Frühere Gemeinde | KapG der KG Plate | Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: Maria1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Dorf 1323 als Lubelen nachgewiesen; es zählt zu den „größten und zugleich besterhaltenen Rundlingen des Kreises“.2 Zwischen der Mitte des 14. und der Mitte des 15. Jh. erwarb die Familie von Plato die Grundherrschaft in Lübeln; das Dorf gehörte zum später sogenannten Platenwerder.3 Lübeln lag im Gebiet des Amtes Lüchow (vormals Gft. Lüchow, 1320 an die Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg gekommen), das zum welfischen Teilfsm. Lüneburg gehörte, seit 1591 zur Herrschaft Dannenberg (die 1636 an das Fsm. Wolfenbüttel kam)4, ab 1671 erneut zum Fsm. Lüneburg und ab 1705 zum Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). Die Gerichtsbarkeit in Lübeln und dem Platenwerder stand der Familie von Plato zu (Patrimonialgericht Grabow, Ober- und Niedergericht).5 In französischer Zeit gehörte Lübeln von 1810 bis 1813 zum Kgr. Westphalen (Kanton Clenze im Distrikt Lüneburg des Departements Niederelbe, ab 1811 im Distrikt Uelzen des Departements Aller). Danach zählte Lübeln, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Lüchow und das Patrimonialgericht wurde restituiert. Es wurde 1849 aufgehoben und 1852 kam Lübeln zum kurzlebigen Amt Clenze zu Lüchow, das 1859 wieder im Amt Lüchow aufging. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Lübeln 1866 an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam das Dorf zum Kr. Lüchow, der 1932 im Lkr. Dannenberg aufging (1951: Lkr. Lüchow-Dannenberg). 1972 wurde das Dorf nach Küsten eingemeindet (1972 Samtgemeinde Lüchow, 2006 Samtgemeinde Lüchow (Wendland)). Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. entstand nordwestlich des eigentlichen Rundlings eine Ortserweiterung.6 In Lübeln befindet sich das Rundlingsmuseum.7 Um 1813 lebten etwa 90 Menschen in Lübeln (22 Hausstellen)8, 1905 knapp 125, 1946 rund 200 und 2004 ungefähr 120.
Kirchlich gehört Lübeln zur KG Plate. Eine eigene Kapelle ist erstmals 1677 im „Hausbuch derer von Plato“ belegt: „Allhier im Dorfe Lübeln ist eine Capelle, woselbst auf Philippi, Jacobi und alle vier Zeiten einmal gepredigt wird und halten nach Anleitung des Herrn Hofrichters Hausbuch die Leute des Dorfes die Kapelle in Bau und Besserung“.9 Die Glocke der Kapelle stammt noch aus vorref. Zeit: Sie wurde um 1300 gegossen, trägt jedoch keine Inschrift. Lübeln hatte den Status einer Kapellengemeinde innerhalb der KG Plate. Wegen Baufälligkeit wurde die Kapelle 1840 abgebrochen.
Im frühen 20. Jh. planten die Mitglieder der Realgemeinde den Neubau eines Kapellengebäudes, der schließlich 1909 fertiggestellt werden konnte. 1936 fanden in der Kapelle jährlich vier Gottesdienste statt: an den zweiten Feiertagen der drei hohen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten sowie am zweiten Sonntag im September (zwei der Gottesdienste mit Abendmahl).10 Zum 1. April 1970 hob das LKA Hannover die KapG Lübeln auf, Rechtsnachfolgerin ist die KG Plate.11
Bei Auflösung der Realgemeinde im Jahr 1972 ging das Kapellengebäude in das Eigentum der KG Plate über.12

Kapellenbau

Rechteckbau mit dreiseitiger Apsis im Westen und Eingangsvorbau im Osten, erbaut 1909. Satteldach, Apsisdach abgewalmt, Vorbau mit Satteldach. Fachwerk mit Ziegelausfachung. An den Längsseiten je drei Doppelfenster mit schlichtem Eisenmaßwerk, an der Apsis zwei einfache Fenster mit schlichtem Eisenmaßwerk; über dem Eingangsvorbau dreiteiliges Fenster. Rechtecktür, im Giebel des Vorbaus Inschrift „Erbaut 1909“. Im Innern holzverschalte, trapezförmige Decke, in der Apsis flache Holzdecke; an der Westwand oberhalb der Apsis Inschrift: „Selig sind die Gottes Wort hören“. 1972 ging die Kapelle in kirchliches Eigentum über (Auflösung der Realgemeinde).13

Turm

Über dem Ostgiebel vierseitiger, offener Dachreiter mit vierseitigem Spitzpyramidenhelm, schiefergedeckt.

Vorgängerbau

1677 Kapelle erstmals belegt. 1840 wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Ausstattung

Holzaltar mit querrechteckigem Retabel und seitlichen Schranken. – Hölzernes Kruzifix. – Fünf Holzskulpturen (wohl 15. Jh.), Maria mit Kind, St. Antonius, Apostel, weibliche Heilige, thronender Bischof; 1990 restauriert; nur zum Gottesdienst in der Kapelle.

Orgel

Elektronische Orgel ohne Pedal, angeschafft 2009.

Geläut

Eine LG, b’’ (Bronze, Gj. um 1300), Zuckerhutform, ohne Inschrift.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 600 (Spec. Landeskons.); S09 rep. Nr. 1931 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7109 I und II (Findbuch PfA).

Literatur & Links

A: Behn, Wendland, S. 100–101; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 69–71; Kelletat, Kirchen und Kapellen, S. 27; Manecke, Beschreibungen II, S. 122; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 116; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 128–129; Schmitz, Siedlungsnamen, S. 122.

B: Der Rundling Lübeln im Wendland, hrsg. vom Rundlingsverein (= Schriftenreihe des Rundlingsvereins e.V. 4), Jameln 2017; Anita Charlotte Langelotz: Kapelle Lübeln, Lüchow 2009; Wolfgang Meibeyer: Dörfer und Grundherrschaften im Platenwerder. Der Platenwerder und die Herren von Plato, in: Hannoversches Wendland 15 (2001), S. 225–242; Willi Schulz: Das Runddorf Lübeln vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart, in: Hannoversches Wendland 5 (1974/75), S. 47–58.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kapelle und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle.


Fußnoten

  1. Kelletal, Kirchen und Kapellen, S. 27. Vgl. dagegen Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 271: kein mittelalterliches Patrozinium bekannt.
  2. Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 128. Brosius, Regesten, Nr. 7. Zum Namen vgl. Schmitz, Siedlungsnamen, S. 122 (der älteste Beleg dort von 1363). Zu Lübeln insgesamt vgl. Rundling Lübeln, S. 3 ff., und Schulz, S. 47 ff.
  3. Meibeyer, S. 227 f.
  4. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon I, S. 209 f.
  5. Manecke, Beschreibungen II, S. 122; Meibeyer, S. 225. Das Gericht umfasste u. a. Plate, Lübeln, Reitze, Belitz, Beutow, Grabow, Lüsen und Gollau, nicht aber Müggenburg. Zu den einzelnen Dörfern vgl. Meibeyer, S. 227 ff.
  6. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 70.
  7. Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon II, S. 313; siehe auch rundlingsmuseum.de, 02.07.2024.
  8. Manecke, Beschreibungen II, S. 122.
  9. Zit. bei Behn, Wendland, S. 101; Langelotz, [S. 2].
  10. LkAH, L 5e, unverz., Plate, Visitation 1936.
  11. KABl. 1970, S. 4 f.
  12. Langelotz, [S. 6]. LkAH, L 5e, unverz., Plate, Visitation 1974.
  13. Langelotz, [S. 6]. LkAH, L 5e, unverz., Plate, Visitation 1974.