KapG der KG Lintorf | Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Michael1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Eine Adelsfamilie, die sich nach dem Ort benannte, lässt sich in der ersten Hälfte des 13. Jh. belegen: In den Zeugenlisten zweier Urkunden aus den Jahren 1230 und 1236 findet sich der Name Gerhardus de Wimmer bzw. Gerhart de Wimmere.2 Das Dorf selbst erscheint urkundlich zuerst 1285, als das Kloster Levern den Zehnten in Wimmere erwarb.3 Das spätere Rittergut Wimmer geht auf das 15. Jh. zurück (Rabodo von Enniglo genannt Pladiese); das Herrenhaus wurde Anfang des 19. Jh. abgebrochen.4 Ursprünglich gehörte Wimmer zum Gebiet des Hochstifts Minden, fiel jedoch Mitte des 14. Jh. an das Hochstift Osnabrück, wo es zum Amt Wittlage zählte. Seit Ende des Dreißigjährigen Krieges wechselten sich kath. und luth. Bischöfe in der Regierung des Hochstifts Osnabrück ab (die luth. Bf. entstammten jeweils dem Haus Braunschweig-Lüneburg).5 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 kam das Hochstift als Fsm. Osnabrück an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Hannover). Unter französischer Herrschaft war Wimmer Teil des Kantons Essen, der 1807 zum Distrikt Osnabrück des Departements Weser im Kgr. Westphalen zählte und ab 1811 zum Arrondissement Osnabrück des Departements Obere Ems im Kaiserreich Frankreich. Nach der Niederlage Napoleons kam Wimmer, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Wittlage, das 1815 mit Hunteburg zum Amt Wittlage-Hunteburg vereinigt wurde (1859 Amt Wittlage). Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen und bei Einführung der Kreisverfassung kam Wimmer 1885 zum Lkr. Wittlage (1972 Lkr. Osnabrück). Die Landgemeinde Wimmer zählte seit 1852 zur Samtgemeinde Lintorf und wurde 1972 nach Bad Essen eingemeindet.
Die Michaelis-Kapelle in Wimmer gehörte ursprünglich vermutlich zum Kirchspiel Oldendorf (heute Preußisch Oldendorf). Das Michaelspatrozinium lässt ein hohes Alter vermuten und Wimmer gilt daher als der Ort in der Region um Bad Essen, der als erster ein Gotteshaus besaß.6 Seit dem Jahr 1312 lässt sich die Zugehörigkeit des Dorfes Wimmer (villa Wimmere) zum Kirchspiel Lintorf (in parrochia Linthorpe) nachweisen.7 Für die Vikarie an der Kapelle in Wimmer war zunächst das Stift St. Moritz und Simeon in Minden zuständig.8
Zusammen mit seiner Muttergemeinde Lintorf wechselte die Tochtergemeinde Wimmer 1543 zur luth. Lehre und wurde 1650 als Teil des Kirchspiels Lintorf den Protestanten zugeschlagen (Capitulatio perpetua Osnabrugensis). Eine eigene Schule besaß Wimmer seit 1663, als Schulhaus diente seit Anfang des 19. Jh. die Kapelle. Nicht zuletzt ausgehend von einem 1839 in Wimmer gegründeten Hauskreis entwickelte sich das Kirchspiel Lintorf zu einer stark durch die Erweckungsbewegung geprägten Kirchengemeinde.9
Die Existenz einer KapG Wimmer, zu der auch die Ortschaft Heithöfen zählte und der das Kapellengebäude in Wimmer gehörte, war im 20. Jh. in Vergessenheit geraten.10 Einen eigenen Kapellenvorstand wählte die Gemeinde erst 1958 wieder, „nachdem die Kapellenverhältnisse in Wimmer noch einmal grundlegend juristisch geklärt waren und das Nutzungsrecht der Schule abgefunden war“ (eigene Kapellenkasse seit 1959).11

Kapellenbau

Rechteckiger, verputzter Bruchsteinbau. Satteldach, rechteckige Sprossenfenster, spitzbogige Tür an Westseite. Seit Anfang des 19. Jh. als Schule genutzt. Instandsetzung 1959.

Turm

Neugotischer Westturm aus Bruchsteinmauerwerk, erbaut 1892. Turmhelm mit quadratischem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterhahn. Rechteckige Schallfenster, Uhrziffernblätter, spitzbogige Fenster, spitzbogiges Westportal. Turm ist Eigentum der politischen Gemeinde.12

Ausstattung

Altar mit Mensa aus Sandstein und gemauertem Stipes. – Handgewebter Wandteppich als Altarbild. – Holzkanzel.

Orgel

Elektronische Orgel, neu angeschafft 2009.

Geläut

Eine LG, d’’ (Bronze, Gj. 1933). – Früherer Bestand: Eine LG, Inschrift: „1716 Johann Philipp König me fecit“ (Bronze, Gj. 1716, Johann Philipp König, Osnabrück), gesprungen und 1933 mit jetziger LG ersetzt.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 11a Nr. 7673 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Bruch, Rittersitze, S. 224–225; Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 44; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 299–302.

B: Die Gemeinde Bad Essen in Vergangenheit und Gegenwart, hrsg. von der Gemeinde Bad Essen, Osnabrück 1975; Wilhelm Heinemeyer: Gottes Spuren in Lintorf, hrsg. von Ludwig Heinemeyer, Lintorf 1952; Willi vom Hofe (Hg.): Reformation in Bad Essen Barkhausen-Rabber Lintorf. 1625–1650, Osnabrück 1975.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien II, S. 105.
  2. Osnabrücker UB II, Nr. 250 und 351.
  3. Westfälisches UB VI, Nr. 1311; vgl. zum Erwerb des Zehnten auch ebd. Nr. 1373, 1379 und 1405.
  4. Bruch, Rittersitze, S. 225.
  5. Feldkamp, Bedeutung, S. 79 ff.
  6. Gemeinde Bad Essen, S. 24.
  7. Westfälisches UB X, Nr. 381.
  8. Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 300.
  9. Heinemeyer, S. 20 f.
  10. LkAH, L 5f, Nr. 31 (Visitation 1955); vgl. auch ebd., Nr. 263 (Visitation 1926).
  11. LkAH, L 5f, Nr. 31 (Visitation 1961).
  12. LkAH, L 5f, Nr. 190 (Visitation 1974).