Frühere Gemeinde | Sprengel Hannover, KK Neustadt-Wunstorf | Patrozinium: Michael1 | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist Groß Munzel erstmals um 966/67 belegt: Im Verzeichnis der Traditionen (Schenkungen) an das Kloster Corvey ist es als Munuslo erwähnt.2 Die Landeshoheit lag seit Mitte des 13. Jh. bei den Gf. von Wunstorf, die sich auch von Roden, von Lauenrode bzw. von Limmer nannten.3 1446 verkauften Gf. Julius von Wunstorf und sein Sohn Ludolf die Gft. Wunstorf an Bf. Magnus von Hildesheim, der sie noch im gleichen Jahr weiterverkaufte an den welfischen Hzg. Wilhelm I. von Braunschweig-Lüneburg. Groß Munzel gehörte seither zum Amt Blumenau im welfischen Teilfsm Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Von 1810 bis 1813/14 zählte Groß Munzel zum Kanton Wunstorf im Distrikt Hannover des Allerdepartements im französischen Satellitenkgr. Westphalen. Danach war das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder Teil des Amtes Blumenau, das 1859 in das Amt Neustadt am Rübenberge eingegliedert wurde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover kam Groß Munzel 1866 zum Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte der Ort zum Kr. Neustadt am Rübenberge, der 1974 im Lkr. Hannover aufging (2001 mit Stadt Hannover fusioniert zu Region Hannover). Seit 1974 ist Groß Munzel Ortsteil der Stadt Barsinghausen. Der Ort war ursprünglich landwirtschaftlich geprägt; in den 1830er Jahren gründete Carl Hornemann eine Farben- und Tintenfabrik in Groß Munzel (um 1840 Umzug nach Hannover), aus der die spätere Pelikan AG hervorging. 1884 eröffnete eine Zuckerfabrik in Groß Munzel (2006 geschlossen), 1993 eine zweite. 1947 schrieb der Ortspastor zur Sozialstruktur seiner Gemeinde, sie bestehe „zum weitaus grössten Teile aus kleineren Landwirten, Land- und Fabrikarbeitern. Letztere sind in Hannover oder hier in der Zuckerfabrik beschäftigt“.4 Um 1812 lebten knapp 630 Menschen in Groß Munzel, 1933 gut 810, 1970 etwa 1.140 und 2020 etwa 1.200.
Das Michaelspatrozinium der Kirche in Groß Munzel lässt ein hohes Alter vermuten. Schriftlich ist die Kirche jedoch erst im Jahr 1288 belegt: In der Zeugenliste einer Urkunde des Mindener Bf. Volkwin (amt. 1275–1293) ist Arnoldus, rector ecclesie in Muneslo genannt.5 Im 14. Jh. war ein Hildebrandus plebanus in Groß Munzel (1321, 1329, 1358).6 In der ersten Hälfte des 15. Jh. war ein Arnold van den Lo († vor 31.01.1424) im Besitz der Pfarrpfründe in Groß Munzel. Um seine Nachfolge stritt sich Bertoldus Rindis zunächst mit Johann Stederberge und nach dessen Tod an der römischen Kurie (in curia defuncti) dann mit Henricus Coldune. Letzterer setzte sich anscheinend durch, bezeichnete er sich im August 1426 doch als rector parochialis ecclesie in Munslo.7 Auch Coldune, familiar und Kaplan des Kardinals Ardicino della Porta sen., starb in Rom (vor 19.07.1431). Nach seinem Tod gab es wiederum mehrere Bewerber um die Pfründe: Henricus Greven, Theodericus Mestwarte, Henricus Bekeman, später Henricus Stenborg, Henricus Hukebel und Theodericus Juncvrowenstrager.8 Stenborg war ebenfalls familiar des Kardinals Ardicino della Porta sen., Greven und Mestwarte gehörten zur familia des Kardinals Antonio Cassini. Es ist davon auszugehen, dass es hier jeweils um den Besitz der Pfarrpfründe ging; den eigentlichen Pfarrdienst in Groß Munzel übernahmen dann Vikare, die vom Pfründeninhaber bezahlt wurden. Um 1502/04 war Johannes Weldige Pfarrer in Groß Munzel.9
Die Reformation führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich im Fsm. Calenberg ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.10 Laut den Protokollen der Visitation hatte seinerzeit P. Konradus Kockmüller (amt. bis 1559) das Pfarramt in Munzel inne; die Capellen zu Dedensen gehörte als Filial zur Groß Munzel.11 Die Kapelle in Barrigsen wurde in ein Wohnhaus umgewandelt.12 Den Visitationsprotokollen ist zudem zu entnehmen, dass in der Gemeinde eine Liebfrauenbruderschaft und eine St.-Annenbruderschaft bestanden. Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.13 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Pfarrer der Gemeinde Groß Munzel war seinerzeit P. Joachim Bleckmann (amt. 1584–1604); er gab zu Protokoll, es „Sei nun 45 Jahr, das Corvin einen evangelischen Prediger dahin [nach Groß Munzel] gesetzt, seien bisher drei Pastoren damit belehnt […] Curd Fastmer, Curd Kockemoller und Johann Hoff.“14
1590 lässt sich eine Schule in Groß Munzel belegen.15 Anfang des 17. Jh. verkleinerte sich das Kirchspiel: Dedensen, das 1588 noch als filial genannt ist, erhielt 1604 einen eigenen Pastor und wurde damit selbständiges Kirchdorf.
Nachdem die Gemeinde Mitte des 18. Jh. ihr Kirchengebäude vergrößert hatte – die Seitenwände wurden erhöht und Priechen eingebaut – zerstörte ein Dorfbrand 1787 große Teile Groß Munzels. P. Georg Karl Redecker (amt. 1764–1799) schrieb rückblickend: „die Kirche, des Cantoris, des Organisten und darauf auch des Pfarr Witwen Haus zu allerletzt auch das neu-erbaute Pfarr Haus mit allen dessen Neben-Gebäuden, wurden ein Raub der Flammen, so dass um 4 Uhr Nachmittages, beynahe das große schöne Dorf in grausendem Schutte und Asche lag“.16 Seit 1788/89 diente die neue Pfarrscheune als Behelfskirche; aus den geschmolzenen Resten der herabgestürzten Glocken ließ die Gemeinde zwei neue gießen und wohl in einem hölzernen Glockenträger aufhängen; 1791 wurde ein neues Pfarrhaus errichtet. Der Bau einer neuen Kirche begann erst 1801 und war 1804 abgeschlossen; der Turm blieb noch bis 1822 Ruine. Sein Wiederaufbau fällt in die Amtszeit von P. Heinrich Friedrich Rambke (amt. 1816–1841), der zuvor zwölf Jahre Feldprediger bei der Kingsʼ German Legion gewesen war. Sein Sohn charakterisiert ihn in einer Lebensbeschreibung folgendermaßen: „Die theologisch-dogmatische Ansicht, welcher er huldigte, pflegte man gewöhnlich einen gemäßigten oder rationalen Supranaturalismus zu nennen.“ Er sei dem „einseitigen Pietismus aber, der von der Welt und der Wirklichkeit sich abwendet“, stets feind gewesen.17
Aufgrund ihres Landbesitzes galt die Pfarrstelle Groß Munzel als eine „vorzügliche Stelle“, die nicht an jüngere, sondern an „länger dienende würdige Prediger“ vergeben wurde. Bis 1923 kamen für sie nur Pastoren in Frage, die mindestens 45 Jahre alt waren; dann setzte der ständige Ausschuss der Landessynode das Mindestalter auf 35 herab.18
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Robert Walbaum (amt. 1932–1940) und P. Heinz Starke (amt. 1940/42–1945) das Pfarramt in Groß Munzel inne; ersterer gehörte kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, letzterer war „Mitglied der N.S.D.A.P., bekenntnistreu“, wie es im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ heißt.19 Veranstaltungen der DC oder der BK hätten in Groß Munzel nicht stattgefunden, die Bekenntnisgemeinschaft habe innerhalb der Gemeinde etwa 20 Mitglieder gehabt. Zum 1933 neu gewählten KV ist im zitierten Fragebogen angegeben: „Der Kirchenvorstand war kirchlich eingestellt. Von 8 Mitgliedern waren 3 Herren Parteimitglieder.“
Im Februar 1945 übernahm die Vikarin Liselotte Corbach die pfarramtlichen Aufgaben in den KG Groß Munzel und Landringhausen; wegen der „derzeitigen besonderen Schwierigkeiten“ erhielt sie die Genehmigung zur Abhaltung von Hauptgottesdiensten und zur Sakramentsverwaltung.20 Corbach beschrieb die Zeit in Groß Munzel noch 50 Jahre später als eine „noch nicht verarbeitete kurze Phase in meinem Leben, die mir eine Problematik beschert hat, unter der ganze Generationen von Theologinnen auch gelitten haben“.21 Sie erlebte, dass „nicht die Gemeinden die Frauen im Pfarramt ablehnten, die Widerstände vielmehr von den kirchenleitenden Personen kamen“.22 Ab Juli 1946 versah der Ostgeistliche P. Lothar Broese (amt. 1948–1960) das Pfarramt, in das er knapp zwei Jahre später berufen wurde. Die Zahl der Gemeindeglieder war wegen des Zuzugs Geflüchteter in der Nachkriegszeit stark angewachsen: 1937 hatte sie bei knapp 1.450 gelegen, 1947 bei rund 2.470. Gleichzeitig war auch die Zahl der Katholiken gestiegen (1947: rund 430). Sie wurden Pfarramt Seelze aus betreut, kath. Gottesdienste fanden auch in der ev. Michaeliskirche statt. 1951 feierte die kath. Gemeinde die Einweihung ihrer eigenen Kirche St. Matthias, 1967 wurde sie zur Pfarrgemeinde erhoben.23
Bis Anfang der 1970er Jahre war die Zahl der ev. Gemeindeglieder auf rund 1.600 gesunken. Angesichts des neu ausgebauten Gemeindehauses und angesichts eines „nicht nur in Verwaltungsangelegenheiten, sondern vor allem auch in der Gemeindearbeit engagierten“ Kirchenvorstands resümierte der Sup. des KK Wunstorf nach der Visitation 1986, es seien in Groß Munzel „gute Voraussetzungen für eine lebendige Gemeindearbeit vorhanden, die nicht nur vom Pfarramt getragen wird“.24 Seit 1993 war Groß Munzel pfarramtlich mit der kleinen Nachbargemeinde Landringhausen verbunden.25 Zum 1. Januar 2016 schlossen sich beide Gemeinden zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Munzel-Landringhausen“.26
Umfang
Groß Munzel sowie Barrigsen, Dedensen (bis 1604, dann eigenständiges Kirchdorf), Dissinghausen (wüst), Holtensen und Ostermunzel.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Wunstorf der Diözese Minden (1525).27 – 1588 zur neu errichteten Insp. Wunstorf (1924: KK). Seit 1. Januar 2001 KK Neustadt-Wunstorf.28
Patronat
1543 heißt es: „Collatio gehet vom Archidiakon von Minden zu lehne. Es vnderstehet sich aber des alhie die herschaft.“29 1588: „Jus Patronatus sei beim Landesfürsten. […] Der Dompropst zu Minden beanspruche die Collatio.“30 Mit Säkularisierung des Hochstifts Minden 1648 übergegangen an der Kfs. von Brandenburg-Preußen (1701: Kg. in Preußen), ausgeübt durch Mindener Domherren. Später der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Klassizistischer, siebenachsiger Rechteckbau, errichtet 1801–04 (Architekt: Georg Heinrich Brückmann, Hannover). Satteldach mit Krüppelwalm nach Osten; verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Quadersockel und Quaderbändern an den Ecken; hohe, unterteilte, segmentbogige Sprossenfenster an Nord- und Südseite, in der Mittelachse flachbogige Portale nach Norden, Süden und Osten, darüber leere Inschriftentafeln und kleine Segmentbogenfenster; im Ostgiebel Rundfenster. Im Innern umlaufende Emporenanlage auf Holzstützen, flache Decken über den Seitenemporen, Tonnengewölbe in der Mitte; rundbogiger Durchgang zu Turmhalle. 1823 nach Wiederaufbau des Turms westlicher Krüppelwalm entfernt und Dach bis zum Turm geführt. 1886 Kirchendecke neu verputzt, Priechen eingebaut. 1951–53 Dachsanierung, heller Außenanstrich. 1991 Innenrenovierung. 1998/99 Außensanierung (u. a. neuer Außenputz).
Turm
Leicht querrechteckiger Westturm aus unregelmäßigem Quadermauerwerk, errichtet in gotischer Zeit. Verkupferter Turmhelm mit rechteckigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Hahn; Auslegestuhl für Uhrschlagglocke und Uhrgaube nach Osten, Gaube nach Norden. Im Glockengeschoss je eine rundbogige Schallöffnung nach Norden, Süden und Westen, zwei kleinere nach Osten; übereinander drei schlitzartige Fenster nach Süden; Portal nach Westen, darüber Rundbogenfenster. 1787 Turm ausgebrannt. 1822 Wiederaufbau, neue Turmuhr. 1867 neue Turmuhr. 1964 neues Turmdach.
Vorgängerbau
Wohl romanisches Langhaus mit gewölbtem, gotischem Chor. Schiff 80 Fuß lang und 28 Fuß breit. 1724 Turmhelm repariert. 1752/53 Seitenwände des Schiffs erhöht, flache Holzdecke durch ein Holzgewölbe ersetzt, Priechen eingebaut. 1787 Schiff abgebrannt.
Ausstattung
Klassizistischer Kanzelaltar (um 1804), polygonaler Kanzelkorb flankiert von zwei schräggestellten Pfeilern, mit korinthischen Pilastern an den Innenseiten und vorgestellten korinthischen Säulen vorn; oberhalb des verkröpften Gebälks durchbrochene Bekrönung mit Gottesauge im Strahlenkranz, unterhalb des Kanzelkorbs hölzernes Halbrelief des letzten Abendmahls (1861, Hartung, Hannover; gestiftet von der Familie von Hugo); seitlich des Altars rundbogige Durchgänge; zeitweise diente ein Gemälde des Jüngsten Gerichts als Bekrönung oberhalb der Kanzel, bei Innenrenovierung 1953 entfernt.31 – Taufstein (15./16. Jh.), Becken oben rund, unten achteckig, mit Weinranken verziert; Sockel neu, zwischenzeitlich wohl als Kuhtränke und Blumentopf genutzt; seit 1933 wieder in der Kirche; Einsatz und Taufschale 1951 (Werner Gabel, Wuppertal-Barmen). – Hölzernes Flachrelief „St. Michael beim Drachenkampf“ (1954, Helmut Uhrig, Stuttgart), angefertigt zur 150-Jahrfeier des Kirchengebäudes.
Orgel
1637 Reparatur einer Orgel erwähnt; um die Arbeiten zu finanzieren, lieh sich die Gemeinde Geld bei P. Balthasar Drösemeyer (amt. 1627–1647).32 1734 Orgel mit 8 Registern belegt (CB), 1753 Instrument auf die neue Orgelempore versetzt und erweitert; beim Brand 1787 zerstört. 1807/09 Orgelneubau, wohl 16 I/P (Zustand 1877), die Kirchenrechnungen nennen einen „Orgelbauer Pfingsten“.33 1878 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Ph. Furtwängler & Söhne (Elze), 21 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen (Opus 155), Gehäuse von 1809 erhalten.34 1959/60 Umbau, ausgeführt von Lothar Wetzel (Hannover), 19 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen (Zustand 1972). 1998 Restaurierung, ausgeführt von Jörg Bente (Helsinghausen), 21 II/P (HW, SchwW), mechanische Traktur, Kegelladen.35
Geläut
Drei LG, I: gʼ (Bronze, Gj. 1771, Wolfgang Andreas Lebrecht, Königsberg i. Pr.) Inschriften: „Me fecit W. A. Lebrecht Anno 1771“, „Wilhelm Lvdwich von der Groeben Eques Ord. St. Joh. Lehnspatron, Daniel Friedrich Weber Loebnico Regiomont. Pfarrer aetatis 81 Minist. 48. Adam Perkuhn, Simon Rehde, Martin Reis, Friedrich Masvch Kirchenvaeter“ und „Zwei Jahr eh Lvther lehrt ward ich zverst gegossen 1515. Mein Rand brach ab vnd ich bin wieder nev zerflossen. In einem reinen Klang rvff ich dich Menschenkindt zvm Hoeren göttlichens Worths flieh Laster vnd die Svend. Meid allen selbstbetrvg, las dieses Wort dich lehren, hoer, beth vnd besre dich so wirdt dich Gott erhoeren. Ach folg in wahrer Bvss wenn Jesvs frevndlich rvfft so wirst dv glavbensvoll gehen selig in die Grvfft“, Patenglocke aus Langheim, Kr. Rastenburg; seit 1952 in Groß Munzel36; II: aʼ (Bronze, Gj. 1921, Firma Radler, Hildesheim); III: cʼʼ (Bronze, Gj. 1967, Petit & Edelbrock, Gescher), Inschrift: „Höre meine Stimme, wenn ich rufe!“ (Ps. 27,7). – Eine SG, fisʼʼ (Bronze, Gj. wohl 1867, Friedrich Dreyer Linden/Hannover), Inschrift: „Gegossen von … Dreyer“. – Früherer Bestand: Größte LG (Bronze) gesprungen und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1662, Ludolf Siegfried, Celle), Inschrift: „Sit soli summa gloria summo Deo“ (Es sei allein dem allerhöchsten Gott die allergrößte Ehre). Zweitgrößte LG geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1732). 1734 vier LG vorhanden. Größte LG 1779 erneut geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1779, Petrus August Becker, Hannover), Inschrift: „Zum Gottesdienst ruf ich dein Volk zusammen, Jehova! in dein Heyligthum. (: o heiliges Volk! nur reine Opfer-Flammen, Bring jauchzend ihm zu seinem Ruhm :). Doch sollten je auch Noth und Feuerflammen schrecken, So laß dein Häuflein mich zur rechten Zeit auch wecken. Georg Carl Redeker, Pastor. Altaristen: Dieter Ostermeyer, Christian Seegers, Dieter Bohrsen, Heinrich Hesse, Christoph Jöhrns. Anno 1779“.37 Geläut 1787 bei Kirchenbrand zerstört. Aus dem geschmolzenen Metall zwei neue Glocken gegossen (Bronze, Gj. 1788 Petrus August Becker, Hannover), LG I ⌀ 108 Zentimeter, Inschrift: „P. A. Becker in Hannover 1788“ und eine weitere, sechszeilige Inschrift, Bild: Kruzifix; LG II, ⌀ 90 Zentimeter, Inschriften: „Anno 1788 goss mich P. A. Becker in Hannover. Mein Klang ruft dich zum Kirchengang, Hör Gottes Wort mit Lobgesang. Sit soli summa gloria summo Deo“; Bild: Kruzifix.38 Um 1822 dritte Glocke angeschafft (Bronze). 1902 neues Dreiergeläut angeschafft, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert (1917). 1921 neues Dreiergeläut angeschafft, im Zweiten Weltkrieg die beiden größeren LG zu Rüstungszwecken abgegeben (1942), eine Glocke erhalten (heutige LG II).39
Weitere kirchliche Gebäude
Gemeindehaus (Bj. 1791, ehemalige Pfarrscheune, 1985 zu Gemeindehaus ausgebaut). – Neues Pfarrhaus (2014 verkauft). – Altes Gemeindehaus (ehemalige Küsterei, 1745 erneuert, 1787 abgebrannt, erneuert, seit 1956 Gemeindehaus).
Friedhof
Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer kirchlicher Friedhof am Ostrand des Dorfes, angelegt 1859, FKap. (Bj. 1968, Vorgängerbau 1863).
Liste der Pastoren (bis 1940)
Vor 1542–1559 Konrad Kokemüller (Kochmüller). – 1559–1563 Johannes Hoffmeister. – 1563–1577 Heinrich Vogelsang. – 1584–1604 Joachim Bleckmann. – 1604–1613 Konrad Reiche (Richius). – 1614–1626 Hermann Angeli (Engel, Engelken). – 1627–1647 Balthasar Drösemeyer. – 1648–1678 Antonius Homburg. – 1679–1691 Melchior Lorenz Baring. – 1692–1713 Jakob Heinrich Rosenhagen. – 1714–1746 Reinhard Rudolphi. – 1746–1763 Johann Friedrich Steding. – 1764–1799 Georg Karl Redeker. – 1800–1815 Godfried Bernhard Pfotenhauer. – 1816–1841 Heinrich Friedrich Rambke. – 1842–1867 Otto Diedrich Karl Ültzen. – 1868–1872 Hermann Heinrich Friedrich Christian Sattler. – 1872–1892 Andreas Joseph Friedrich Koelle. – 1892–1923 Karl Hans Wilhelm Ludwig Münchmeyer. – 1924–1932 Georg Willi Robert Klöpper. – 1932–1940 Hermann Karl August Robert Walbaum.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 371 und III, S. 22
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 8171–8191 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3044–3057 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1627, 1628, 1629 (Visitationen); D 10 Nr. 69–87 (Urkunden); D 42 (EphA Wunstorf); L 5a Nr. 128, 1249, 1496, 1639 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); N 136 (NL Liselotte Corbach); S 09 rep Nr. 1190 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7413 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1755
Trauungen: ab 1755
Begräbnisse: ab 1755
Kommunikanten: ab 1799 (Lücken: 1831, 1832, 1922, 1923)
Konfirmationen: ab 1755 (Lücken: 1871–1872)
Literatur & Links
A: Gemeindebuch KK Wunstorf, S. 24–27; Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf, S. 11; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 571–572; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 188–190; Holscher, Bisthum Minden, S. 209; Meyer, Pastoren II, S. 371; Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 78–80.
B: Lothar Broese (Hg.): 700 Jahre St. Michaeliskirche zu Groß Munzel. Festschrift zur 150-Jahrfeier des jetzigen Kirchengebäudes, Burgdorf 1954; Hans Funke & Lothar Broese: Die Pastoren und ihre Familien in Groß Munzel 1542–1998, Barsinghausen 1998; Carz und Gisela Hummel (Hg.): Seelsorger bei der Legion. Pastor Rambke – von Gibraltar nach Groß Munzel (Welfenschriften 36), Wedemark 2008; Ernst Albrecht Köppen & Heinrich Weydandt: Kirchspiel Groß Munzel. Beiträge zur Geschichte der Dörfer des Kirchspiels Groß Munzel – Groß Munzel, Ostermunzel, Holtensen, Barrigsen – und seiner Menschen, Groß Munzel 1998; Annebelle Pithan: Liselotte Corbach (1910–2002). Biografie, Frauengeschichte, Religionspädagogik, Neukirchen-Vluyn 2004; Reinhard Plate: Die Orgel in der St. Michaeliskirche zu Groß Munzel wird 140 Jahre alt. „Edler Klang aus Holz und Zinn“, in: Rundblick. Gemeindebrief der Kirchengemeinde Munzel-Landringhausen, März/April/Mai 2018, S. 11–12 und 31.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Taufstein, Lesepult
Fußnoten
- Erstmals belegt 1455: LkAH, D 10, Nr. 72.
- Mönchslisten I, § 294. Siehe auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 63.
- Knapp zu den Wunstorfer Grafen: Paravicini, Residenzen, Bd. IV,2, S. 1735 ff.
- LkAH, L 5a Nr. 128 (Visitation 1947).
- Westfälisches Urkundenbuch VI, Nr. 1405.
- UB Wülfinghausen I, Nr. 86; UB Barsinghausen, Nr. 214 (1329) und Nr. 335 (1358). Broese, S. 14.
- RG Online, RG IV 01113, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/1113 und RG Online, RG IV 04322, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/4322, 16.04.2021.
- RG Online, RG V 02815, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/2815, RG Online, RG V 02612, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/2612, RG Online, RG V 08650, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/8650, RG Online, RG V 03141, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/3141, RG Online, RG V 02865, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/2865, RG Online, RG V 08635, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/8635, 16.04.2021.
- Broese, S. 39.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
- Kayser, Kirchenvisitationen, S. 409.
- Broese, S. 16 f.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
- Kayser, General-Kirchenvisitation, S. 50. Vgl. auch Broese, S. 39 ff. Curd Fastmer ist allein in den zitierten Visitationsprotokollen belegt; P. Heinrich Vogelsang (amt. 1563–1577) ist dort nicht erwähnt – falls er nicht irrtümlich als Curd Fastmer benannt ist.
- Broese, S. 18; Köppen & Weydandt, S. 131 ff.
- Zit. bei Broese, S. 25 f. Zum Neubau vgl ebd. S. 26 ff. sowie Köppen & Weydandt, S. 106 ff.
- Hummel, S. 25 f. Auch zit. bei Broese, S. 50 f.
- Broese, S. 31; vgl. auch ebd., S. 51 (Zitate) und S. 45.
- LkAH, S 1 H III Nr. 119, Bl. 4, zum Folgenden ebd.; allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
- LkAH, L 5a, Nr. 1496. Hinischtlich der Sakramenstverwaltung merkte das LKA Hannover an: „Dabei setzen wir freilich voraus, daß Abendmahlsgottesdienste auch von Geistlichen gehalten werden, so daß die Gemeindeglieder die Möglichkeit haben, von diesen sich das Abendmahl reichen zu lassen.“ (ebd., Schreiben des LKA Hannover an LSup. Theodor Laasch, 20.02.1945). Ausführlich zu Liselotte Corbach: Pithan, S. 48 ff. Corbach hatte ihr Vikariat beim Bruderrat der Bekennenden Kirche in Berlin-Brandenburg absolviert (ebd., S. 148 f.), zu ihrer Zeit in Groß-Munzel vgl. ebd., S. 256 ff. Siehe auch Köhler, Angekommen, S. 65 f. und Erhart, Lexikon, S. 71.
- Zit. bei Pithan, S. 278.
- Pithan, S. 275. Ab 1948/49 war Corbach Dozentin für Religionspädagogig an der Pädagogischen Hochschule Hannover.
- Köppen & Weydandt, S. 128 ff.
- LkAH L 5d, unverz., Groß Munzel, Visitation 1986.
- KABl. 1993, S. 143 f.
- KABl. 2015, S. 149 ff.
- Holscher, Bisthum Minden, S. 206.
- KABl. 2001, S. 140 f.
- Kayser, Kirchenvisitationen, S. 409.
- Kayser, General-Kirchenvisitation, S. 50.
- Johannes Sommer nannte das Bild „eine leere akademische Arbeit von unangenehmer Farbigkeit“, Broese, S. 35.
- LkAH, D 10, Nr. 84. Insgesamt zur Orgelgeschichte: Plate, S. 11 f.
- Broese, S. 30; LkAH, D 42, KR GMu 20.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 94.
- Siehe: http://www.bente-orgelbau.de/ref_gros.htm, 15.04.2021.
- Poettgen, Glockengießer, S. 41.
- Broese, S. 25.
- Wolff, KD Lkr. Hannover und Linden, S. 79.
- Broese, S. 31.