Frühere Gemeinde | KapG der KG Steimbke | Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort zuerst in den ältesten Lüneburger Lehnregistern belegt, in denen Belehnungen aus den Jahren 1330 bis 1352 verzeichnet sind: Darin sind Dideric van Eselen genannt, der den tegeden to wendeborstle besaß (Zehnten von Wendenborstel) sowie Ludolf Campe der to wendeborstele II hove besaß (zwei Hufen in Wendenborstel).1 Im Spätmittelalter gehörte Wendenborstel wohl zum Herrschaftsgebiet der Gf. von Wölpe. Vermutlich 1301 veräußerte Gf. Otto von Wölpe die Grafschaft an Gf. Otto von Oldenburg-Delmenhorst, der sie 1302 weiter verkaufte an den Welfen Otto II., Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg. Seit 1432 war Wendenborstel Teil des welfischen Teilfsm. Calenberg (1495: Fsm. Calenberg-Göttingen, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und zählte dort zum Amt Wölpe. In französischer Zeit kam Wendenborstel 1810 zunächst kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann bis 1813/14 zum Kanton Nienburg im Arrondissement Nienburg des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst wieder zum Amt Wölpe, nach dessen Auflösung 1859 zum Amt Nienburg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Wendenborstel 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört das Dorf zum Kr. Nienburg (1932: Lkr. Nienburg/Weser). 1974 wurde Wendenborstel nach Steimbke eingemeindet, dem Hauptort der gleichzeitig gegründeten Samtgemeinde Steimbke. Um 1810 lebten knapp 210 Menschen in Wendenborstel, 1905 fast 590, 1950 etwa 940 und 1961 rund 680.
Die kirchliche Zugehörigkeit des Dorfes lässt sich erstmals 1405 urkundlich belegen: Wendenborstelde in dem Kerspolde to Stemeke (Wendenborstel im Kirchspiel Steimbke).2 Eine Kapelle soll das Dorf angeblich schon in vorref. Zeit besessen haben, in den Protokollen der General-Kirchenvisitation von 1588 ist jedoch kein Kapellengebäude erwähnt.3 Der Steimbker P. Johann Sigismund Meiner (amt. 1668–1707) schrieb 1670 im Lagerbuch der Insp. Neustadt a. Rbge.: „Zum Wendenborstel ist eine geringe Capell, die noch im Stande, worin aber des Jahres nur zweymal gepredigt wird.“4 Mit Casper Ulrich Ribeling ist 1691 erstmals ein Dorflehrer erwähnt, ein Schulhaus ist vermutlich wohl kurz nach 1732 erbaut worden.5
Nach dem Dorfbrand von 1879, bei dem das Feuer auch die alte Kapelle zerstörte, entstand 1880/81 der bis heute erhaltene, neugotische Kapellenbau. Um 1900 feierte der Steimbker Pastor dreimal im Jahr einen Abendmahlsgottesdienst in der Kapelle: vor Ostern, zu Johannis und im Herbst.6 In den 1970er Jahren fanden zudem jährlich zehn Familiengottesdienste in der Kapelle statt.7
Zum 1. Juli 2011 hob das LKA Hannover die KapG Wendenborstel auf; Rechtsnachfolgerin ist die KG Steimbke.8

Umfang

Wendenborstel, Klein Varlingen und bis 1994 auch Brunnenborstel (dann zur KG Mandelsloh).9

Kapellenbau

Neugotische, rechteckiger Backsteinbau, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1880/81 (Entwurf: Zimmermeister C. L. Ernsting, Nienburg). Satteldach. Flache Strebepfeiler an Längs- und Giebelseiten; leicht spitzbogige Sprossenfenster (zwei nach Südosten, je drei nach Nordwesten und an nordöstlicher Giebelwand), spitzbogiges Portal an Südostecke. Im Innern flache, holzverschalte Decke. 1914 Dacherneuerung, Außenwände erhöht.

Turm

Über dem Südwestgiebel verschieferter, vierseitiger Dachreiter mit Pyramidenhelm, bekrönt mit Wetterfahne. Rechteckige Schallfenster mit horizontalen Lamellen nach Nordwesten und Südosten.

Vorgängerbau

1670 als „eine geringe Capell, die noch im Stande“ beschrieben. Strohgedeckter Bau, angeblich aus vorref. Zeit. 1879 abgebrannt.

Ausstattung

Schlichter, hölzerner Blockaltar mit seitlichen Schranken. – Altarbild „Jesus am Kreuz“ (1964, R. Margraf). – Leicht erhöhte, hölzerne Kanzel (wohl 19. Jh.). – Taufstein, halbkugelförmiges Becken, am oberen Rand achtseitig, Säulenschaft, achtseitiger Fuß.

Orgel

Harmonium.

Geläut

Eine LG, fisʼʼ (Bronze, Gj. 1879, Friedrich Dreyer, Linden/Hannover), Inschriften: „Pastor Gelbke, Gem[einde-] u[nd] Capellenvorsteher Leseberg N 1, Kirchen u[nd] Capellenvorsteher Leseberg N. 8“, „Du sollst anbeten Gott deinen Herrn und ihm allein dienen M[a]tth[äus] C[apitel] 4 V[ers] 10. Wendenborstel 1879“ und „Mich goss F: Dreyer in Linden vor Hannover 1879“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 17. Jh.).

Friedhof

Kommunaler Friedhof südlich des Dorfes (Clausberg), angelegt 1944/45.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 60 (EphA Nienburg); S 11a Nr. 7669 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz II, S. 546; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 453–454; Heckmann, Kirchen und Kapellen, S. 56–57.

B: Heinz Schlichting: Steimbker Heimatbuch. Mit den Ortsteilen Steimbke, Lichtenhorst, Sonnenborstel, Wendenborstel, 3 Bde., Steimbke 1987–89, bes. Bd. I, S. 357–407, Bd. II, S. 295–344, Bd. III, S. 291–330.


Fußnoten

  1. Hodenberg, Lüneburger Lehnregister, S. 22, Nr. 210; S. 30, Nr. 313. Zum Jahr 1360 ist außerdem verzeichnet: „Dideric van Wendeborstle Janes Son IIII hove to wendeborstle“, ebd., S. 32, Nr. 336.
  2. Sudendorf, UB IX, Nr. 270.
  3. Kayser, General-Kirchenvisitation II, S. 55.
  4. LkAH, A 8, Nr. 313, Bl. 116.
  5. Schlichting Bd. I, S. 362, ebd. Bd. II, S. 323 ff.
  6. Gade, Hoya und Diepholz II, S. 454.
  7. LkAH, L 5a, Nr. 355 (Visitationen 1970 und 1976).
  8. KABl. 2011, S. 187.
  9. KABl. 1994, S. 71; Schlichting Bd. I, S. 369.