Frühere Gemeinde | KapG der KG Volpriehausen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Leine-Solling | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Ort im Rehbachtal am südlichen Ausläufer des Solling. Ob das zwischen 1015 und 1036 in der Vita Meinwerci erwähnte Dorf Daillanhus mit Delliehausen identifiziert werden kann, ist unsicher.1 Als erste sichere Erwähnung gilt eine Schenkungsurkunde des Gf. Ludolf von Dassel für das Kloster Steina (Marienstein/Nörten) aus dem Jahr 1293. Die Grundherrschaft ging 1366 vom Kloster Steina auf die Hzg. von Braunschweig über (Fsm. Göttingen, Amt Uslar). Nach Bildung eines herrschaftlichen Vorwerks entwickelte sich der Ort zu einer Waldarbeiter- und Köhlersiedlung. Zwischen 1384 und 1466 wird die niederadelige Familie von Delliehausen genannt, wohl Besitzer oder Lehnsherren des dortigen Meierhofs. – Seit 1974 ist Delliehausen Ortsteil der Stadt Uslar.

Kapelle, Blick zum Altar, 1954

Kapelle, Blick zum Altar, 1954

Die kirchliche Zugehörigkeit zur Parochie Volpriehausen ist seit dem 14. Jh. belegt. Eine Urkunde des Hzg. Ernst I. von Braunschweig-Göttingen vom 5. Februar 1355 nennt die Pfarrgüter zu Volpriehausen und Delliehausen. Seit wann das Dorf eine eigene Kapelle hat, ist unbekannt. Im Güterverzeichnis des Steinaer Abts Angelonius (1550) wird sie noch nicht erwähnt. Die frühesten Kapellenrechnungen liegen aus dem Jahr 1587 vor. Demnach wird die Gründung wohl in die Zeit dazwischen fallen. 1603 erscheint sie auf einer Karte des Solling. Seit 1671 ist die Schule belegt. Das Küsterschulgebäude war mit der Kapelle baulich verbunden; in der östlichen Hälfte war der Kapellenraum untergebracht, in der westlichen Lehrerwohnung und Schulstube. Als die Gemeinde 1856 ein neues Schulhaus errichten ließ, wurde die bisherige Küsterschule vermietet und 1903 von der politischen Gemeinde als Eigentümer zur Erweiterung der Kapelle an die KapG abgetreten.
In Delliehausen fand einmal monatlich ein Nachmittags-GD statt sowie Lese-GD durch den Lehrer. Hinzu kam der 1820 erstmals nachgewiesene jährliche Hagelfeier-GD zur Erinnerung an das Unwetter vom 25. Juli 1813 (seit etwa 1900 am 1. Mai, ab 1957 wieder am 25. Juli). Für Jugend- und Gemeindearbeit konnte bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein Raum in der Schule genutzt werden. 1952 beschloss der Gemeinderat unter Hinweis auf die Trennung von Kirche und Schule, der KapG keine Räume mehr zur Verfügung zu stellen.2 1954 wurde deshalb durch bauliche Veränderungen in der Kapelle ein Gemeinderaum geschaffen.
Im Zuge der Zusammenlegung der KG Schlarpe und Volpriehausen wurde die KapG Delliehausen mit dem 1. Januar 2012 aufgehoben.3

Kapellenbau

Schlichter Fachwerkbau auf Sandsteinsockel (Bj. 1748). Krüppelwalmdach. Umbau 1904. Renovierung 1970/71 und 1996.

Ausstattung

Altar mit gemauertem Stipes und Sandsteinplatte als Mensa.4 – Kelchförmiger Taufstein mit gedrungenem Schaft und flacher Kuppa. Die Taufe wurde 1853 an den Revierförster verkauft und als Gänsetränke im Garten der Revierförsterei genutzt. 1913 kam sie zurück in die Kapelle. – Kruzifix mit spätgotischem Korpus über dem Altar.

Geläut

Eine LG in g’’ (Bronze, Gj. 1936, Gebrüder Ulrich, Apolda, 1967 geliefert durch die Firma Kisselbach).5 – Früherer Bestand: Eine Glocke wird 1671 erstmals genannt.6 Eine LG in e’’ (Eisenhartguss, Gj. 1951, J. F. Weule, Bockenem)7, 1967 ersetzt.

Friedhof

Südlich des Ortsteils Haje (Bergseestraße). In kirchlicher Trägerschaft, angelegt 1827. FKap in Eigentum der politischen Gemeinde.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 45a (EphA Hardegsen-Uslar).

Literatur

A: Kämmerer/Lufen, Denkmaltopographie Lkr. Northeim, S. 339.
B: Gustav Bierkamp und Armin Reuse: Aus der Geschichte des Dorfes Delliehausen, Uslar 1980.


Fußnoten

  1. MGH SS rer. Germ. 59, S. 48 (Kap. 69) [Digitalisat]. Vgl. auch Casemir/Menzel/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Northeim, S. 92.
  2. LkAH, B 2 G 9/Delliehausen (KV Volpriehausen an LKA, 15.04.1954).
  3. KABl. 2011, S. 203–305.
  4. LkAH, B 2 G 9/Delliehausen (Ernst Witt an LKA, 06.10.1951).
  5. LkAH, B 2 G 9 B/Delliehausen (Bericht des Glockenrevisors, 29.05.1972).
  6. Bierkamp/Reuse, S. 151.
  7. Hardege, Glockenneuerwerbungen, S. 48.