Sprengel Osnabrück, KK Grafschaft Diepholz | Patrozinium: – | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Der Ort Barver wird um 1000 erstmals genannt.1 Besitz in Barver hatten im Mittelalter das Kloster Corvey (Zehnt) und die Edelherren von Diepholz, die 1350 die neu gestiftete Kirche oder Kapelle zu Diepholz u. a. mit einem Malter Korn aus einem Haus zu Beruer dotierten. Otto IV. von Diepholz übertrug 1461 seiner Frau Heilwich zwei Höfe in Barver.2, Gf. Rudolf gab 1549 seiner Frau Margarete von Hoya das Dorf Barver zur Morgengabe und Leibzucht.3 Die Landeshoheit ging mit dem Erlöschen des Diepholzer Grafenhauses 1585 auf die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg über (Amt Diepholz, Vogtei Drebber).
Zuständige Pfarrkirche war seit alters her Mariendrebber. Erst 1525 erteilte Friedrich I. von Diepholz der Bauerschaft die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle und Anstellung eines eigenen Kaplans. 1535 wurde die Kapelle mit dem Taufrecht ausgestattet. Bereits 1528 hatte Friedrich die Reformation eingeführt. Die Pfarre wurde in der ersten Hälfte der 1550er Jahre vermutlich von Heinrich Bockelmann, Schwiegersohn und Pfarrgehilfe des Diepholzer Reformators Patroklus Römling, verwaltet. Sein Nachfolger P. Gerhard Steingrewe (amt. 1565–1572) setzte sich im Streit um die Abschaffung des Exorzismus in der luth. Taufliturgie entschieden für die Beibehaltung ein, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.4
Wegen der schlechten finanziellen Ausstattung musste der Pfarrer zugleich die Funktion des Schulmeisters und Küsters versehen. Bemühungen um eine Umpfarrung der Dörfer Hemsloh und Mackenstedt von Mariendrebber nach Barver (1755) scheiterte wohl am Widerstand der Einwohner5 Beide schlossen sich erst 1871 der neu errichteten KG Rehden-Hemsloh an.
In Barver gründete P. Albert Friedrich Simon 1893 einen Posaunenchor (ältester Posaunenchor im alten Lkr. Diepholz).
Umfang
Das Dorf Barver und die Höfe Ohlwage, Schusterkrug und Tengern.
Aufsichtsbezirk
Insp. (1924: KK) Diepholz (1530 gegründet, ab 1. Januar 1969: KK Grafschaft Diepholz).
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Einschiffiger, verputzter Saalbau mit fünf Fensterachsen. Nachträglich errichteter Eingangsvorbau im Westen. Decke in Eichenholz. Die Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend erneuert, die Fachwerkwände durch solche in Massivbauweise ersetzt, die Empore abgebaut und die Fenster im Altarraum beseitigt. Anbau einer auch als Jugendraum genutzten Sakristei (1956/58).
Turm
Verschieferter Dachreiter mit Pyramidenhelm auf dem Westgiebel. 1673 nach Blitzschlag neu aufgeführt, 1957 in verkleinerter Form erneuert.
Ausstattung
Altar mit massivem, verputztem Unterbau. Darauf ein barockes Retabel im Knorpelstil mit gedrehten Säulen, Skulpturen/Reliefs der vier Evangelisten und (als Bekrönung) des Christus als Weltenherrscher. Im Zentrum eine plastische Darstellung des Gekreuzigten. Angeschafft von P. Johann Konrad von Einem (dat. 1697). – Hölzerne Kanzel (vor 1697). – Dreibeiniger Taufständer aus Messingguss mit glockenförmigem Deckel (gestiftet von Johann Patroklus Borggrefe, 1775). – Gedenktafeln für die Gefallenen der Weltkriege.
Orgel
1905 Neubau durch Firma Becker (Hannover). 1914 Umbau durch Firma Faber & Greve (Salzhemmendorf), 6 I/P, pneumatische Traktur. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. 1959/60 Neubau durch Firma Wolf (Verden). Das Pedal wurde 1962 in einem II. Bauabschnitt nachgerüstet; 10 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Die Orgel in Barver war der erste selbständige Orgelbau von Hans Wolf. 1980/81 Generalüberholung durch Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven). 2009/10 Abbau der Wolf-Orgel und Neubau durch Orgelbauwerkstatt Jürgen Kopp (Emden), 8 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Eine LG in as’ (Bronze, Gj. um 1512). – Eine SG in as’’ außen am Turmhelm (Gussstahl, Gj. 1919, Firma Korfhage, Buer).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus, errichtet 1798 als eingeschossiges Fachwerkgebäude am Schulplatz gegenüber der Kirche. Das Haus war 1949 abbruchreif und wurde 1951 durch einen Neubau ersetzt. – Ein Pfarrwitwenhaus brannte 1856 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut.
Friedhof
Bei der Kirche. Eigentum der KG. 1964 Bau einer Leichenhalle durch die politische Gemeinde.
Landeskirchliches Archiv Hannover
A 1 Nr. 668–687 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 582–593 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 154–158 (Visitationen); D 31 (EphA Diepholz).
Literatur
A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 70, Nr. 33; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 41; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 549–552; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 149 f.
B: Theodor Hahn: Die Geschichte der Kirchengemeinde Barver, in: Heimatblätter für die Grafschaft Diepholz 1925 ff.
Website der Kirchengemeinde (20.12.2018)