Sprengel Hannover, KK Laatzen-Springe | Patrozinium: Kein mittelalterliches Patrozinium bekannt1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort erstmals 1149 als Gistorpe belegt.2 Das Dorf gehörte vermutlich zum sächsischen Marstemgau und war später Zentrum eines Gogerichtsbezirks.3 Im 13. Jh. war der Go Gestorf im Besitz der Gf. von Hallermund; 1282 erwarben die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg die Hälfte der Hallermundschen Rechte und bis spätestens 1411 waren sie in alleinigem Besitz.4 Seit der welfischen Besitzteilung von 1432 zählte Gestorf zum welfischen Teilfsm. Calenberg (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und gehörte hier zur Vogtei bzw. später Amt Calenberg.5 Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) brannten lüneburgisch-hildesheimische Truppen 1519 das Dorf nieder (auf der Chorographia der Hildesheimischen Stiftsfehde von 1591 ist Gestorf brennend dargestellt).6 Bei Gestorf lagen drei Rittergüter (von Ilten, von Jeinsen, von Linsingen) . Ein Ortsbrand zerstörte 1794 einen Großteil des Dorfes. In französischer Zeit gehörte Gestorf von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Elze, Distrikt Hannover, Departement der Aller). Danach war das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Amtes Calenberg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel es 1866 an das Kgr. Preußen und seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte es zum Lkr. Springe. Nach dessen Auflösung kam Gestorf 1974 an den Lkr. Hannover (2001: Region Hannover). Im gleichen Jahr wurde der Ort in die Stadt Springe eingemeindet. Zur Sozialstruktur Gestorfs schrieb der Ortspfarrer 1953: „Die Gemeinde ist, abgesehen von dem Flüchtlingselement, vorwiegend bäuerlich, ohne grosse soziale Unterschiede.“7 Um 1813 lebten rund 1.025 Menschen in Gestorf und 2023 etwa 1.810.
Ältestes Zeugnis der Gestorfer Kirchengeschichte ist das Kirchengebäude selbst, dessen älteste Teile vermutlich aus dem frühen 12. Jh. stammen.8 Ein erster Geistlicher ist vermutlich 1220 mit dem presbyter (Priester) Henricus nachweisbar.9 1285 erwarb das Kloster Loccum die Patronatsrechte über die Gestorfer Kirche (vnum [mansum] in villa Gestorpe situm cum patronatu ecclesie).10 Unmittelbar nördlich der Kirche lag das Castrum des Gutes der Familie von Ilten; der dazugehörige steinerne Turm (turri lapideam) ist 1322 urkundlich belegt (das Castrum wurde 1794 abgebrochen).11 Der Turm gehörte zu jenen Gütern in Gestorf, mit denen das Kloster Loccum die Brüder Heinrich, Ludolf und Arnold Knigge belehnte; das Patronatsrecht verblieb jedoch beim Kloster.12 1342 war Friedrich von Jeinsen Pleban in Gestorf13 und 1374 sowie 1392 ist der Kirchherr Herbord bzw. Herbord Vogel urkundlich belegt.14 1417 hatte Johann Volger das Pfarramt inne.15 Im Memorienbuch des Kalands von Pattensen sind folgende Plebane aus Gestorf genannt: Wernerus, Fredericus, Herbordus und Johannes. Überdies ist ein Borchardus de ghestorpe sacerdos verzeichnet, der jedoch auch andernorts als Priester gewirkt haben mag.16 Auf Bitten des Loccumer Abtes Johann ordnete Papst Martin V. (amt. 1417–1431) im Jahr 1426 an, die Kirche Gestorf dem Kloster Loccum zu inkorporieren (1428 umgesetzt); das Kloster übernahm die pfarramtliche Versorgung des Dorfes und entschädigte den damaligen Pfarrer Johann Volger mit einer lebenslangen Pension.17 Im Jahr 1449 übertrugen Abt und Konvent die Gestorfer Kirche dem Kaplan Ludolf Morkop, 1455 dem Kaplan Hermann Schodebusch und 1520 dem Jordan Quedebom oder Gudebom (amt. bis 1530).18
Im Fsm. Calenberg führte Hzgn. Elisabeth von Calenberg-Göttingen († 1558) die Reformation als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.19 Die Pfarre Gestorf hatte seinerzeit P. Johann Bruer inne. Corvinus versuchte, P. Heinrich Goslar, später Kaplan in Pattensen, nach Gestorf zu setzen, aber der Loccumer Abt berief einen anderen Prediger.20 Die Reihe – und auch das Bekenntnis – der Gestorfer Pastoren bis Ende der 1580er Jahre ist nicht gänzlich gesichert.21 Nachdem Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn 1545 als Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg übernommen hatte, wechselte er 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich Erichs Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte KO auch hier ein.22 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Der Abt von Loccum hatte P. Bernhard Nehtler (amt. 1585–1589) auf die Pfarrstelle Gestorf berufen, die auch sein Vater einst innegehabt hatte.23 Die Pfarrgeschäfte lagen anscheinend noch in der Hand eines mercenarius, denn im Visitationsprotokoll heißt es, P. Nehtler wolle, dass „mercenarius Conradus Westermanns, des vorigen Pastors von Gestorf, ihm wiche, zumal er oft wegen seines unziemlichen Lebens, Saufens, Scheltens verklagt sei“. Ab P. Christoph Brandes (amt. 1589–1602) ist die Reihe der ev.-luth. Pastoren Gestorfs lückenlos bekannt.
Einige Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) ließ die Gemeinde Gestorf während der Amtszeit von P. Johann Heinrich Timäus (amt. 1646–1673) ihre Kirche umbauen und vergrößern (1653). P. Timäus stellte 1670 ein Corpus bonorum der Kirchen- und Pfarrgüter zu Gestorf zusammen.24 1773/74 wurde die Kirche wiederum erweitert. Ein ehemaliges Siegel des Kirchspiels mit der Umschrift Sigillum ecclesiae Gestorfiensie 1777 zeigt in der Mitte möglicherweise eine Ansicht der Gestorfer Kirche.25 Der Dorfbrand von 1794 hinterließ die Kirche weitgehend unbeschädigt, das Pfarrhaus jedoch wurde zerstört (Neubau 1796).
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Karl Friedrich Konrad Müller (amt. 1932–1938) und P. Werner Voigts (amt. 1938–1956) das Pfarramt Gestorf inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab P. Voigts 1946 an, beide hätten kirchenpolitisch zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft gehört, er selbst sei zudem Mitglied der NSDAP gewesen.26 Die 1933 neu gewählten Kirchenvorsteher seien „zu 50 % zahlende Parteimitglieder“ gewesen und hätten sich „kirchlich gut bewährt“.27.1936 zählte die Gemeinde 840 Gemeindeglieder. P. Voigts wurde 1939 zum Kriegsdienst eingezogen und der sonntägliche Gottesdienstbesuch ging stark zurück; der Pattenser Sup schrieb rückblickend: „Es ist nicht nur mir sondern auch anderen Vertretern oft so gegangen, daß man sich durch Sturm und Regen mit dem Rade mühsam nach Gestorf durchkämpfte und dann im Gottesdienst 6 Frauen vorfand.“28 Die Gemeindearbeit übernahm nach 1939 weitgehend die Pfarrfrau („Erteilung des kirchlichen Unterrichts, sowie Religions-Unterrichts in der Schule, Fortführung der Jugendarbeit an der weiblichen Gemeindejugend, Abhalten von Kindergottesdienst, weitgehende Übernahme der Gemeindeseelsorge in zahlreichen Hausbesuchen“).29
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder von 840 im Jahr 1936 auf etwa 1.510 im Jahr 1947 an. 30 Zudem war eine kleine kath. Gemeinde mit etwa 200 Gemeindegliedern entstanden, die sich seit 1946 in der ev. Kirche zur Messe versammelte.31 Auf Initiative von P. Voigts Ehefrau übernahm die KG Gestorf in der Nachkriegszeit den Gestorfer Erntekindergarten und gründete ihn neu als ev. Kindergarten (bestand 1953 nicht mehr).32 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Gestorf Kontakte zur Kirchgemeinde Gornsdorf im Erzgebirge.33
Von 1976 bis 2001 war die KG Gestorf pfarramtlich mit der benachbarten KG Bennigsen-Lüdersen verbunden; das gemeinsame Pfarramt umfasste zwei Pfarrstellen.34 Ab 2003 versah das Pfarramt Gestorf auch die vakante Pfarrstelle der Klosterdörfer Wülfinghausen und Wittenburg.

Umfang

Das Dorf Gestorf.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Pattensen der Diözese Minden.35 – Die Parochie Gestorf unterstand ab 1542 dem Sup. des Fsm. Calenberg-Göttingen. 1589 zur neu errichteten Insp. Jeinsen, 1924 KK Jeinsen. Nach Auflösung des KK Jeinsen 1926/36 in den KK Pattensen eingegliedert.36 1972 KK Laatzen-Pattensen; 2001 KK Laatzen-Springe.

Patronat

1285 übertrugen Gf. Adolf und Gf. Albert von Schwalenberg die Gestorfer Patronatsrechte an Gf. Otto von Everstein, der sie im gleichen Jahr an das Kloster Loccum weitergab.37 In den Unterlagen zur Visitation 1947 ist unter „VI. Wirksamkeit des Kirchenvorstandes“ vermerkt: „Das Kloster Loccum hat seit Jahren von seinem Patronatsrecht keinen Gebrauch gemacht.“38 Das Patronat besteht noch heute.

Kirchenbau

Fünfachsiger, rechteckiger Saalbau, älteste Teile frühes 12. Jh. (Chor), erweitert im 14. Jh., 1653 und 1773.39 Walmdach. Quader- und Bruchsteinmauerwerk, Ost-, Süd- und Westseite verputzt, mit Quaderstruktur an den Ecken und angedeuteten Lisenen an den Längsseiten. Rechteckige Sprossenfenster, Rechteckportale nach Westen, Süden und Osten; nach Norden hochgelegener ehemaliger Emporeneingang. Im Innern flache Kassettendecke, u-förmige Emporenanlage auf marmorierten Säulen. Um 1180 Schiff und Chor eingewölbt. Im 14. Jh. Sakristei an Nordseite des Chors errichtet, Chorturm erbaut. 1653 Gewölbe abgebrochen, Kirche nach Süden verbreitert und nach Westen verlängert, Außenwände erhöht, im Innern flache Balkendecke mit hölzernem Pfeiler in der Mitte des Schiffs. 1773/74 Kirche nach Westen verlängert (15 Fuß). 1776/77 Dacherneuerung. 1834 Dacherneuerung (Friedrich August Ludwig Hellner), u. a. Außenwände erhöht und Walmdach errichtet (vorher Satteldach). 1842/43 Umgestaltung außen und innen (Friedrich August Ludwig Hellner), u. a. Fenster der Südfassade vereinheitlicht, westlicher Südeingang entfernt, vermutlich Sakristei und Apsis abgebrochen, Kassettendecke eingebaut, umlaufende Empore errichtet. 1934/35 neuer Außenputz, Innenrenovierung. 1982/83 Innenrenovierung, u. a. östlicher Teil der Empore entfernt, Ostteil als Winterkirche abgetrennt, Ausmalung von 1843 wiederhergestellt.

Turm

An der Nordostecke vierseitiger Turm, erbaut im 14. Jh. über dem romanischen Chor. Walmdach mit offenem Dachreiter, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne; Uhrgaube nach Süden. Quader- und Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, Ost- und Südseite verputzt, mit Quaderstruktur an den Ecken. Im Glockengeschoss je eine spitzbogige Schallöffnung nach Süden und Osten, eine rundbogige Öffnung nach Norden, ein kleines Rechteckfenster nach Westen. Turmhalle mit Kreuzgratgewölbe, genutzt als Winterkirche. 1808 Turmreparatur. 1983/84 Winterkirche eingerichtet.

Grablege

Bis 1773/74 westlich der Kirche „Todten Gewölbe“ der Familie von Ilten, bei Erweiterung der Kirche nach Westen entfernt.40

Ausstattung

Kastenförmiger Holzaltar mit seitlichen Schranken und hölzerner Kanzelaltarwand, farbig gefasst (1842, Friedrich August Ludwig Hellner, Hannover), Altarwand mit Pilastergliederung, Kanzelkorb eingesetzt in Dreiecksgiebel, über dem Schalldeckel Rundbogen mit Strahlenkranz. – Achteckige, pokalförmige Sandsteintaufe (Becken wohl 17./18. Jh., Schaft jünger), als Fuß dient der ehemalige Schlussstein des Sakristeigewölbes (14. Jh.), Taufstein nach 1897 beschafft.41 – Zwei Gemälde (zweite Hälfte 19. Jh.), Geburt und Auferstehung Christi; zeitweise an Altarwand. – Drei reliefverzierte Steine, wohl Fragmente eines romanischen Taufbeckens, seit 1984 eingesetzt in die Altarwand der Winterkirche (vorher seit der ersten Hälfte des 19. Jh. außen in der Ostwand des Turms), die Reliefs zeigen einen Esel, einen knienden Krieger und ein wildschweinähnliches Tier.42 – Grabplatte für Anna von Bennigsen († 1593) und Dietrich von Ilten († 1596), Kruzifixrelief, davor kniend die Verstorbenen mit einer Tochter und zwei Söhnen. – Abgetretene Grabplatte (1515?), mit Wappen der Familie von Ilten. – Abgetretene Grabplatte (16. Jh.?), mit Kruzifixrelief. – Architektonisch gestaltetes hölzernes Epitaph für Caspar von Ilten († 1640) und Dorothea Klencke († 1671), im Hauptfeld Kreuzigungsgemälde, im oberen Feld Gemälde mit Auferstehungsszene.43 – Grabplatte für P. Carl Heinrich Stisser († 1684/85) und seine Frau Maria Glymer. – Außen: Kindergrabstein für Georg von Ilten († 1653). – Außen, eingemauert in die Südwand: Kindergrabstein für Regina Friemans († 1659). – Außen, eingemauert in die Südwand: Grabstein für P. Johan Heinrich Timaeus († 1673). – Außen, eingemauert in die Nordwand: Grabstein für P. Jakob Gerhard Lunssen († 1738) und seine Frau Dorothea Marie Rettberg. – Zwei Gedenktafeln (1598, 1593). – Ehemalige Ausstattung: Mittelalterliche Kreuzigungsgruppe aus St. Ägidien (Hannover), seit 1782 in Gestorf, 1905 an das Provinzialmuseum (heute Landesmuseum) Hannover abgegeben, seit 1993 als Leihgabe im Kloster Bursfelde.44

Orgel

Schon vor dem Dreißigjährigen Krieg soll die Kirche eine Orgel besessen haben.45 Die 1702 vorhandene Orgel besaß acht Stimmen, Orgelbauer Johann Andreas Zuberbier schlug eine Erweiterung um vier Stimmen vor. 1747/48 Orgelneubau, ausgeführt von Christian Vater (Hannover), wohl acht Register. Um 1771 abgebaut und 1774 Wiederaufbau in der umgestalteten Kirche, Orgelbauer Zuberbier. 1824 Orgel nach Hohenrode (Gft. Schaumburg) verkauft. 1824 Orgelneubau, Johann Dietrich Kuhlmann (Gottsbüren). 1847 Orgelneubau, Ernst Wilhelm Meyer & Söhne (Hannover), 12 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1884 Neubau, Friedrich Becker (Hannover), 15 II/P (HW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1964 Umbau und Renovierung, Schmidt & Thiemann (Hannover), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, Barockisierung. 2007 Orgel restauriert und Disposition von 1884 wiederhergestellt, Elmar Krawinkel (Trendelburg). Seit 2004 trägt die Orgel nach dem langjährigen Gestorfer Organisten den Namen Waldemar-Döling-Orgel.46 – Positiv in der Winterkirche, 1986 erworben, 1972/74 erbaut von Emil Hammer (Arnum), 3 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG: I: es’ (Bronze, Gj. 1985, Firma Rincker, Sinn); II: f’ (Bronze, Gj. 1739, Justus Andreas Meyfeldt, Hannover), Inschriften: „Mein Klang erschalt allein, blos vnsern Gott zv ehren, den Todten zv der Rvh, die Lebenden zv lehren“, „Munificentia quorundam inter quos primas obtinet partes Wilhelm Grimpe refusa h. o. r. MD CC XXXIX a Justus Andreas Meyhfeldt avs Hannover“ und „Curavit et studio C. F. Klippe p[ro] t[empore] Pastor, J. E. Lauenstein Cust[os], C. Eicke et I. P. Leve antistit[es] temp[li]“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und um 1947 zurückgegeben. – Eine SG (Bronze, Gj. 2013, Kunstwerkstätten Maria Laach, Bruder Michael Reuter OSB), Inschriften: „Meine Zeit steht in deinen Händen Ps 31,16“ und „Gestorf A. D. 2013“. – Früherer Bestand: Eine Glocke (Bronze), um 1579 geborsten, 1585 noch nicht neu gegossen.47 Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1575), 1735 geborsten und umgegossen zu jetziger LG II.48 Eine große LG (Bronze, Gj. 1829 oder 1830)49, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917). Eine große LG, d’ (Eisen, Gj. 1919, Ulrich & Weule, Apolda/Bockenem), Inschrift wohl: „Ein feste Burg ist unser Gott“; 1985 durch heutige LG I ersetzt und auf dem Kirchhof aufgestellt. Eine SG, b’’ (Eisen, Gj. 1919, Ulrich & Weule, Apolda/Bockenem), 2014 durch jetzige SG ersetzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. um 1795). – Küsterhaus (Bj. 1948; Vorgängerbau: Küster- und Schulhaus, Bj. 1863, Architekt: Conrad Wilhelm Hase, seit 1934 im Besitz der politischen Gemeinde).50

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche. Neuer Friedhof, Eigentum der politischen Gemeinde, angelegt 1849 an der Straße nach Bennigsen; FKap (Bj. 1968, Orgelpositiv, erbaut von Schmidt & Thiemann, Hannover, 2 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen).51

Liste der Pastoren (bis 1940)

1543 Johann Bruer (Bauer). – 1548–1551 Johannes Hennisius (als mercenarius). – Vor 1549 Heinrich Goslar.52 – Vor 1585 Nehtler sen.53 – 1582–1585 Johann (Conrad?) Westermanns (wohl als mercenarius). – 1585–1589 Bernhard Nehtler. – 1589–1602 Christoph Brandes. – 1602–1642 Magister Caspar Vinthus. – 1643–1646 Barthold Janus (Jan). – 1646–1673 Magister Johann Heinrich Timäus. – 1673–1684 Magister Karl Heinrich Stisser. – 1685–1710 Levin Caspar Lüdemann. – 1710 Hermann Barkhausen. – 1711–1734 Heinrich Joachim König. – 1734–1738 Jakob Gerhard Lünssen. – 1738–1760 Christian Ernst Klippe. – 1760–1817 Georg Ludwig Haccius. – 1817–1820 Just Bernhard Friedrich Haccius. – 1820 Karl Ludwig Justus Coß. – 1821–1831 Konrad Nikolaus Eggers. – 1831–1841 Rudolf Wilhelm Friedrich Illing. – 1841–1847 Karl Erich Hüpeden. – 1847–1876 Johann Friedrich Wilhelm August Gilbert. – 1877–1904 Friedrich Wilhelm Ķnoke. – 1905–1912 Ludwig Gottlob Sietz. – 1913–1920 Wilhelm August Theodor Dieckmann. – 1920–1925 Karl Friedrich Hans Ludewig. – 1926–1931 Albert Karl Louis Vespermann. – 1932–1938 Karl Friedrich Konrad Müller. – 1938–1956 Werner Voigts.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 311

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3612–3628 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2660–2671 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 778Digitalisat, 779Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 180 (Orgelsachverständiger); D 13 (EphA Laatzen-Pattensen); E 12 Nr. 182–195 (Kirchenkommissariat Springe); L 5 a Nr. 116 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1092 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7049 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1673
Trauungen: ab 1674 (Lücken: 1697, 1698)
Begräbnisse: ab 1673
Kommunikanten: ab 1786 (Lücken: 1799–1817, 1867–1875)
Konfirmationen: ab 1822

Literatur & Links

A: 450 Jahre Reformation, S. 83–84; Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 117–118, Nr. 118; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 493–494; Hannig, Denkmaltopographie Lkr. Hannover, S. 272–274; Holscher, Bisthum Minden, S. 176; Jäger, Orgeln, S. 63–67; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 64–73; Meyer, Pastoren II, S. 311; Müller, Kirchenbauten, S. 116–117; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 166–167.

B: Wolfgang W. Ewig: Epitaph für das Ehepaar Caspar v. Ilten und Engel Dorothea Klencke in der Kirche zu Gestorf, Barsinghausen 2023; Fritz Freimann: Gestorfer Heimatbuch, Springe [1993]; Fritz Freimann: Aus Gestorfs geschichtlicher Vergangenheit, 2 Bde. Springe 1984–1991; Georg Ludwig Haccius: Predigt nach der am 5ten May 1794 gewesenen grossen Feuersbrunst zu Gestorf, Hannover 1794; Florian Hoffmann: Aus der Geschichte der Kirche in Gestorf, in: Springer Jahrbuch 2014, S. 27–41; W. Knoke: Kosten der im Jahre 1702 in Gestorf gehaltenen Kirchenvisitation, in: ZGNKG 11 (1906), S. 241–245; Ulfrid Müller: Die Ev.-luth. Kirche in Gestorf und ihre Baugeschichte, Hannover 1984; Ernst Rasche (Red.): Die Waldemar Döling-Orgel. Festschrift zur Wieder-Einweihung am 1. Dezember 2007 in der Gestorfer Kirche, Springe-Gestorf 2007; Cornelius Schneider-Pungs: Die Orgel in der Kirche in Gestorf, in: Springer Jahrbuch 2007, S. 158–159.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirchhof, Pfarrhaus.

GND

1060127733, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gestorf; 1060127296, Evangelische Kirche Gestorf (Springe).


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 205.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 253. Zum Ortsnamen und für weitere Belege vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Hannover, S. 166 f. Zu vermeintlich älteren Nennungen aus dem 9. Jh. vgl. ebd.
  3. Spieß, Calenberg, S. 79 ff.
  4. Spieß, Calenberg, S. 18 ff.
  5. Zur Teilung von 1432 vgl. Pischke, Landesteilungen, S. 37 ff. Der Name Fsm. Calenberg ist nicht zeitgenössisch, das Gebiet wurde als „Land zwischen Deister und Leine“ bezeichnet.
  6. NLA HA Kartensammlung Nr. 1/68 m [mit Digitalisat]. Vgl. auch Brüdermann, Chorographia.
  7. LkAH, L 5a, Nr. 116 (Visitation 1953).
  8. Müller, S. 8 ff.
  9. Cal. UB I, Barsinghausen, Nr. 9; die Identifikation ist nicht gänzlich gesichert. Die Urkunde behandelt einen Landverkauf und als Zeuge ist genannt „Henricus presbyter, in cuius parochia mansus dictus situs est“. Die Hufe Land gehörte zu Eidingehusen. „Da dieser nun wüste Ort bei Gestorf lag, also wohl dorthin eingepfarrt sein mochte, so könnte der Priester Henricus, in dessen Parochie der mansus lag, Pfarrer in Gestorf gewesen sein, vgl. Holscher, Bisthum Minden, S. 177.
  10. Cal. UB III, Loccum, Nr. 445; UB Loccum I, Nr. 461, Nr. 463 und Nr. 464.
  11. UB Loccum I, Nr. 855; Cal. UB III, Loccum, Nr. 657, Anm. 3; Hoffmann, S. 28 f.
  12. Freimanns Feststellung: „Die Kirche mit dem Kirchhof wurden der Dorfschaft zu 2/3 und den Kniggen zu 1/3 mit der Auflage der künftigen Pflege, der Unterhaltung und der Erneuerung überlassen“ (Freimann, Vergangenheit I, S. 155) lässt sich aus den in UB Loccum I (Nr. 855–856) und Cal. UB III, Loccum (Nr. 657) gedruckten Urkunden nicht belegen.
  13. UB HS Hildesheim V, Nr. 51; UB Wittenburg, Nr. 36.
  14. Cal. UB VII, Wennigsen, Nr. 171; Holscher, Bisthum Minden, S. 177.
  15. RG Online, RG IV 07393, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/7393, 19.03.2024.
  16. Kröger, Memorienbuch, S. 102 ff. Das Memorienbuch wurde während des 15. Jh. geführt, enthält jedoch auch ältere Einträge.
  17. Cal. UB III, Loccum, Nr. 829 (mit Anm. 2 und 3), Nr. 830, Nr. 849 und Nr. 903; Würdtwein, Nova Subsidia XI, Nr. 181. Siehe auch Holscher, Bisthum Minden, S. 176 f. Supplik des Abtes: RG Online, RG IV 08233, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/8233, 19.03.2024; RG Online, RG IV 10267, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/10267 19.03.2024.
  18. UB Loccum II, Nr. 1158. Cal. UB III, Loccum, Nr. 849. Cal. UB III, Loccum, Nr. 903 mit Anm. 1.
  19. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  20. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 236.
  21. Hoffmann, S. 30.
  22. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  23. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 231. Dort auch das folgende Zitat.
  24. Freimann, Vergangenheit I, S. 174 ff.
  25. Freimann, Vergangenheit I, S. 153 f. (mit Abbildung).
  26. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 5. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  27. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 5.
  28. LkAH, L 5a, Nr. 116 (Visitation 1947).
  29. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 5v.
  30. LkAH, L 5a, Nr. 116 (Visitationen 1936 und 1947). Die Gesamtbevölkerungszahl lag 1947 bei 1.707, davon waren nach P. Voigts 198 kath.
  31. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 5v.
  32. LkAH, S 1 H III, Nr. 116, Bl. 5v; LkAH, L 5a, Nr. 116 (Visitationen 1947 und 1953).
  33. LkAH, L 5d, unverz., Gestorf, Visitationen 1989 und 1997. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  34. KABl. 1976, S. 6; KABl. 2001, S. 217.
  35. Holscher, Bisthum Minden, S. 169.
  36. KABl. 1926, S. 195; KABl. 1936, S. 84.
  37. Cal. UB III, Loccum, Nr. 444 und Nr. 445.
  38. LkAH, L 5a, Nr. 116 (Visitation 1947).
  39. Zur Baugeschichte: Müller, S. 8 ff. (mit rekonstruierten Grundrissen). In einigen Punkten abweichend: Hoffmann, S. 30 ff.
  40. Müller, S. 15.
  41. Müller, S. 12; Hoffmann, S. 33.
  42. Müller, S. 17 f. Freimann, Vergangenheit I, S. 150 ff. (mit Zeichnungen).
  43. Ausführlich: Ewig, S. 3 ff.
  44. Müller, S. 6; Hoffmann, S. 34.
  45. Zur Orgelgeschichte: Rasche, S. 18 ff.; Jäger, Orgeln, S. 63 ff.
  46. Rasche, S. 16 f. und S. 21.
  47. Müller, S. 4.
  48. Hoffmann, S. 37.
  49. 1829: Hoffmann, S. 37; 1830: Mithoff, Kunstdenkmale I, S. 36.
  50. Hoffmann, S. 39; siehe auch: https://glass-portal.hier-im-netz.de/cwhase/g-l/gestorf_schule.htm, 19.03.2024.
  51. Jäger, Orgeln, S. 68.
  52. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 236.
  53. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 231.