Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden, Amtsbereich Münden | Patrozinium: Maria | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist Gimte erstmals 970 erwähnt, als Ks. Otto I. († 973) sowie sein gleichnamiger Sohn und Mitkaiser Otto II. († 983) dem ein Jahrzehnt früher gegründetem Kloster Hilwartshausen Land schenkten in villa Gemmet (im Dorf Gimte).1 Ks. Heinrich II. († 1024) und seine Frau Kunigunde († 1033) übertrugen dem Kloster 1017 weiteres Land in villa Gemmet.2 In der ersten Hälfte des 13. Jh. erhielt Hilwartshausen auch den Zehnt aus Gimte und mit weiteren Erwerbungen kam das Kloster wohl in den vollständigen Besitz des Dorfes Gimte.3 Im Jahr 1444 ist die Zugehörigkeit Gimtes zum Amt Münden im welfischen Teilfsm. Göttingen belegt (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, „Kernlande Hannover“, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).4 In französischer Zeit zählte Gimte von 1807 bis 1810 zum Kanton Blume und dann bis 1813/14 zum Kanton Hedemünden des Distrikts Göttingen im Leinedepartement des Kgr. Westphalen. Danach kam das Dorf, nun im Kgr. Hannover, erneut zum Amt Münden. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Gimte 1866 an das Kgr. Preußen, bei Einführung der Kreisverfassung kam es 1885 zum Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Mit Auflösung des Gutsbezirks wurde Hilwartshausen 1928 Ortsteil von Gimte, das wiederum 1973 in die Stadt Münden (1991: Hann. Münden) eingemeindet wurde. Im 19. Jh. entwickelten sich Flößerei und Holzhandel zu den wichtigsten Erwerbszweigen (vorher: Fischerei und Leinenweberei). Im 20. Jh. nahm Gimte den Charakter einer Vorortwohnsiedlung der Stadt Hann. Münden an. Um 1810 lebten gut 190 Menschen in Gimte, 2021 rund 1.800.

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1953

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1953

Traditionell gilt das Jahr 1006 als Gründungsjahr der Marienkapelle in Gimte.5 Belegen lässt sich diese Jahreszahl nicht. Der Chor, ältester Teil des Kirchengebäudes, ist vermutlich um 1300 erbaut worden. Die Altarplatte stiftete laut Inschrift Hermann de Neste, der 1289 als Ratsherr in Münden belegt ist.6 Die capella beate Virginis ultra aquam Wesera (Kapelle der heiligen Jungfrau jenseits der Weser) war eine Tochterkapelle (filia) des Klosters Hilwartshausen.7 Schriftlich ist sie erstmals 1315 belegt, als Ebf. Peter von Mainz (amt. 1306–1320) all jenen einen Ablass gewährte, die die capelle sancte Marie in Gymeth besuchten und für Baukosten spendeten.8 Einen weiteren Ablass gewährte 1335 der Mainzer Weihbischof Hermann, dabei ist auch ein Friedhof (cymiterium) bei der Kapelle erwähnt.9 Die heutige Marienkirche war seinerzeit keine Pfarrkirche; Gimte war, ebenso wie Volkmarshausen, nach Hilwartshausen eingepfarrt. Als Pfarrkirche diente jenseits der Weser die kleine Peterskirche südlich der Klosterkirche St. Stephan und Vitus; die Pfarrrechte lagen beim Kloster. Im Gegensatz zur Mutterkirche Hilwartshausen, die zum Archidiakonat Hofgeismar gehörte, zählte die Tochterkapelle Gimte zum Archidiakonat Nörten.10
Einen ersten ev. Geistlichen ließ Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) im Jahr 1542 im Kirchspiel Hilwartshausen einsetzen: P. Heinrich Rosenhagen (amt. 1542–1547). Nachdem Hzg. Erich I. zu Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1540 gestorben war, hatte Elisabeth als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich die luth. Lehre im Fsm. Calenberg-Göttingen eingeführt. 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.11 Im Visitationsprotokoll heißt es zu Hilwartshausen, P. Rosenhagen sei verpflichtet, sowohl die Stiftsdamen als auch „Gimet vnd Volkmerßhusen, so hie in die phar gehören, mit gots wordt vnd reichung der sacrament aufs fleißigst zuuersorgen“.12 Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Hzg. Erich II. die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre in den Kirchspielen des Fürstentums sicherstellen. Das Kloster Hilwartshausen indessen kehrte zum kath. Ritus zurück. Es ist unklar, wie die Gottesdienstpraxis in der Pfarrkirche in dieser Zeit aussah. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg-Göttingen 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte ev. KO auch hier ein.13 1588 ließ er die Gemeinden visitieren.

Kirche, Blick in den Chorraum, nach 1982

Kirche, Blick in den Chorraum, nach 1982

Das Pfarramt Hilwartshausen hatte damals P. Johannes Vigera (amt. 1585–1598) inne; zum Kirchspiel zählte seinerzeit neben Gimte und Volkmarshausen anscheinend auch Blume.14 Bei den Visitatoren beklagte sich P. Vigera 1588 über „unfleißigen Kirchenbesuch“, während die Einwohner von Volkmarshausen klagten, sie „können nicht übers Wasser kommen“. Aufgrund des Visitationsberichts beschlossen Regierung und Konsistorium in Wolfenbüttel, die „Leut zur Gemmet und Volkmershausen“ sollten dem Pastor eine „Wohnung bauen“ und er solle „hinfort in Gimte predigen und wohnen“.15 Gut zwei Jahrzehnte später regelte der sogenannte Tausch von Hilwartshausen im Jahr 1610 diese Neuordnung des Kirchspiels: Die Gemeinde gab ihre bisherige Pfarrkirche St. Peter an das Stift ab und erhielt dafür die klösterliche Marienkapelle in Gimte als neue Pfarrkirche. Friedhof und Schule sollten ebenfalls nach Gimte verlegt werden.16 Allerdings beklagten sich die Gemeinden Gimte und Volkmarshausen 1616, dass die Veränderungen zwar „vorgenommen aber nicht vollzogen worden“ seien.17 Eine erste Beerdigung auf dem Gimter Friedhof neben der Kirche soll erst 1690 stattgefunden haben.18 Am Status der Gemeinden änderte sich durch die Verlegung des Pfarrsitzes nichts: Im Protokoll zur Visitation 1675 ist Hilwartshausen als Muttergemeinde (mater) und Gimte als Tochtergemeinde (filia) bezeichnet.19
Im Zuge des Kirchentauschs hatten Priorin Dorothea Stofregen (amt. 1596–1625), unter der sich das Kloster Hilwartshausen zu einem ev. Damenstift wandelte, und Gemeindevorsteher Matthias Schieffen, dessen Familienepitaph sich erhalten hat, die Gimter Kirche in den Jahren 1610 bis 1612 vergrößern lassen. Der bisherige kleine Rechteckbau, der heutige Chor, erhielt als Kirchenschiff im Westen einen größeren und höheren Anbau. Für Bau und Instandhaltung sowohl des Pfarrhauses als auch des Küsterhauses mit Schule war das Kloster Hilwartshausen zuständig und später der Klosterfonds Hannover.20 Etwa 1680 erhielt die Kirchen einen neuen Altar, den die Gemeinde gut anderthalb Jahrhunderte später durch eine Kanzelaltarwand ersetzen ließ. Als Rekonstruktion – mit den ursprünglichen Gemälden – steht er seit 1982 wieder in der Kirche.
Von Priorin Dorothea Stofregen stammte zudem eine Stiftung, die etwa drei Jahrhunderte lang Bestand hatte: Die Priorin hatte der Gemeinde 80 Taler vermacht, von deren Zinsen „alljährlich Korn gekauft und davon Mehl gemahlen“ werden sollte. „Hiervon sollen viele kleine Brote gebacken und diese am Dorotheentag oder am Sonntage danach unter die Schulkinder des Kirchspiels Gimte verteil werden“. Dieser Brauch endete, nachdem das Stiftungskapital aufgrund der Inflation in den 1920er Jahren wertlos geworden war.21
Während der NS-Zeit hatte P. Alfred Sumpf (amt. 1929–1947) das Pfarramt Gimte inne. Er war nicht Mitglied in der NSDAP und gehörte kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, wie er rückblickend im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab.22 Zum 1933 neu gewählten KV schrieb er: „Keine Deutschen Christen. Kirchlich gut bewährt.“ Insgesamt traten gut 50 der etwa 1.000 Gemeindeglieder zwischen 1933 und 1945 aus der Kirche aus, nicht zuletzt, da der Referent für Siedlungswesen von Siedlern, die „auf dem der Niedersächsischen Heimstätte von der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellten Gelände“ ein Haus bauen wollten, den Kirchenaustritt verlangte.23 Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs und mit der Erschließung neuer Siedlungsgebiete stieg die Einwohnerzahl des Kirchspiels an und lag 1958 bei etwa 1.700, 1968 bei rund 2.130.24

Kanzelaltar, vor 1956

Kanzelaltar, vor 1956

In Volkmarshausen existierte 1938 eine freie ev. Gemeinde, für die ein Prediger aus Kassel im Winter Andachtsstunden hielt; ihre Mitglieder traten jedoch nicht aus der Landeskirche aus, gehörten vielmehr teilweise „zu den fleissigsten Kirchgängern“.25 In der Nachkriegszeit bildete sich hier eine altluth. ev. Gemeinde (seit 1972 SELK), die 1955 mit der Christuskirche ein eigenes Gotteshaus einweihen konnte (2018 entwidmet). Die ev. Gemeinde versammelte sich in den 1950er Jahren etwa alle zwei Wochen zum Gottesdienst, im Saal einer Gastwirtschaft oder im Sommer unter freiem Himmel. Die Pläne zum Bau einer eigenen Kapelle in Volkmarshausen konnten nicht verwirklicht werden; auch die späteren Überlegungen zu einem Gemeindezentrum Gimte-Volkmarshausen blieben Konzept.26
Ab 1965 war die Pfarrstelle Gimte vakant und wurde von Hemeln aus versehen; der dortige Pastor war zudem für die KG Bursfelde zuständig. Die Verbindung der Pfarrämter blieb bestehen, als P. Adolf Meßelken (amt. 1967–1971) von Hemeln nach Gimte wechselte. Er war bemüht, ein Gruppenpfarramt einzurichten, „wo neben dem Theologen andere Fachkräfte mitwirken“.27 Zum 1. Januar 1974 kam es zu Neuordnungen im Kirchspiel: Die in Vergessenheit geratene KG Hilwartshausen fusionierte mit Gimte zur neuen KG Gimte-Hilwartshausen.28 Die Verbindung zur gleichzeitig neu gegründeten KG Hemeln-Bursfelde blieb bestehen.29

Umfang

Gimte und Volkmarshausen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (sedes Dransfeld) der Erzdiözese Mainz.30 – 1588 GSuptur. Fsm. Göttingen bzw. Spezialsuperintendentur über Stadt und Gericht Münden.31 Seit Teilung der Insp. Münden 1742 gehörte Gimte zur Insp. Münden Erster Theil bzw. Hedemünden Erster Theil (Sitz der Suptur. 1742–1772, 1789–1820 und 1859–1911 in Hedemünden, 1772–1789, 1820–1859 und ab 1911 in Münden). Ab 1924 KK Münden.

Patronat

Kloster Hilwartshausen, ab 1629 Universität Helmstedt, ab 1650 der Landesherr (bis 1871).32

Kirchenbau

Zweijochiger Rechteckbau mit eingezogenem, niedrigerem Rechteckchor, Chor erbaut um 1300, Schiff erbaut 1610–12. Satteldächer, Giebelkreuz im Osten. Bruchsteinmauerwerk. An Schiff und Chor je zwei spitzbogige Fenster an den Längsseiten, ein Spitzbogenfenster nach Osten. An der Westseite Vorbau mit rundbogigem Eingang. Im Innern Kreuzgratgewölbe, u-förmige Empore. 1610–12 Westerweiterung der Kirche. 1774 Umbau und Renovierung der Kirche (u. a. Emporen eingebaut, Altar verändert, neue Kanzel). 1838/39 Renovierung (u. a. Maßwerk der Chorfenster entfernt und Fenster vergrößert, im Westen Außentreppe mit Eingang zur unteren Empore erbaut, obere Empore für die Orgel eingebaut, neues Gestühl, neugotischer Kanzelaltar).33 1956–62 Instandsetzung (u. a. Außentreppe entfernt, Vorhalle im Westen erbaut, obere Empore abgebaut, Kanzelaltar entfernt, neuer Fußboden).

Fenster

Figürliches Ostfenster (1961, Hans Matschinski Braunschweig), neun Szenen des NT: Verkündigung Jesu, Geburt Jesu, Darstellung Jesu im Tempel, Flucht nach Ägypten, zwölfjähriger Jesus im Tempel, Hochzeit zu Kana, Kreuztragung, Maria und Johannes unter dem Kreuz und Himmelfahrt. Fenster seit 1982 vom Altarretabel verdeckt, während Advents- und Weihnachtszeit von innen angestrahlt.

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger verschieferter Dachreiter bekrönt mit Kugel, Patriarchenkreuz und Wetterhahn. Je zwei kleine, flachbogige Schallfenster nach Osten und Westen, je eines nach Norden und Süden. 1673 erste Turmuhr angeschafft.34 1774 Dachreiter von Ost- auf Westgiebel versetzt.35 1945 am Ende des Zweiten Weltkriegs durch Artilleriebeschuss beschädigt. 2002/03 neue Turmbekrönung (Inschrift auf der alten Kugel: „Ex templo St. Petri Hilwardeshausen 1674“ (Aus der Peterskirche Hilwartshausen 1674).36

Altaraufsatz, nach 1982

Altaraufsatz, nach 1982

Ausstattung

Blockaltar mit Mensa aus Sandstein (um 1300), Weihekreuze und Inschrift: „Hanc aram fecit Herman de Neste pararimvn[vs] ei petim[us] Chr[ist]e p[er]e[n]ne dari“ (Diesen Altar ließ Hermann von Neste anfertigen. Christus, wir bitten, daß du ihm immerwährende Gnade schenkst); Hermann de Neste ist 1289 als Ratsherr der Stadt Münden belegt.37 – Dreistöckiges, architektonisch gestaltetes Retabel (1982 rekonstruiert von Wolfram Kummer, Burgdorf; Gemälde: 1680, Johannes Daniel Sarazin, Blume), im Hauptfeld Kreuzigungsszene (lächelnder Jesus), flankiert von korinthischen Säulen und seitlichem Schnitzwerk mit Engelsköpfen; darüber Auferstehungsbild, flankiert von ionischen Säulen und geschnitzten Fruchtgehängen; darüber Gemälde mit Himmelfahrtsdarstellung, flankiert von je zwei dorischen Säulchen; geschnitzte Sonne als Bekrönung; in der Predella Abendmahlsbild. Das ursprüngliche Retabel 1838/39 durch neugotische Kanzelaltarwand ersetzt und die vier Gemälde des Altars im Kirchenraum aufgehängt; Gemälde in den 1930er Jahren an Kanzelaltarwand angebracht; 1956 Kanzelaltarwand entfernt; Gemälde eingelagert (seit Anfang der 1960er Jahre in Osterode); 1981/82 Retabel rekonstruiert.38 – Hölzerne Kanzel (1961 aus den Resten einer Gedenktafel von 1612 gefertigt, die 1839 zersägt wurde und als Orgelverkleidung diente), an den vier Wandungen des Kanzelkorbs sind jeweils zwei Tafeln angebracht mit Gemälden bzw. Inschriften (Bibelzitate und abgekürzte Namen der Konventualinnen aus Hilwartshausen).39 – Runde Sandsteintaufe (1617) mit Engelsköpfen am Becken und Löwenköpfen am Schaft, Inschrift: „H[il]w[artshausen] 1617 PH“.40 – Grabplatte für Amtmann Steven († 1676). – Hölzernes, bemaltes Epitaph (1612), für Katharina Hollemen und Matthias Schieffen (Bauermeister) sowie ihre drei Söhne Peter, Jürgen und Hans Schieffen; das Bild zeigt eine Kreuzigungsszene mit der knienden Stifterfamilie; Inschrift u. a.: „Anno 1612 dem 3 martz hab ich mattias schieffen [und] Cattrina hollemens ausz Münden mein Ehlihe Hausfraw disze taffell allhir setzen lassen vber meinen stull meinen 3 sohnen alls petter, seines alltters 13 Jar vnd gorgen seines alltters 11 Jahr vnd Hannses seins alltters 9 Jar, so in gott sindt selleiglih endtslaffen vnd ihr Ruchsthett hir an dissem ohrt haben die weill ich dan gott vndt der kirchen zun ehren auch vns zum gedechtenus auh die gehabtte meuch [Mühe?] so ich an dissem orttem alls geindten [Gimbten?] volckmarshaussen in die 14 jar, vor ein baurmeister vnd vorsther erlih gebruchen hab lassen auch mich zu gotts lob vnd die Christlich gemeindtschafft bey den F[ürst]l[ichen] hern Comysarigen mitt stetts anhaltten nicht er minderlassen das disse kirchen von dem loblichen steiffts heiffarltshauser zu lag vnd anordungen in ein folgenden standt gebracht worden das gottes wordt wiederumb heir in kleingt vnd schallt vnd die betreuweten sellen wiederumb gespeis vnd getrinckett werden wie er selbe sagt Eech ich gab iehn mein sabbath zum zeichen zwischen mir vnd inen, darmit sie lernet das ich der herr seÿ der sie heiliget (etcetera)“; Ende der 1970er Jahre bei Renovierung des Pfarrhauses wieder entdeckt, später restauriert.41 – Hölzerner Christuskopf, 2002 im Kirchturm entdeckt, jetzt auf einer Stele aus Sandstein angebracht. – Christusikone. – Ehemalige Ausstattung: Einige „hölzerne Statuetten der Apostel“, Anfang des 19. Jh. noch vorhanden.42

Orgel

Orgel

Orgel

Die erste Orgel schenkte 1770 der in Volkmarshausen geborene Johann Friedrich Hagemann, Besitzer der Graumühle in Minden; Orgelbauer war vielleicht Stephan Heeren (Gottsbüren); einzelne Pfeifen dieser Orgel sind bis heute erhalten.43 1845/46 Umbau, ausgeführt wohl von Balthasar Conrad Euler (Gottsbüren). Disposition erstmals 1859 aufgezeichnet (Kostenvoranschlag für Reparatur, Orgelbauer Johann Schmerbach), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Im Ersten Weltkrieg zinnerne Prospektpfeifen zu Kriegszwecken abgegeben. 1932 Reparatur, u. a. neue Prospektpfeifen (Zink) eingebaut, Conrad Friedrich Carl Euler (Hofgeismar). 1957/58 Instandsetzung und Änderung der Disposition, ausgeführt von Firma Paul Ott (Göttingen), Instrument zudem an den heutigen Standort versetzt. 1975 Instandsetzung und eine Dispositionsänderung, Werner Bosch (Niestetal). 1994/95 Restaurierung, ausgeführt von Werner Bosch (Niestetal), Wiederherstellung der Disposition von 1845/46, 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel

Geläut

Eine LG, dis’’ (Bronze, Gj. 1776, Johann Justus Schreiber, Allendorf), Inschrift: „Anno 1776 Goß mich J. J. Schreiber in Allendorf denen Gemeinden Gimte, Volkmarshausen und Hilwartshausen. Als Superintentens war J. E. Weckenesel, Pastor C. H. Ballauf. Amtmann Herr J. B. Ostermeier, Bauerm[eister] J. J. Kreiken. J. C. Müller. Vorst[eher] L. Heeden, J. G. Völker, G. E. Müller, J. G. Zwelen“.44 – Früherer Bestand: Eine SG dis’’’ (Eisen), seit 1945 außer Betrieb, 1958 noch in Glockenstube abgestellt, später beseitigt.45

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1772, bis 1972 Eigentum Klosterkammer). – Küsterhaus (Bj. um 1880).

Friedhof

Ein Friedhof in Gimte ist schriftlich bereits 1335 belegt (cymiterium capelle dicte Gymmeth).46 In der Zeit vor Kirchentausch und Verlegung des Pfarrsitzes von Hilwartshausen nach Gimte im Jahr 1610/16, fanden Beisetzungen jedoch auf dem Friedhof der Peterskirche in Hilwartshausen statt, auf dem Friedhof bei der Marienkirche erst danach, erste Beerdigung wohl 1690, letzte 1873; letzte Gräber 1924 eingeebnet.47 Neuer Friedhof angelegt 1873, knapp 300 Meter südöstlich der Kirche, teilweise kirchliches, teilweise kommunales Eigentum, in kirchlicher Verwaltung, FKap. Kommunaler Friedhof in Volkmarshausen, angelegt 1836, FKap, seit 2020 Glockenträger mit einer LG, c’’’ (Bronze, Gj. 1779, H. L. Behrends Göttingen), Inschrift: „H. L. Behrends goss mich in Goettingen anno 1779. Margar[ethe] Elisab[eth] Wittwe Schneller geb[orene] Linnemann in Volckmarshausen hat mich verehret“; die politische Gemeinde Volkmarshausen hatte die Glocke der 1955 erbauten Christuskirche der SELK übergeben, die 2018 entwidmet und verkauft wurde.48

Liste der Pastoren (bis 1940)

Pfarrsitz zunächst in Hilwartshausen, seit spätestens 1610/16 in Gimte.
1542 Heinrich Rosenhagen. – 1547 Justus Benenius. – 1574–1579 Magister Nikodemus Veilmering. – 15..–1585 Peter Coltemann. – 1585–1598 Johannes Vigera. – 1598–1606 Andreas Bariscus. – 1607–1608 Christian Köhnen (Koune). – 1609–1627 Caspar Vigera. – 1627–1668 Johannes Vigera. – 1668–1675 Hermann Persius. – 1675–1685 Hermann Krohne. – 1686–1705 Johann Peter Hartung. – 1705–1720 Johann Heinrich Ulrici. – 1720–1727 Magister Johann Erich Kruse. – 1727–1728 Johann Christoph Lüdecke. – 1729–1732 Johann Friedrich (Heinrich?) Ebeling. – 1733–1741 Ludwig Georg Stisser. – 1741–1779 Christoph Heinrich Balkans. – 1779–1788 Johann Friedrich Hampe. – 1788–1798 Johann Georg Leschen. – 1798–1806 Joachim Friedrich Diedrich Jacob Wedel. – 1806–1828 Johann Christian Koch. – 1829 Heinrich Georg Ludwig Schmidt. – 1829–1836 August Heinrich Liebau. – 1837–1857 Johann Ludwig Christoph Franz Willerich. – 1857–1871 Heinrich Friedrich Beuermann. – 1871–1876 Friedrich Albert Robert Stromburg. – 1878–1886 Jacob Wilhelm Alexander Albert Danstädt. – 1886–1928 Karl Wilhelm Bösenberg. – 1929–1947 Alfred Friedrich Paul Sumpf.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 319–320 und III, S. 21

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3751–3757 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 490 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2746–2754 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 791Digitalisat, 792Digitalisat, 793Digitalisat, 794Digitalisat, 795Digitalisat (Visitationen); S 09 rep Nr. 1082 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7426 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1668
Trauungen: ab 1677 (Lücken: 1712, 1738, 1772, 1782)
Begräbnisse: ab 1668
Kommunikanten: ab 1876 (Lücken: 1884–Juli 1886)
Konfirmationen: ab 1668 (Lücken: 1670, 1673, 1716, 1720, 1730, 1734–1742, 1744, 1749)

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 42–43; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 161–163; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 501; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 189–191; Meyer, Pastoren I, S. 319–320.

B: 1000 Jahre sind wie ein Tag. Marienkirche Gimte 2006. Geschichte – Ausblick – Unterhaltsames – Besinnliches, hrsg. im Namen des Kirchenvorstandes vom Pfarramt, Dransfeld 2006; Martin Czichelski: Gemunde im frühen und hohen Mittelalter (= Sydekum-Schriften zur Geschichte der Stadt Münden 36), Hann. Münden 2006, S. 67–77; C. Hinüber: Die Kirche des Dorfes Gimte bei Münden, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 28 (1862), S. 257–261 [online:]; Karl Kreike & Friedrich Gieseler II.: Die Geschichte von Gimte und Hilwartshausen, Rendsburg 1963, bes. S. 159–178; Hasso von Poser: Der Gimter Altar, in: Unser Münden (= Beiträge zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Flächenstadt 1; = Sydekum-Schriften zur Geschichte der Stadt Münden 16), Hannoversch Münden 1987, S. 39–51; Carl Christian Sumpf: Verlorene Schätze der Gimter Marienkirche. Einstige Apostelfiguren unauffindbar, in: Südniedersachsen 33 (2005), S. 9–11.


Fußnoten

  1. MGH DD O I 395 [Digitalisat]; MGH DD O II 20 [Digitalisat]. Vgl. zum Ortsnamen: Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 53.
  2. MGH DD H II 363 [Digitalisat].
  3. Vgl. UB Hilwartshausen Nr. 36, 39 und 84; BW, RggEbMz 33 Nr. 091, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/15984 (11.04.2022).
  4. NLA HA Hann. 74 Münden, Beschreibung.
  5. Kreike & Gieseler, S. 159; 1000 Jahre, S. 13.
  6. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 4 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0000409.
  7. UB Hilwartshausen, Nr. 151.
  8. UB Hilwartshausen, Nr. 146.
  9. UB Hilwartshausen, Nr. 178.
  10. UB Hilwartshausen, Nr. 151.
  11. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  12. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 302.
  13. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  14. LAW, V 231, Nachrichtungsbuch von allen Pfarren im Fürstenthumb Braunschweig…, S. 66.
  15. Alle Zitate: Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 153 mit Anm. 2.
  16. 1000 Jahre, S. 20.
  17. Zit. in: 1000 Jahre, S. 14.
  18. 1000 Jahre, S. 28.
  19. Althaus, Generalvisitation I, S. 129.
  20. LkAH, B 2 G 15/Gimte Bd. I, Bl. 2 ff.
  21. Kreike & Gieseler, S. 176.
  22. LkAH, S 1 H III Nr. 419, Bl. 14.
  23. LkAH, L 5c, unverz., Gimte, Visitation 1938; LkAH, S 1 H III Nr. 419, Bl. 14.
  24. LkAH, L 5c, unverz., Gimte, Visitationen 1958 und 1968.
  25. LkAH, L 5c, unverz., Gimte, Visitation 1938.
  26. LkAH, L 5c, unverz., Gimte, Visitationen 1958 und 1968.
  27. 1000 Jahre, S. 55.
  28. KABl. 1974, S. 24 f.
  29. KABl. 1974, S. 25.
  30. UB Hilwartshausen, Nr. 151.
  31. Steinmetz, GSup. Göttingen I, S. 109.
  32. Brauch, Klöster, S. 173.
  33. Kreike & Gieseler, S. 168. Mitunter findet sich die irrtümliche Angabe 1938/39, vgl. Gemeindebuch KKV Münden, S. 43.
  34. 1000 Jahre, S. 17; Kreike & Gieseler, S. 167.
  35. Kreike & Gieseler, S. 166 f. Nach 1000 Jahre, S. 17, wurde der Dachreiter 1612 über dem Westgiebel erbaut.
  36. 1000 Jahres, S. 29 f.
  37. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 4 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0000409.
  38. Ausführlich zur Geschichte des Altars: Poser, S: 39 ff., vgl. ebd. Abb. S. 40 (Zustand vor 1956) und Abb. S. 44 (Zustand nach 1961). Siehe auch: 1000 Jahre, S. 52.
  39. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 298 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0029802.
  40. Mathies, Taufbecken, S. 123; DI 66, Lkr. Göttingen, A1, Nr. 59 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012a1005903.
  41. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 297 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0029704; Sumpf, S. 11.
  42. Hinüber, S. 260; Sumpf, S. 11.
  43. LKA, G 9 B/Gimte-Hilwartshausen Bd. I, Bl. 83 und Bl. 93 f; Kreike & Gieseler, S. 164 f.; 1000 Jahre. S. 28.
  44. Kreike & Gieseler, S. 166.
  45. 1000 Jahre, S. 17.
  46. UB Hilwartshausen, Nr. 178.
  47. Kreike & Gieseler, S. 174.
  48. LkAH, B 2 G 9 B Nr. 225, Bl. 78 sowie zwischen Bl. 89 und 90.