Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden, Amtsbereich Münden | Patrozinium: Maria1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort erstmals als Hemlion in einer Urkunde Ks. Ludwigs des Frommen († 840) aus dem Jahr 834 genannt.2 Ks. Ludwig schenkte das Dorf (villa) dem Kloster Corvey. Kg. Ludwig der Deutsche († 876) übertrug dem Kloster im Jahr 840 ebenfalls Land in villa que dicitur Hemli (im Hemeln genannten Dorf).3 Ein villicus vertrat das Kloster in Hemeln, verwaltete den Besitz und übte die Gerichtsbarkeit aus.4 Im Jahr 1288 ist Himile unter den Dörfern der Burg Gieselwerder aufgezählt; Hzg. Albrecht II. († 1318) und Hzg. Wilhelm I. († 1292) von Braunschweig-Lüneburg verpfändeten Burg und Zubehör in diesem Jahr an Gf. Otto von Eberstein.5 1448 zählte Hemeln halb zum welfischen Gericht Bramburg, halb zur mittlerweile mainzischen (später hessischen) Burg Gieselwerder.6 Seit 1538 gehörte Hemeln gänzlich zum welfischen Fsm. Calenberg-Göttingen („Kernlande Hannover“, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover); Amt und Gericht Bramburg gingen im 17. Jh. im Amt Münden auf. In französischer Zeit zählte Hemeln von 1807 bis 1810 zum Kanton Blume und dann bis 1813/14 zum Kanton Hedemünden des Distrikts Göttingen im Leinedepartement des Kgr. Westphalen. Danach kam das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Münden, zählte 1852 bis 1859 zum kurzlebigen Amt Dransfeld, dann erneut zu Münden. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Hemeln 1866 an das Kgr. Preußen, bei Einführung der Kreisverfassung kam es 1885 zum Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Im gleichen Jahr wurde Hemeln mit seinen Ortsteilen Glashütte und Bursfelde in die Stadt Münden (1991: Hann. Münden) eingemeindet. Zur Sozialstruktur schrieb der Ortspastor 1950: „Die Gemeinde setzt sich zusammen aus gut gestellten Beamten, einem mehr oder weniger bemittelten Kleinbauernstand, sowie vielen Wald- Wasser- und sonstigen Arbeitern.“7 Um 1810 lebten etwa 635 Menschen in Hemeln, 1912 rund 540, 1949 insgesamt 1.140 und 2015 gut 920.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1966

Kirche, Ansicht von Südosten, 1966

Es ist davon auszugehen, dass die Kirche in Hemeln eine Gründung des Klosters Corvey ist.8 Das genaue Gründungsjahr ist nicht bekannt; der bis heute erhaltene Westturm der Kirche geht vermutlich zurück auf die Zeit um 1200. Angeblich besaß die Kirche eine im Jahr 1322 gegossene Glocke, erster namentlich bekannter Geistlicher des Dorfes soll der 1416 gestorbene plebanus Leonhard Schiffbauer sein.9 Im Januar 1418 bat ein Tylmannus Rosch um die parrochialis ecclesia in Hemelen maguntinensis diocesis (Pfarrkirche in Hemeln, Bistum Mainz), da der augenblickliche Besitzer der Pfründe, Ravenonis Ripen, nicht den nötigen Weihegrad habe.10 Aus dem Jahr 1443 ist ein Verzeichnis der Kirchenländereien erhalten.11 In den Jahrzehnten vor der Reformation hatte P. Matthias Deithardus (amt. 1498–1541) die Pfarre in Hemeln inne.12
Nachdem Hzg. Erich I. zu Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1540 gestorben war, führte Hzgn. Elisabeth als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich die luth. Lehre im Fsm. Calenberg-Göttingen ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden, Stifte und Klöster des Fürstentums visitieren.13 Im Jahr 1545 übernahm Elisabeths nunmehr volljähriger Sohn als Hzg. Erich II. die Regierungsgeschäfte im Fsm. Calenberg und wechselte 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre in den Kirchspielen des Fürstentums sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg-Göttingen 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius führte seine 1569 aufgestellte ev. KO auch hier ein.14 1588 ließ er die Gemeinden visitieren. Über die Entwicklung in Hemeln während dieser Jahrzehnte ist kaum etwas bekannt. Das Pfarramt lag in den Händen von P. Johann Witte (amt. 1547–1568), wobei unklar bleibt, ob er als ev. oder als altgläubiger Geistlicher anzusehen ist.15 Nach Wittes Tod bemühte sich der Hemelner Förster darum, dass sein Sohn die Pfarrstelle erhielt, der allerdings sein Studium noch nicht abgeschlossen hatte. Das Dorf widersetzte sich jedoch anscheinend erfolgreich. Auch 1584 kam es zu Streitigkeiten über die Besetzung der Pfarrstelle. Das Protokoll der Visitation 1588 nennt lediglich den Namen des Geistlichen – P. Georgius Josephi (amt. vor 1588–1606) – und vermerkt, er habe die theologischen Fragen der Visitatoren schlecht (male) beantwortet.16

Kirche, Ansicht von Nordosten, Teilansicht, um 1953

Kirche, Ansicht von Nordosten, Teilansicht, um 1953

P. Josephis Nachfolger, P. Johannes Deppe (amt. 1607–1626), floh während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) nach Münden und kam 1626 um, als kaiserliche Truppen unter Johann T’Serclaes von Tilly († 1632) die Stadt eroberten.17 In die lange Amtszeit von P. Georg Cuntze (amt. 1641–1691) fiel der Neubau der Pfarrscheune (1660/61), des Pfarrhauses (1664/66), der Schule (1670) und schließlich des Kirchenschiffs (1681).18 In der Schule unterrichtete Schulmeister Christoph Uden 1675 insgesamt 31 Kinder (14 Mädchen, 17 Jungen).19 Zur Mitfinanzierung des Kirchenneubaus hatte das Konsistorium 1676 eine auswärtige Sammlung genehmigt.20 Die Kirche, so heißt es 1677, habe einen „gar schlechten, vor etlichen Jahren durch Brand beschädichten, sehr baufälligem Dachstuel“ und sei zudem zu klein für die Gemeinde.21 Eine Bauinschrift über dem südlichen Eingang erinnert an die Fertigstellung des Neubaus im Jahr 1681. Eine Orgel ist erstmals 1734 belegt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. war die Pfarrstelle in Hemeln etwa ein Jahrzehnt lang vakant; den pfarramtlichen Dienst versahen in dieser Zeit die Pastoren aus Gimte (1878–1886) und aus Wiershausen (1886/87). Mit P. Hermann Matthaei (amt. 1887–1907) erhielt Hemeln wieder einen eigenen Pastor. P. Matthaei richtete eine Spar- und Darlehnskasse in Hemeln ein und gründete einen Jünglingsverein.22 Seit Anfang August 1896 war er neben der KG Hemeln auch für die benachbarte KG Bursfelde zuständig, die pfarramtlich bislang mit Fürstenhagen verbunden gewesen war.23
P. Ludwig Knoke (amt. 1907–1938) ließ 1913 die ehemalige Pfarrscheune zu einem Gemeindehaus umbauen. Neben einem Konfirmandenzimmer entstand ein großer Saal „für Versammlungen und Theaterspiele“.24 Auch der Turnverein (gegründet 1908) nutzte das neue Gemeindehaus; im Zweiten Weltkrieg waren hier französische Kriegsgefangene untergebracht. Während P. Knokes Amtszeit schaffte die Gemeinde 1929 die bezahlten Kirchenplätze ab.25 1930 gründete sich ein Kirchenchor (bestand bis 1937).
Kirchenpolitisch gehörte P. Knoke während der NS-Zeit zur Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, wie im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ vermerkt ist.26 Dem 1933 neu gewählten KV gehörte ein „auf Betreiben der Partei gewählter Kirchenvorsteher“ an, der „sich eingefügt und bewährt“ habe. Nach der Pensionierung von P. Knoke blieb die Pfarrstelle Hemeln erneut vakant und wurde zunächst von Dransfeld aus versehen, ab 1943 von verschiedenen beauftragten Pastoren, u. a. von Sup. i. R. Walter Treidel (1947–1950).27 Eine reguläre Wiederbesetzung der Stelle folgte erst mit P. Hermann Ziegenmeier (amt. 1950–1955). Nicht zuletzt aufgrund des Zuzugs Geflüchteter war die Zahl der Gemeindeglieder in der Nachkriegszeit von knapp 640 (1945/46) auf gut 890 (1950) gestiegen. Zudem war eine kleine kath. Gemeinde entstanden mit gut 80 Gemeindegliedern, die „in der hiesigen Kirche Gottesdienst haben, am Nachmittag“ (1950; später wurde im hessischen Veckerhagen eine kath. Kirche errichtet).28
Das Gemeindehaus diente seit 1954 als Jugend- und Freizeitheim des KK Münden. Die Verwaltung der Pfarrstelle Hemeln übernahm der Kreisjugendpastor Adolf Meßelken (amt. 1956–1967/71), zuerst als Diakon, später als Pfarrvikar. Im Jahr 1963 eröffnete die KG Hemeln einen kirchlichen Kindergarten.29 1967 wechselte P. Meßelken auf die Pfarrstelle der Gemeinden Gimte und Hilwartshausen, gleichzeitig erhielt er einen Mitversehungsauftrag für Hemeln und Bursfelde. Er war bemüht, ein Gruppenpfarramt für die vier Gemeinden einzurichten, „wo neben dem Theologen andere Fachkräfte mitwirken“.30 Seit 1970 war zudem ein Diakon in Hemeln tätig. Zum 1. Januar schlossen sich die beiden Gemeinden Hemeln und Bursfelde zusammen und gründeten gemeinsam die neue KG Hemeln-Bursfelde.31

Umfang

Hemeln, die Altenmühle und die Röhrmühle.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (sedes Dransfeld) der Diözese Mainz.32 – 1588 GSuptur. Fsm. Göttingen bzw. Spezialsuperintendentur über Stadt und Gericht Münden.33 Seit Teilung der Insp. Münden 1742 gehörte Hemeln zur Insp. Münden Erster Theil bzw. Hedemünden Erster Theil (Sitz der Suptur. 1742–1772, 1789–1820 in Hedemünden, 1772–1789 in Münden). 1801 zur neu errichteten Insp. Dransfeld. 1842 wieder zur Insp. Münden bzw. Hedemünden (Sitz der Suptur. 1820–1859 und ab 1911 in Münden, 1859–1911 in Hedemünden). Ab 1924 KK Münden.

Patronat

Das Patronat lag beim Kloster Corvey und fiel nach der Säkularisation des Klosters 1803 an das Kgr. Preußen. 1830 und wieder 1851/52 verhandelten die preußische und die hannoversche Regierung über den Tausch der hannoverschen Patronatskirche Schwanebeck gegen die preußische Patronatskirche Hemeln, erreichten jedoch keine Einigung. Nach dem Tod von P. Karl Gotthold Raphael Brand im Jahr 1854 ließ die preußische Regierung die Frist für die Präsentation eines Nachfolgers verstreichen und daher bestimmte das Hannoveraner Konsistorium den neuen Pastor. Das Patronat fand fortan keine Erwähnung mehr.34

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Südwesten, Holzschnitt (?), Postkarte, 1974

Kirche, Ansicht von Südwesten, Holzschnitt (?), Postkarte, 1974

Saalbau mit polygonalem Ostschluss, ausgerichtet leicht ostnordöstlich, erbaut 1681. Satteldach, im Osten abgewalmt. Bruchsteinmauerwerk, Eckquaderung. Je zwei rundbogige Sprossenfenster an den Längsseiten, drei rundbogige Sprossenfenster am Chor, Sandsteingewände. Rundbogige Eingänge an Nord- und Südseite, im Süden mit Inschrift „Jova Juva!“ (Gott hilf!) im Sturz, darüber Inschriftentafel: „Soli Deo Gloria. Dis Gotteshaus ist gebawet Anno n[atum] C[hristum] MDCLXXXI“ (Allein Gott die Ehre). Bauinschrift am Chor: „Andreas Werner M[eister] 1600“, wohl vom Vorgängerbau.35 Im Innern verbrettertes Tonnengewölbe, Westempore. 1791 Renovierung, Fenster neu verglast.36 1852 Dachreparatur, Fenster neu verglast. 1891 neue Dacheindeckung (Ziegel, bislang Sandsteinplatten), neues Tonnengewölbe (zuvor als Sternenhimmel gestaltet); Renovierung finanziert von Fritz König (Bonn).37 1966 Neugestaltung Innenraum (u. a. Seitenempore entfernt, neuer Fußboden). 1993 Mauerwerkssanierung. 2000 Neuausmalung.

Fenster

Figürliche Buntglasfenster im Chor (1934/36, Glasmaler G. K. Rohde, Bremen), Kreuzigungsszene mit Inschrift: „Dass Ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben“, Auferstehungsszene mit Inschrift: „Euch ist das Wort dieses Heils gesandt“; Fenster gestiftet vom Bremer Fabrikanten Müller-Pape.38

Turm

Querrechteckiger, romanischer Westturm, erbaut um 1200. Satteldach. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, Stützpfeiler an Süd- und Westseite. Im Glockengeschoss nach Westen, Norden und Süden je ein rundbogiges, gekuppeltes Schallfenster (Biforium), Teilungssäulchen mit Maskenkapitellen. Im Innern Winterkirche im Turmraum. 1734 Turmuhr belegt. 1891 Stützpfeiler errichtet. Vor 1919 neue Turmuhr (Firma Weule, Bockenem). 1966 Uhrerker entfernt (Turmuhr erhalten; 2010 in der Winterkirche aufgestellt). 1982/83 Winterkirche im Turmraum eingerichtet.

Vorgängerbau

Vermutlich Steinbau, 1681 abgetragen (baufällig und zu klein).

Orgel

Orgel

Ausstattung

Schlichter Blockaltar mit Sandsteinmensa. – Zweistöckiges, architektonisch gestaltetes Altarretabel (1686/94, Fabaring?)39, im Hauptfeld, flankiert von kannelierten, ionischen Säulen, Landschaftsbild mit aufgesetztem Holzkreuz, davor zwei Schnitzfiguren (Maria, Johannes); in den Seitenfeldern übereinander jeweils zwei geschnitzte Evangelistenfiguren (links: Matthäus und Lukas, rechts: Markus und Johannes); im oberen Feld, flankiert von kannelierten, ionischen Säulen, Auferstehungsbild mit geschnitzter Figur des triumphierenden Christus mit Siegesfahne; am Gebälk mehrere Engelsköpfe; in der Predella geschnitztes Abendmahlsrelief. Bis 1966 war die Kanzel in den Altar integriert. – Polygonale Holzkanzel, leicht erhöht; vor den Ecken des Kanzelkorbs dorische Säulchen auf Konsolen; an Brüstung Inschrift: „Rufe getrost, schone nit, erhebe deine Stimme wie eine Posaune“ (Jes 58,1). Kanzelkorb war bis 1966 in Altar integriert. – Moderner, vierseitiger Taufstein. – Kreuzigungsgemälde. – Gemälde „Jakob ringt mit Engel“ (Jakobs Kampf am Jabbok, 1. Mos 32,23–33). – Epitaph für Anna Margarethe Langinn († 1754). – Außen: An der Südseite mehrere Grabsteine (17./18. Jh.). – An der Westseite mehrere Grabkreuze (19. Jh.).

Orgel

Orgel erstmals 1734 erwähnt, sieben Register.40 Zwischen 1810 und 1820 Orgelneubau, ausgeführt von Heeren & Kuhlmann (Gottsbüren) oder Euler & Kuhlmann (Gottsbüren)41, wohl 16 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen (genaue Disposition erstmals 1853 belegt).42 Zinnerne Prospektpfeifen im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben und 1926 durch neue Zinkpfeifen ersetzt; 1938 Instrument umgebaut, u. a. mit Einbau eines Oberwerks erweitert auf II/P, Arbeiten ausgeführt von Conrad Euler (Hofgeismar), 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, darüber hinaus sieben vakante Register; um 1953 erweitert um drei Register auf 19 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, darüber hinaus vier vakante Register.43 1993 Restaurierung, ausgeführt von Martin Haspelmath (Walsrode), 16 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Denkmalorgel (1962).44

Kirche, bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, um 1953

Kirche, bzw. Turm, Ansicht von Südwesten, um 1953

Geläut

Drei LG, I: b’, Inschrift: „Ich rufe euch, um Gott zu ehren; ich rufe euch in Freud und Leid; wenn ich an eurem Grab ertöne, seid ihr schon in der Ewigkeit“, Bild: Kreuz und Kelch; II: c’’, Inschrift: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen. Joh 8,32“, Bild: Christusmonogramm; III: d’’, Inschrift: „Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht. Haggai 2,5“, Bild: Α und Ω (alle Bronze, Gj. 1974, Petit & Gebrüder Edelbrock, Gescher), alle Glocken tragen überdies die Inschrift: „Hemeln 1974“. – Früherer Bestand: Anfang des 17. Jh. wohl zwei Glocken vorhanden, LG I (Bronze, Gj. 1393, Nikolaus von Stettin), Inschrift: „Anno Domini 1393 in die Cosmae et Damani fuse est haex campana per magistrum Nicolaum de Stettin“ (Im Jahr des Herrn 1393 am Tag Cosmas und Damians wurde diese Glocke von Nikolaus von Stettin gegossen); II (Bronze, Gj. 1322).45 1873 drei Glocken vorhanden, davon eine mittelalterliche LG (Bronze, Gj. 1483), Inschrift: „Anno d[omi]ni m[i]l[lesimo] cccc lxxxxiii Hans Heine, Hinrick Peiter, fverv[n]t provisores ecc[lesi]e“ (Im Jahr des Herrn 1493 waren Hans Heine [und] Heinrich Peiter Kirchenvorsteher); 1900 umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1900, Firma Radler, Hildesheim.46 Zwei neue LG (Bronze, Gj. 1884). Im Ersten Weltkrieg größte und kleinste Glocke zu Rüstungszwecken abgegeben (1917, ein Bruchstück erhalten). Eine neue LG (Bronze, Gj. 1926), Inschrift: „Ich rufe Euch, um Gott zu ehren, ich rufe euch in Freud und Leid, wenn ich an eurem Grab ertöne, seid ihr schon in der Ewigkeit“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Verbliebene Bronzeglocke 1950 bei Anschaffung des Eisenhartgussgeläuts verkauft.47 Zwei LG, I: a’; II: c’’ (beide Eisenhartguss, Gj. 1950, Firma Weule, Bockenem), 1974 durch heutiges Geläut ersetzt. Eine SG, d’’’ (Eisen), Turmuhr in den 1960er Jahren stillgelegt.48

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1664). – Pfarrscheune, Gemeindehaus, Freizeitheim (Bj. 1849/50, Umbauten u. a. 1913, 1954, 1959, 1984). – Kindergarten (Bj. 1962/63).

Friedhof

Ehemaliger Friedhof rund um die Kirche, genutzt bis 1882. Neuer kirchlicher Friedhof am Nordrand von Hemeln, angelegt 1882, FKap (Bj. 1965).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1498–1541 Matthias Deithardus. – 1547–1568 Johannes Witte. – 1577 Melchior Linzelburg. – 1584 Melchior Bödicker. – 1584 Georg Halberg. – (1588)–1606 Georgius Joseph (Josephi). – 1607–1626 Johannes Deppe. – 1627–1641 Theodorus Leopoldi. – 1641–1691 Georg Kuntze (Conradi). – 1691–1693 Johannes Dietrich Trier. – 1693–1734 Johann Heinrich Schele. – 1735–1737 Johann Werner Biedermann. – 1737–1761 Andreas Christoph Prätorius. – 1762–1784 Johann Jacob Albers. – 1784– 1792 Johann Heinrich Zwicker. – 1793–1806 Friedrich Rudolf Konrad Kettler. – 1807–1838 Georg Karl Heinrich Evers. – 1839–1844 Johann Georg Klinsing. – 1844–1854 Karl Gotthold Raphael Brand. – 1855–1878 Karl Wilhelm Julius Heins. – 1887–1907 Hermann Bernhard Heinrich Christoph Matthaei. – 1907–1938 Ludwig Karl Theodor Adolf Knoke.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 486–487 und III, S. 26, sowie Osenbrück & Henckel, S. 348 ff.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5176–5195 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3531–3536 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1028Digitalisat, 1029Digitalisat, 1030Digitalisat, 1031Digitalisat (Visitationen); B 18 Nr. 177 (Orgelsachverständiger); S 09 rep Nr. 1374 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7861 (Findbuch PfA).

Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen

C 001/Fürstabtei Corvey/Akten, Nr. 625: Pfarre zu Hemeln (mit Digitalisat).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1750. Familienregister mit Taufdaten 1627–1749.
Trauungen: ab 1689
Begräbnisse: ab 1750
Kommunikanten: ab 1848, Erstkommunikanten: 1856–1878
Konfirmationen: ab 1827

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 47–49; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 192–195; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 686; Meyer, Pastoren I, S. 486–487; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 196–201.

B: 1000 Jahre sind wie ein Tag. Marienkirche Gimte 2006. Geschichte – Ausblick – Unterhaltsames – Besinnliches, hrsg. im Namen des Kirchenvorstandes vom Pfarramt, Dransfeld 2006; 1175 Jahre Hemeln. Festschrift zum Jubiläum 2009, hrsg. vom Ortsrat Hemeln, Hemeln 2009; Willi Osenbrück, Walter Henckel (Mitarbeiter): Hemeln, 834–1984. Beiträge zur Geschichte eines Oberweserdorfes, Münden 1984; Willi Osenbrück: Aus dem Leben des Pastors Georg Cuntze zu Hemeln, 1641–1691, in: Göttinger Jahrbuch 46 (1998), S. 31–38.

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Altarretabel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 156.
  2. Wilmans, Kaiser-Urkunden I, Nr. 15. Siehe zum Ortsnamen: Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 53.
  3. MGH DD LdD 28 [Digitalisat].
  4. Osenbrück & Henckel, S. 51.
  5. Wenck, Landesgeschichte II, Urkundenbuch, Nr. 213.
  6. Osenbrück & Henckel, S. 52.
  7. LkAH, L 5c, unverz., Hemeln, Visitation 1950.
  8. Vgl. zum Folgenden: Osenbrück & Henckel, S. 335 f.
  9. Beides nach Osenbrück & Henckel, S. 336, nicht klar belegt.
  10. RG Online, RG IV 14129, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/14129, 14.04.2022.
  11. Pfarrarchiv. [Osenbrück & Henckel, S. 336].
  12. Osenbrück & Henckel, S. 348.
  13. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
  14. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
  15. Zum Folgenden: Osenbrück & Henckel, S. 356.
  16. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 158.
  17. Osenbrück & Henckel, S. 349.
  18. Osenbrück & Henckel, S. 341. Ausführlich zu P. Cuntze vgl. Osenbrück, S. 31 ff.
  19. Althaus, Generalvisitation II, S. 108 (mit Namensliste).
  20. Osenbrück, S. 35 f. mit Anm. 21.
  21. Zit. bei Osenbrück & Henckel, S. 340. Siehe auch Osenbrück, S. 35 f.
  22. Osenbrück & Henckel, S. 350.
  23. KABl. 1896, S. 53.
  24. Osenbrück & Henckel, S. 346.
  25. Osenbrück & Henckel, S. 361.
  26. LkAH, S 1 H III Nr. 419, Bl. 19 (dort auch das folgende Zitat). Zum Fragebogen insgesamt: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  27. Osenbrück & Henckel, S. 350 f.
  28. LkAH, L 5c, unverz., Hemeln, Visitation 1950.
  29. 1175 Jahre, S. 62.
  30. 1000 Jahre, S. 55.
  31. KABl. 1974, S. 25.
  32. Kayser, Registrum II, S. 278.
  33. Steinmetz, GSup. Göttingen I, S. 109.
  34. LkAH, A 6, Nr. 3536, passim. Vgl. auch LkAH, B 2 G 15/Hemeln Bd. I, Bl. 2: „Die Pfarrstelle in Hemeln war ursprünglich Corveysches Patronat. Die älteste Nachricht darüber stammt aus dem Jahre 1627, wo der Pastor Leopoldi vom Stift Corvey präsentiert wurde (Urkunde darüber im Landesarchiv). – 1792 wurde Pastor Kettler vom Fürsten zu Corvey präsentiert, 1839 Pastor Klinsing vom Patronat in Preußisch-Minden. – 1844 wurde Pastor Brand von der Preußischen Regierung, die damals das Patronat ausübte, präsentiert. Nach abgehaltenem Kolloquium wurde er von der Kirchenbehörde in Hannover bestätigt. – 1855 wurde Pastor Heins vom Landeskonsistorium nach Hemeln gesetzt; vom Patronat verlautet dabei nichts. – Ebenso wurde 1887 Pastor Matthaei von der Kirchenregierung nach Hemeln gesetzt. Auch dabei verlautet vom Patronat nichts. – 1908 wurde Pastor Knoke gewählt.“ (Schreiben des Sup. der Insp. Münden an das LKA Hannover, 30.05.1944).
  35. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 243 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0024306.
  36. Zum Folgenden: Osenbrück & Henckel, S. 342 f.
  37. Osenbrück & Henckel, S. 342: König finanzierte die Arbeiten, „weil er während der Gefangenschaft seines Vaters, der an den freiheitlichen Bestrebungen der 1830er Jahre beteiligt war, in Hemeln bei seinem Onkel in der Oberförsterei Aufnahme gefunden hatte“.
  38. Osenbrück & Henckel, S. 342.
  39. Osenbrück & Henckel, S. 342.
  40. Osenbrück & Henckel, S. 343 (dort 1743 angegeben, wohl Zahlendreher: ebd., S. 344 ist das zitierte CB auf 1734 datiert).
  41. Zur Orgelbauerfamilie Heeren – Kuhlmann – Euler vgl. Pape, Lexikon I, S. 217 ff., S. 343 und S. 134 ff.
  42. LkAH, B 18, Nr. 177.
  43. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 304, Bl. 1 und Bl. 4 f.
  44. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 304, Bl. 28.
  45. Osenbrück & Henckel, S. 343.
  46. DI 66, Lkr. Göttingen, Nr. 75† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di066g012k0007508. Vgl. insgesamt Osenbrück & Henckel, S. 343.
  47. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 304, Bl. 3.
  48. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 304, Bl. 35.