Sprengel Osnabrück, KK Syke-Hoya | Patrozinium: Georg | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Eitzendorf erscheint im 12. Jh. als Etziendope in einem Güterverzeichnis des Klosters Rastede1, war Sitz eines gleichnamigen Adelsgeschlechts (1270: Friedericus de Etzendorpe; 1335: Ulricus de Etzendorf, Kanonikus der Kirche zu Ramelsloh) und unterstand nachher der Landesherrschaft der Gf. von Hoya, nach deren Aussterben es 1582 mit dem Amt Hoya dem Fsm. Lüneburg zufiel. – Seit 1974 Ortsteil der Gemeinde Hilgermissen.

Kirche, Außenansicht, 1949

Kirche, Außenansicht, 1949

Mutterkirche war Wechold. Da der Weg dorthin weit und die Wege im Winter oft unpassierbar waren, erhielt Eitzendorf um 1200 eine eigene Pfarrkirche, deren Stifter möglicherweise der Familie von Etzendorf oder den von Wechelde zuzurechnen sind. Näheres ist unbekannt. Die Pfarre wurde mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattet, insbesondere dem St.-Jürgens-Hof in Eitzendorf. Um 1496 war Dietrich Klingenberg dort Pfarrer. Erster luth. Prediger war Hermann Dencker (um 1545, † 1564), der die Pfarre noch in kath. Zeit für „neun Stiege Bremer Gulden“ von Ratje Holste, Propst zu St. Andreae in Verden kaufte. Noch während seiner Amtszeit wurde das Kirchlehen durch Albert von Varrel, Propst zu St. Wilhadi und St. Stephani in Bremen und den Dekan der St.-Ansgar-Kirche an Theodor Klingenberg, den Senior des Stifts Minden vergeben.2 Dencker starb wohl 1582 (oder 15643). Nachfolger wurde Johann Lindemann, der ihm schon seit 1564 als Adjunkt beigegeben war. Ab etwa 1582 war Lindemann († 1615) alleiniger P. Ihm folgte sein Sohn Otto Lindemann (bis 1667).
Die alte Kirche, ein gotischer Backsteinbau, wurde 1496 renoviert, eingewölbt und mit einem eingezogenen, dreiseitigen Chor versehen. 1687 wurde sie grundlegend erneuert und erhielt einen neuen Altar des Bildschnitzers Heinrich Glanders aus Sulingen (nicht erhalten). Bereits 1680 hatte Leutnant Jürgen Jobst von Kruogh der Kirche eine neue Kanzel gestiftet (nicht erhalten). Unter dem Turm wurde 1693 ein Erbbegräbnis der Familie von Kruogh (Gut Holsten) angelegt, 1768 eine neue Sakristei angebaut.
Nach Ostern 1866 wurde der alte Bau abgebrochen. Der Neubau nach Plänen von Conrad Wilhelm Hase wurde am 15. Dezember 1867 eingeweiht. Von den übrigen kirchlichen Gebäuden wurde das zwischen 1570 und 1580 erbaute und 1667 und 1749 erweiterte Pfarrhaus 1877 abgebrochen, nachdem 1873/74 bereits ein Neubau errichtet worden war. An der Stelle des alten Pfarrhauses entstand 1877 eine Pfarrscheune. Das Pfarrwitwenhaus (erbaut 1675) wurde 1870 verkauft.4
Mit dem 1. Juli 1974 wurde Eitzendorf mit der KG Magelsen pfarramtlich verbunden5 und die Verbindung zum 1. Oktober 2006 um die Marien-KG Wechold erweitert.6 Sitz des Pfarramts ist Eitzendorf. Zusammen mit den KG Hoya und Wechold gründete die KG Eitzendorf zum 1. Januar 2024 die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Hoya-Hilgermissen“.7

Umfang

Die Dörfer Eitzendorf und Holsten.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Propstes von St. Willehadi in Bremen. – Nach der Reformation zur Insp. der Gft. Hoya; bei deren Teilung in den 1580er Jahren zur Insp. Nienburg, 1747 zur neu gebildeten Insp. (1924: KK) Hoya (1. Januar 2001 mit dem KK Syke zum KK Syke-Hoya vereinigt).

Patronat

Früher vermutlich die von Etzendorf. Später die Gf. von Hoya und in ihrer Nachfolge die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg/der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Dreischiffige, gotisierende Backsteinhallenkirche zu fünf Jochen mit eingezogenem 5/8-Chor (1866/67). Kreuzrippengewölbe auf Achteckpfeilern. Maßwerkfenster.

Fenster

1998 neue Chorfenster nach Entwurf der Glaskünstlerin Barbara Schönian (Stuttgart/Hamburg).

Turm

Querrechteckiger Fassadenturm mit achtseitigem, verschiefertem Dachreiter.

Ausstattung

Neugotischer Altar aus gebrannter Keramik (1868), in der Mitte der Gekreuzigte, umgeben von vier Opferdarstellungen aus dem AT (Abel, Isaak, Melchisedek, Aron). – Kanzel von 1868, an den Wandungen die vier Evangelisten. – Gotischer Taufstein (um 1500) vor 1959 wieder in der Kirche aufgestellt.8 Ein 1746 beschaffter Taufengel ist nicht mehr vorhanden.9 – Flämischer Kronleuchter (1729, gestiftet durch die von Kruogh).

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Orgel

Eine Orgel war 1760 noch nicht vorhanden.10 1861 Anschaffung eines Harmoniums. 1866/68 Neubau der Orgel auf der Westempore durch Folkert Becker (Hannover), 14 II/P (HW, HintW), mechanische Traktur, Schleifladen; Prospekt unter Beteiligung von Conrad Wilhelm Hase. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. 1952/53 Umbau durch Firma Alfred Führer Orgelbau (Wilhelmshaven). 2011/12 Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Udo Feopentow (Wienhausen). Denkmalorgel.11

Geläut

Eine LG in g’ (Bronze, Gj. 1794, Johann Philipp Bartels, Bremen; Umguss aus einer geborstenen älteren Glocke von 1740).12

Liste der Pastoren (bis 1940)

1526–1564 Hermann Denker. – 1564–1615 Johann Lindemann. – 1615–1667 Otto Lindemann. – 1667–1674 Hinrich Pape. – 1675–1710 Johann Hinrich Breiger. – 1710–1726 Julius Diedrich Breiger. – 1727–1738 Justus Rosenhagen. – 1738–1791 Joh. Eilard Nicolaus v. d. Hude. – 1778–1782 Justus Christian Brauer. – 1791–1796 Georg Friedrich Oldendorp. – 1796–1814 Johann Georg Drechsler. – 1814–1816 Samuel Gottfried Christian Krako. – 1817–1823 Friedrich Albrecht Pohse. – 1823–1834 Johann Justus Hering. – 1835–1866 Christian Zacharias Gerke. – 1866–1885 Friedrich Hermann Bohne. – 1886–1918 Johannes Wilhelm Emil Soltmann. – 1919–1923 Wilhelm August Karl Voigt. – 1924–1932 Bernhard Johannes Bruns. – 1935–1938 Karl Cramer.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 243–244, ebd. III, S. 16

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 2848–2862 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2102–2112 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 114Digitalisat (CB); A 9 Nr. 583Digitalisat, 584Digitalisat, 585Digitalisat, 586Digitalisat (Visitationen); D 7 (EphA Hoya).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1669
Trauungen: ab 1669
Begräbnisse: ab 1669
Kommunikanten: ab 1727 (Lücken: 1754–1774, 1784, 1797–1813)
Konfirmationen: ab 1739

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 435; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 171; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 330–334; Pape, Haspelmath, S. 199 f.; Rödiger, Kirchen Hoyaer Land, S. 26–30.
B: Rabius: Die Kirche zu Eitzendorf, in: Der Heimatbote (Hoyaer Land), 10/1953; Wilhelm Soltmann: Geschichte des Kirchspiels Eitzendorf bei Hoya, Braunschweig 1905.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hoyer UB VIII, Nr. 19.
  2. Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 171.
  3. Meyer, Pastoren I, S. 243.
  4. Soltmann, S. 359.
  5. KABl. 1974, S. 204.
  6. KABl. 2007, S. 49 f.
  7. KABl. 2023, S. 136 ff.
  8. LkAH, L 5a, Nr. 88 (Eitzendorf, Visitation 1959).
  9. LkAH, A 8/Eitzendorf (Corpus bonorum 1760).
  10. LkAH, A 8/Eitzendorf (Corpus bonorum 1760).
  11. Müller, Orgeldenkmalpflege, S. 74 und 106 f.
  12. LkAH, D 7, Spec. Eitzendorf 51301.