Seit 1942 Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Patrozinium: Georg | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Seit 1942 Stadtteil von Salzgitter. – Ersterwähnung als Behem in einem zwischen 1174 und 1195 erstellten Güterverzeichnis des Goslarer Domstifts1; weitere Nennung (Benem) 1209 in einer Urkunde Papst Innozenz III. für das Kloster Ringelheim2, das in Beinum Besitz hatte. Weitere Grundherren waren das Reichsstift Gandersheim und die Klöster Wöltingerode und Dorstadt sowie u. a. die von Mahner, von Hagen, von Kniestedt und von Schwicheldt; letztere Ende des 15. Jh. als größter Grundbesitzer. 1278 und 1356 ist ein adeliges Geschlecht von Beinum belegt. Das Dorf war Post- und Zollstation am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Heer- und Handelsstraßen von Hamburg nach Frankfurt und von Halberstadt nach Minden. Es stand unter der Herrschaft der Bf. von Hildesheim, kam als Teil des Großen Stifts mit dem Ende der Stiftsfehde 1523 an Braunschweig-Wolfenbüttel und fiel mit dem Vertrag von Goslar (1643) zurück an das Hochstift Hildesheim (Amt Liebenburg).
Wenngleich der kunsthistorische Befund des KGb auf eine Entstehung in romanischer Zeit (vor dem 13. Jh.) verweist, liegt erst mit dem Archidiakonatsregister von 1481 ein schriftlicher Nachweis für das Bestehen einer eigenständigen Parochie vor. 1542 führten die Schmalkaldischen Bundestruppen die Reformation ein. Bei der ersten Kirchenvisitation (1544) war Henricus Hessen, Schreiber des Amts Liebenburg, Inhaber der Pfarrpfründe. Als mercenarius amtierte Laurentius Rethem, Pfarrer zu Lobmachtersen, Beinum, Stöckheim und Freden.3 P. Rethem blieb auch nach der Rückkehr zum kath. Ritus 1547 im Amt, wird aber mit dem Regierungsantritt Hzg. Julius 1568 abgesetzt. Die Versorgung von Lobmachtersen aus wurde damit begründet, dass Beinum nicht über eine eigene Pfarrwohnung verfügte.4 Erst 1568/69 wurde für P. Heinrich Lehnhoff (amt. 1569–1612) ein eigenes Pfarrhaus errichtet. Am 1. September 1571 fand im Amt Liebenburg eine Spezialvisitation durch den Sup. Georg Tappen aus Salzliebenhall statt.
Von 1658 bis 1756 war Flachstöckheim mater combinata von Beinum. Seit 1916 ist die Pfarrstelle vakant und wird von Flachstöckheim aus versehen. Im Zuge der territorialen Neugliederung nach dem Salzgitter-Gesetz wurde die KG 1942 in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert.
Umfang
Das Dorf Beinum.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Barum (laut Archidiakonatsregister von 1481). – Kam nach der endgültigen Einführung der Reformation im Fsm. Wolfenbüttel 1569 zur Insp. (Salz-)Liebenhall der Generaldiözese Gandersheim; wohl nach der Restituierung des Großen Stifts an das Hochstift Hildesheim (1643), jedenfalls aber vor 1651 zur Insp. Bockenem5 und mit der Aufteilung des Aufsichtsbezirks Bockenem 1806 zur Insp. (1924: KK) Salzgitter. Mit dem 1. Oktober 1942 in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert (Propstei Bleckenstedt, ab 1. November 1949 Propstei Salzgitter, jetzt Salzgitter-Bad).
Patronat
Der Propst des Stifts St. Blasius in Braunschweig.6 Nach dessen Aufhebung durch die Regierung des Kgr. Westphalen (1810) wurde das Patronat durch den Landesherrn wahrgenommen, das heißt in Rechtsnachfolge des Blasiusstifts durch die herzoglich-braunschweigische Regierung. Da die Kirche auf hannoverschem Gebiet lag, wurde das Patronat per Vertrag vom 7. Januar 1824 gegen das über die (braunschweigische) Kirche zu Mahlum getauscht, das in der Nachfolge des Klosters Grauhof bei Goslar dem Kg. von Hannover zustand.7 Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Der älteste Bau aus Bruch- und Feldsteinen diente auch als Zufluchtsort (rechteckiger Saalbau mit Westturm unter einem von einem Dachreiter bekrönten Satteldach, gerade geschlossenem Chor und Sakristeianbau an der Ostseite, romanisch, 10./13. Jh.). 1605 wurde er um eine südliche Vorhalle erweitert und der bisherige Eingang durch den Turm geschlossen. Wegen Baufälligkeit wurde das Gebäude 1889/91 abgebrochen und durch eine neue vierjochige, gotisierende Hallenkirche mit Kreuzgewölben ersetzt (Entwurf: Regierungs-Baumeister Hermann Fricke, Braunschweig; Einweihung am 9. August 1891). Als Baumaterial dienten außen Sandsteinquader aus den Steinbrüchen bei Lutter am Barenberge, im Innern Ziegelmauerwerk (1890). 5/8-Chorschluss. Beiderseits des östlichsten halbrunden Jochs Anbauten zur Aufnahme der Sakristei (im Norden) und der Plätze für den KV und die Taufe (im Süden). Orgelempore.
Fenster
Buntglasfenster im Chorraum.
Turm
Westturm mit ins Achteck überführtem Schieferhelm; daran spitzgedeckte Gauben für die Zifferblätter der Uhr.
Ausstattung
Neugotisches Altarretabel aus Eichenholz mit einem Ölgemälde des einladenden Christus von Landrat Thon. – Kanzel aus Eichenholz. – Taufengel (wohl erste Hälfte 18. Jh.), 1959 restauriert und in der Taufkapelle wieder aufgehängt, 1964 erneut abgenommen und erst 1982 wieder in die Kirche gebracht.
Orgel
Die Orgel der alten Kirche wurde 1833 eingeweiht. 1891 Neubau durch Firma Furtwängler & Hammer (Hannover), 16 II/P (HW, NW), mechanische Traktur, Kegelladen, neugotischer Prospekt. 1917 Ablieferung der Prospektpfeifen. 1955 Einbau eines elektrischen Gebläses. 1960 wurde die defekte Orgel stillgelegt und durch ein Elektronium ersetzt. 1988 wurde sie als letzte unverändert erhaltene Kegelladenorgel unter Denkmalschutz gestellt und 1991 durch Orgelbaumeister Franz Rietzsch (Hiddestorf) restauriert.
Geläut
Zwei LG a’ (Stahl, Gj. 1875); II: c’’ (Stahl, Gj. 1875). – Frühere Glocken: Aus der alten Kirche ist eine 1606/1701 von Jost Hinrich Lampe (Hildesheim) gegossene LG belegt, die 1875 gesprungen ist und durch die beiden Stahlglocken ersetzt wurde. 1958 Einbau einer elektrischen Läuteanlage.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus, zuerst errichtet 1568/69, 1663 und 1791 bei Dorfbrand zerstört. Neubau 1792. – Pfarrwitwenhaus, 1773 erstmals erwähnt, 1792 ebenfalls zerstört und 1792 neu errichtet. 1885 verkauft.
Friedhof
Ursprünglich auf dem Kirchhof. 1882 Anlage des neuen Friedhofs südöstlich vor dem Dorf an der Straße nach Ohlendorf. Das Gelände war eigentlich eine Schenkung der politischen Gemeinde an die KG, wurde aber im Grundbuch nicht aufgelassen und stand somit weiterhin im Eigentum der Kommune.8 Träger ist die ev. KG.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1542–1568 Lorenz Rethem (Reitten). – 1568 (?), 1592,1603 Heinrich Leenhof. – 1620 Michael Dickling. – 1658–1668 Johannes Pasche. – 1668–1709 Friedrich Meyer. – 1709–1723 Johann Heinrich Meyer. – 1723–1727 Johann Georg Koch. – 1728–1756 Christian Ernst Thiele. – 1757–17.. Johann Friedrich Werkmeister. – 1761–17.. Heinrich Gerhard Hurlebusch. – 1775–1777 –Wilhelm Ludwig Spies. – 1777–1788 Heinrich Ernst Bollmann. – 1788–1808 Christian Gottlieb Friedrich Langheld. – 1809–1824 Heinrich Gabriel Rakenius. – 1825–1835 Johann Karl Heinrich Burgtorf. – 1836–1844 Georg Ludwig Leopold Becker. – 1844–1880 Ernst Wilhelm Hörmann. – 1881–1897 Friedrich Julius Hefke. – 1897–1910 Friedrich August Kleuker. – 1910–1916 Lic. Karl Wilhelm Hermann Theodor Schlutter.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 76–77
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 773–776 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 651–658 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 173, 174, 175, 176 (Visitationen).
Literatur
A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 238, Nr. 9; Kiecker/Borchers, KD Lkr. Goslar, S. 41 f.; Gemeindebuch Propstei Salzgitter, S. 29–32.
B: Walter Boes und Dietrich Gehlert: Kleine Kirchengeschichte von Beinum. Zum 100jährigen Bestehen der Kirche 1891–1991, Salzgitter 1991; Hans W. A. Lehnhoff: Henricus Lehnhoff – erster lutherischer Landpastor in Beinum 1569–1612, in: Salzgitter-Jahrbuch 4 (1982), S. 19–38.