Frühere Gemeinde | KapG der KG Oesselse | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: –| KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Ingeln, heute Teil der Ortschaft Ingeln-Oesselse in der Stadt Laatzen, ist 1162 anlässlich einer Besitzübertragung an das Michaeliskloster als Igginleve erstmals urkundlich nachweisbar; zwischen 1181 und 1190 konnte das Kloster seinen Landbesitz in Iggenem vergrößern.1 Ingeln gehörte zum Amt Ruthe des Hochstifts Hildesheim, das in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) an die Welfen fiel. Vereinigt mit dem Amt Koldingen bildete Ruthe das Amt Lauenburg (mitunter auch Koldingen genannt) des Fsm. Calenberg. Seit der Restitution des Großen Stifts 1643 gehörte das Amt Ruthe mit Ingeln wieder zum Hochstift Hildesheim. Aufgrund der Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses kam das Stiftsgebiet 1803 an Preußen. Seit 1807 war Ingeln zunächst Teil des Kantons Groß-Algermissen im Distrikt Hildesheim des Departements Oker im Kgr. Westphalen und kam 1810 zum Kanton Sarstedt des Distrikts Hannover im Departement Aller. Danach gehörte Ingeln, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Ruthe, das 1859 in das Amt Hildesheim eingegliedert wurde. Seit der Annexion des Kgr. Hannover im Jahr 1866 war das Dorf wieder preußisch und kam 1885 zum Lkr. Hildesheim. 1974 wurde Ingeln nach Laatzen eingemeindet und bildet seitdem zusammen mit Oesselse die Ortschaft Ingeln-Oesselse. Ingeln hatte 1813 knapp 250 Einwohner, 1938 knapp 350. Evakuierte und Geflüchtete ließen die Bevölkerungszahlen nach 1945 stark steigen, bis Ende der 1950er Jahre sanken sie jedoch wieder ab (1951: knapp 670, 1960: gut 500). Mit den 1960er Jahren setzte ein stetiger Zuzug ein, der die Sozialstruktur der lange landwirtschaftlich geprägten Nachbardörfer Ingeln und Oesselse veränderte, denn die „Neubürger sind durchweg kleine Arbeitnehmer“.2 1966 hatten Ingeln und Oesselse etwa 1.250 Einwohner, 2017 knapp 4.000.

ehem. Kapelle, Ansicht von Südwesten, vor 1901, Foto: O. Hochecker, Hildesheim (?)

Ehemalige Kapelle, Ansicht von Südwesten, vor 1901, Foto: O. Hochecker, Hildesheim (?)

Kirchlich gehörte Ingeln zum benachbarten Oesselse. Zusammen mit der Muttergemeinde wechselten die Filialgemeinden Ingeln und Müllingen 1542 zum luth. Glauben, als Elisabeth von Calenberg-Göttingen die Reformation im Fsm. Calenberg einführte. Eine eigene Kapelle besaß Ingeln bereits in vorref. Zeit. Sie ging vermutlich auf das 13. Jh. zurück und ist in den Visitationsprotokollen von 1543 als Capellen zu Ingelen erwähnt.3 Wegen Baufälligkeit war die Kapelle seit 1888 geschlossen. den Kanzelaltar, zusammengesetzt aus einem barocken Kanzelkorb und zwei spätmittelalterlichen Altarflügeln verkaufte die KapG 1892/93 an die Schlossbauverwaltung Marienburg (ehemalige Deutschordensburg in Westpreußen), die Kapelle selbst wurde 1901 „törichterweise abgerissen“.4 Der Kapellenvorstand Ingeln, der noch bis mindestens 1925 bestand, war in den folgenden Jahren lediglich für Vermögensangelegenheiten der KapG zuständig. Alle anderen Fragen regelte der KV der Gemeinde Oesselse, der sich seinerzeit aus je zwei getrennt gewählten Mitgliedern aus Ingeln und Oesselse zusammensetzte.5 Im Gemeindeverzeichnis 1946 (Stand 1945) ist die KapG Ingeln nicht mehr aufgeführt, im Visitationsbericht von 1951 ist ein eigener Kapellenvorstand nicht mehr erwähnt.6 Die KG Oesselse übernahm auch die Trägerschaft des Kindergartens, den die Ebelingsche Stiftung 1935 in einem alten Fachwerkhaus in Ingeln eröffnet hatte. Die 1908 mit dem Vermögen des Ingelner Bauern August Ebeling errichtete Stiftung finanziert auch die Gemeindeschwester von Ingeln-Oesselse.

Ehemaliger Kapellenbau

Romanischer Rechteckbau mit Satteldach, erbaut vermutlich Mitte 13. Jh. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Im 15. Jh. erneuert (Wände und Giebel erhöht, spitzbogige Fenster, zweibahniges Maßwerkfenster in Südwand). 16./17. Jh. rechteckiges Westfenster.7

Turm

Lediglich kleiner Glockenstuhl auf zwei Pfosten hinter dem Westgiebel. Kapelle wegen Baufälligkeit seit 1888 geschlossen, 1901 abgebrochen.

ehem. Kanzelaltar, vor 1892

Ehemaliger Kanzelaltar, vor 1892

Ausstattung

Vorref. Steinmensa mit Weihekreuzen auf gemauertem Stipes. – Kanzelaltar8 aus barocken und spätmittelalterlichen Teilen, Kanzelkorb und geschweifte Rückwand (um 1700), rechts und links der Kanzel zwei Altarflügel mit zwölf geschnitzten Figuren, darunter je drei weitere Heiligenfiguren (um 1500). Altar 1892/93 verkauft, spätmittelalterliche Teile später auf der Marienburg des Deutschen Ordens (heute Zamek w Malborku).

Geläut

Eine LG (Bronze, Gj. Mitte 14. Jh.), verziert mit vier Reliefs: Petrus mit Schlüssel, Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes, Maria mit Kind, segnender Bf. Nach Abbruch der Kapelle im Dachreiter des Schulhauses.9

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 8802 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 6270–6277 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1738–1740 (Visitationen); D 46 (EphA Sarstedt); S 11a Nr. 7187 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 134–137.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 332 und ebd. Nr. 409.
  2. LkAH, L 5h, unverz., Visitation 1972.
  3. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 429.
  4. LkAH, L 5h, unverz., Oesselse, Visitation 1951; Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 135.
  5. LkAH, A 9 Nr. 1740.
  6. Verzeichnis 1946; LkAH, L 5h, unverz., Oesselse, Visitation 1951.
  7. Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 135 und Taf. 44c.
  8. Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 135 f. und Taf. 47.
  9. Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 136 und Taf. 52a–d.