup. der Insp. Nienburg. Im Jahr 1818 wurden die Zuständigkeiten der beiden Nienburger Prediger neu abgegrenzt; zur Gemeinde des Sup. gehörten nun „1) sämmtliche Militairpersonen und deren Familien, 2) die Bewohner der Gebäude, die in und vor der Stadt zur Jursidiction des Amtes gehörten, 3) die Bewohner der adeligen und freien Häuser und Höfe“. Der zweite Pastor war für „sämmtliche Bewohner von Bürgerhäusern“ zuständig.
Im 19. Jh. erfuhr die Martinskirche zwei wesentliche Umgestaltungen: 1830/31 wurde das Kirchenschiff instandgesetzt (Architekt: Emanuel Bruno Quaet-Faslem) und 1896 der neue Kirchturm erbaut (am Wettbewerb hatten sich 27 Architekten beteiligt, ausgeführt wurde der mit dem ersten Preis gekürte Entwurf von Otto Bollweg).47
Der Inhaber der zweiten Pfarrstelle, P. Johann Konrad Achaz Holscher (amt. 1833–1876), mühte sich neben seinem Pfarramt auch um die wirtschaftliche Entwicklung Nienburgs.48 1839 gründete er einen „Verein zur Beförderung des Seidenbaus“ (1846: Seidenbau-Verein für das Kgr. Hannover); der Verein ließ Maulbeerbäume pflanzen und eine Seidenspinnerei einrichten. Um „seine Thätigkeit noch mehr dem Seidenbau zuwenden und demselben eine größere Verbreitung im Lande geben zu können“, stellte ihm das Konsistorium Hilfsprediger zur Seite, denen „ein großer Theil der Pastoralgeschäfte“ übertragen wurde; der erste war P. August Grütter (amt. 1859–1862).49 Eine Pilzkrankheit brachte in den 1860er Jahren das Ende der Seidenraupenzucht in Nienburg. Gleichzeitig war Sup. Johann Georg Conrad Oberdieck (amt. 1839–1853) im Obstbau aktiv; in seiner Baumschule hatte er etwa 4.000 Sorten zusammengetragen (Sortenbäume).50
Nachdem sich erste jüd. Einwohner in Nienburg in den 1680er Jahren belegen lassen, lebten 1816 zwölf jüd. Familien in der Stadt.51 Spätestens 1796 hatte die jüd. Gemeinde einen Lehrer angestellt, 1821 ließ sie eine Synagoge errichten (möglicherweise entworfen von Emanuel Bruno Quaet-Faslem). 1841 erhielt Jonas Valentin als erster Jude das Nienburger Bürgerrecht; er war seit 1866 Gemeindevorsteher der 1843 eingerichteten Synagogengemeinde Nienburg, zu der auch die Orte Balge, Drakenburg, Leeseringen, Lohe und Wölpe gehörten. 1895 belief sich die Zahl der jüd. Einwohner auf gut 140. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. sammelte sich auch eine kath. Gemeinde in Nienburg: 1861 wurde die kath. St. Bernwardskirche geweiht und seit 1892 ist Nienburg Pfarrgemeinde.52
Auf Anregung des Sup. Johann Georg Philipp Cordes (amt. 1853–1887) richtete die ev. KG Nienburg 1868 eine Gemeindeschwesternstation ein; als erste Diakonisse wirkte hier Schwester Amalie Thomas († 1885) aus dem Hannoveraner Henriettenstift.53 1876 stelle die Gemeinde eine zweite Schwester ein (schon 1877 verstorben) und seit 1883 war eine weitere Diakonisse für die einige Jahre zuvor gegründete Warteschule (Kindergarten) zuständig (1938: 60 Kinder).54 In Trägerschaft der Nienburger Gemeindestiftung (1904) entstand am Nordwall das Nienburger Diakonissenheim, das seit 1905 als Wohnort für die Nienburger Diakonissen diente. Als weitere diakonische Einrichtung bestand seit den 1890er Jahren eine „Herberge zur Heimat“, ebenfalls in Trägerschaft eines Vereins (unter Vorsitz des Sup.).
Im Jahr 1877 war es zu einer Neueinteilung der Pfarrbezirke gekommen: Zusätzlich zu seinem bisherigen Gebiet, übernahm der Sup. nun auch den westlichen Teil Nienburgs (Gebiet zwischen Weser und Lange Straße/Verdener Chaussee/Drakenburger Weg).55 1892 richtete das Konsistorium eine ständige Kollaboratur (Hilfsgeistlichenstelle) „für die Norderthorsgemeinde“56 ein und berief dafür im Dezember des gleichen Jahres P. Karl Ludwig Wilhelm Bahr (amt. 1892–1896). Als Gottesdienststätte für diesen Teil der Gemeinde diente die 1879 fertiggestellte FKap auf dem Nordertorfriedhof, die seit 1903 den Namen Lutherkapelle trägt.57 Im Jahr 1903 wandelte das Konsistorium die Kollaboratur in eine Pfarrstelle um; der damit entstandene dritte Pfarrbezirk galt als „Arbeitergemeinde“ (1949: hier liegen „an grösseren Werken eine Glasfabrik, eine chemische Fabrik, eine Kunstdüngerfabrik, eine Leimfabrik und eine Sägewrek [sic]“).58
Während der NS-Zeit hatten Sup. Otto Wilhelm Heinrich Kahle (amt. 1908–1935), Sup. Ludwig Kayser (amt. 1936–1954) P. Hans Heike (amt. 1930–1957) und P. Johannes Kramer (amt. 1935–1954) die drei Nienburger Pfarrstellen inne. Kirchenpolitisch zählte P. Heike anfangs zu den DC, trat später jedoch aus und lässt sich, ebenso wie Sup. Kahle, der sogenannten Bischofsfront zuordnen, die aufseiten von Lbf. August Marahrens (amt. 1925–1947) stand.59 P. Kramer zählte zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft; er hatte 1933 die Ev.-luth. Landeskirche Sachsen aus kirchenpolitischen Gründen verlassen.60 Nach der Visitation 1938 merkte LSup. Ernst Lienhop (amt. 1936–1953) an: Der „politische Umschwung“ seit 1933, der „für weite Kreise Nienburgs einen Wechsel aus der S.P.D. zur N.S.D.A.P. bedeutete“, habe sich „bislang für das kirchliche Leben so gut wie gar nicht ausgewirkt“.61 Eine kleine Gemeinde der DC versammelte sich zeitweise in der Lutherkapelle: „Die Gottesfeiern wurden mit auswärtigen Geistlichen bei mässigem Besuch alle 6 Wochen abgehalten, haben aber seit 1942 aufgehört.“62 Während der NS-Zeit änderte sich das Verhältnis zwischen Stadt und KG. Das Regulativ von 1858 hatte festgelegt, dass dem KV neben acht von der Gemeinde gewählten auch drei von der Stadt ernannte Mitglieder angehörten. Zudem kam die Stadtkasse für alle kirchlichen Ausgaben auf, die „nicht durch Einnahmen aus Grundstücken und d[er]gl[eichen] gedeckt sind“.63 Beide Regelungen wurden Anfang der 1940er Jahre aufgehoben und die KG führte 1943 Kirchensteuern ein, um den nun weggefallenen städtischen Zuschuss auszugleichen.64 In den ersten Jahren nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verließen die meisten jüd. Bürger Nienburgs ihre Stadt.65 Am 10. November 1938 zerstörten „SA und Sympathisanten“ die Synagoge. Am 28. März 1942 wurden die letzten 18 jüd. Einwohner Nienburgs deportiert; fast alle starben in Ghettos, Konzentrations- oder Vernichtungslagern. Während P. Heike in den Unterlagen zur Visitation 1938 angab, in seinem Pfarrbezirk wohnten „Angehörige der röm.-kath. Kirche, der Synagogengemeinde, der Neuapostolischen Gemeinde und einzelne Adventisten“, nannte er 1943 an gleicher Stelle „Angehörige der römisch-katholischen Kirche (600) und der neuapostolischen Gemeinde (40) sowie die aus der Kirche Ausgetretenen“.66
In der Nachkriegszeit wuchs die ev. Gemeinde durch den Zuzug Geflüchteter stark an (1943: etwa 10.500, 1949: mindestens 17.000).67 Die seelsorgerliche Betreuung des Flüchtlingslagers im Ziegelkamp zählte zu den Aufgaben von P. Heike (zweite Pfarrstelle).68 Zunächst fanden „gelegentliche Andachten im Eßsaal des Lagers“ statt. Am Ersten Advent 1947 konnte ein kleiner Kapellenraum eingeweiht werden (ausgestattet mit Altar, Kanzel und Harmonium); die Gottesdienste folgten der preußischen Agende. Die „Lagergemeinde“ versammelte sich alle zwei Wochen zum Gottesdienst, den abwechselnd die drei Nienburger Pastoren übernahmen. Mit Einrichtung der vierten Pfarrstelle im Jahr 1951 kam die Lagergemeinde zum neuen vierten Pfarrbezirk; 1960 endete die Lagerseelsorge.69
Bei der Visitation 1949 hatte LSup. Lienhop resümiert: „Alle Nienburger Kreise beharren nach wie vor in ihrer Kirchenferne, die nur durch kleine Jugendkreise unterbrochen wird. […] Nienburg gehört zu den Orten, die immer wieder fragen lassen, ob die Kirche nicht noch andere Wege suchen muss, um an die Menschen heranzukommen.“70 In der Lutherkapelle fanden 1956 fast sonntäglich Gottesdienste statt, im Sommer morgens, im Winter abends.71 Im gleichen Jahr übernahm die KG die Trägerschaft des ev. Kindergartens. Aufgrund der zunehmenden Größe der KG Nienburg kam es in den 1950er und 1960er Jahren zur Gründung zweier Tochtergemeinden: Zunächst beschloss der KV, im 1951 eingerichteten vierten Pfarrbezirk eine neue Kirche zu errichten. Zum 1. Oktober 1957 machte sich dieser nördliche Teil der Gemeinde Nienburg als „Ev.-luth. Michaelskirchengemeinde“ selbständig und übernahm die vierte Pfarrstelle der Muttergemeinde; diese erhielt gleichzeitig den Namen „Ev.-luth. St. Martinskirchengemeinde“.72 1964 folgte die Abtrennung des südlichen Gemeindegebiets, das sich als „Ev.-luth. Kreuzkirchengemeinde“ verselbständigte.73
Im Bereich der Kirchenmusik gründeten sich die Niederdeutsche Kantorei Nienburg (1951, seit 1957 in Kooperation mit Michaelsgemeinde; 2001: Nienburger Kantorei), das Nienburger Kammerorchester (1974) und der Kammerchor Capella vocale Nienburg (1978). Der schon 1975 geplante KGV Nienburg, der die Trägerschaft der vier ev. Kindergärten und der beiden Schwesternstationen der drei Nienburger KG übernehmen sollte, kam nicht zustande.74 Die ehemalige Gaststätte „Quellhorst“ baute die Martinsgemeinde 1978 zum Gemeindehaus um und nach Einschätzung des LSup. Günter Linnenbrink (amt. 1976–1984) hatte es sich 1981 „wirklich zu einem Mittelpunkt des gemeindlichen Lebens entwickelt“.75 Seit 1979 unterhält der KK Nienburg eine Partnerschaft mit dem südafrikanischen KK Tshwane (Pretoria). Von 1976 bis 2007 war Nienburg zudem Sitz der LSuptur. des Sprengels Calenberg-Hoya.
2002 gründete sich die Stiftung St. Martin, um die vielfältige gemeindliche Arbeit in der KG zu unterstützen, insbesondere durch finanzielle Unterstützung bei Personal-, Bau- und Sachkosten. Seit 2003 trägt die Martinskirche, die seit 1995 täglich geöffnet ist, das Signet „Verlässlich geöffnete Kirche.“ Für ein Projekt mit Demenzkranken und Kindergartenkindern erhielt die Gemeinde 2005 das „Diakonische Siegel“. Die Trägerschaft des ev. Kindergartens St. Martin übernahm im Jahr 2010 der KK Nienburg.
Pfarrstellen
I: vorref., seit dem 16. Jh. verbunden mit Suptur. – II: vorref., zeitweise Hofprediger, später Stadtdiaconus. – III: (1892) 1903, 2000 umgewandelt in Dreiviertelstelle, vor 2016 umgewandelt in Viertelstelle.76 – IV: 1951–1957.77
Umfang
Ursprünglich das gesamte Stadtgebiet Nienburg und das Vorwerk Schäferhof. 1912 mehrerer Grundstücke der Nienburger Glasfabrik Wilhelmshütte von Holtorf nach Nienburg umgepfarrt.78 1957 das nördliche Stadtgebiet abgetrennt und als St.-Michaels-KG Nienburg verselbständigt (neue Nordgrenze der St.-Martins-KG: Bahnlinie und B 215).79 1964 das südliche Stadtgebiet abgetrennt und als Kreuz-KG Nienburg verselbständigt (Lehmwandlung und Alpheide; Südgrenze zur Kreuz-KG zwischen Berliner Ring und B 6 im Jahr 2006 neu festgelegt).80
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Lohe der Diözese Minden.81 – Nach der Ref. Suptur. der Gft. Hoya. Seit 1581/82 Sitz der Insp. Nienburg (1924: KK). – Von der weitläufigen und großen Insp. Nienburg wurde 1747 die Insp. Hoya abgetrennt, zu der folgende Gemeinden kamen: Dörverden, Eitzendorf, Hassel, Hoyerhagen, Magelsen, Martfeld, Oiste, Sudwalde, Vilsen, Wechold und Westen; bei Nienburg verblieben neben der Stadt Nienburg die Gemeinden Asendorf, Balge, Binnen, Borstel, Bücken, Drakenburg, Eystrup, Liebenau, Marklohe, Staffhorst und Wietzen.82 Um 1805 wechselten Asendorf, Bücken und Eystrup zur Insp. Hoya. 1869 kamen Estorf, Heemsen, Holtorf, Husum und Steimbke hinzu. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. gründeten sich die neuen KG St. Michael (1957) und Kreuz (1964) in Nienburg sowie Langendamm (1959). 2004 wechselte die KG Rodewald zum KK Nienburg.83
Patronat
Der Bf. von Minden, seit Ende des 13. Jh. faktisch die Gf. von Hoya84 und seitdem der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau – St. Martinskirche
Dreischiffige Hallenkirche mit eingezogenem Chorjoch und polygonalem Chorschluss sowie Anbauten im Norden und Süden des Chorjochs, ausgerichtet nach Ostsüdosten, neu geweiht 1441, die drei Ostjoche des Langhauses wohl spätes 12. Jh. (Querhaus des Vorgängerbaus).85 Sattel- und Querdächer, abgewalmtes Dach über dem Chor. Backsteinmauerwerk; Langhauswände mit je zwei Zwerchgiebeln (die westlichen überspannen zwei Joche, die östlichen eines), verziert mit verputzten, zweistöckig angeordneten Blendnischen; am Langhaus je drei große, dreibahnige Maßwerkfenster, dazwischen gestufte Strebepfeiler; am Chor Strebepfeiler und zweibahnige Maßwerkfenster; am mittleren Pfeiler eingemauerter romanischer Kreuzstein. Inschrift über Osttür: „Haec aedes consecrata MCCCCXXXXI restaurata MDCCCXXX Quaet Archit.“ (Dieser Bau ist 1441 geweiht und 1830 restauriert worden, Architekt Quaet). Im Innern Kreuzrippengewölbe, Kreuzpfeiler im Chor und Rundpfeiler im Schiff; Orgelempore im Westen; im Chor zwölf spitzbogige Wandnischen. In den Seitenschiffen Reste spätmittelalterlicher Fresken in den Gewölben und an den Wänden86, freigelegt 1960/64 (Nordwest- und Nordostjoch) und 1992/93 (in den übrigen Jochen), nördliches Seitenschiff, Westjoch, um 1490: Christus als Weltenrichter, David und Goliath, Kundschafter kehren zurück aus dem gelobten Land, Butterhexe, Mitteljoch, um 1490: Mariä Verkündigung, Einzug nach Jerusalem, Gebet am Ölberg, Kreuztragung; Ostjoch, um 1451: Masken; südliches Seitenschiff, Westjoch, um 1451: Rankenbäume, Mitteljoch, um 1451: Symbole der vier Evangelisten, Sündenfall, Masken, Ostjoch, 1451: Wappen und Inschrift: „Anno domini Milesimo quadringentesimo quinqagesimo primo completa e hec testudo in vigilia Johannis Baptista decoracionibus decolacionio hora duode“ (Im Jahr des Herrn 1451 ist dieses Gewölbe zur Mitternachtsmesse am Vorabend des Tages der Enthauptung Johannes des Täufers [29. August] durch Ausmalung ausgestaltet worden), Haupt Christi, musizierende Engel; Südwand, Mitteljoch: der heilige Christophorus (um 1451), an den nördlichen Chorpfeiler: die Heiligen Drogo, Apollonia, Laurentius und Nikolaus (um 1460/80). Erste Hälfte/Mitte 14. Jh. Neubau des Chors als Hallenchor (schmale Rechteckjoche an den Längsseiten, 6/14-Schluss nach Osten), vielleicht schon mit Chortürmchen.87 Im 15. Jh. Bau der Seitenschiffe und Umbau der Kirche zur Hallenkirche, westliches Querdach errichtet (Südschiff wohl 1451 vollendet, Nordschiff vielleicht um 1490). Um 1590 wohl Erneuerung des Chortürmchens. 1591 Bau des östlichen Querdachs. 1605 Reparaturen. Im frühen 18. Jh. Garnisonprieche eingebaut. 1718 und 1730 Chorstrebepfeiler verstärkt. Im 18. Jh. Sakristeianbau an Südseite des Chors (Fachwerk). 1830/31 Instandsetzung (Architekt: Emanuel Bruno Quaet-Faslem, u. a. Chorturm abgebrochen und durch kleineren Dachreiter ersetzt, Chorgewölbe mit Pfeilern und Rundbögen gesichert, Emporen in den Seitenschiffen errichtet, Grabmäler in Turmhalle versetzt, Anbauten an Südseite entfernt, Anbau an Nordseite des Chors errichtet).88 Etwa 1897–99 Sanierung (u. a. Fenster erneuert, Satteldach in Längsrichtung errichtet, wohl Gewölbe im Mittelschiff erneuert, Sakristei erneuert). 1960–64 Renovierung (u. a. Orgelempore aus Turmhalle entfernt, Seitenemporen entfernt).89 1987 Gewölbesanierung Chor. 1992–94 Sanierung (u. a. Mauerwerksanierung, Gewölbesanierung Langhaus, Freilegung Fresken). 1997/98 Giebelsanierung Südseite.
Fenster
Zwei figürliche Buntglasfenster im Chor (1963, Hannelore und Werner Brenneisen, Hannover), dargestellt ist u. a. der hl. Martin bei der Mantelteilung sowie der hl. Martin als Bf. von Tours; Fenster gestiftet von der Stadt Nienburg.
Grablege
Die Kirche war Grablege der jüngeren Linie der Gf. von Hoya, Grabgewölbe 1830/31 verfüllt.90
Turm
Quadratischer Westturm, Unterbau mittelalterlich (wohl 13. Jh.), obere Stockwerke 1896 (Architekt: Otto Bollweg, Hannover). Mauerwerk aus Sandsteinquadern (Unterbau) und Backstein (obere Geschosse), achtseitiger Kupferhelm, bekrönt mit Kugel und Hahn. Achteckiges Glockengeschoss mit vier breiten und vier schmalen Seiten, jeweils mit getrepptem Zwerchgiebel; die breiten Seiten mit je zwei lanzettartigen Schallfenstern, darüber Uhrziffernblatt. Vierseitiges Mittelgeschoss; spitzbogiges Westportal, darüber spitzbogiges, vierbahniges Maßwerkfenster. Turm im Dreißigjährigen Krieg teilweise zerstört und 1649 als „Notturm“ wieder aufgebaut (in Traufhöhe des Schiffs Satteldach mit vierseitigem Dachreiter).91 1896 Satteldach und Dachreiter abgebrochen und durch neugotischen Backsteinturm ersetzt. 1897 Turmuhr (Firma Weule, Bockenem). 1952 Turmreparatur. 1980 Kirchturmspitze erneuert. 1990 neue Turmuhr. 1992–94 Turmsanierung (Mauerwerk). 1998 Sanierung.
Vorgängerbauten
Kapelle, vielleicht erbaut im 9. Jh. Wohl kreuzförmiger, romanischer Bau aus Sandstein, errichtet um 1200.
Ausstattung
Schlichter Altar (1963) mit zwölf Apostelfiguren aus Sandstein (um 1515/20, Snetlagemeister aus der Werkstatt des Meisters von Osnabrück), Figuren seit 1830/31 im Besitz der Familie Quaet-Faslem, 1986 zurückerworben.92 – Romanisierender Taufstein aus Sandstein (1869), achtseitiges Becken auf Säulenbündel, achtseitiger Fuß; Inschrift: „Der Kirche zu Nienburg zugeeignet von Amalie v[on] Voss. 1869. Psalm 103,2. Wer da glaubet und getaufet wird, der wird selig werden. Marc. 16,16. Auch diese Stifterin bleibe in dankbarer Erinnerung“. – Moderne, leicht erhöhte Kanzel (1963), polygonaler, hölzerner Kanzelkorb auf Steinsockel. – Geschnitzter Kruzifix und vier Schnitzfiguren der Evangelisten (1869, Friedrich Küsthardt, Hannover), ursprünglich Teil des neugotischen Altars. – Eichenholzrelief (1991, Volker Neuhoff, Nienburg), Mantelteilung St. Martin, nach dem Vorbild des Bassenheimer Reiters. – Gemälde Martin Luther (1817, J. G. F. Steinecke). – Gemälde Philipp Melanchthon (1860, Georg Steinecke). – Epitaph für P. Johannes Becker (Pistorius) († 1573), Taufszene, kleines Porträt des Verstorbenen (1582, Hermann Moller, Stadthagen).93 – Mehrere Epitaphien und Grabmäler94: für Familie Garbroick und Johann Hake (Sandstein, um 1560/79); für Familie von Freytag (Öl auf Holz, um 1570/80), Kreuzigungsszene, Wappen; für Hilmar von Münchhausen († 1573) und seine Ehefrau Lucia von Reden († 1583), reich verziertes Renaissanceepitaph (vielleicht Franz Bock, Braunschweig, 1574); für Otto Hitzfelder († 1582); für Jobst von Hasbergen und Margarethe von Steding († 1611) (Sandstein), Kreuzigungsszene (um 1580) und Wappentafel (1684); für Gf. Otto VIII. von Hoya († 1582); für Simon Steding († 1593); für Wilhelm von Wendt († 1644); für Johann Georg Steigerthal († 1740); für Johann Vincent von Müller († 1781). – Mehrere Pastorenporträts: P. Justus Werner († 1626), Sup. Johannes Baldovius († 1666), Sup. Heinrich Linde († 1673). – In der Turmhalle: Grabtumba Gf. Jobst II. von Hoya († 1545) und seiner Ehefrau Anna von Gleichen († 1545); um 1830/31 vom Chor in die Turmhalle versetzt. – Grabtumba Gf. Otto VIII. von Hoya († 1582) und seiner Ehefrau Agnes von Bentheim und Steinfurt († 1589); um 1830/31 vom Chor in die Turmhalle versetzt. – Epitaph für P. Johann Georg Steigerthal († 1712) und seine Ehefrau Catharina Ursula Veslingh († 1700). – Mehrere Grabplatten95: für Heinrich Zorn († 1676) und Clara Margareta Breigers; für Philipp von Dahlberg († 1702) und Marie Elisabeth von Wiedemann († 1714). – Außen: Zwei Bronzeskulpturen (1991, Volker Neuhoff, Nienburg), Karl der Große und Widukind. – Ehemalige Ausstattung: Vermutlich ein spätmittelalterlicher Altar mit Tafelgemälden (um 1490, zwei Tafeln mit Gemäldefragmenten erhalten, heute im Museum Nienburg.96 – Drei Schnitzfiguren (um 1480/1500), seit 1830/31 in Privatbesitz.97 – Kruzifix und zwei Heiligenfiguren (um 1510, Heimsener Meister, Werkstatt des Meisters von Osnabrück), heute im Museum Nienburg.98 – Neugotischer Altar (1869, Entwurf: Oskar Heinrich Wilsdorf, Nienburg), in der Mitte geschnitzter Kruzifix, links und rechts Schnitzfiguren der vier Evangelisten (Friedrich Küsthardt, Hannover), Altar gestiftet von Ehepaar Dörrien; 1961/64 entfernt.99 – Neugotische Kanzel mit Schalldeckel (1883–85, Entwurf: Architekt W. Degel, Nienburg, Ausführung: Bildhauer Johann Friedrich Scherf, Nienburg), Lutherkanzel, 1961/64 entfernt.100
Orgel
Wohl um 1562 Orgelneubau, ausgeführt von den Gebrüdern Cornelis und Michael Slege (Zwolle), Teile dieser Orgel vermutlich 1658/59 an die Kirche in Drakenburg verkauft.101 1648 Vertrag mit Johann Scherer (Hamburg) geschlossen über Erneuerung und Erweiterung der vorhandenen Orgel, neu hinzukommen sollten ein Rückpositiv mit 12 Registern und Springladen sowie ein Pedal mit 8 Registern; Erweiterung 1653 unvollendet abgeschlossen.102 1657 Vertrag mit Hermann Krüger (Nienburg), die „angefangene, undt annoch unverfertige Orgell“ innerhalb von zwei Jahren zu vollenden, 25 II/P, mechanische Traktur, Springladen.103 1771 Orgel als weitgehend unspielbar beschrieben, instandgesetzt von Georg Stein (Lüneburg). Weitere Reparatur wohl 1823. Instrument 1885 abgebaut. 1885 Orgelneubau, ausgeführt von Firma Gebrüder Euler (Gottsbüren), 32 II/P (HW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen; Orgelwerk in Turmhalle. Nach 1903 Dispositionsänderung. 1951/52 Dispositionsänderung. 1963/64 Orgelneubau, ausgeführt von Firma Emil Hammer Orgelbau (Hannover), 35 III/P (HW, RP, BW), mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1538), aufgestellt auf einem Podest vor der Westwand des nördlichen Seitenschiffs, abgebaut 1992, Instrument verkauft an die kath. KG St. Marien-Rothebusch in Oberhausen-Osterfeld.104 1997 Orgelneubau, ausgeführt von Thomas Jann (Allkofen), Prospektentwurf: Friedhelm Grundmann (Hamburg), 38 III/P (Grand Choeur, HW, SchwW), mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, Schleifladen (Opus 222), aufgestellt auf tischartiger Orgelempore vor Turmhalle.105
Geläut
Drei LG, I: cʼ (Bronze, Gj. 1723, Johann Grove, Celle), Inschrift: „Sacras preces tvrbas incendia fvnera pompas indico qvvm popvlos aere sonante voco“ (Heilige Handlungen, Gebete, Unruhen, Feuersbrünste, Trauerfeiern und feierliche Aufzüge sage ich an, wenn ich die Gemeinde mit tönendem Erz rufe) und „Anno Christi MCCCCLXXXI vas hoc aenvm primvm est fvsvm – deinde qvvm anno MDCLXXXII fractvm esset – MDCLXXXVI est instavratum. Posthac anno MDCCXXIII dei X Julii iterum disruptum est et renovatum eodem anno, imperante Georgii I. M. Brit. Franc. et Hib. Regeg, Bruns et Luneb. Duce, R.S.I. Archithes et El., cura B. Fr. Lindes, Superint. Henrici Piethan et Ulrici Hartke Consulum, Lüderi Thies, Sindici, et Gideonis Pape, Johannes Scholing, Lüderi Ziehn et Caroli Lemke, Senatorum sumtibus civitat Novoburg. Opera Jo. Grove“ (Im Jahr Christi 1481 ist dieses bronzene Gerät erstmals gegossen, als dann im Jahr 1682 geborsten, im Jahr 1686 erneuert. Danach im Jahr 1723 am 10. Juli abermals gerissen und erneuert im gleichen Jahr, unter der Regierung Georgs I., Königs von Großbritannien, Frankreich und Irland, Herzogs von Braunschweig und Lüneburg, Erzschatzmeisters und Kurfürsts des Heiligen Römischen Reiches, während der Amtszeit des Sup. Balthasar Friedrich Lindes, der Bürgermeister Heinrich Piethan und Ulrich Hartke, des Syndikus Lüder Thies und der Senatoren Gideon Pape, Johann Scholing, Lüder Ziehn und Karl Lemke, auf Kosten der Stadt Nienburg. Gefertigt von Johann Grove); II: esʼ, Inschrift: „Über der Heimat liegt not und Leid, Herr laß mich künden bessere Zeit“; III: gʼ, Inschrift: „Könnt Ihr im Höchsten einig sein, bricht Gottes Hilf mit Macht herein“ (beide Bronze, Gj. 1924, Firma Radler, Hildesheim), beide im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und nach Kriegsende zurück nach Nienburg. – Früherer Bestand: Eine große LG (Bronze, Gj. 1481, Hinrich Klinghe, Bremen), Inschrift wohl: „Anno 1481, nobili Jodoco Hoya comiti vas hoc Hinricus complevit Klinge. Maria ick hete. Jasver, Malgher, Balthasar“ (Im Jahr 1481 unter Gf. Jobst von Hoya fertigte Hinrich Klinge dieses Gerät. Ich heiße Maria. Caspar, Melchior, Balthasar), „Herr Heinemann und Gerd-Ka, Herr Arend Nolleke, Gerd Borgher, Otto von Rahde, Otto Heskebarg, Staes Schomaker, Jonas Knake, Gottfriedus Lundemann, Hinrich Lienberg, Ludener Kap“ und „Hinrich Klinge, de mi gegaten het“, reich verziert, u. a. mit zehn Apostelfiguren, Kreuzigungsszene, Wappen der Gf. von Hoya106; 1682 geborsten und 1686 umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1686), 1723 geborsten und umgegossen zu heutiger LG I. Eine kleine LG (Bronze), um 1751 geborsten, umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1763, Johann Heinrich Christian Weidemann, Hannover), Inschrift: „Haec campana, ante aliquot annos fracta, anno MDCCLXIII refusa est sumtibus civitatis Nienburgensis curis Ernesti Ludovici Rathlef, Superintendentis, Georgii Thies, comissarii civium regii, Johannis Philippi Meier et Joa Conradi Schwartze, consulum, J. H. Rathge, J. F. Bollmeyer, Chr. D. Rulffs, H. W. Dammers et N. C. Piltzer, senatorum. Opera J. H. Weidemann, artificis Hannoverani“ (Diese Glocke, vor mehreren Jahren geborsten, ist im Jahr 1763 auf Kosten der Stadt Nienburg neu gegossen worden, während der Amtszeit des Superintendenten Ernst Rudolf Rathlef, des königlichen Stadtkommissars Georg Thies, der Bürgermeister Johann Philipp Meier und Johann Konrad Schwartze und der Senatoren J. H. Rathge, J. F. Bollmeyer, Chr. D. Rulffs, H. W. Dammers und N. C. Piltzer. Gefertigt von Johann Heinrich Weidemann, Künstler aus Hannover), seit 1895/96 im Feuerwehrturm am Kirchplatz, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Eine mittlere LG (Bronze), seit 1895/96 in der FKap, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Zwei LG (Bronze, Gj. 1896)107, beide im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Eine SG (Bronze, Gj. 1763, Johann Heinrich Christian Weidemann, Hannover), im Dachreiter über dem Chor.
Kapellenbau
Lutherkapelle. Rechteckiger Backsteinbau mit Satteldach, erbaut 1877–79. Gestufte Strebepfeiler an den Ecken und an den Längsseiten; großes spitzbogiges Sprossenfenster nach Süden; Fenster nach Osten; Portal nach Westen, darüber hohe Spitzbogennische, flankiert von zwei spitzbogigen Sprossenfenstern. 1927 Renovierung. 1952 Sanierung.
Fenster
Buntglasfenster nach Osten (1903), gestiftet von Friedrich Karl Theodor Heye, 1945 zerstört.
Turm
Vierseitiger, offener Dachreiter über Westgiebel, erbaut 1903.
Ausstattung
Taufstein (1903), gestiftet von Familie Neddersen.
Geläut
Eine LG, fʼʼ (Bronze, Gj. 1903, Firma Radler, Hildesheim), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. 31. März 1903“, Bilder: Kreuz und segnender Christus.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus I bzw. Superintendentur (Bj. um 1790), am Kirchplatz. – Pfarrhaus II (erworben 2005), Königsberger Straße. – Pfarrhaus III (Bj. 1896), Bismarckstraße. – Gemeindehaus Neue Straße (Bj. 17. Jh., 1977 erworben, 1978 als Gemeindehaus eröffnet), Orgelpositiv, 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen, erbaut 1973 von Klaus Becker (Kupfermühle). – Küsterhaus (Fachwerkbau). – Ehemaliges Pfarrhaus II, Wallstraße (Bj. um 1583, ehemals Haßbergscher Burgmannenhof, 1960–64 umgebaut), 2000 verkauft.
Friedhof
Alter Friedhof bei der Kirche, wohl genutzt bis 1800.108 Älterer Friedhof beim Nordertor, wohl genutzt bis 1607. Alter Friedhof nahe des Nordertors, angelegt wohl um 1607, genutzt bis etwa 1800, FKap (Bj. wohl 1607).109 An der Verdener Straße „Alter Friedhof“ bzw. Friedhof am Nordertor, angelegt um 1800, FKap (Bj. 1879, siehe Lutherkapelle). An der Mindener Straße „Neuer Friedhof“ bzw. Friedhof am Leinetor, angelegt 1893/94110, FKap (Bj. 1951 als Musterkapelle auf der Bundesgartenschau Hannover), eine LG, aʼʼ (Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn). – Städtischer Friedhof am Kräher Weg (Ostrand der Stadt), FKap.
Liste der Pastoren (bis 1940)
Geistliche mit besonderem Auftrag. – 1525– 1526 Adrian Buxschott. – 15..–1557 Johann Timann (Tidemann). – 1542–1568 Bartholomäus Hornus (Hornius). – 1566–1573 Magister Mento Hogrefe. – 1570–1573 Magister Johann Becker (Pistorius).
Erste Pfarrstelle: 1526–1542 Magister Johannes Crammius. – 1542–1565 Magister Paulus Neocletianus (von Dirum). – 1566–1597 Friedrich Russius (Rauch). – 1597–1614 Johann Breiger. – 1614–1626 Magister Justus Werner (Warnecke). – 1626–1641 Magister Jacob Breiger. – 1642–1662 Magister Johannes Baldovius. – 1663–1673 Magister Heinrich Lindes. – 1674–1685 Magister Johann Justus Oldecopp. – 1685–1712 Johann Georg Steigerthal. – 1712–1720 Laurentius Andreae. – 1721–1746 Balthasar Friedrich Lindes. – 1747–1752 David Otto Wahrendorff. – 1752–1768 Ernst Ludwig Rathleff. – 1769–1786 Anthon Martin Vater. – 1788–1804 Johann Friedrich Blau. – 1805–1818 Rudow Gottfried Köster. – 1819–1825 Georg Christoph Bremer. – 1826–1837 Johann Friedrich Heinrich Effler. – 1839–1853 Johann Georg Conrad Oberdieck. – 1853–1887 Johann Georg Philipp Cordes. – 1888–1902 Johann Friedrich Wilhelm Lührs. – 1902–1908 Friedrich Wilhelm Eduard Rothert. – 1908–1935 Otto Wilhelm Heinrich Kahle. – 1936–1954 Karl Ludwig Hermann Kayser.
Zweite Pfarrstelle: 1526 Cyriacus Hessus. – 1549–1566 Friedrich Russius (Rauch). – 1566–1579 Magister Jobst Bratfisch. – 1579–1581 Johann Müller. – 1582–1625 Hermann Kehr. – 1625–1640 Bernhard Spanhake. – 1640–1647 Bernhard Friedrich Lasdorf. – 1647–1662 Theodor Broyhan. – 1663–1685 Johann Georg Steigerthal. – 1686–1706 Johann Heinrich Lindes. – 1706–1711 Johann Daniel Volmer. – 1711–1722 Johann Justus Förster. – 1722–1749 Johann Georg Gaschitz (Gassitius) 1749–1753 Michael Gerhard Kuller. – 1753–1762 Andreas Wilhelm Reusch. – 1762–1797 Heinrich Adolph Helmer. – 1797–1817 Bernhard Friedrich Reiche. – 1818–1822 Christian Heinrich Friedrich Hesse. – 1822–1832 Johann Ernst Wilhelm Böttcher. – 1833–1876 Johann Konrad Achaz Holscher. – 1877–1883 Karl Wilhelm Hermann. – 1883–1885 Dr. phil. Karl Ernst August Theodor Meumann. – 1885–1900 Konrad Bernhard Kreuser. – 1901–1916 Dr. phil. Dr. jur. Friedrich Wilhelm Theodor Apel. – 1918–1927 Georg Friedrich August Heinrich Bergholter. – 1927–1930 Bruno Adolf Küthmann. – 1930–1957 Hans Heinrich Eide Eduard Heike.
Dritte Pfarrstelle: 1903–1933 Heinrich Friedrich Ernst Zieseniß. – 1935–1954 Johann Friedrich Kramer.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 195–197
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 8501–8595 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 675 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6056–6092 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1695, 1696 (Visitationen); D 60 (EphA Nienburg); E 2 Nr. 618 (Landesverein Innere Mission); L 5a Nr. 287–288, 290–293, 558, 1314 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle) N 037 (Nachlass Ludwig Kayser); S 2 Witt Nr. 04, 15 (Fotosammlung); S 9 rep Nr. 146, 1760 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7963 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1645
Trauungen: ab 1655
Begräbnisse: ab 1645
Kommunikanten: ab 1747
Konfirmationen: ab 1755 (Lücken: 1767–1733, 1775–1831)
Wehrmachtgemeinde
Taufen: 1936–April 1945
Trauungen: 1936–April 1945
Begräbnisse: 1936–April 1945
Konfirmationen: 1936–April 1945
Literatur
A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 981–985; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz II, S. 425–431; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 55–126; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 203; Heckmann, Kirchen und Kapellen, S. 40–43; Meyer, Pastoren II, S. 195–197; Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 158–159.
B: 50 Jahre Pfarrkirche St. Bernward. Über 150 Jahre katholische Kirchengemeinde St. Bernward Nienburg/Weser. Festschrift zum Jubiläum, hrsg. von der Kath. Pfarrgemeinde St. Bernward, Nienburg 2006; Die neue Orgel der St. Martinskirche Nienburg 1997, hrsg. von der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Martin Nienburg, Nienburg 1997; St. Martin einst und jetzt. Herausgegeben aus Anlass der Erneuerung der Kirche, hrsg. von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Martin Nienburg, Weser, Frankfurt 1963; Christoph Brockes, Andreas Lechtape: Ev.-luth. Pfarrkirche St. Martin Nienburg, Weser, (= Kleine Kunstführer 2395), Regensburg 1999; Mark Feuerle (Hg.): Nienburg. Eine Stadtgeschichte, Bremen 2010; Heinrich Gade: Geschichte der Stadt Nienburg an der Weser. Mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der Grafen von Hoya, Nienburg 1862 [ND 1974]; Heinrich Gade, Thorsten Neubert-Preine: Die Geschichte Nienburgs von 1862 bis 1895. Beschreibung des Zeitgenossen Heinrich Gade, Nienburg/Weser 2010; Nicolaus Heutger: St. Martin in Nienburg/Weser, in: Nicolaus Heutger: Zukunft für unsere Vergangenheit, Hildesheim 1975; Nicolaus Heutger (Hg.): St. Martin in Nienburg (Weser), Langen/Hessen [um 1969]; Reinhard Karrenbrock; Axel Fahl-Dreger: St. Martin zu Nienburg. Die Pfarrkirche, ihre Gewölbemalereien und ihre Kunstdenkmäler, Nienburg 1995; Werner Monselewski: Die Weihe der St. Martinskirche zu Nienburg/Weser. 24. September 1441. Festschrift 1991, Nienburg 1991; Thomas Seggermann. Nienburgs Martinskirche als Bauwerk im Wandel der Jahrhunderte, Nienburg/Weser 2001; Wilhelm Siebert: Die Martinskirche zu Nienburg a. d. Weser, Nienburg a. d. Weser 1924; Hermann Ziegler: Die Lutherkapelle, in: Dietmar Obstoj (Red.): Glasherstellung in Nienburg. 100 Jahre Wilhelmshütte 1891–1991, Nienburg/Weser 1991, S. 114–115.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Gewölbemalerei (Fünffaches Antlitz Jesu), Gewölbemalerei (Ranken, Wappen, Inschrift), Gewölbemalerei (Mariä Verkündigung), Gewölbemalerei (Masken), Gewölbemalerei (Butterhexe), Wandmalerei (Christophorus), Apostelfiguren (Bartholomäus, Petrus), Apostelfiguren (Johannes, Jakobus der Ältere), Gedächtnistafel Freytag, Epitaph Münchhausen.
GND
2029752-X, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sankt Martin (Nienburg / Weser); 4396958-6, Sankt Martin (Nienburg / Weser)
Website der Kirchengemeinde (16.08.2021)
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 196; ursprünglich neben Martin auch Maria und Heiligkreuz.
- Hucker, in: Feuerle, S. 88. Vgl. ebd. zur Entstehung Nienburgs.
- Hucker, in: Feuerle, S. 89.
- Hoyer UB VIII, Nr. 7.
- Hoyer UB I, Nr. 1 und 2. Zur Datierung: Hucker, in Feuerle, S. 110. Vgl. auch Paravicini, Residenzen IV,1, S. 688: „Die wichtigste Erwerbung [der Gf. von Hoya] war die Freigft. Nienburg mit deren Zentrum, Burg und Stadt Nienburg.“
- Bremisches UB I, Nr. 243; Hoyer UB VIII, Nr. 97; Hoyer UB I, Nr. 48.
- Hoyer UB I, Nr. 421; ebd., Nr. 467.
- Detailliert: Gade, Hoya und Diepholz I, S. 114 ff.
- Feuerle, S. 241 ff.
- Feuerle, S. 308 ff.
- Hucker, in: Feuerle, S. 97 und 99; Seggermann, S. 24.
- Hucker, in: Feuerle, S. 113. Ausführlich zur Baugeschichte, Seggermann, S. 23 ff.
- UB Loccum I, Nr. 27; Cal. UB III, Loccum, Nr. 39. Nach Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 8, ist die Urkunde „nach der Zeugenreihe“ jedoch Gf. Heinrich II. von Hoya (amt. 1239–1290) zuzuordnen.
- Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 15. Nach Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 9, ist Everhardus nicht als Nienborger Geistlicher anzusehen, sondern gehört „in den Bereich der Mindener Geistlichkeit“.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 72 (1237); Cal. UB V, Mariensee, Nr. 36 (1239); Cal. UB III, Loccum, Nr. 113 (1247); Hoyer UB I, Nr. 18 (1258, Godefrithus rector ecclesie nienburch).
- Hoyer UB VII, Nr. 43 (1263), Cal. UB III, Loccum, Nr. 327 (1272), 425 (1282) und 456 (1286).
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 424 und 425; nach Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 9, handelt es sich um Burchard von Hoya (1238–1294), Propst in Bücken.
- Westfälisches UB VI, Nr. 1474.
- Hoyer UB III, Nr. 70.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 671.
- Hoyer UB I, Nr. 91.
- Holscher, Bisthum Minden, S. 288; UB Hameln I, Nr. 554.
- Paravicini, Residenzen IV,1, S. 689.
- Gade, S. 34. Weihbischof Johann, Titularbischof von Missine (heute Drizipara) war Generalvikar der Bf. Albrecht von Minden und Magnus von Hildesheim. Die Informationen zur Weihe entstammen einem Pergament, das bei der Renovierung der Kirche 1830 im zusammen mit Reliquien in einem Bleikästchen im Altar entdeckt wurde. Das Pergament ist nicht im Original, sondern nur in einer Abschrift von Sup. Johann Effler (amt. 1826–1837) überliefert, vgl. Monselewski, S. 17 f. (dort der lateinische Text samt Übersetzung). Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 9 f., bezweifelt das Weihejahr 1441 und argumentiert für eine Weihe am 14. September 1451 (dem folgt Brockes, S. 4), überzeugender erscheinen jedoch die Gegenargumente bei Seggermann, S. 106 ff. Bei Gade ist als Weihedatum der 24. September angegeben, was Monselewski mit dem Hinweis auf die Einführung des Gregorianischen Kalenders zu erklären sucht (Monselewski, S. 20 f.); ein Druckfehler scheint jedoch die naheliegendere Erklärung zu sein.
- Hoyer UB I, Nr. 427.
- Hoyer UB I, Nr. 467.
- Hoyer UB VII, Nr. 133, Anm. 1 (1484). „Herr Heinemann“ war auch auf der 1481 gegossenen Glocke erwähnt, vgl. St. Martin einst und jetzt, S. 16; Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 10 (1506/18); Bösche, Holste, S. 88 mit Anm. 683 (1520).
- Bösche, Holste, S. 88.
- Hoyer UB I, Nr. 1135.
- Hoyer UB VII, Nr. 105.
- Hoyer UB I, Nr. 467 und 471.
- Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 10. Die Angaben zu den letztgenannten Altären entstammen zwei Lehnregistern aus der Zeit zwischen 1506 und 1518 und enthalten jeweils auch die Namen der Inhaber. Der Dreikönigsaltar ist auch 1538 belegt (Hoyer UB I, Nr. 1371). Den Katharinenaltar erhielt 1562 Johann Weldige, nachdem Franz von Halß gestorben war (Hoyer UB I, Nr. 841).
- Gade, S. 36; Hoyer UB VIII, Nr. 298; Feuerle, S. 166 f.
- Feuerle, S. 166.
- Hoyer UB I, Nr. 598. Die im Hoyer UB I, Nr. 493, „zu Nienburg“ lokalisierte Liebfrauenkapelle lag jenseits der neuen Brücke vor Hoya, vgl. Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 11; Feuerle, S. 165.
- Vgl. zur Reformation in der Gft. Hoya zuletzt Bösche, Holste, S. 75 ff., zur KO S. 115 f. Vgl. zudem Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1122 ff. Zeitgenössische Quellen zur Reformation in der Gft. Hoya fehlen weitgehend; die Kenntnisse stammen überwiegend aus historischen Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jh., die „urkundlich und archivalisch nicht mehr belegt werden“ können (ebd., S. 1122).
- Bösche, Holste, S. 86 f.
- Bösche, Holste, S. 87.
- Bösche, Holste, S. 96.
- Gade, Hoya und Diepholz II, S. 84.
- Hoyer UB VII, Nr. 166, Anm. 1. Das Kirchenlied „Wir glauben all an einen Gott“ hatte Martin Luther 1524 verfasst. Vgl. auch Bösche, Holste, S. 87.
- Hoyer UB VII, Nr. 166, Anm. 1.
- Hoyer UB I, Nr. 1514.
- Hoyer UB VIII, Nr. 335; Bösche, Holste, S. 322 und 385 f.; Gade, S. 49; Feuerle, S. 423.
- Hoyer UB I, Nr. 1522.
- Zum Folgenden: Gade, S. 145 f., dort auch die Zitate.
- Gade, S. 146; Gade/Neubert-Preine, S. 32.
- Zum Folgenden: Feuerle, S. 344 ff.; Gade, S. 150; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 115; Gade/Neubert-Preine, S. 32 f.
- Gade, S. 150; Weitere Hilfsprediger waren u. a. P. Heinrich Friedrich Wilhelm Fischer (amt. 1862–65), P. Carl Philipp Wilhelm Teichmann (amt. 1865–71), P. Johann Friedrich Meinhard Gossel (amt. 1871), P. Johann Heinrich Wilhelm Lindemann (amt. 1871–73), P. Karl Friedrich Adolf Peetz (amt. 1873–1874) und P. Konrad Christian Wilhelm Karl Friedrich Schädla (amt. 1874–76) und P. Hermann Richard Wilhelm Simon (amt. 1876), vgl. LkAH, A 6, Nr. 6056–6092.
- Vgl. zu Oberdieck: Heß, Wilhelm, „Oberdieck, J. G. C.“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 87–88 [Online-Version]. Während seiner Nienburger Amtszeit publizierte Oberdieck u. a. „Die Probe- oder Sortenbäume als bestes und leichtestes Mittel, sich in kurzer Zeit umfassende pomologische Kenntnisse zu verschaffen“ (1842) und „Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland“ (1852).
- Feuerle, S. 440 f. Insgesamt zur jüd. Gemeinde: Obenaus, Handbuch II, S. 1105 ff.
- Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 12; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 66; Gade/Neubert-Preine, S. 35. Ausführlich: 50 Jahre, S. 9 ff.
- Heutger, St. Martin (1975), S. 15. Zu Amalie Thomas und den Anfängen der Diakoniestation in Nienburg: Berger, in: Feuerle, S. 572 ff. Bei Berger findet sich auch der Text der 13 Paragrafen umfassenden Dienstanweisung.
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1938); Berger, in: Feuerle, S. 579.
- Gade, Hoya und Diepholz II, S. 114.
- Gade, Hoya und Diepholz II, S. 121.
- Gade/Neubert-Preine, S. 28; LkAH, S 9 rep, Nr. 146 (Lutherkapelle hat Geburtstag, 19.12.1959).
- KABl. 1903, S. 22; LkAH, L 5a, Nr. 288 (Visitation 1949).
- LkAH, S 1 H III Nr. 712, Bl. 7; LkAH, L 5a, Nr. 288 (Visitation 1949): „ohne klare Erkenntnis der eigentlichen DC-Ziele“.
- LkAH, L 5a, Nr. 288 (Visitation 1949).
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1938).
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1943).
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1938).
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1943).
- Zum Folgenden: Obenaus, Handbuch II, S. 1118 ff., dort auch die Zitate. Vgl. ebd., S. 1120, für die Namen der 1942 deportierten Nienburgerinnen und Nienburger.
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitationen 1938 und 1943).
- LkAH, L 5a, Nr. 287 (Visitation 1943); ebd., Nr. 288 (Visitation 1949).
- Zum Folgenden: St. Martin einst und jetzt, S. 12 f., dort auch die Zitate. Der 1947 eingeweihte Kapellenraum stand 1948–50 nicht zur Verfügung.
- KABl. 1951, S. 47.
- LkAH, L 5a, Nr. 288 (Visitation 1949).
- LkAH, L 5a, Nr. 288 (Visitation 1956).
- KABl. 1957, S. 171.
- KABl. 1964, S. 3.
- LkAH, L 5a, Nr. 290 (Visitation 1975), ebd., Nr. 291 (Visitation 1981).
- LkAH, L 5a, Nr. 291 (Visitation 1981).
- KABl. 1903, S. 22; KABl. 2000, S. 152.
- KABl. 1951, S. 47; KABl. 1957, S. 171.
- KABl. 1912, S. 91.
- KABl. 1957, S. 171.
- KABl. 1964, S. 3; KABl. 2006, S. 107.
- Holscher, Bisthum Minden, S. 283.
- Hannoverscher Staatskalender 1748, S. 83 f. (Hassel ist dort wohl irrtümlich nicht genannt).
- KABl. 2004, S. 4.
- Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 9.
- Zur Weihe: Gade, S. 34; Fahl-Dreger, in: Karrenbrock, S. 9 f.; Seggermann, S. 106 ff. Zur Baugeschichte: Karrenbrock, S. 14 ff.; Seggermann, S. 23 ff.
- Ausführlich: Karrenbrock, S. 34 ff. (mit Abb.).
- Zur Baugeschichte: Seggermann, S. 23 ff. (mit Rekonstruktionsskizzen); Karrenbrock, S. 14 ff., zum Chor, ebd., S. 25 ff.: „ein verhältnismäßig seltener, komplizierter Chorschluß, der ohne ein unmittelbares Vorbild kaum zu denken ist“ (ebd., S. 26).
- Gade, S. 146.
- St. Martin einst und jetzt, S. 9 ff.
- Karrenbrock, S. 99 ff.
- Karrenbrock, S. 15 ff. (mit Abb.).
- Karrenbrock, S. 86 ff. (mit Abb.).
- Karrenbrock, S. 112.
- Karrenbrock, S. 106 ff.
- Karrenbrock, S. 120 ff.
- Karrenbrock, S. 82 ff. (mit Abb.).
- Karrenbrock, S. 85 (mit Abb.).
- Karrenbrock, S. 94 ff. (mit Abb.).
- Karrenbrock, S. 21 (Abb.) und S. 133.
- Karrenbrock, S. 21 (Abb.); Gade/Neubert-Preine, S. 30.
- Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 73.
- Zum Folgenden: Die neue Orgel, S. 24 ff.; Brockes, S. 18. Gade, Hoya und Diepholz II, S. 60, vermutet einen Orgelneubau um 1607/08.
- Geplante Disposition: Die neue Orgel, S. 27 f.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 169.
- Siehe auch https://www.jannorgelbau.com/2009/11/opus-222/, 16.08.2021.
- St. Martin einst und jetzt, S. 14.
- Gade, Hoya und Diepholz II, S. 65 und 121.
- Zum Folgenden: Heutger, St. Martin (1975), S. 26 ff.
- Nach Gade, S. 109. Bei der Jahresangabe 1607 handelt es sich möglicherweise um einen Irrtum, da sie im Kapitel „1648–1714“ genannt wird und dort zwischen den Angaben zu den Jahren 1668 und 1711 steht.
- Gade/Neubert-Preine, S. 32.