Sprengel Osnabrück, KK Syke-Hoya | Patrozinium: Marcellus | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Kirche, Ansicht von Südwesten, um 1960

Landgemeinde südöstlich von Bremen. Urkundliche Ersterwähnung 1091, zugleich mit einem presb. Lamb[ertus] in Asanthorp.1 Die Parochie hat demnach damals schon bestanden. Die Pfarrkirche ist um 1250 nachgewiesen. Kirche und Pfarre waren dem Kloster St. Pauli vor Bremen inkorporiert, dessen Abt das Kollationsrecht zustand.2 Als nach der Besetzung der Gft. Hoya durch die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg der Gft. eine größere Schuldenlast entstand und die Landschaft zur Abtragung der Schuld herangezogen wurde, verweigerte das Kloster seinen Beitrag. Gf. Jobst II. von Hoya (1507–1545) ließ daraufhin den Besitz des Klosters, namentlich die Kirchen und Pfarren beschlagnahmen.3 In einer Vereinbarung über die beschlagnahmten Güter in den Ämtern Syke und Hoya (1528) wird auch de parre vnd kerchen tho Azandorpe erwähnt.4 1530 wurde in Asendorf die Reformation eingeführt. Die Beziehungen zum St.-Pauli-Kloster bestanden fort. Wann und wie das Verhältnis gelöst wurde, ist unklar.
Seit 1905 verfügte die Gemeinde über eine festangestellte Gemeindekrankenpflegerin, die 1979 der Diakoniestation Bruchhausen-Vilsen angeschlossen wurde.
P. Selge (amt. 1928–1938) war von Beginn an Mitglied der BK, P. Brockmann (ab 1938) zwar NSDAP-Mitglied, stand aber seit 1934 zunehmend in Opposition zur Parteilinie und war gleichfalls Gründungmitglied der BK. Zur örtlichen Parteiführung bestand ein scharfer Gegensatz. GD und andere kirchliche Veranstaltungen wurden regelmäßig durch die Gestapo überwacht. Im Übrigen wirkte sich der Kirchenkampf kaum auf das Gemeindeleben aus.

Umfang

Das Landgut Rentzelfelde, die Dörfer Asendorf, Altenfelde, Arbste, Brebber, Brüne, Essen (mit Lichtenberg), Graue, Haendorf, Heidhusen, Kampsheide (mit zum Rade), Kuhlenkamp, Niemannsbruch, Schierenhop, Steemcke, Steinborn, Barbracke, Barklohe (zur Hälfte), Hardenbostel, Hohenmoor, auf den Hollen, auf der Piershorst und Uepsen sowie der Hof vor den Bahlen. Heute A., Brebber, Essen, Graue, Haendorf, Hohenmoor, Kuhlenkamp und Uepsen.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Bücken der Erzdiözese Bremen. – Nach der Reformation zur Insp. der Gft. Hoya; bei deren Teilung in den 1580er Jahren zur Insp. Nienburg, um 1805 zur Insp. Hoya, 1826 zur neuen Insp. (ab 1924: KK) Vilsen sowie nach dessen Auflösung mit dem 1. September 1929 zum KK Hoya5 (1. Januar 2001 mit dem KK Syke zum KK Syke-Hoya zusammengeschlossen).

Patronat

Im Mittelalter der Abt des Klosters St. Pauli in Bremen, später der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, 1961 (?), Foto Schreiber-Bruchhausen-Vilsen

Kirche, Blick zum Altar, 1961 (?), Foto Schreiber-Bruchhausen-Vilsen

Saalkirche aus Backsteinmauerwerk. Das KGb wurde den Kirchenrechnungen zufolge um 1524 neu errichtet oder vergrößert. Die steigenden Einwohnerzahlen machten 1776/78 eine Erweiterung nach Osten und den Einbau von Emporen notwendig. In einer dritten Ausbaustufe entstand 1908/09 durch Anfügung von Querschiff und Apsis der heutige Saalbau auf kreuzförmigem Grundriss mit rund 1.000 Sitzplätzen. Umfassende Renovierungen 1908/09, 1959 (Innen) und 1990. Um mehr Raum für den Gemeinde- und Posaunenchor zu schaffen, wurde dabei auch der Altarraum vergrößert. Unter der Orgelempore entstand ein Raum für Begegnungen nach dem GD.

Turm

Wehrturm aus der Bauzeit der Kirche (um 1524), mit ins Achteck überführtem Helm. In der Turmhalle befindet sich eine Gedenkstätte für die gefallenen Gemeindeglieder des Zweiten Weltkriegs (1959); an der südlichen Turmaußenwand außerdem ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Der Haupteingang zur Kirche wurde in den Turm verlegt. 1972/73 wurde das ursprüngliche Schieferdach durch eine Kupfereindeckung ersetzt. Weitere Turmsanierung 1997/98.

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar, errichtet im Zuge der Erweiterung von 1776/78. 1959 zum Schiff hin versetzt. – Barocker Taufständer in Form eines quadratischen Holzpfeilers (ehemaliger Altarschrankenpfosten) mit Deckel (nach 1778). – Zwei Kronleuchter aus Messing (aus Bremen, 1657).

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, November 1960

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, November 1960

Orgel

1862 Neubau von P. Furtwängler (Elze), 20 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.6 1917 Ausbau der Prospektpfeifen (1918 durch Zinkpfeifen ersetzt7). 1959/60 Umbau durch Firma Emil Hammer (Hannover); Veränderung der Disposition nach Vorgaben von Kirchenmusikdirektor Alfred Hoppe (Verden). 1987/91 Instandsetzung durch Firma Martin Haspelmath (Walsrode).

Geläut

Drei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 2006, Gebrüder Rincker, Sinn), Inschrift: „Jesus Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Matthäus 11,28“; II: f’ (Bronze, Gj. 2006, Gebrüder Rincker, Sinn), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort! Jeremia 22,30“; III: g’ (Bronze, Gj. 1959, F. Otto, Bremen-Hemelingen). – Früherer Bestand: Eine große LG (Bronze, Gj. 1504), geborsten und umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1733, Andreas Mayfeldt, Hannover), später erneut umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Firma Becker, Hannover), umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1819, Johann Philipp Bartels, Bremen), Inschrift u. a.: „Hört Gottes Wort mit Lobgesang. Mein Klang ruft Euch zum Kirchengang“, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Ersetzt durch eine neue große LG (Bronze, Gj. 1922), Inschrift u. a.: „Der großen Kriege fiel zur Beute der treuen Schwester schön Geläute. Drum will ich hier aufs neu erklingen, als Gottes Ruf ans Herz euch dringen und aus der Erde Kampf und Leid geleiten euch zur Seligkeit“, Bild: Lutherbildnis, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1651). Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1824), beschädigt und umgegossen zu einer neuen LG, g’ (Gj. 1827, H. H. Bock, Linden/Hannover); 1959 umgegossen zu heutiger LG III. Zwei LG e’ und a’ (Eisenhartguss, Gj. 1951, Firma J. F. Weule (Bockenem, Glockenweihe 14. Mai 1951), Inschriften: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ und „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“; 2006 wurden die beiden Weule-Glocken abgenommen und vor der Kirche aufgestellt.8

Weitere kirchliche Gebäude

Der kirchliche Gebäudebestand umfasst neben dem Pfarrhaus (Neubau 1938) ein Gemeindehaus (Bj. 1953/54), ursprünglich als Schwesternwohnung mit Gemeindesaal geplant, später zum Gemeindehaus umgestaltet9, und seit 2000 ein gemeinsam mit der Kommune betriebenes Jugendhaus.

Friedhof

In Trägerschaft der KG. 1852 außerorts an der Alten Heerstraße neu angelegt. FKap (1968).

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1525 Johann Meyer. – Um 1570 Daniel Pictorius. – Um 1580–1602 Daniel Sculterius. – 1602–1628 Daniel Sculterius (Schnitze). – 1628–1655 Jacobus Canatius (Conatius). – 1655–1688 Bruno Zimmermann. – 1688–1693 Magister Joh. Diedrich Winckelmann. – 1693–1713 Andreas Wilh. Lange. – 1713–1737 Tobias Diedr. Münchmeyer. – 1738–1760 Heinrich Schmidt. – 1760–1795 Johann Andreas Lange. – 1795–1811 Jobst Adolf Werner. – 1811–1854 Georg Heinr. Hennings. – 1854–1889 Joh. Ad. Christian Reinecke. – 1890–1918 Alb. Heinr. Aug. Konr. Thiemann. – 1919–1927 Karl Otto Rud. Strauß. – 1928–1938 Kurt Otto Rich. Selge. – 1938–1978 Heinrich Herm. Friedr. Wilh. Brockmann.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 34–35

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 356–374 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 900 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 318–323 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 78Digitalisat, 79Digitalisat (Visitationen); D 7 (EphA Hoya).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1655
Trauungen: ab 1688 (Lücken: März 1694– Sep. 1713)
Begräbnisse: ab 1688 (Lücken: April1694– Okt. 1713)
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1761

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 59 f., Nr. 12; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 142; Denkmalatlas Niedersachsen; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 22; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 156–160; Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 34–37; Rödiger, Kirchen Hoyaer Land, S. 6–10.
B: Rolf Söchtig (Hg.): 900 Jahre Asendorf 1091–1991. Aus der Geschichte des Kirchspiels, Syke [1991], S. 65; Brockmann: Die Kirche in Asendorf, in: Der Heimatbote. Monatsblatt für die KG des Hoyaer Landes 7 (1953).


Fußnoten

  1. Hoyer UB VIII, Nr. 14.
  2. Hoyer UB I, Nr. 1171.
  3. Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 22.
  4. Hoyer UB VIII, Nr. 307.
  5. KABl. 1929, S. 70.
  6. LKA, G 9/Asendorf (Schreiben der Firma Emil Hammer Orgelbau, 30.09.1983).
  7. LkAH, D 7, Spec. Asendorf 5131 (Kirchenvorstandsbeschluss vom 25.03.1918).
  8. Vgl. insgesamt: Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 34 ff.
  9. Brockmann.