Sprengel Hannover, KK Burgwedel-Langenhagen | Patrozinium: Emmaus | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Die Emmausgemeinde im Süden der Stadt Langenhagen ist die älteste Tochtergemeinde der Elisabethgemeinde. Sie gründete sich zum 1. April 1956.1 Knapp umriss der Ortspfarrer 1959 die soziale Zusammensetzung der etwa 7.000 Gemeindeglieder zählenden KG: „Vor allem Industriearbeiter, kleinere und mittlere Beamte, Rentner und Siedler und sehr viel Flüchtlinge und Ausgebom[b]te.“2
Die Gemeinde ging aus dem 1953 eingerichteten dritten Pfarrbezirk der Elisabethgemeinde hervor, der Wiesenau und das Gebiet des späteren Hindenburgviertels umfasste. Die Frauenhilfe des Bezirks gründete einen Kirchbauverein, um zunächst Geld für ein Gemeindehaus zu sammeln. P. Achim Seeling (amt. 1953–1965) wurde erster Seelsorger des neuen Pfarrbezirks und 1956 auch erster Pfarrer der Emmausgemeinde. Im Mai 1956 feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung des Gemeindehauses und am dritten Advent des gleichen Jahres konnte sie es einweihen. In den folgenden Jahren entstanden daneben ein Amtsträgerwohnhaus (1959), zwei Pfarrhäuser (1960), die Kirche (1959–61, eingeweiht Ostermontag 1961 von Lbf. Hanns Lilje) und ein Kindergarten (1962). Eine zweite Pfarrstelle hatte das Landeskirchenamt 1958 eingerichtet, erster Inhaber war P. Günther Endler (amt. 1959–1964).
Da die Emmauskirche gleichzeitig als Kirche des personalen Militärseelsorgebezirks Langenhagen dienen sollte, beteiligte sich das Verteidigungsministerium an den Baukosten. Die Zahl der Bundeswehrsoldaten und angehörigen, die 1959 im Gebiet der Gemeinde lebten, belief sich auf etwa 4.000 (Heeresoffizierschule, Emmich-Cambrai-Kaserne).3 Die Beziehung zwischen Orts- und Soldatengemeinde schätzte Militärpfarrer Walther Threde (amt. 1957–1966) als sehr eng ein; in der Festschrift zur Einweihung der Kirche sprach er 1962 von einem „weitgehenden Zusammenschluß“.4 P. Threde gehörte dem KV an und übernahm neben den monatlichen Truppengottesdiensten auch sonntägliche Predigtdienste.
Angesichts des regen Siedlungsbaus und der wachsenden Zahl der Gemeindeglieder war eine Teilung der gerade gegründeten Gemeinde bereits Anfang der 1960er Jahre absehbar. Der KV setzte die Planungen für den Bau der späteren St. Paulus-Kirche in Gang und 1964 machte sich der nordöstliche Pfarrbezirk als „Ev.-luth. St. Paulus-Kirchengemeinde in Langenhagen“ selbständig.5 Da auch eine der beiden Pfarrstellen auf die neue Gemeinde überging, erhielt die Emmausgemeinde 1966 eine neue zweite Pfarrstelle. Mitte der 1960er Jahre baute die Gemeinde eine Partnerschaft mit der Nazareth-Kirchgemeinde in Dresden auf, die jedoch nicht von Dauer war. Seit den 1980er Jahren bestehen Kontakte zur Friedenskirchgemeinde in Leipzig-Gohlis (mittlerweile fusioniert zur Michaelis-Friedens-Kirchgemeinde).6
Aus dem Arbeitskreis „Frieden – Gerechtigkeit – Bewahrung der Schöpfung“ der Emmausgemeinde ging 1993 der diakonische Verein „Gemeinsam Leben in Langenhagen e. V.“ hervor (u. a. Asylbewerber-, Aussiedler und Flüchtlingshilfe sowie Seniorenarbeit). Für das 2006 gestartete Betreuungsangebot DIA-DEM erhielten Verein und KG das Siegel „Diakonische Gemeinde“. Gemeinsam mit der KG St. Paulus betreibt die Emmausgemeinde seit 2010 das Familienzentrum „Emma & Paul“. Seit 2023 ist die Emmausgemeinde pfarramtlich verbunden mit den KG Godshorn, Engelbostel und Langenhagen St. Paulus.
Pfarrstellen
I: (1953) 1956 (übernommen von der KG Langenhagen); 2004 in halbe Stelle umgewandelt, 2016 aufgehoben.7 – II: 1958–1964 (übergegangen auf St. Paulus-KG). Neu 1966, seit 2016 einzige Pfarrstelle.8
Umfang
Zunächst südlicher Teil der Stadt Langenhagen (Wiesenau, Hindenburgviertel, Langenforth). 1964 Gemeindeteile der Elisabethgemeinde übernommen (Brink) und nordöstliche Gemeindeteile an neue St. Paulus-KG abgegeben (Langenforth).9
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1956 zum KK Hannover III. 1963 zum neuen KK Hannover-Nord.10 Zum 1. Januar 2001 in den KK Burgwedel umgegliedert, der gleichzeitig in KK Burgwedel-Langenhagen umbenannt wurde.11
Kirchenbau
Kreuzförmiger, leicht ostsüdöstlich ausgerichteter Ziegelbau, errichtet 1959–61 (Architektengemeinschaft Hübotter-Ledeboer-Romero-Busch, Hannover). Satteldächer; Querhaus etwas höher als Langhaus; vertikale Lichtschlitze in West- und Ostwänden des Querhauses; am Langhaus kleine Rechteckfenster unterhalb der Dachtraufe. Im Innern verklinkerte Wände, offener Dachstuhl aus Betondachbindern und holzverschalten Deckenflächen, Westempore, Seitenempore im nördlichen Querhausarm, Orgelpodest im südlichen Querhausarm, Taufkapelle im südwestlichen Turmanbau.
Fenster
Quadratisches Betonglasfenster in Taufkapelle und Rosette in Westwand (Gerhard Hausmann, Hamburg); Fenster im Rüstraum (Tischer, Langenhagen).
Turm
Hoher Westturm aus Ziegelmauerwerk, niedrige Anbauten nach Norden und Süden (Taufkapelle und Rüstraum). Flaches Satteldach, große Schallfenster an Giebelseiten nach Osten und Westen, kleine Schallöffnungen nach Norden und Süden; Uhrziffernblätter an allen vier Seiten. Hauptportal nach Westen, darüber fünf kleine Quadratfenster und großes, sechsseitiges Rosettenfenster. Im Innern Turm zum Schiff geöffnet (Westempore). Turmsanierung 2006/07 (Risse im Mauerwerk, verursacht durch Schwingungen beim Glockenläuten).
Ausstattung
Schlichter, gemauerter Altar mit Basaltmensa. – Jerusalem-Leuchter im Altarraum (Franz Rickert, München), hängender, runder Kerzenleuchter aus Eichenholz mit zwölf stilisierten Toren, auf denen jeweils ein Engel steht, in der Mitte oberhalb Lamm Gottes mit Siegesfahne. – Niedrige, hölzerne Kanzel. – In Taufkapelle ursprünglich Taufe aus einem Steinblock mit bronzener Taufschale. – Zwei Reliefs in der Kirchentür (Zimmermann, Hannover). – Farbholzschnitte „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ (Walter Habdank), seit 2005 leihweise in der Kirche, 2006 erworben.
Orgel
Kleine Orgel für Gemeindehaus, erbaut 1957/58 von der Orgelbauanstalt Otto Ritter Nachf. Herbert Kruse (Goldenstedt), 7 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Pfeifen des mittlerweile unbrauchbaren Instruments verkauft, um Sanierung der großen Orgel mitzufinanzieren (1996).12 Orgelneubau 1966, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 24 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Orgel aufgestellt im südlichen Querhausarm. Sanierung 1996, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen).
Geläut
Vier LG, I: f’, Inschrift: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget“; II: g’, Inschrift: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“; III: a’, Inschrift: „Oh Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“; IV: b’, Inschrift: „Ihr sollt mein Volk sein“ (alle Bronze, Gj. 1960, Firma Rincker, Sinn), die Glocken sind ein Geschenk der Stadt Langenhagen; LG III gegossen aus der Bronze der Glocken der früheren Garnisonkirche Hannover; LG III und IV mit Anschlagwerken; von 2004 bis 2007 Glocken nur angeschlagen, volles Geläut erst nach Turmsanierung und Einbau eines hölzernen Glockenstuhls wieder möglich.13 – Eine LG im Gemeindehaus, fis’’ (Bronze, Gj. 1957), gegossen in der Firma Zietz, Langenhagen-Brink, Glocke ist ein Geschenk der Firma Zietz; Glocke 1990 leihweise abgegeben an Heeresoffizierschule in der Emmich-Cambrai-Kaserne (seit 2018 Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne).14
Weitere kirchliche Gebäude
Gemeindehaus (Bj. 2018/19; Vorgängerbau mit Kirchsaal und Dachreiter über Ostgiebel, Bj. 1956, an Altarwand des Kirchsaals Sgrafitto von Rainer Joppien; Gebäude 1997 saniert und 2017 abgerissen). – Amtsträgerhaus (Bj. 1959). – Pfarrhaus (Bj. 1960). – Pfarrhaus Militärpfarrer (Bj. 1960). – Kindergarten (Bj. 1962 neues Dach 1967), erweitert durch Neubau (Bj. 1974, vergrößert 1994).
Friedhof
Kein kirchgemeindeeigener Friedhof.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
H 15 (EphA Hannover Nord).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1956
Trauungen: ab 1956
Begräbnisse: ab 1956
Kommunikanten: ab 1956
Konfirmationen: ab 1956
Früher siehe Langenhagen, Elisabeth.
Literatur
B: Auszüge aus der Chronik zum 50-jährigen Bestehen der Ev.-luth. Emmaus-Kirchengemeinde Langenhagen (Sonderausgabe Gemeindebrief Kontakt), Langenhagen 2006; Evang.-luth. Emmauskirche, Langenhagen (Festschrift zur Erinnerung an die Einweihung der Ev.-luth. Emmauskirche Langenhagen am 2. Ostertag 1961), hrsg. von der Ev.-luth. Emmausgemeinde, Langenhagen, 1962; Walther Bode, Marianne Humpe & Malte van Hazebrouck: Langenhäger Skizzen, 2 Bde. (= Schriften zur Geschichte der Stadt Langenhagen 6), Langenhagen ²1991.
GND
16080231-3, Evangelisch-Lutherische Emmaus-Kirchengemeinde (Langenhagen)
Weitere Bilder
Website der Kirchengemeinde (29.08.2019)
Fußnoten
- KABl. 1956, S. 21 f.
- LkAH, L 5d, unverz., Langenhagen, Emmaus, Visitation 1960.
- LkAH, B 2 G 9/Langenhagen, Emmaus Bd. I, Bl. 65a; Emmauskirche, S. 7 ff.
- Emmauskirche, S. 8.
- KABl. 1964, S. 112.
- Auszüge, S. 18 f.
- KABl. 1953, S. 164; KABl. 1956, S. 21 f.; KABl. 2004, S. 116.
- KABl. 1958, S. 153; KABl. 1964, S. 112; KABl. 1966, S. 110.
- KABl. 1964, S. 112.
- KABl. 1963, S. 19.
- KABl. 1999, S. 173 f.; KABl. 2000, S. 41.
- Auszüge, S. 5 und 13 f. Wegen technischer Mängel hatte Orgelrevisor P. Wilhelm Drömann 1958 und 1960 von der Abnahme der neu gebauten Orgel abgeraten, vgl. LKA G 9 B/Langenhagen, Emmaus Bd. I, Bl. 17 f.
- Auszüge, S. 9 und 14.
- LKA, G 9 B/Langenhagen, Emmaus Bd. I, Bl. 51 ff.; Bode, Humpe & Hazebrouck Bd. 1, S. 106; Auszüge, S. 5.