Frühere Gemeinde | Anstaltsgemeinde | Sprengel Osnabrück, KK Grafschaft Diepholz | Patrozinium: – | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Die diakonische Anstalt in Freistatt im Wietingsmoor wurde 1899 durch Friedrich von Bodelschwingh als Teil der von-Bodelschwinghschen Anstalten Bethel gegründet und war zunächst „Notstandskolonie“ für arbeits- und wohnungslose Männer. Sie betrieb Landwirtschaft und ein Torfwerk. Nur wenige Jahre später traten zur Arbeiterkolonie Einrichtungen für die Jugendfürsorge. Die pfarramtliche Betreuung erfolgte zunächst von Barver aus. Am 1. Februar 1903 wurde Freistatt KG der hannoverschen Landeskirche1, blieb aber vorläufig mit Barver verbunden. 1906 wurde mit Gustav Krome der erste Anstaltsgeistliche eingeführt. Seit 1914 besteht eine eigenständige Parochie. 1922 wurde Freistatt auch selbständige politische Gemeinde.
Der Geistliche wird vom Vorstand der Betheler Anstalten berufen und besoldet. Die Bestätigung erfolgt durch das LKA, die Einführung nach landeskirchlicher Ordnung unter Beteiligung des Anstaltsleiters. Mit dem 1. Januar 1983 wurde die Pfarrstelle der KG Freistatt in eine anerkannte Pfarrstelle nach hannoverschem Anstaltskirchenrecht umgewandelt.2 Der Anstaltsgeistliche gehört dem Konvent des KK Grafschaft Diepholz an.
Seit 1901 fanden die GD in der aus Brettern und Torfsoden errichteten „Moorkapelle“ statt, die später durch den Anbau eines Querschiffs zur kreuzförmigen „Moorkirche“ im Stil einer nordischen Holzkirche erweitert und am 27. Juli 1908 eingeweiht wurde. Am 14. Juni 1973 wurde sie durch Brandstiftung zerstört. 1974 errichtete die Gemeinde ein Gemeindezentrum. 1977/78 folgte der Neubau der Kirche nach Entwurf der Braunschweiger Architekten Bernd und Kreuter (eingeweiht am 2. Juli 1978).
Zum 1. Juli 2024 wurde die Anstaltsgemeinde Freistatt aufgehoben; Rechtsnachfolgerin ist die KG Varrel.3
Umfang
Das Gebiet der Anstaltsgemeinde bilden die Grundstücke in der politischen Gemeinde Freistatt, auf denen die Anstalt Freistatt betrieben wird, sowie die Grundstücke, die künftig von der Anstalt Bethel als Eigentum oder Erbbaurecht erworben werden und im räumlichen Zusammenhang mit jenen Grundstücken stehen. Der Anstaltsgemeinde gehören alle Glieder der Landeskirche an, die im Anstaltsgebiet wohnen oder sich dauernd dort aufhalten. Außerhalb des Anstaltsgebiets wohnende im Dienst der Anstalt stehende Geistliche, Ärzte und fest angestellte Mitarbeiter werden Glieder der Anstaltsgemeinde, wenn sie Glieder der Landeskirche sind und auf ihren Antrag in die Anstaltsgemeinde aufgenommen sind.
Aufsichtsbezirk
KK Sulingen, mit dessen Auflösung am 1. Januar 1969 zum KK Grafschaft Diepholz.
Kirchenbau
Moderner Klinkerbau mit zeltförmigem Dach, integrierten Gemeinderäumen und Teeküche (1977/78).
Turm
Als Glockenträger dient der heute freistehende Glockenturm der alten Kirche aus dem Jahr 1965.
Ausstattung
Altar, Kruzifix, Taufe und Lesepult/Kanzel von Bruno Buschmann (Oerlinghausen).
Orgel
1979 Neubau durch Firma Rudolf von Beckerath (Hamburg), 9 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG in e, g und a (alle Bronze, Gj. 1965).
Friedhof
An der Kirchstraße. Eigentum der von Bodelschwinghschen Anstalten.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1914–1921 Paul Kirchsieper. – 1921–1933 Enno Janssen. –1933–1937 Heinrich Karl Hermann Henke. – 1938– August Jungblut.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 295–296
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 5 Nr. 853 (Spec. Landeskons.); A 12g Nr.49 (GSuptur. Stade, Visitationen); D 30 (EphA Sulingen).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1903
Trauungen: ab 1903
Begräbnisse: ab 1903
Kommunikanten: ab 1903
Konfirmationen: ab 1903
Arbeiterkolonie und Erziehungsanstalt.
Literatur
A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 158.
B: Matthias Benad, Hans-Walter Schmuhl und Kerstin Stockhecke (Hg.): Endstation Freistatt. Fürsorgeerziehung in den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bis in die 1970er Jahre, Bielefeld 2009; Wolfgang Motzkau-Valeton: Streiflichter aus der Geschichte der Diakonie Freistatt, Diepholz 1999.