Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Johannes | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Die Kapelle in Arenshorst wurde 1353 durch den Ritter Helenbert (Helmbert) von der Horst gestiftet, der sich mit seinem Bruder Gerold nach einer unglücklichen Fehde mit dem Gf. von Ravensberg von seinem Stammsitz Rumpeshorst zurückgezogen hatte und seither auf Arenshorst erscheint. Am 4. Oktober 1353 verkaufte Helenbert von der Horst für seine Frau Hille das Haus to dem Mesenhole und einen Kotten dazu an den Vicarius Gerd als Besitzer der im Ksp. Ostercappeln gelegenen Kapelle zu Arenshorst.1 (urkundliche Ersterwähnung). Am 21. Januar 1354 erweiterte er die Pfarrpfründe um den Hof Uhlenbrock in Ostercappeln. Als Geistliche werden genannt: der Vikar Suho (1410), Albertus Suho, de oldere Besitter der Capelle tor Arenshorst (1444) und am 3. Dezember 1445 dessen jüngerer Bruder, der Kaplan Johannes Suho (1445). Bis 1474 war Otto de Bere, offensichtlich ein Angehöriger der Gutsbesitzerfamilie, Kaplan.
1532 erwarb der Kaplan Sündelbaum das Vollerbe Bramsche in Herringhausen für die Pfründe der Kapelle. Inhaber der Pfründe war bis 1582 Johann Vinke, dann Gottschalk Ledebur, Domherr zu Osnabrück und Minden († 1600), ein Neffe des Gutsherrn, und Patron Gerhard Ledebur, Drosten zu Iburg. 1600 wurde der noch jugendliche Philipp Sigismund Falkenberg aus Braunschweig damit belehnt und zugleich der Prediger Wilhelm Stael als Substitut bestellt (bis 1605, † 1628 als Vikar an St. Johann in Osnabrück). Falkenberg erhielt wegen seines Alters erst 1605 die Bestätigung des zuständigen Archidiakons in Osnabrück. Er heiratete wenig später, gab das geistliche Amt auf und war Rentmeister von Ostfriesland.
Von 1605 bis zu seinem Tod 1628 amtierte Nicolaus Bohnenkamp. Während seiner Amtszeit wurde um 1624 der GD nach luth. Ritus eingeführt. 1622 wurde ihm der Adjunkt Heinrich Falke beigegeben. Damals teilten sich drei Familien Haus Arenshorst und damit auch das Patronatsrecht. Unter ihnen bekannten sich die Familien von Ledebur und Grothus zum ev. Glauben. Der dritte Kompatron (von Korff) blieb kath. und ließ auf seinem Gutsteil weiter Messen nach altem Ritus lesen. Bereits Gebhard von Ledebur († 1589) soll sich um die Einführung der Reformation und die theologische Weiterbildung der ev. Prediger verdient gemacht haben. Der öffentliche luth. GD wurde allerdings 1628 durch Bf. Franz Wilhelm von Wartenberg gegen den Protest der luth. Patrone unterbunden und erst nach der Besetzung des Stiftsgebiets durch die Schweden 1633 wieder aufgenommen.
Mit der Capitulatio perpetua wurde 1650 das Ksp. Ostercappeln und damit auch die Kapelle in Arenshorst den Katholiken zugeteilt. Die luth. Anteilseigner an Haus Arenshorst bestellten einen eigenen Hausprediger (1650/52: Georg Cöler). Aufgrund zunehmender Restriktionen der kath. Kirchenbehörden blieb die Predigerstelle jedoch von 1652 bis 1672 vakant. Nach dem Regierungsantritt Ernst Augusts I. von Braunschweig-Calenberg als Bf. von Osnabrück (1662) konnte mit Gabriel Heinrich Fürstenau (bis 1679) wieder ein luth. Geistlicher berufen werden. Der Streit zwischen den Konfessionen setzte sich bis 1716 fort. Insbesondere mussten die ev. Einwohner von Arenshorst sich weiterhin an den Stolgebühren für die kath. Geistlichen und an der Unterhaltung der kath. Pfarrkirche in Ostercappeln beteiligen.
1815 wurde die Gutskapelle zur Parochialkirche mit vollen Rechten für die ev. Einwohner des Ksp. Ostercappeln erhoben. Die Gemeinde wurde von der Baulastpflicht gegen die kath. Pfarrei entbunden. In einem Vergleich übergab der Patron 1834 die Kirche der Gemeinde, verabfolgte jedoch dem Geistlichen weiterhin die bisher gewährten Leistungen und behielt seine Patronats- und Ehrenrechte. Alle übrigen Parochialleistungen übernahm die Gemeinde.
Von den Pfarrern in Arenshorst stand Karl August Frank (amt. 1850–1869) der Erweckungsbewegung nahe und pflegte Kontakte zu Ludwig Harms und Wilhelm Löhe, dem Begründer des Diakonissenmutterhauses in Neuendettelsau, wandte sich allerdings später von der Hermannsburger Bewegung ab und war ein Gegner der Separation, die er nach seinen Arensburger Amtsjahren 1881–87 als Mitglied der Landessynode entschieden bekämpfte. 1863 gründeten Frank und die in Langelage ansässige Gfn. Münster in Arenshorst einen „Missions- und Nähverein“, aus dem später die Ev. Frauenhilfe hervorging. Der Posaunenchor wurde 1886 durch P. Otto Strecker gegründet. Strecker (amt. 1880–1890) war später erster Geistlicher des Landesvereins für Innere Mission und Schriftleiter des „Hannoverschen Sonntagsblatts“.
1909 wurde für die pfarramtliche Versorgung der Gemeindeteile Ostercappeln, Haaren und Nordhausen eine ständige Hilfspredigerstelle mit Sitz in Ostercappeln eingerichtet. 1914 entstand dort ein eigenes KGb. Ein weiteres KGb wurde am 23. Oktober 1955 in Bohmte eingeweiht. Die KG in Bohmte und Ostercappeln wurden 1964 bzw. 1965 verselbständigt.
Seit 1985 unterhält die KG eine Partnerschaft mit der Gemeinde Ntuzuma (Südafrika).
Pfarrstellen
I: 1815. – II: 1. Oktober 19572 (seit 1899 Pfarrkollaboratur3), 1. Januar 1965 auf die KG Ostercappeln übergegangen.
Umfang
Die Ksp.-Grenze wurde 1814 erstmals eindeutig umrissen. Die Gemeinde umfasste damals die ev. Einwohner der Ksp. Ostercappeln, Riemsloh und Hunteburg, ab 1815 auch Bohmte. Bis 1964 gehören zur KG Arenshorst alle Einwohner von Bohmte, Herringhausen, Stirpe, Oelingen, Schwagsdorf, Ostercappeln, Hitzhausen, Jöstinghausen, Nordhausen, Mönkehöfen und Haaren. 1. Januar 1964 Abtrennung der KG Bohmte.4 1. Januar 1965 Abtrennung der Paulus-KG Ostercappeln;5 Heute gehören zum Ksp. noch die Bauerschaften Herringhausen, Stirpe und Oelingen.
Aufsichtsbezirk
Wie Ostercappeln. Arenshorst unterstand zunächst der Aufsicht des Amts Wittlage und Hunteburg. Bei der Neuorganisation der Aufsichtsbezirke im Fsm. Osnabrück 1821 kam es zur 2. Insp. (mit Sitz in Engter), 1822 zur 3. Insp. (Bramsche) und wurde von dort 1867 in die 2. Insp. (Buer) umgegliedert. 1924 KK Buer (1. Oktober 1973 umbenannt in KK Melle). 1. Januar 2013 in den KK Bramsche umgegliedert.
Patronat
Das Patronatsrecht über die Kapelle/Kirche liegt bei den Besitzern des Guts Arenshorst, den von der Horst und als deren Erben seit dem 14. Jh. die von Bar(en)/Bere. 1388 bezeugen Johann de Bere und seine Söhne, dass ihnen Heymke de Bere die Kirche in Arenshorst samt Zubehör übertragen habe.6 Herbordus de Bare übertrug das Patronat 1474 dem Osnabrücker Kanoniker Otto von Baren.7 Nach dem Erlöschen der Linie Baren zu Barenaue (Mitte des 16. Jh.) wurde der Besitz auf die vier Erbtöchter des letzten Inhabers aufgeteilt. Der Burgplatz erstreckte sich auf zeitweilig bis zu vier Herrenhäuser im Besitz der Familien von Grothus, von Leden, von Tribbe und von Sulingen. Über Gertrud von Leden, die um 1554 Jan von Ledebur heiratete, kam der Ledensche Teil an die Familie von Ledebur.8 1628/28 traten Henrich Leuning, Johann Grothus und Henrich Ledebur als Erbgesessene der Burg Arenshorst gemeinschaftlich als Patrone auf. 1686 kam der Grothussche Anteil durch Kauf an die von Ledebur, die damit wieder das gesamte Gut und Patronat in einer Hand vereinigten. 1961 veräußerte Gisberg Freiherr von Ledebur das Gut an den (kath.) Industriellen Franz Claas, dessen Familie es heute noch besitzt und das Patronatsrecht wahrnimmt.
Kirchenbau
Der ursprüngliche Bau war wohl als Burgkapelle unmittelbar in den Gebäudekomplex der Burg einbezogen. Im Zuge des Neubaus der Burg wurden im 16. Jh. Sakral- und Wohnbereich getrennt und die Kirche als rechteckiger Fachwerksaalbau neu errichtet. Sie wird innen durch eine Muldendecke geschlossen und durch zwei Emporen gegliedert. Priechen für die Patronatsherrschaft auf Arenshorst und Langelage. Renovierung und Erweiterung des Baus 1632, 1774 (Verlängerung des Schiffs nach Westen). Sakristei aus Fachwerk an der östlichen Schmalseite der Kirche, 1798 erneuert. 1896 Anbau des Altarraums.
Fenster
Buntglasfenster mit Luthers Thesenanschlag (1917).
Turm
Neugotischer Backsteinturm (1875) nach Entwurf von Conrad Wilhelm Hase, gestiftet durch den damaligen Patron Wilhelm-Benjamin von Ledebur.9 Ein früher vorhandener Dachreiter über dem Westgiebel wurde beim Bau des Turms abgetragen.
Ausstattung
Tischaltar mit einem Antependium (Abendmahl) aus Chromnickelstahl von Prof. Karlheinz Seemann (1972). – Kanzel (um 1640, mit später aufgesetztem Rokoko-Ornament). – Epitaphe von Angehörigen der Familie von Ledebur.
Orgel
Eine Orgel wurde 1695 angeschafft; Prospekt Ende des 18. Jh. 1844 Neubau durch Gebrüder Haupt (Ostercappeln), 9 I/P. 1896 Neubau des Werks im vorhandenen Gehäuse durch Ernst Klassmeier (Lemgo), 15 II/P, pneumatische Traktur, Kegelladen. 1932 Umbau durch Firma Rohlfing (Osnabrück). 1970 Neubau durch die Firma Johannes Wolfram (Lüstringen), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1995 Instandsetzung durch Firma Gustav Steinmann Orgelbau (Vlotho).
Geläut
Drei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1952, Gebrüder Rincker, Sinn); II: b’ (Bronze, Gj. 1952, Gebrüder Rincker, Sinn); III: c’’ (Bronze, Gj. 1984, Gebrüder Rincker, Sinn; gestiftet durch die Patronatsfamilie Claas). – Früherer Bestand: Die älteste bekannte Glocke stammte von 1524. 1874 wurden bei der Firma J. G. Große (Dresden) drei LG in e’, a’ und cis’’ neu gegossen, die kleinste wurde 1917 zu Rüstungszwecken abgeliefert, eine weitere im Zweiten Weltkrieg. Eine „klanglich unbefriedigende“ LG in c’’ (Bronze, Gj. 1914, F. Otto, Bremen-Hemelingen) wurde 1984 ersetzt.10
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus, errichtet 1770, 1968/69 umgebaut und um einen Gemeindesaal und Gruppenräume erweitert.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1598–1622 Klaus Bohnenkamp. – 1622–1628 Heinrich Falke (Falkenberkius). – 1628–1633 katholisch. – Bis 1652 Cöler. – 1652–1672 unbesetzt. – 1672–1680 Magister Gabriel Henrich Fürstenau. – 1680–1883 Johann Heinrich Schloymann. – 1683–1706 Hermann Korss. – 1706–1752 Johann Jakob Heidenreich. –1752–1757 Anton Heinrich Walther. – 1757–1774 Johann Arnold Lyra. – 1775–1812 Clamor Friedrich Peithmann. – 1812–1852 Johann Diedrich Block. – 1852–1869 Karl August Frank. – 1870–1880 Wilhelm Heinrich Zwick. – 1880–1890 Otto Strecker. – 1891–1908 Ernst Heinrich Friedrich Adolf Schwick. – 1909–1926 Wilhelm Heinrich Arnold Zwick. – 1926– Hermann Georg Gustav Rudolf Steinmetz.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 31
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 3 Nr. 8–15 (Kons. Osnabrück, Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 110, 119 und 127 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 289–296 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2789 (Visitationen); A 12e Nr. 16, 73(GSup Hannover); D 41 (EphA Melle).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1752
Trauungen: ab 1753
Begräbnisse: ab 1811
Kommunikanten: ab 1752 (Lücken: 1775–1880)
Konfirmationen: ab 1753
Literatur
A: Dühne, Osnabrück, S. 117–119; Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 7 f.; Thiel, Klaßmeier S. 103 f.; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 188 f.
B: 600 Jahre Kirche in Arenshorst 1353–1953, hrsg. von der Evang.-luth. Kirchengemeinde Arenshorst, [Bad Essen 1953]; 625 Jahre Kirche Arenshorst 1353–1978, hrsg. von der Evang.-luth. Kirchengemeinde Arenshorst, o. O. [1978]; 650 Jahre Kirche Arenshorst 1353–2003, hrsg. von der Evang.-luth. Kirchengemeinde Arenshorst, Arenshorst 2003; Hermann Heinrich Friedrich Bramsch: Nachrichten über Bohmte, Bohmte 1980.
Website der Kirchengemeinde (18.12.2018)
Fußnoten
- 625 Jahre, S. 5–8; Bramsch, S. 259.
- KABl. 1957, S. 145.
- KABl. 1899, S. 88.
- KABl. 1964, S. 9.
- KABl. 1965, S. 9.
- Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Familie von Ledebur, Urkunde Nr. 5, Digitale Westfälische Urkundendatenbank, http://www.westfaelische-geschichte.de/que100708.
- Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 8.
- 625 Jahre, S. 20–23.
- Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/a-f/arenshorst_kirche.htm, 15.08.2022.
- LKA, G 9/Arenshorst, Bl. 111 (Abnahmegutachten).