Frühere Gemeinde | Sprengel Lüneburg, KK Lüchow-Dannenberg | Patrozinium: – | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das südlich von Dannenberg gelegene Rundlingsdorf ist seit dem 13. Jh. belegt und seit 1972 Ortsteil der Gemeinde Jameln. Das adelige Gut Breese wurde durch Thomas Grote begründet, der 1517 den Familiensitz von Stillhorn dorthin verlegte. Grote war Statthalter in Celle und ein wichtiger Berater Ernst des Bekenners. Sein Sohn Jacob Grote ließ unmittelbar nach dem Tod des Vaters (1563) die erste hölzerne Kirche in Breese errichten. Unterhalt und Ausstattung einschließlich der Vikarie wurden aus einer aufgegebenen Familienkapelle (Gertrudenaltar) in der Lüneburger Cyriakuskirche dorthin übertragen.1 Seit jeher dienten Hausprediger und Kirche auch zur seelsorgerlichen Betreuung der Dorfbewohner, die in einer KG zusammengefasst waren. Bereits 1592/95 veranlassten der Sohn des Erbauers, Otto X. Grote, und seine Frau Elisabeth von Holle den Abriss und Neubau des heutigen KapGb im Stil der Weserrenaissance.
Die KG Breese war mit Wibbese pfarramtlich verbunden, seit 1876 auch mit Breselenz. Sitz des Pfarramts war seither Breselenz. Die Anstellung eines eigenen Hausgeistlichen behielt sich die gräfliche Familie ausdrücklich vor.2 Der P. von Breselenz hielt an den Sommermonaten jeweils einmal monatlich einen Predigtgottesdienst in Breese. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut Breese von den Gf. Grote an eine Siedlungsgesellschaft veräußert und das Schloss 1958 bis auf einen Seitenflügel abgerissen. Die Gutskapelle blieb Gemeinbesitz der Familie. 1967 hatte die KG Breese noch etwa 100 Gemeindeglieder. Eigenes Vermögen war nicht vorhanden. Auch ein eigenständiger KV war schon längere Zeit nicht mehr gebildet worden. Ein Kirchenvorsteher gehörte dem KV in Breselenz an. Am Ort selbst war das „Bewusstsein […], daß noch eine KG Breese als Rechtsobjekt besteht, völlig in Vergessenheit geraten.“3 Auf Empfehlung des LKA wurde daher die KG mit dem 1. Januar 1968 aufgehoben und mit der KG Breselenz vereinigt.4

Umfang

Landgut und Dorf Breese im Bruche.

Aufsichtsbezirk

Insp. (1924: KK) Dannenberg. Seit 1. Januar 2006 KK Lüchow-Dannenberg.

Patronat

Die Gf. Grote seit Gründung der KG.

Kirchenbau

Rechteckiger Ziegelbau auf einem Fundament aus Feldsteinen. Sakristeianbau aus Fachwerk an der Ostseite. Ost- und Westgiebel mit einfacher Pilastergliederung. Ein Mausoleum aus dem 18. Jh. ist an das Gebäude angebaut. Sanierung 1977 bis 1993. Im Innern enthält die Kapelle nach dem Vorbild der Celler Schlosskapelle ein vollständiges ausgemaltes hölzernes Tonnengewölbe mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, Medaillons mit zwölf Propheten (Nordseite) und den zwölf Aposteln (Südseite) sowie Wappenschilde des adeligen Vorfahren des Stifterpaares (1998/2001 restauriert). Die Ausmalung erfolgte durch den Walsroder Maler Hans Gödecke (1595). Die umlaufende Empore zeigt in einzelnen Feldern Szenen aus dem Leben Jesu (vermutlich ebenfalls von Gödecke).

Turm

Im Westen ein Dachreiter aus Fachwerk; achtseitiger, verschieferter Spitzhelm mit Glockenausleger. 1716 neue Turmuhr.

Ausstattung

Kanzelaltar, errichtet durch Ernst Joachim Grote und seine Frau Marianne du Faùr de Pibrac (1717). – Schmale Sandsteintaufe in Kelchform, gestiftet von Lippold von Bothmer und Maria Gesa von Holle als Verwandtengeschenk (um 1595).5 – Grabstein des Erbauers Otto X. Grote und seiner Frau Elisabeth von Holle im Altarraum. Weitere Epitaphe der Familie Grote befinden sich an den Wänden, darunter die 1864 aus der Garnisonkirche in Celle überführten für den 1553 in der Schlacht von Sievershausen tödlich verwundeten Henning Grote und seinen Vater Thomas Grote, den Stifter des Guts.

Orgel

1865 erhielt die Kapelle als Geschenk des Gf. Adolph Grote anlässlich des Besuchs Kg. Georgs V. im Wendland eine Orgel von P. Furtwängler (Elze), 7 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen. Sie war seit 1966 nicht mehr spielbar.6 Nach ihrem Rückbau wird seit 1997 eine kleine Truhenorgel genutzt.

Geläut

Eine LG, b’ (Bronze, Gj. 1702), Inschriften: „Vox ego sum vitae, voco vos orate venite. Anno 1702. H. A. K. K.G.“ und „Ludo deum verum, plebem voco, congrego clerum, defunctos ploro, cor suscito, festa decoro“, auf der anderen Seite die deutschen Versionen: „Ich ruf euch zum Gebett und bin die Stimm zum Leben, so oft ihr mich nun hört, so kommt ohn Wiederstreben“ und „Ich lob und preis den wahren Gott, ruf geist- und weltlich Leut, bewein die Todten, weck das Hertz, zier Fest- und Sonntagszeit“, Bilder: Wappen mit Umschrift „Ernst Iochim Grote“, auf der anderen Seite Wappen mit Umschrift „E. I. G.“. Eine SG, a’’ (Bronze, Gj. 1654), Inschrift: „Anno 1654 …“, außen am Dachreiter.

Friedhof

Bei der Kapelle (nicht mehr belegt).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1583 Adamus Schreck (?).– …–1632 Johann Borchfeld. – 1632–16.. Friedrich Dedekind. – 1652–16.. Magister Thomas Köpke (Koppingius). – 1685–16.. Martin Eberhard Essenius. – 1690–1695 Lambert Heinrich Munzel. – 1695–1711 Franziscus Engel. – 1711–1722 Johann Christian Busmann. – 1722–1729 Johann Julius Biedermann. – 1729–1762 August Johann Braun. – 1763–1780 Heinrich Johann Andreas Cramer von Clausbruch. – 1781–1789 Christoph Wilhelm Ludwig Behm. – 1790–1802 Georg Friedrich Böhm. – 1803–1816 Johann Wolrath Bornemann. – 1817–1820 Johann Justus Adolphus Lütje. – 1821–1826 Christian Heinrich Julius Dreyer. – 1827–1833 Georg Heinrich Kahle. – 1833–1845 Johann August Tietz. – 1845–1861 Karl RudolfWalther. – 1861–1867 Friedrich Wilhelm Rudolf Rocholl. – 1867–1873 Karl Emil Adolf Heicke. – 1873–1876 Wilhelm Julius Konstantin Redeker.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 121–122

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 1106–1117 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 315Digitalisat, 316Digitalisat, 317Digitalisat, 318Digitalisat (Visitationen).

Kirchenbücher

Taufen: 1672–1877
Trauungen: 1672–1877
Begräbnisse: 1672–1877
Kommunikanten: ab 1685–1876 (Lücken: 1767, 1783–1860)
Konfirmationen: 1815–1876

Mutterkirche Breselenz. Spätere Eintragungen in den Kirchenbüchern der Mutterkirche.

Literatur

A: Behn, Wendland, S. 24–27; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 293; Sänger, Denkmaltopographie Lkr. Lüchow-Dannenberg, S. 120 f.; Jürries/Wachter, Wendland-Lexikon I, S. 101–103.
B: Friedrich Barenscheer: Die Gutskapelle in Breese im Bruch, in: Am Webstuhl der Zeit, 10. Juni 1970, S. 2;
Johann Christian Busmann: Christliche Zeit und Uhr Betrachtung Welche Bey seiner anvertrauten Gemeine nach Anleitung Gal. VI. v. 10. Bey Auffrichtung einer neuen Kirchen-Uhr an einem Buß- und Beht-Tage angestellet und nachmahls Mit einer Einleitung zur Historie der Uhrwercke vermehret, Helmstedt [1716]; Johann Christian Busmann: Christliche hinweissungs-Predigt eines neuen Altars […], welche […] zu Bresimbrock […] 1717, Hannover 171[9?]; Alfred Kelletat: Die Grotesche Kapelle in Breese im Bruche, [Lüchow 1988].


Fußnoten

  1. Manecke, Beschreibungen II, S. 92.
  2. LkAH, L 5a, unverz., Breselenz, Visitation 1936 (Beantwortung der Visitationsfragen I, 16.05.1936).
  3. LkAH, B 2 G 1/Breselenz, Bl. 10 (Vermerk Dezernat 13, 09.08.1967).
  4. KABl. 1968, S. 5.
  5. Mathies, Taufbecken, S. 116 f.
  6. LKA, G 9 B/Breselenz (Adolf Sörensen an die Bezirksregierung Lüneburg, 16.10.1985).