Frühere Gemeinde | Sprengel Hannover, KK Hannover, Amtsbereich Nord-West | Patrozinium: Stephanus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Berenbostel war bis ins 20. Jh. ein wenig bedeutendes Bauerndorf, das von alters her nach Engelbostel eingepfarrt war. Erst in den 1920er Jahren kam es zu einem vermehrten Zuzug von Industriearbeiterfamilien im Umfeld der dortigen Ziegeleien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden eine große Zahl von Ostflüchtlingen und Heimatvertriebenen sowie Arbeiter aus der nahe gelegen hannoverschen Industrie (Continental, VW Nutzfahrzeuge) angesiedelt. 1974 wurde Berenbostel Ortsteil der Stadt Garbsen.

Kirche, Außenansicht, 1968

Kirche, Außenansicht, 1968

Der rapide Bevölkerungszuwachs führte schon bald dazu, dass Berenbostel die Muttergemeinde Engelbostel an Einwohnerstärke überflügelte. Ab 1951 fanden in Berenbostel vierzehntägliche GD sowie Fürbittenandachten für Kriegsgefangene und Vermisste im Schulgebäude an der Dorfstraße statt. Zum 1. November 1955 wurde Berenbostel aus der KG Engelbostel ausgepfarrt und bildete eine eigenständige KG, zu der auch die Grundstücke am Kastendamm der politischen Gemeinde Garbsen gehörten. Die zweite Pfarrstelle der KG Engelbostel ging auf die neue KG über.1 Erster Pfarrer war P. Gerhard Sondermann (amt. bis 1961). In seiner Amtszeit wurde die Stephanuskirche mit Gemeindehausflügel (Konfirmandensaal) und Pfarrhaus errichtet (Einweihung am 14. Oktober 1956). 1958 wurde der Posaunenchor gegründet.
Umfangreiche Bau- und Siedlungsprojekte, z. B. auf dem Kronsberg, führten in den 1960er Jahren zunächst zur Schaffung einer Pfarrvikarstelle und der Teilung der Gemeinde in einen nördlichen und einen südlichen Bezirk. Mit dem 1. Januar 1967 wurde die Pfarrvikarstelle in eine zweite Pfarrstelle umgewandelt und der Nordbezirk als Silvanus-KG verselbständigt.2
Ein gemeindeeigener KiGa war bereits 1965 eröffnet worden (Neubau 1992). Gleichfalls in den 1960er Jahren erfolgte der Bau eines Gemeindehauses neben der Kirche. 1992 eröffnete der Kirchenpavillon als Gemeindetreffpunkt. Ein Schwerpunkt des Gemeindelebens liegt in der Pflege der Partnerschaften mit der ev.-luth. Nathanael-Gemeinde in Leipzig-Lindenau, der luth. KG in Kępno (Polen) und der kath. Gemeinde Chichigalpa (Nicaragua). Rückläufige Gemeindegliederzahlen führten in den 1990er Jahren zu Stellenkürzungen und zur Zusammenlegung der zweiten Pfarrstelle und der Diakonenstelle mit der Silvanus-KG. Zur Erfüllung von Aufgaben von übergemeindlicher Bedeutung wurde die KG am 1. Januar 2001 Mitglied des KG-Verbandes der Region Garbsen.3 Zum 1. Januar 2024 schloss sich die Stephanusgemeinde mit der Silvanusgemeinde zusammen; gemeinsam gründeten beide die neue „Ev.-luth. KG Berenbostel-Stelingen“.4

Pfarrstellen

I: 1. November 1955. – II: 1. Januar 1967 (seit 1. Juli 1964 Pfarrvikarstelle5); 1. Juli 1967 an die Silvanus-KG übergegangen; 1. Januar 1973 neu errichtet.6

Umfang

Bei Gründung der KG die damalige politische Gemeinde Berenbostel. Mit dem 1. Januar 1969 ging der nördlich der Straßen Böckeriethe, Schmiedestraße und Auf dem Kampe gelegene Teil an die neu errichtete Silvanus-KG über; mit dem 1. Januar 1987 wurde das Gemeindegebiet um Teile der sogenannten Eurobau-Siedlung nach Süden erweitert.7

Aufsichtsbezirk

Bei Gründung zum KK Hannover III (ab 1. Mai 1963 KK Hannover Nord-West). 1. Januar 1975 aus dem KK Hannover Nord-West in den neu gebildeten KK Garbsen umgegliedert.8 Nach dessen Aufhebung zum 1. Januar 2001 Stadtkirchenverband Hannover, Amtsbereich Garbsen/Seelze.9 1. Januar 2013 Stadtkirchenverband Hannover (1. Juli 2024: KK Hannover), Amtsbereich Nord-West.10

Kirchenbau
Kirche, Blick zur Orgel, nach 1961

Kirche, Blick zur Orgel, nach 1961

Schlichter Saalbau aus verputztem Ziegelmauerwerk (Bj. 1956), mit Altarraum. 1987 erneuert und nach Westen erweitert.

Ausstattung

Tischaltar aus Kunststein, von Gerhard Albes. – Kanzel aus Holz. – Taufe aus Naturstein (von Herbert Rose) mit Messingschale. – Bronzerelief „Abendmahl“ von Fritz Fleer (Hamburg).

Orgel

1961 Neubau durch Firma Emil Hammer Orgelbau (Arnum), 7 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG I: a’ (Bronze, Gj. 1963, Gebrüder Rincker, Sinn); II: h’ (Bronze, Gj. 1963, Gebrüder Rincker, Sinn); III: d’’ (Taufglocke, Bronze, Gj. 1965, Gebrüder Rincker, Sinn). – Frühere Glocken: Von 1956 bis 1965 verfügte die KG über eine Patenglocke aus Neidenburg, Ostpreußen; Schlagton cis’’ (Gj. 1633, Nikolaus Schmidichen, Königsberg i. Pr.)11; später an die Silvanus-KG in Berenbostel abgegeben.

Kirchenbücher

Taufen: ab 1955
Trauungen: ab 1955
Begräbnisse: ab 1955
Kommunikanten: ab 1955
Konfirmationen: ab 1956

Früher in den Kirchenbüchern von Engelbostel und Garbsen

Literatur

B: 800 Jahre Berenbostel 1206–2006. Eine Festschrift in Text und Bild, hrsg. vom Heimatbund Niedersachsen, Ortsgruppe Berenbostel, Garbsen, 2006; Sonderausgabe des Gemeindeblatts „Die Kirchenmaus“ (November 2005).


Fußnoten

  1. KABl. 1955, S. 112.
  2. KABl. 1967, S. 21.
  3. KABl. 2001, S. 2 f.
  4. KABl. [in Vorbereitung].
  5. KABl. 1964, S. 115.
  6. KABl. 1973, S. 10 f.
  7. KABl. 1987, S. 2.
  8. KABl. 1975, S. 2 f.
  9. KABl. 1999, S. 173 f.; KABl. 2000, S. 259 f.
  10. KABl. 2013, S. 30.
  11. Poettgen, Glockengießer, S. 54.