Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Patrozinium: Bethlehem | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Im Vörder Register von 1500 ist das Dorf Hippstede als momentan völlig verlassen erwähnt (iam totaliter desolata).1 Hipstedt zählte als Teil der Börde Oerel zum Amt Bremervörde des Erzstifts Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe.2 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit gehörte Hipstedt im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Bremervörde, 1811–1814). Ab 1815 war Hipstedt, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Bremervörde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Hipstedt zum Kr. Bremervörde, der 1977 im Lkr. Rotenburg (Wümme) aufging. 1974 wurde Heinschenwalde nach Hipstedt eingemeindet; im gleichen Jahr schloss sich die Gemeinde der neugegründeten Samtgemeinde Geestequelle an (Sitz in Oerel). Zur Sozialstruktur des Kirchspiels Hipstedt schrieb der Ortspfarrer 1967: „Knapp die Hälfte der Gemeindeglieder mur leben noch von der Landwirtschaft. Viele ‚Pendler‘ haben in Bremerhaven, Bremervörde oder Hesedorf ihre Arbeitsstellen.“3 Um 1823 lebten gut 80 Menschen in Hipstedt (Heinschenwalde: 10), 1930 knapp 220 und 2023 etwa 1.225 (mit Heinschenwalde).

Bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. gehörte Hipstedt zur Parochie bzw. Kirchengemeinde Oerel. Angesichts gestiegener Gemeindegliederzahlen beschloss KV Oerel 1957 in Hipstedt eine Kirche zu errichten.4 Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten und am 22. Januar 1960 weihte die Gemeinde zusammen mit Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) das neue Gotteshaus ein. Es erhielt den Namen Bethlehem-Kirche. Im gleichen Jahr richtete das LKA Hannover in der KG Oerel eine zweite Pfarrstelle mit Sitz in Hipstedt ein.5 Zum 1. Januar 1961 erhob das Landeskirchenamt den zweiten Pfarrbezirk zur „Ev.-luth. KG Hipstedt“.6 Die neue Kirchengemeinde übernahm von ihrer Muttergemeinde die im Jahr zuvor eingerichtete zweite Pfarrstelle; ihr Gebiet umfasste seit Juni 1961 auch Frelsdorf (bislang KG Altluneburg), 1977 kam zudem Drittgeest (bislang KG Ringstedt) hinzu.7 Der 1959/60 gegründete Posaunenchor war seit 1961 in beiden Gemeinden aktiv. In den 1970er Jahren bestand zwischen den Pfarrämtern Oerel und Hipstedt zudem eine gegenseitige Gottesdienstvertretung „im 14 tägigen Turnus“.8
Erster Pfarrer der KG Hipstedt war P. Fritz Brandt (amt. 1961–1986, zuvor Hilfsgeistlicher). Im Jahr 1967 zählte die KG Hipstedt rund 2.235 Gemeindeglieder.9 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Hipstedt seit den 1960er Jahren intensive Kontakte zur Kirchgemeinde Rebesgrün/Reumtengrün im Vogtland.10 In der ersten Hälfte der 1970er Jahre gründete die Gemeinde einen Spielkreis, der zunächst im Gemeindehausflügel der Kirche untergebracht war, bevor er in das 1974 weitgehend in Eigenleistung erbaute Gemeindehaus umzog. Hier richtete die Gemeinde 1981 überdies eine ev. Bücherei ein. Nach der Visitation 1979 schrieb der Sup. des KK Bremervörde über die Bethlehem-KG Hipstedt: „Sie ist Gemeinschaft im Glauben und Miteinander-Handeln.“11 Ende der 1980er Jahre bestanden in Hipstedt u. a. folgende Kreise: Seniorenkreis, Frauenkreis, Jugendkreis, Jugendbibelkreis, Hausbibelkreis, Arbeitskreis missionarischer Gemeindeaufbau, Krabbelkreis, Basarkreis, Mädchenkreis sowie ein liturgischer Chor.12 In den 1990er Jahren führte die Gemeinde 14tägliche Lobpreisgottesdienste ein sowie Albe mit Stola. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1994 bei rund 1.950.13
Ende der 1990er Jahre gründete sich der „Fördererverein für lebendige Gemeindearbeit in der Kirchengemeinde Hipstedt e. V.“, der sich in erster Linie um die Mitfinanzierung einer Mitarbeitendenstelle in der Gemeinde bemüht. 2003 kam die Stiftung Bethlehemgemeinde Hipstedt hinzu (Stiftungszweck: Förderung und Sicherstellung kirchlicher Arbeit in der KG Hipstedt).14 Im Jahr 2012 zählte die Bethlehemgemeinde etwa 1.560 Gemeindeglieder; die Pfarrstelle war im Jahr zuvor in eine Dreiviertelstelle umgewandelt worden.
2014 zählte die KG Hipstedt zu den Gründerinnen des „Ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes Bremervörde-Zeven“, der die Trägerschaft des ev. Kindergartens Geestekinder übernahm; dieser war in den 2000er Jahren aus der Spielkreisarbeit der Gemeinde hervorgegangen.15 Die Bethlehem-KG Hipstedt gehört seit 2022 zum „Ev.-luth. KGV Oerel-Hipstedt-Iselersheim-Oese“; bereits seit 2019 geben die vier Gemeinden den gemeinsamen Gemeindebrief „OHIO-Bote“ heraus.16

Umfang

Hipstedt sowie Bokelah, Drachel, Frelsdorf, Heinschenwalde (Einstellige Höfe), Hipstedt, Hof Freitag, Neu Ebersdorf (gegründet 1924), Sünderwald und Thebüe. Seit 1977 auch Drittgeest (zuvor KG Ringstedt).17 Zeitweise auch Havekesch und Malse (1961).18

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1961 zum KK Bremervörde-Zeven.

Kirchenbau

Rechteckiger Saalbau, ausgerichtet nach Südosten, mit Gemeindehausquerbau an der Nordostseite, erbaut 1958/59 (Architekt: Johannes Stahmann, Buxtehude). Satteldächer, Gemeindehausdach mit Schleppgauben. Ziegelmauerwerk. Kirchsaal mit horizontales Fensterfeld nach Südwesten, unterteilt mit vertikalen Streben; Altarraum mit hochrechteckigem Fensterfeld nach Südwesten, unterteilt mit vertikalen Streben; Fensterfelder jeweils farbig verglast. Im Innern zeltartige Decke mit holzverschalten Deckenflächen; Altarraum leicht eingezogen; Westempore. An der Altarwand Relief mit Krippendarstellung. Gemeindesaal kann zum Kirchsaal geöffnet werden.

Turm

Dachreiterartiger Turm über dem Nordwestgiebel, risalitartig leicht aus der Fassade hervortretend, flaches, verkupfertes Zeltdach, bekrönt mit Kreuz. Ziegelmauerwerk; Glockenstube aus vertikalen, kupferverkleideten Streben, dazwischen horizontale Holzlamellen; Uhrziffernblatt vor Nordwestseite der Glockenstube. In der Fassade übereinander zwei Schartenfenster sowie rechteckiges Hauptportal.

Ausstattung

Schlichter Altar, gemauerter Stipes, auskragende Mensa aus Naturstein. – Ebenerdige Kanzel mit gemauerter Brüstung. – Vierseitige Taufe, Becken nach unten verjüngt, geböschter Fuß; an den Beckenwandungen Reliefs mit den Symbolen der vier Evangelisten, am Beckenrand Inschrift: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig sein“.

Orgel

1963 Orgelbau, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1989 Instandsetzung und Änderung der Disposition, Martin Haspelmath (Walsrode), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: dis’’ (Bronze, Gj. 1959, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Fürchtet euch nicht“; II: fis’’ (Bronze, Gj. 2009, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Ich will rufen alle Völker. Jer 1.15“. – Früherer Bestand: Eine LG, e’’ (Bronze, Gj. 1959, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Ich verkündige euch große Freude“, 2009 aus klanglichen Gründen ersetzt und beim Guss der neuen LG II in Zahlung gegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1964). – Gemeindehaus (Bj. 1974, erweitert 1981/82).

Friedhof

Kommunale Friedhöfe in Frelsdorf, Heinschenwalde (angelegt 1929), Hipstedt (angelegt 1868) und Neu Ebersdorf, jeweils mit FKap (Heinschenwalde Bj. 1963, Hipstedt Bj. 1982).19

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

B 2 G 9 Nr. 1537 (Baupflege und Bauwesen); L 5g Nr. 192, 878 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 1456 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Komm und sieh, S. 130–135.

B: Heinrich Krankenberg: Hipstedt. Geschichte eines Dorfes zwischen Geest und Moor, Norderstedt 2008, bes. S. 218–232.


Fußnoten

  1. Hodenberg, Vörder Register, S. 30 [Digitalisat].
  2. Lehe, Herzogtum Bremen, S. 10.
  3. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitation 1967).
  4. Krankenberg, S. 221 ff.
  5. KABl. 1960, S. 73.
  6. KABl. 1961, S 4 f.
  7. KABl. 1961, S. 111; KABl. 1977, S. 111.
  8. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitationen 1973 und 1979).
  9. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitation 1967).
  10. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitation 1979); LkAH, L 5g, unverz., Hipstedt, Visitation 1988: „Partnergemeinde Rebesgrün/Reumtengrün, Vogtland (DDR). In dieser Gemeinde unterhält die Hipstedter Kirchengemeinde sehr gute Beziehungen, die sehr tief in beide Gemeinden hineinreichen, bis hin zu langjährigen, persönlichen Freundschaften.“ Vgl. auch Krankenberg, S. 228 ff. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  11. LkAH, L 5g, Nr. 192 (Visitation 1979).
  12. LkAH, L 5g, unverz., Hipstedt, Visitation 1988.
  13. LkAH, L 5g, unverz., Hipstedt, Visitation 1994.
  14. KABl. 2004, S. 19.
  15. KABl. 2014, S. 211 ff.
  16. KABl. 2022, S. 161 ff.
  17. KABl. 1977, S. 111.
  18. KABl. 1961, S. 4 f. und S. 111.
  19. Krankenberg, S. 218 ff.