Sprengel Lüneburg, KK Hittfeld | Patrozinium: Martin Luther (1987) | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Holm-Seppensen entstand 1901 als Bahnhof in der Mitte zwischen den beiden Ortschaften Seppensen und Gut Holm (Strecke Hannover–Buchholz (Nordheide), genannt Heidebahn). Holm ist urkundlich nach April 1236 in einem Güterverzeichnis des Verdener Bischofs als Holne belegt und war seit 1567 Rittergut.1 Seppensen erscheint 1277 als Seppenhusen ebenfalls in einem Güterverzeichnis des Verdener Bischofs.2 Beide Orte gehörten seit 1236 zum Herrschaftsgebiet der Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg und kamen bei der welfischen Besitzteilung 1267/69 zum Teilfsm. Lüneburg.3 Holm zählte später zum Amt Winsen an der Luhe, Seppensen zum Amt Harburg. Als teilsouveräne Herrschaft Harburg war dieses Amt seit 1527 im Besitz einer welfischen Nebenlinie und fiel 1642 wieder zurück an das Fsm. Lüneburg, das 1705 im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) aufging. Von 1810 bis 1813 gehörten beide Orte zum Kaiserreich Frankreich: Seppensen zum Kanton Hittfeld, Holm zum Kanton Garlstorf (jeweils Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach zählten die beiden Orte, nun im Kgr. Hannover, wieder zu ihren bisherigen Ämtern: Seppensen zu Harburg, Holm zu Winsen an der Luhe. 1852 wechselte Seppensen zum Amt Moisburg, Holm zum Amt Salzhausen; ab 1859 gehörten beide zum Amt Tostedt. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fielen Holm und Seppensen 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kamen sie zum Lkr. Harburg. Die Aufsiedelung des Gutes Holm begann 1901/02; 1925 wurde der Gutsbezirk aufgelöst und in die politische Gemeinde Holm umgewandelt.4 1972 wurden Holm, Holm-Seppensen und Seppensen in die Stadt Buchholz eingemeindet; sie bilden den Stadtteil Holm-Seppensen. 1980 beschrieb der Ortspfarrer die KG Holm-Seppensen als eine „recht wohlhabende[] Bürgergemeinde“.5 Um 1810 lebten knapp 130 Menschen in Holm und knapp 95 in Seppensen; 2020 lag die Bevölkerungszahl in Holm-Seppensen bei gut 6.900.
Kirchlich gehörten Holm und Seppensen sowie Holm-Seppensen bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zum Kirchspiel Jesteburg. Holm besaß seit etwa 1580 eine private Gutskapelle, die Gutsbesitzer Christoph Freiherr von Hodenberg (1520–1588) hatte bauen lassen. In den 1930er Jahren hielt der Jesteburger Pfarrer jährlich zwei „Abendmahlsfeiern für Alte und Schwache“ in Holm und Seppensen.6 Zudem stand seit Weihnachten 1939 die Gutskapelle Holm wieder für Gottesdienste zur Verfügung.7 In der Nachkriegszeit fand hier monatlich ein Gottesdienst statt.
1960 wechselten Seppensen und Holm-Seppensen zur neuen KG Handeloh. Bereits 1964 plädierte der Handeloher P. Werner Peters (amt. 1962–1983) dafür, die beiden Ortschaften von der KG Handeloh zu trennen, da sie „verkehrsmäßig ganz nach Buchholz orientiert sind und strukturmäßig in keiner Weise zu der Mentalität und den Lebensformen der Landbevölkerung in Handeloh passen“.8 1974 ließ die KG Handeloh in Holm-Seppensen ein Gemeindehaus mit Kirchsaal erbauen – „schmuck und funktionsgerecht“ wie der Hittfelder Sup. 1980 formulierte.9 Zum 1. Januar 1977 errichtete das LKA Hannover die eigenständige „Ev.-luth. KG Holm-Seppensen“, die aus Holm, Holm-Seppensen und Seppensen besteht.10 Die gleichzeitig eingerichtete Pfarrstelle übernahm als erster P. Klaus Lubig (amt. 1978–1997). 1979 folgte der Bau eines Pfarrhauses und 1982 ließ die Gemeinde einen Glockenträger erbauen. Ab 1980 unterhielt die KG einen Kinderspielkreis, 1986 richtete sie eine Gemeindeschwesternstation ein (bis 1996).11 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1980 bei rund 2.180.12
Nach der ersten Visitation der Kirchengemeinde schrieb der Sup. des KK Hittfeld: „Es ist kaum zu glauben, wie kräftig und vielfältig sich das Gemeindeleben in den zurückliegenden 4 Jahren entwickelt hat.“13 In den Unterlagen zur Visitation 1986 gab P. Lubig an, die private Gutskapelle Holm sei mittlerweile „ein fester Bestandteil des Gemeindelebens“ geworden und „die Gutsbesitzer nehmen – wenn auch nicht im rechtlichen Sinne – eine Art Patronat für die Gemeinde war“.14 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Holm-Seppensen seit Anfang der 1980er Jahre Kontakte zur Kirchgemeinde Wachau (südlich von Leipzig).15 Seit Januar 1987 trägt die Gemeinde den Namen „Ev.-luth.-Martin-Luther-KG Holm-Seppensen“.
1995 übernahm die KG Holm-Seppensen die Trägerschaft des neu errichteten Kindergartens „Am Schoolsolt“, der im Herbst 1996 seine Arbeit aufnahm. Ende der 1990er Jahre startete der KV mit Begleitung der landeskirchlichen Arbeitsstelle für Organisationsentwicklung und Gemeindeberatung einen Beratungsprozess, um „Ziele und Leitlinien für die Gemeindearbeit“ auszuarbeiten.16 2011 zählte die KG Holm-Seppensen zu den Gründungsmitgliedern des „Verbandes ev.-luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Hittfeld“, der die Trägerschaft des kirchlichen Kindergartens „Am Schoolsolt“ übernahm.17
Umfang
Holm, Holm-Seppensen und Seppensen.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1977 zum KK Hittfeld.
Kirchenbau – Martin-Luther-Kirche
Rechteckbau mit Satteldach, ausgerichtet nach Westen, erbaut 1974 (Architekt: Horst Fischer, Hamburg), umgebaut 2007/08 (Entwurf: Agnes Gensichen, Markus Zink, Gerichshain). Nach Norden schließen sich Gemeinderäume an. Ziegelmauerwerk. Zwei große Fensterflächen nach Süden und Osten; zwei Rechteckfenster nach Westen, drei Dachfenster im Nordosten (Emporenbelichtung). Eingangsbereich an der Nordostecke (gemeinsam mit Gemeindehaus). Im Innern offener Dachstuhl; Empore im Osten, Bereich unterhalb der Empore abgetrennt. 1996 Umbau. 2007/08 Umbau, u. a. Flachdach durch Satteldach ersetzt, Westfenster gebrochen, Innenraum umgestaltet. 2010 Eingangsbereich umgestaltet.
Fenster
Zwei Buntglasfenster nach Westen (2007/08, Agnes Gensichen, Markus Zink, Gerichshain).
Turm
Südlich der Kirche freistehender Glockenturm, erbaut 1981. Stahlgerüst mit Holzverkleidung; offener Unterbau, Glockenstube mit vertikaler Holzverschalung, vierseitiger Pyramidenhelm, bekrönt mit Kreuz. An der Südseite der Glockenstube Lutherrose.
Ausstattung
Asymmetrischer, hölzerner Altartisch (2007/08, Agnes Gensichen, Markus Zink, Gerichshain), Eiche, Nussbaum. – Asymmetrische, lesepultartige Holzkanzel (2007/08, Agnes Gensichen, Markus Zink, Gerichshain), Eiche, Nussbaum. – Asymmetrische Holztaufe (2007/08, Agnes Gensichen, Markus Zink, Gerichshain), Eiche, Nussbaum.
Orgel
1978 Elektronenorgel erworben, Firma Ahlborn & Lipp, Modell Sonata 111, 12 II/P. 1985/86 Orgelneubau, ausgeführt von G. Christian Lobback & Co. (Neuendeich), 7½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG, I: b’ (Bronze, Gj. 1980, Karlsruher Glockengießerei); II: c’’ (Bronze, Gj. 1980, Karlsruher Glockengießerei); III: d’’ (Bronze, Gj. 1981, Karlsruher Glockengießerei).
Kapellenbau – Gutskapelle Holm
Privateigentum. Saalbau mit polygonalem Ostschluss, erbaut um 1580. Walmdach. Fachwerk mit unterschiedlich gemusterter Ziegelausfachung; Feldsteinsockel. Im Westen der Längsseiten übereinander je zwei querrechteckige Sprossenfenster; im Osten und an der Ostseite zweibahnige Sprossenfenster mit Segmentbogen. Rechteckportal nach Süden. Im Innern flache Balkendecke, Westempore. 1662 Umbau Innenraum. 1862 Instandsetzung. 1981 Instandsetzung. 2013/14 Sanierung (Architekten: Henschke Schulze Reimers Architektenpartnerschaft mbB, Lüneburg), u. a. Anbau im Westen abgebrochen.
Turm
Im Osten vierseitiger, verschieferter Dachreiter mit vierseitigem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne. An jeder Seite eine segmentbogige Schallöffnung.
Ausstattung
Blockaltar mit hölzernem Retabel in Renaissanceformen; im Mittelfeld Abendmahlsgemälde, flankiert von Säulen; im oberen Feld zwei gemalte Wappen, flankiert von Hermenpilastern; seitliches Schnitzwerk. – Hohe Holzkanzel mit Schalldeckel, polygonaler Kanzelkorb. – Geschlossene, ebenerdige Prieche an der Nordwand.
Geläut
Eine LG (Bronze).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1978/79).
Friedhof
Kommunaler Friedhof in Seppensen (in Trägerschaft der Stadt Buchholz).
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
B 2 G 9 Nr. 1580 (Bauwesen und Baupflege); S 09 rep Nr. 1422 (Presseausschnittsammlung).
Literatur & Links
A: Manecke, Beschreibungen I, S. 234 und S. 275.
B: Christa-Maria Brockmann: Holmer Gutskapelle sucht Retter. Die Kapelle auf dem Gut Holm stammt aus dem Jahr 1580 und ist das älteste Gebäude der Stadt Buchholz. Doch jetzt ist das bauliche Kleinod marode, in: In: Land & Forst. Die Stimme der Landwirtschaft 166 (2013), S. 87; Gerhard Kegel: Geschichten und Bilder aus Holm, Seppensen und Holm-Seppensen (= Sonderheft des Geschichts- und Museumsvereins Buchholz und Umgebung), Buchholz 1991 [.pdf online]; Carsten & Monika Recht: 90 Jahre Holm-Seppensen. Ein Bahnhof, der keiner mehr ist, Holm-Seppensen 1991.
Internet: Denkmalatlas Niedersachsen: Kapelle Holm.
GND
2095429-3, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde (Holm-Seppensen).
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- UB Verden I, Nr. 347,24; Kegel, S. 8 ff.
- UB Verden I, Nr. 565,A,10.
- Krieg, Amtsbezirke Fsm. Lüneburg, S. 39 ff.
- Kegel, S. 29 und S. 35.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1980.
- LkAH, L 5e, unverz., Jesteburg, Visitation 1936.
- LkAH, L 5e, unverz., Jesteburg, Visitation 1943.
- LkAH, L 5e, unverz., Handeloh, Visitation 1964.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1980.
- KABl. 1977, S. 16 f.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitationen 1980 und 1986.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1980.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1980.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1986.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitationen 1986 und 1992. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- LkAH, L 5e, unverz., Holm-Seppensen, Visitation 1998.
- KABl. 2011, S. 94 ff.