Seit 1942 Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die Ersterwähnung des Ortes ist wegen der Namensgleichheit mit anderen Gemeinden namens Stöckheim nicht sicher zu datieren. Vermutlich ist die früheste Nennung die in der Bestätigungsurkunde Ks. Friedrichs I. für das Kloster Neuwerk 1188.1 Flachstöckheim war einer der Hauptsitze der Familie von Schwicheldt, die hier 1350 durch ein Lehen des Hildesheimer Heiligkreuz-Stifts erstmals mit grundherrlichen Rechten ausgestattet wurden. Weitere Lehen des Bf. von Hildesheim und der Edelherren von Dorstadt traten später hinzu. Cord der Jüngere von Schwicheldt errichtete 1428 in Flachstöckheim einen Wallhof.2 Landesherren waren die Bischöfe von Hildesheim, nach der Stiftsfehde (Quedlinburger Rezess, 1523) die Hzg. von Braunschweig-Wolfenbüttel, ab 1643 wieder die F Bf. von Hildesheim (Gericht/Amt Liebenburg). Das Gut war im 17./18. Jh. zeitweilig verpfändet, ehe es 1718 wieder in den Besitz der von Schwicheldt kam (bis 1907, dann die von Hardenberg). Während des Zweiten Weltkriegs musste es von der Familie an die Umsiedlungsgesellschaft der Reichswerke „Hermann Göring“ in Salzgitter verkauft werden. Die Industrialisierung (Kalischacht, 1911–1924; Reichswerke) führte zu einem nachhaltigen Wandel in der Dorfstruktur und durch den Zuzug von Bergleuten und Arbeiten einem Ansteigen der Einwohnerzahl von etwa 350 auf etwa 1.500 (1958). Bereits 1942 wurde Flachstöckheim nach (Watenstedt-)Salzgitter eingemeindet.
1264 bezeugt Albertus in Stokeym pleban[us] einen Tauschvertrag zwischen dem Kloster Neuwerk in Goslar und dem Stift Dorstadt bei Börßum.3 Die Kirche in Flachstöckheim wurde 1339 dem Kloster Neuwerk, das im 13. Jh. seinen Besitz dort vermehrt hatte, inkorporiert4 und war noch 1579 dem Klosterpropst zehntpflichtig.
Die Reformation wurde 1542 während der Besetzung durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes eingeführt. Das Gericht Liebenburg wurde im Oktober 1542 visitiert.5 Auch die von Schwicheldt schlossen sich der neuen Lehre an und kämpften an der Seite der protestantischen Bundesfürsten.
Die Pfarrpfründe trug 1542/44 Tilemann Eldagessen (Eledessen) vom Kloster Neuwerk zu Lehen.6 Vermutlich hatte er den mercenarius Lorenz Rethem aus Lobmachtersen angestellt, der 1542 für Flachstöckheim zuständig war.7 Rethem nahm das neue Bekenntnis an und heiratete. Er blieb auch im Amt, als die Pfarre 1547 unter Heinrich dem Jüngeren rekatholisiert wurde, resignierte aber nach der Regierungsübernahme Hzg. Julius’ (1568), unter dem sich die Reformation endgültig durchsetzte. Der im Visitationsprotokoll für 1572 genannte Mauritius Holenhausen amtierte vermutlich in Lobmachtersen und Flachstöckheim; ebenso nennt ein Vertrag von 1585 Antonius Achilles als Pfarrer für beide Gemeinden. 1658 wurde die pfarramtliche Verbindung mit Lobmachtersen gelöst. Seither war Flachstöckheim als mater combinata mit Beinum verbunden. 1757 wurde es wieder selbständige Pfarre. Nach der Trennung von Beinum wurde auch wieder ein eigenes Pfarrhaus errichtet (1769 vollendet).
Im Zuge der Gebietsbereinigung nach dem Salzgitter-Gesetz wurde die Gemeinde 1942 in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert (heute zum Pfarrverband Flachstöckheim/Flöthe/Mahner/Ohlendorf mit Sitz in Ohlendorf).

Umfang

Das Dorf Flachstöckheim.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Barum der Diözese Hildesheim. – 1569 zur Suptur. (Insp.) Salzliebenhall der Generaldiözese Gandersheim (noch um 1594/99).8 Später – vielleicht nach der Restituierung des Großen Stifts an das Hochstift Hildesheim (1643), jedenfalls vor 1651 – kam Flachstöckheim zur Insp. Bockenem9 und bei Aufteilung des Aufsichtsbezirks Bockenem 1806 zur Insp. Salzgitter. 1. Oktober 1942 von der hannoverschen in die braunschweigische Landeskirche umgegliedert10 (Propstei Bleckenstedt, ab 1. November 1949 Propstei Salzgitter, jetzt Propstei Salzgitter-Bad).

Patronat

1339 wurde die Kirche dem Kloster Neuwerk in Goslar inkorporiert.11 Mit dessen Aufhebung fiel das Patronatsrecht an den Landesherrn. Die von Schwicheldt waren als Gutsbesitzer der Pfarre seit alters her eng verbunden. Unter anderem stiftete Marianne Hippolyte von Schwicheldt der Gemeinde 1767 ein Pfarrwitwenhaus.12 Das Patronat erlangten sie aber erst durch Vertrag vom 3./27. April 1818 im Tausch gegen das Patronatsrecht über die zweite Pfarre der Kirche in Salzgitter.13 Nach dem Erlöschen der von Schwicheldt (1907) ging es auf die Gf. von Hardenberg über und ist mit der Auflösung des Gutes 1940 erloschen.

Kirchenbau

Das Kirchengebäude in Flachstöckheim, eine barocke Saalkirche aus geschlämmtem Bruchsteinmauerwerk und Fachwerk mit Eckquaderung an der Ostseite, wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. (nach Wiederinbesitznahme des Guts durch die von Schwicheldt) neu errichtet. Möglicherweise entstand es auf den Fundamenten des alten von Schwicheldtschen Wallhofs. Als Baumaterial dienten Bruchsteine der früheren Burg. Türblatt datiert 1748; Wetterfahne 1774/75. Das Leichenhaus aus Fachwerk an der Südseite wurde nachträglich angebaut und später zum Kircheneingang umgestaltet. Der Innenraum wird durch eine barocke Emporenanlage gegliedert. Dacheindeckung ursprünglich in Schiefer; 1948 durch eine Ziegeldeckung ersetzt.

Turm

Gedrungener Westturm mit ins Achteck überführtem verschiefertem Spitzhelm. Turmuhr von 1907.

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar aus der Erbauungszeit. – Ölgemälde „David tanzt um die Bundeslade“.

Orgel

1895 Neubau durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover). Schenkung des Gf. Curd von Schwicheldt. Wohl 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. 1957 Renovierung und Veränderung der Disposition.

Geläut

Zwei LG, I: c’’ (Bronze, Gj. 1732; gestiftet durch Eleonore von Schwicheldt); II: es’’ (Bronze, Gj. 1750, Johann Peter Grete, Braunschweig). – Eine SG in einem Ausleger außen am Turmhelm. – Früherer Bestand: Je eine LG wurde im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, konnte aber zurückgegeben werden.

Friedhof

Eigentum der KG. Bis 1866 auf dem Kirchhof; danach Anlage des heutigen Friedhofs an der Opperklappe. 1901 erweitert.14

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542,1544 Tilemann Eldagessen (Eledessen). – 1576, 1590 Anton Achilles. – 1615–1658 Magister Justus Wiedemann. – 1656–16.. Georg Wiedemann. – 1617 wurde Johannes Bergmann für „Machtersen“ verpflichtet. – 1757–1769 Sebastian Georg Friedrich Mund. – 1769–1780 Julius Karl Falke. – 1778–1789 Gotthilf Adolf Heinrich Krebs. – 1789–1812 August Heinrich Bötticher. – 1812–1868 Johann Friedrich Konrad Ulrich. – 1869–1879 Hans Adolf Leo Schuster. – 1880–1894 Karl Diedrich Eduard Busse. – 1895–1903 Max Louis Hermann Meißner. – 1903–1913 Adolf Emil Ludwig Wilhelm Tüllmann. – 1913–1928 Paul Siemens. – 1930–1939 Siebo Johannes Buß.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 289

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3398–3409 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2468–2476 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 704Digitalisat, 705Digitalisat, 706Digitalisat, 707Digitalisat, 708Digitalisat.

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 472; Gemeindebuch Propstei Salzgitter, S. 35–39; Kiecker/Borchers, KD Lkr. Goslar, S. 66–69; Zobel, Heimatbuch Lkr. Goslar, S. 73–78.
B: Jan Boll u. a.: Flachstöckheim. Entwicklung eines Dorfes in acht Jahrhunderten (= Salzgitter-Forum 16), Salzgitter 1988.


Fußnoten

  1. Kiecker/Borchers, KD Lkr. Goslar; Boll.
  2. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 369-373.
  3. UB Dorstadt, Nr. 78.
  4. UB Goslar IV, Nr. 87.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 153.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 153.
  7. Boll, S. 44.
  8. Reller, Kirchenverfassung, S. 221.
  9. Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 123.
  10. KABl. 1943, S. 1–4.
  11. Ahlhaus, Patronat, S. 39.
  12. LkAH, A 6, Nr. 7255.
  13. LkAH, A 6, Nr. 7255 (Vertragsurkunde).
  14. LkAH, A 9, Nr. 708 (Visitation 1906).