Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Der Ort ist schriftlich erstmals als Mikelenfeld im Registrum Ecclesie Corbeiensis abbatis Erkenberti (Register der Corveyer Kirche von Abt Erkenbert) erwähnt, das zwischen 1107 und 1128 entstand und in einer Abschrift des 15. Jh. überliefert ist.1 Möglicherweise ging der Landbesitz des Klosters Corvey in Meckelfeld auf eine Stiftung des 9. Jh. zurück.2 Meckelfeld zählte zur Gft. Stade, die 1236 als Lehen der Bremer Erzbischöfe teilweise an die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg kam.3 Bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 kam diese Region – die späteren Ämter Moisburg und Harburg (zu dem Meckelfeld gehörte) – zum Teilfsm. Lüneburg. Als teilsouveräne Herrschaft Harburg war das Amt Harburg seit 1527 im Besitz einer welfischen Nebenlinie und fiel 1642 wieder zurück an das Fsm. Lüneburg, das 1705 im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) aufging. Von 1810 bis 1813 gehörte Meckelfeld zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Hittfeld, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählte der Ort, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Harburg und war ab 1852 Teil des kurzlebigen Amtes Hittfeld, das 1859 wieder im Amt Harburg aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Meckelfeld 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam der Ort zum Lkr. Harburg. Seit 1972 ist Meckelfeld Teil der neugegründeten Gemeinde Seevetal. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1962: „Der größte Teil der Gemeinde besteht aus Arbeitern und Angestellten, die alle in der Industrie tätig sind. Neuerdings sind auch begüterte und in ihrer Berufsstellung gehobene Personen hinzugezogen, so daß der Volksmund einen Siedlungskomplex als das ‚Millionenviertel‘ bezeichnet hat.“4 1964 kam ein „Neubaugebiet mit Hochhäusern“ dazu.5 Um 1810 lebten knapp 400 Menschen in Meckelfeld, 1925 etwa 965, 1950 rund 2.815 und 2022 gut 9.965.
Kirchlich gehörte Meckelfeld bis zur Mitte des 20. Jh. zum Kirchspiel Sinstorf. Eine Schule lässt sich Meckelfeld 1667 belegen.6 In den 1890er Jahren regte der Sinstorfer P. Ludwig Gottlieb Sietz (amt. 1887–1905) an, in Meckelfeld eine eigenständige Kirchengemeinde zu errichten.7 1938 schließlich erwarb die KG Sinstorf einen Bauplatz für Kirche und Pfarrhaus in Meckelfeld. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Sinstorf mit dem Ostgeistliche P. Helmut Welz (amt. 1948–1973) einen zweiten Geistlichen, der sich seit 1947 dem Gemeindeaufbau in Meckelfeld widmete (mit der „Versehung der neu zu errichtenden Pfarrstelle Meckelfeldt[sic]-Over“ beauftragt).8 Ein Jahr später, zum 1. April 1948, errichtete das LKA Hannover die „Ev.-luth. KG Meckelfeld“.9 Die neue Gemeinde erhielt eine eigene Pfarrstelle, die P. Welz übernahm. Das Gemeindegebiet umfasste auch Bullenhausen, Groß- und Kleinmoor (vorher Johannis-KG Harburg) und Over (vorher KG Hittfeld); für Over und Bullenhausen gründete das Landeskirchenamt gleichzeitig die KapG Over (bestand bis 1990).
Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde Meckelfeld, die 1950 rund 4.500 Gemeindeglieder zählte, in einem Gasthaussaal (zunächst „Unter den Linden“, später Bahnhofsgaststätte); zudem fanden alle zwei Wochen Gottesdienste in den Schulen in Bullenhausen und Over statt. Ein Gemeindeglied, das nach Mehrum verzog, überließ der Kirchengemeinde sein Haus als Pfarrhaus, der Konfirmandenunterricht fand in der Schule statt, die Jugendabende ebenfalls in einem Wirtshaus (Moorkrug). Von der KG Hittfeld hatte die KG Meckelfeld die Gemeindeschwesternstation in Over übernommen und richtete 1948 eine zweite in Meckelfeld selbst ein; beide Stationen waren mit Diakonissen aus dem Amalie-Sieveking-Mutterhaus in Hamburg-Volksdorf besetzt.10
Nach der ersten Visitation der KG Meckelfeld im Herbst 1950 zog der Hittfelder Sup eine positive Bilanz: Es sei gelungen, „in der Gemeinde wirklich kirchliches Leben zu wecken. Es ist das bei der bisher völlig unkirchlichen Gemeinde wirklich etwas ganz Großes.“11 1956 war das Urteil verhaltener: Es sei „hoch erfreulich, dass in dieser schwierigen Gemeinde sich ein kirchlicher Kern gebildet hat und sich in den Gottesdiensten und kirchlichen Kreisen kirchliches Leben zeigt“.12 In Over hatte die Gemeinde 1950 einen kirchlichen Friedhof angelegt und am 23. März 1952 eine Kapelle eingeweiht. Meckelfeld erhielt 1951 einen kirchlichen Friedhof und im August 1953 begann der Kirchenbau. Ein Dreivierteljahr später feierte die Gemeinde zusammen mit dem Lüneburger LSup. Wilhelm Dornblüth (amt. 1954–1964) am 23. Mai 1954 die Einweihung der neuen Kirche. Bis zum Bau der kath. Kirche St. Altfrid, geweiht im Jahr 1970, fanden in der ev.-luth. Kirche Meckelfeld auch kath. Gottesdienste statt.
Angesichts der steigenden Gemeindegliederzahlen – 1962 gut 5.600, 1974 etwa 7.200 – erhielt die KG Meckelfeld 1965 eine zweite Pfarrstelle und 1973 eine dritte (Sitz in Over); Seelsorgebezirke legte die KG nicht fest, vielmehr gab es eine „funktionale Gliederung der Arbeit“ im Pfarramt.13 Mit Pn. Susanne Franz (amt. 1987–1998, seit 1986 Hilfspfarrerin) übernahm erstmals eine Frau eine Pfarrstelle in Meckelfeld.
Anfang 1971 hatte die Gemeinde einen kirchlichen Kindergarten eingerichtet, in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war die erste Mutter-Kind-Gruppe hinzugekommen. Kinder und Familien bildeten in den folgenden Jahren einen Schwerpunkt der Gemeindearbeit. 1993 bestanden insgesamt zehn Mutter-Kind-Gruppen; der Hittfelder Sup. wünschte sich für diese „niederschwellige Missionsarbeit“ eine „modellhafte Wirkung in die ganze Landekirche hinein“.14
Bis 1999 sank die Zahl der Gemeindeglieder in der KG Meckelfeld auf rund 5.560 ab, was rund 47 Prozent der Bevölkerung entsprach.15 2010 hob das LKA Hannover eine der drei Pfarrstellen auf.16 Im Jahr 2011 eröffnete die Kirchengemeinde Gemeinde im Gemeindehaus das „Ev. Familienzentrum Meckelfeld“ ein.17 Im gleichen Jahr war sie Gründungsmitglied des „Verbandes ev.-luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Hittfeld“; der Verband übernahm die Trägerschaft des gemeindeeigenen Kindergartens „Meckelfelder Kirchenmäuse“.18
Pfarrstellen
I: 1948.19 – II: 1965–2010. 2010 neu errichtet aus III.20 – III: 1973–2010 (umgewandelt in II).21
Umfang
Meckelfeld sowie Friesenwerdermoor, Klein und Groß Moor, außerdem Bullenhausen und Over mit Hagolt (beide bildeten bis 1990 die KapG Over).22
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1948 zum KK Hittfeld.
Kirchenbau
Rechteckbau mit eingezogenem Rechteckchor und Pfarrhaus im Westen, erbaut 1954 (Architekt: Kirchenbaurat Reinhard Vogt, Hamburg). Satteldach, nach Osten abgewalmt. Ziegelmauerwerk, Stützpfeiler an den Längswänden. An den Längswänden je drei Gruppen mit je drei schmalen, hochrechteckigen Fenstern, an der Nordseite des Chors ein hochgelegenes Kreisfenster, an der Südseite zwei Hochrechteckfenster und darüber ein Kreisfenster. Im Innern hölzernes Tonnengewölbe im Schiff, pyramidenstumpfförmige, holzverschalte Decke im Chor; Rundbogen zwischen Chor und Schiff, weiß geschlämmte Ziegelwände; Westempore; Raum unterhalb der Empore zum Schiff abgetrennt (verglaste Holzwand). 1994–96 Umbau. 2019 Beleuchtung im Innenraum erneuert.
Turm
An der Südwestecke vierseitiger Turm mit geböschten Außenmauern und vierseitigem, schiefergedecktem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz. Unterbau aus Ziegelmauerwerk, Glockengeschoss Fachwerk mit Ziegelausfachung. Im Glockengeschoss querrechteckige, zweiteilige Schallfenster nach Osten, Süden und Westen, darunter im Mittelgeschoss je ein Kreisfenster. Im Erdgeschoss drei Rechteckfenster nach Osten, flachbogiges Hauptportal nach Süden. 1994–96 Turmsanierung. 2014 Turmhelm instandgesetzt.
Ausstattung
Hölzerner Altartisch. – Erhöhte Kanzel mit polygonalem, hölzernen Kanzelkorb und Bruchsteinsockel. – Kruzifix an Altarwand.
Orgel
1964/65 Orgelneubau, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1998 Instandsetzung, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG, I: h’; II: d’’; III: e’’ (alle Bronze, Gj. 1954, Firma Rincker, Sinn).
Kapelle in Over.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus I (Bj. 1954, baulich verbunden mit Kirche). – Pfarrhaus II (Bj. 1965). – Gemeindehaus (Bj. 1966). – Pfarrhaus Over (Bj. 1983).
Friedhof
Kirchlicher Friedhof in Meckelfeld, angelegt 1951, FKap (Bj. 1956), Kleinorgel, erbaut 1958 von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 3 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Kirchlicher Friedhof in Over, angelegt 1950.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
B 2 G 9 Nr. 2045–2046 (Bauwesen und Baupflege); S 09 rep Nr. 1685 (Presseausschnittsammlung).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1948
Trauungen: ab 1948
Begräbnisse: ab 1948
Kommunikanten: ab 1948
Konfirmationen: ab 1948
Frühere Eintragungen für Meckelfeld siehe Sinstorf, für Over siehe Hittfeld, für Bullenhausen, Groß Moor und Klein Moor siehe Hamburg-Harburg, St. Johannis.
Literatur
A: 50 Jahre Seevetal, S. 354–355; Manecke, Beschreibungen I, S. 229.
B: Jan Bock: Eine archäologische Untersuchung im alten Dorfkern von Meckelfeld. Archäologie im Landkreis Harburg, in: Kreiskalender. Jahrbuch für den Landkreis Harburg 2017, S. 17–24; Lisa Heßmer: Liebes altes Meckelfeld. Heimatchronik, Seevetal 1980, bes. S. 121–130; Klaus Richter: Meckelfelds älteste Geschichte und der Diers-Hof, in: Kreiskalender. Jahrbuch für den Landkreis Harburg 2017, S. 25–34; Helmut Welz: 10 Jahre Kirchengeschichte Meckelfeld, in: Harburger Kreiskalender 1958, S. 79–81; Helmut Welz: 25 Jahre Kirchengeschichte Meckelfeld, in: Harburger Kreiskalender 1973, S. 35–38.
GND
1238813429, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Meckelfeld
Weitere Bilder
- Friedhofskapelle
- Friedhofskapelle
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- Kaminsky, Reichsabtei Corvey, S. 238 (Registrum Erkenberti § 47).
- Richter, S. 26.
- Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 39 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1962.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1980.
- Heßmer, S. 122.
- Zu Entstehung und Entwicklung der Gemeinde vgl. Welz, 10 Jahre, S. 79 ff., und Welz, 25 Jahre, S. 35 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Besetzung der Pfarrstelle, [Bl. 1] (28.04.1947).
- KABl. 1948, S. 7.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1950. Die Stationen wurden vor 1973 zusammengelegt.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1950.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1955.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1987.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1993. Siehe auch ebd. Visitation 1987.
- LkAH, L 5e, unverz., Meckelfeld, Visitation 1999.
- KABl. 2011, S. 58.
- 50 Jahre Seevetal, S. 354 f.
- KABl. 2011, S. 94 ff.
- KABl. 1948, S. 7.
- KABl. 1965, S. 16; KABl. 2011, S. 58.
- KABl. 1973, S. 12 f.; KABl. 2011, S. 58.
- KABl. 1990, S. 100.