Frühere Gemeinde | Sprengel Lüneburg, KK Wolfsburg-Wittingen | Patrozinium: Pankratius | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Altendorf, ursprünglich wendische Siedlung und Häuptlingssitz, gilt als Keimzelle des heutigen Fleckens Brome. Letzterer entwickelte sich um eine deutsche Burg, die wohl um 930 unter Heinrich I. auf einer früheren wendischen Fluchtburg im Ohresumpf errichtet worden war, und an Bedeutung das ältere Altendorf nach und nach überflügelte. Die erste sichere schriftliche Erwähnung findet sich 1534 im Lüneburger Pfründenregister. Landesherren waren die Welfen (adeliges Gericht Brome, 1852 Amt Knesebeck, ab 1859 Amt Isenhagen). – Seit 1965 ist Altendorf Teil der Samtgemeinde Brome, seit 1974 Ortsteil des Fleckens Brome.

Kirche, Ansicht von Südosten, 1931

Kirche, Ansicht von Südosten, 1931

Kirchort wurde Altendorf möglicherweise schon im 9. Jh. Vermutlich wurde eine hölzerne Taufkirche gezielt an einem politischen und kultischen Zentrum der Wenden errichtet. Eine Brandschicht unter dem heutigen Fußboden deutet auf eine Zerstörung, vielleicht im Aufstand der Lüneburg-Wenden 928/29 oder im Wendenaufstand vom 983, hin. Der Wiederaufbau erfolgte wohl als romanische Saalkirche, die um 1300 gleichfalls zerstört wurde. Sie lässt sich eventuell mit der zeitgleichen Niederlegung der Burg Brome, möglicherweise im Konflikt zwischen Otto von Lüneburg und Otto von Braunschweig gegen Heinrich den Wunderlichen, in Verbindung bringen. In einer Prokurationsliste der Diözese Halberstadt von 1400 wird nur Brome, nicht aber Altendorf genannt. Daraus kann geschlossen werden, dass die Altendorfer Kirche zu diesem Zeitpunkt noch wüst lag. In Brome, das schon früher eine (vermutlich durch die Gutsherrschaft errichtete) Kapelle erhalten hatte, wurde ein curatum eingerichtet. Der Pfarrer saß nach wie vor auf dem Pfarrhof in Altendorf, die Kapelle in Brome wurde durch einen Vikar betreut. GD fanden alternierend in Brome und in der Filialgemeinde Steimke statt. Erst Mitte des 15. Jh. setzten die Altendorfer Bauern den Wiederaufbau ihrer Kirche durch. Auf den Fundamenten des Vorgängerbaus entstand zunächst der heutige Altarraum als Kapelle (1457). Schiff und Turm wurden nach 1500 ergänzt (1517 vollendet).

Altaraufsatz, 1931

Altaraufsatz, 1931

Die Einführung der Reformation erfolgte ab 1527 unter Ernst dem Bekenner. 1534 wird Petrus Oldelandt als P. genannt.1 In seine Amtszeit fällt die Erneuerung der Kirche und die Verlegung des Pfarrsitzes nach Brome. Der Pfarrhof in Altendorf wurde in einen Pfarrmeierhof umgewandelt und verpachtet. In Brome entstand auf Kosten des P. ein Neubau. Die Bromer Kapelle wurde zur Pfarrkirche, entwickelte sich zum neuen kirchlichen Zentrum des Umlandes und folgte damit der Entwicklung, die Brome mit seinem Gut in politischer Hinsicht schon vorher genommen hatte.
Die Kirche in Altendorf blieb auch ohne eigenen Geistlichen bis nach dem Zweiten Weltkrieg formal selbständig. Aus ihrem Pfarrsprengel wurde mit dem 1. Oktober 1958 die KapG Tülau-Fahrenhorst ausgegliedert, in eine KG umgewandelt und unter dem Pfarramt in Brome mit der KG Brome verbunden.2 Am 1. Januar 1974 wurden die KG Altendorf und Tülau-Fahrenhorst aufgehoben und in die KG Brome eingegliedert.3

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Wittingen der Diözese Halberstadt.4 – Nach der Reformation zunächst zur Insp. Klötze, 1815 Insp. Fallersleben, 1849 Insp. (1924: KK) Wittingen.

Patronat

Kg. Georg übertrug das Patronat 1722 den von Bartensleben. Erloschen.

Kirchenbau

Ursprünglich flachgedeckter, romanischer Saalbau, das Schiff 1509 erneuert. Altarraum von 1457, durch einen Rundbogen vom Schiff getrennt. Südlich des Schiffs ein Fachwerkvorbau (1658, Braut- oder Leichenhaus; jetzt als Ehrenhalle für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs gestaltet, über dem Giebel ein sogenannter Wendenknüppel). In Chor und Schiff finden sich Reste alter Wandmalerei. Renovierung 2005.

Fenster

Zwei Buntglasfenster zur Erinnerung an im Ersten Weltkrieg gefallene Gemeindeglieder.

Turm

Massiver Westturm aus Feldsteinen (1508/17), der obere Abschluss 1670 in Fachwerk erneuert. Eine frühere barocke Haube wurde 1782 durch ein Zeltdach ersetzt (1869 erneuert).

Ausstattung

Barockes Altarretabel (1779) von J. M. C. Kracht (Celle). 1870 wurden Teile eines gotisierenden Flügelaltars (Kreuzigung und Apostelfiguren) aus der Zeit um 1600 in den Aufbau eingearbeitet. – Barocke Kanzel (1607). – Taufstein (1680, gestiftet durch Irmingard von Misinbergk).

Orgel, nach 1975

Orgel, nach 1975

Orgel

1899 Neubau durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 6 I/P, pneumatische Traktur, Kegelladen. Änderung der Disposition wohl nach dem Zweiten Weltkrieg.5 1963 Reparatur durch Otto Dutkowski (Braunschweig). Der seit den 1970er Jahren geplante Neubau kam nicht zustande. Das durch den Orgelrevisor R. Wilhelm zwischenzeitlich als „unbedingt erhaltenswürdig“ eingestufte Instrument wurde 2006 durch Orgelbaumeister Jörg Dutschke (Salzwedel-Dambeck) überholt.

Geläut

Drei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1957, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: h’ (Bronze, Gj. 1760, Andreas Lentsch, Braunschweig); III: gis’’ (Bronze, 14. Jh.). – Früherer Bestand: Die Konstruktion des Glockenstuhls war schon 1670 auf drei Glocken ausgelegt. Möglicherweise wurde das ältere Geläut im Dreißigjährigen Krieg teilweise zerstört. Eine 1688 neu gegossene Glocke wurde 1821 nach Zerspringen durch I. G. Wilke (Braunschweig) umgegossen, 1917 eingeschmolzen und 1932 durch eine neue Glocke der Firma Radler (Hildesheim) ersetzt, die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls abgegeben wurde.

Friedhof

Früher bei der Kirche. Neuanlage später am Alten Postweg. In Trägerschaft der Samtgemeinde Brome. FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1505 (Pfarroffizialsachen); A 12f Spec.Alt 145Digitalisat(Visitation).

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 127; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 57; Mithoff, Kirchen und Kapellen Lüneburg, S. 364.

B: Werner Blanke: Die Geschichte der Kirche zu Altendorf, [Brome 1982]; Johann Dietrich Bödeker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder, [Braunschweig 1985].


Fußnoten

  1. Salfeld, Pfründenregister, S. 94.
  2. KABl. 1958, S. 200.
  3. KABl. 1974, S. 28.
  4. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien II, S. 12.
  5. LKA, G 9 B/Altendorf (Jörg Dutschke, Zustandsbericht über die Orgel in Altendorf, 23.09.2002).