Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Nikolaus | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Seit 1972 Ortsteil von Bad Münder. – Der 1033 in einer Urkunde Konrads II. als Badukun erstmals erwähnte Ort war im Mittelalter Besitz der Edelherren von Adenoys. Johann von Adenoys übereignete 1302 mit Einwilligung seiner Söhne und weiterer Verwandter sämtliches Obereigentum mit den Belehnungsrechten in Bakede dem Kloster Loccum1, was sein Enkel Bertold Breyger von Rössing 1320 noch einmal bestätigte.2 Unter den Grundbesitzern waren auch das Stift Fischbeck und das Kloster Wunstorf. 1318 verzichtete die Kanonisse Margarete zu Wunstorf auf Ansuchen des Gf. Johann von Wunstorf zugunsten des Klosters Loccum auf alle Ansprüche an die Güter zu Bakede, die ihr verstorbener Vater dem Kloster verkauft hat.3 – Die Welfen zogen über das Erbe der Billunger die Lehnhoheit bzw. Landesherrschaft an sich, traten sie aber 1364 und (nach einer kurzen Unterbrechung) 1521 an die Gf. von Schaumburg ab. Nach dem Aussterben der Schaumburger Gf. 1640 endgültig an Braunschweig-Lüneburg (Fsm. Calenberg; Amt Lauenau, 1859 Amt Springe).
Die Kirche ist 1277 in einem Loccumer Kopiar erstmals nachweisbar und damit die älteste im Sünteltal.4 Innerhalb des großen Ksp. wurde später die Stadt Bad Münder gegründet. 1286 erscheint als Urkundenzeuge Johannes parochianus in Bodike5, der auch 13006 und 1318 genannt wird.7 Weitere vorref. Geistliche waren Heinrich Grote (1425), Heinrich Korteschlippe (einer der Mitstifter des Annenlehens in Münder, 1460), sowie Dietrich Knolle (1465).8 Am 1. August 1498 stiftete der Geistliche Johann Droste in der Kirche eine neue Kommende und stattete sie mit einer Fruchtrente aus.9 Ein Pfarrer Berthold zu Bakede starb am 25. April eines ungenannten Jahres.10
Anfang des 14. Jh. wurde in der zur Parochie gehörigen Grangie Hamelspringe ein von Loccum aus besiedeltes Zisterzienserkloster (St. Viti) eingerichtet, dessen Bau am 5. September 1309 dem Mönch (und späteren Abt) Jordan übertragen worden war. Die Klosterkirche mit drei Altären wurde am 10. Dezember 1318 geweiht11, der Klosterbereich von der Parochie Bakede exemiert (bis 1496), doch liegen ab 1344 für das Kloster keine weiteren Nachrichten vor. Die heute auf dem Klostergut befindliche, später zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzte Kapelle ist nicht mit der (1519 zerstörten) Klosterkirche identisch.
1559 führte Gf. Otto IV. in Schaumburg die Reformation ein. In Bakede amtierte seinerzeit P. Nikolaus Schulrabe aus Münder (amt. 1550–1583, vorher Pfarrer in Beber, Grabstein in der Kirche). P. Schulrabe führte 1558 die Reformation durch. Bedeutung erlangten unter den Pfarrer von Bakede auch P. Johann Georg Stelzner (amt. 1807–1808), der an den Vorarbeiten und der Herausgabe des Schaumburgischen Gesangbuchs beteiligt war, sowie P. Heinrich Gottfried Beer (amt. 1808–1857) als Autor theologischer und historischer Abhandlungen.12
P. Theodor Wesenick (amt. ab 1931) war Mitglied der BK und führte regelmäßig und mit guter Beteiligung Bekenntnis-GD durch. Dennoch gelang den DC die Werbung einiger Mitglieder in der Gemeinde. Direkte Eingriffe staatlicher Gewalt waren nicht zu verzeichnen. Die Kirche wurde ab 1943 auch für kath. GD zur Verfügung gestellt (mit Orgel und Glocken).
Umfang
Die Dörfer Bakede, Böbber, Egestorf und Hamelspringe sowie der Einzelhof Kessiehausen.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden. – Nach der Reformation unter der Aufsicht des Sup. der Gft. Schaumburg, wohl wie Beber schon um 1635/36 (endgültig mit der Teilung der Gft. 1640/47) zur calenbergischen Insp. Münder. Ihr Sitz wurde 1889 nach Springe verlegt. Ab 1924 KK Springe; bei dessen Aufhebung am 1. Januar 2001 in den KK Hameln-Pyrmont umgegliedert.13
Patronat
Die Edelherren von Adenoys (1277 belegt14); wurde im Zuge der Eigentumsübertragung von 1302/20 (s. oben) dem Kloster Loccum übertragen. 1324 erneuter Verzicht zugunsten Loccums durch Gf. Gerhard von Hallermund, genannt Schelegreve, der der Auffassung war, er habe die Güter und Eigenbehörigen zu Bakede von seinem Großvater, Johann von Adenoys und dessen Sohn Johann geerbt.15 Abt und Konvent des Klosters Loccum üben das Patronatsrecht noch heute aus.
Kirchenbau
Der ursprünglich gotische Kirchenbau mit eingewölbtem, rechteckigem Langhaus unter spitzem Giebeldach wurde noch 1811 um ein Bälgehaus an der Ostseite der Kirche erweitert, galt jedoch schon Ende des 18. Jh. als baufällig und wurde deshalb auf Anweisung des Konsistorium geschlossen und im November 1820 abgebrochen. GD fanden vorläufig in der Kapelle in Hamelspringe statt, die Schwierigkeiten bei der Finanzierung verzögerten den Neubau. Erst 1828/29 wurde an den erhaltenen Turm ein klassizistischer Neubau nach Plänen von Friedrich August Ludwig Hellner angebaut (Einweihung 11. Oktober 1829). Siebenachsige Saalkirche aus verputztem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Pfannengedecktes Walmdach. Innenraumgestaltung mit Kanzelaltar; der Raum wird durch eine allseitig umlaufende Empore in zwei Geschosse gegliedert und durch eine Kassettendecke abgeschlossen. Über den Priechen stuckierte Flachdecke. 1957/58 Renovierung. – Zweigeschossiger querrechteckiger Westturm aus unverputztem Bruchstein mit Eckquaderung (wohl zweite Hälfte des 14. Jh.). Auf dem steilen Walmdach ein vierseitiger Dachreiter mit offener Laterne und schiefergedecktem Pyramidenhelm. 1958 Einrichtung einer Gedenkhalle für die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Ausstattung
Klassizistischer Kanzelaltarwand aus der Erbauungszeit des Kirchenschiffs. – Messingtaufkessel in Form eines Mörsers mit Deckel auf der nördlichen Altarschranke (vor 1734). – Grabsteine der P. Nikolaus Schulrabe (amt. bis 1583), Christian Anton Wittkugel († 1807) und Johann Georg Christian Stelzner († 1808).
Orgel
1793 Ankauf der ersten Orgel von Christian Kramer (Rodenberg), I/P, bis 1794 um weitere Reg. ergänzt. 1888 Neubau durch Heinrich Faber (Salzhemmendorf), 16 oder 17 II/P, mechanische Traktur, Schleiflade.16 Dabei wurde der Mittelteil des Prospekts von 1793/94 übernommen und um die Seitenfelder mit Schleierwerk erweitert. 1958/59 Umbau durch die Firma Emil Hammer nach Plänen des Orgelrevisors Drömann. Weitere Arbeiten 1975.
Geläut
Zwei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1650, Ludolf Siegfried, Hannover), Inschriften: „Kompt lasset vns anbeten vnd knien vnd niederfallen fvr dem Herrn der vns gemacht hat. Psalm 95,6. Johannes Heringkhaus Pastor, Otto Luders Custer, Tomas Sehmel und Tomas Karte Alterleute und die sempliche Gemeine des Caspels Bake haben diese Klocken vorfertigen lassen“ und „M[eister] Ludolph Siegfriedt hat mich in Hannover gegossen anno Christi 1650“, Glocke im Zweiten Weltkrieg abgeliefert, 1948 zurückgegeben; II: h’ (Bronze, Gj. 1777, Johann Friedrich Altenburg, Sachsenhagen), Inschriften: „Semper cum deo gos mich der Meister Johann Friedrich Altenburg in Sachsenhage 1777 auf Kosten der Baker Gemeine umgegossen“ und „Christian Anton Wittkugel Prediger. H. E. A. Momme Küster. Jul. Hoppe H. Borcherding G. Borcherding Altaristen“. In der Turmalterne eine SG, gis’’ (Bronze, Gj. 14. Jh.), ohne Inschrift. – In der FKap eine Bronzeglocke von 1971.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1859/60). Die ehemalige Pfarrscheune wurde 1961/64 in zwei Bauabschnitten zum Jugendheim/Gemeindehaus ausgebaut; ehemaliges Waschhaus (Bj. 1780, 1984 für den Kinderspielkreis umgebaut). – Pfarrwitwenhaus, 1896 verkauft.
Friedhof
Ursprünglich bei der Kirche. 1860 Anlage des neuen Friedhofs in Bakede am Ortsausgang nach Hamelspringe (Heerstraße) durch die KG. 1972 an die politische Gemeinde Bakede übereignet. FKap (Bj. 1956). – Die politische Gemeinde Hamelspringe legte 1957 einen eigenen Friedhof am Oberen Kirchweg an. FKap (Bj. 1965). Heute sind beide Friedhöfe Eigentum der Stadt Bad Münder.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1550–1583 Nikolaus Schulrabe. – 1583–1626 Kaspar Körner. – 1627–1653 Johann Heringhausen. – 1653–1678 Heinrich Julius Mensching. – 1678–1687 Heinrich Theodor Ulrich. – 1687–1710 Hermann Barkhausen. – 1711–1754 Heinrich Steckelmann. – 1754–1760 Julius Henning Otto Volger. – 1760–1807 Christian Anton Wittkugel. – 1807–1808 Johann Georg Christian Stelzner. – 1808–1857 Ulrich Heinrich Gerhard Beer. – 1857–1894 Ludwig Heinrich Mohrhoff. – 1894–1919 Karl August Rudolf Friedrichs. – 1919–1930 Johannes Emanuel Leo Paul Wilhelm Beste. – 1931–1947 Peter Franz Theodor Wesenick.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 48–49 (mit Ergänzungen)
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 412–421 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 398–401 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 26 (CB); A 9 Nr. 98, 99 (Visitationen); D 29 (EphA Springe).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1688
Trauungen: ab 1688
Begräbnisse: ab 1688)
Kommunikanten: ab 1760 (Lücken: 1763–1788, 1874, 1875)
Konfirmationen: ab 1760
Literatur
A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 65 f., Nr. 24; Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 13–16; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 180; Gercke, Propsteien; Holscher, Bisthum Minden, S. 119 f.; Jäger, Orgeln, S. 34–37; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 208–209 und S. 219; Müller, Kirchenbauten, S. 77–79; Warnecke, Inspektion Springe, S. 18–23.
B: Wilhelm Beste: Aus Vergangenheit und Gegenwart der Kirchengemeinde Bakede, [Bakede] 1928; Gerhard Bogorinsky: 1829–1979. 150 Jahre St. Nicolai-Kirche Bakede, Bakede [1979]; Gerhard Bogorinsky: 1033–1983. 950 Jahre Bakede, Bakede 1983.
Fußnoten
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 511.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 692.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 678.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 356.
- Cal. UB XI, Wülfinghausen I, Nr. 55.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 534.
- Westfälisches UB X, Nr. 570.
- Warnecke, Inspektion Springe, S. 18.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 885.
- Holscher, Bisthum Minden, S. 119 f.
- Warnecke, Inspektion Springe, S. 18.
- Rotermund, Das gelehrte Hannover I, S. 125.
- KABl. 2000, S. 141.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 356.
- Cal. UB III, Loccum, Nr. 719; UB Hameln I, Nr. 209.
- LkAH, L 5a Nr. 34 (Bakede, Visitation 1999).