Sprengel Stade, KK Osterholz-Scharmbeck | Patrozinium: Ansgar1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich lässt sich Wallhöfen erstmals im Jahr 1234 belegen, als Gerbert Gf. von Stotel dem Kloster Lilienthal ein Haus in Wollenhovede schenkte.2 Im Jahr 1250 übertrug ein dominus Henricus dem Kloster Osterholz ebenfalls ein Haus in Wallenhovede.3 Wallhöfen zählte zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, und gehörte dort zur Börde Scharmbeck; die Gerichtshoheit lag beim Kloster Osterholz.4 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Erzstift Bremen säkularisiert und blieb zusammen mit dem ebenfalls säkularisierten Hochstift Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Hzm. Bremen-Verden). Wallhöfen kam zusammen mit den Gütern der Klöster Osterholz und Lilienthal als schwedisches Lehen in den Besitz des Lgf. Friedrich von Hessen-Eschwege († 1655) bzw. seiner Ehefrau, der schwedischen Prinzessin Eleonora Catharine († 1692) und zählte ab 1692 zum Klosteramt Osterholz. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die vereinigten Hzm. Bremen-Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Wallhöfen 1810 zunächst kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann bis 1813/14 zum Kanton Osterholz im Arrondissement Bremerlehe des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach gehörte Wallhöfen, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Osterholz. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 wurde Wallhöfen Teil des Lkr. Osterholz. 1937 wurde der Ort nach Vollersode eingemeindet, das seit 1974 zur Samtgemeinde Hambergen gehört. Um 1813 lebten knapp 260 Menschen in Wallhöfen, 2011 etwa 1.600.
Kirchlich gehörte Wallhöfen zunächst zu Scharmbeck und von 1335 bis 1997 zur KG Hambergen. Aufgrund des zahlenmäßigen Wachstums des Kirchspiels seit Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt Hambergen 1955 eine zweite Pfarrstelle. Anfang der 1960er Jahre zählte das Kirchspiel etwa 6.500 Gemeindeglieder und 1963 beschloss der KV gegenüber dem kommunalen Friedhof in Wallhöfen für den nördlichen Pfarrbezirk ein Gemeindezentrum mit Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus zu errichten. Die Aufteilung Hambergens in zwei Kirchengemeinden war seinerzeit schon ins Auge gefasst.5 Nachdem 1964 eine landeskirchliche Haussammlung6 zur Finanzierung des Bauvorhabens beigetragen hatte, begannen 1965 die Bauarbeiten. Ein Jahr später konnte die Kirche eingeweiht werden. Nach der Visitation 1972 resümierte der Sup des KK Osterholz-Scharmbeck: „Die Schaffung eines Gemeindezentrums in Wallhöfen mit Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus hat sich für das kirchliche Leben als sehr wertvoll erwiesen.“7 Seit 1970 war im Gemeindehaus ein Spielkreis untergebracht, aus dem 1989 der Ev. Kindergarten Wallhöfen hervorging.8
Zum 1. Januar 1997 schließlich trennte sich der nördliche Pfarrbezirk von der KG Hambergen und machte sich als KG Wallhöfen selbständig. Die neue Gemeinde übernahm eine der Pfarrstellen der Muttergemeinde; erster Stelleninhaber ist P. Wolfgang Starke (amt. seit 1986). Auch der 1991 gegründete ev. Kindergarten, hervorgegangen aus einem 1970 eingerichteten Spielkreis, ging auf die neue KG über; seit 2013 befindet er sich in Trägerschaft des Ev.-luth. Kindertagesstättenverbandes Osterholz-Scharmbeck.9 Auf regionaler Ebene arbeiten die KG Hambergen und Wallhöfen seit 2006 eng zusammen und bilden seit 2010 die Kirchenregion Hambergen-Wallhöfen im KK Osterholz-Scharmbeck. Seit dem 1. Januar 2017 sind beide Gemeinden pfarramtlich verbunden.

Umfang

Wallhöfen sowie Bornreihe, Friedensheim, Verlüßmoor, Vollersode.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1997 zum KK Osterholz-Scharmbeck.

Kirchenbau

Rechteckbau mit sehr schmaler, eingezogener Apsis im Osten und je zwei Vorbauten an den Enden der Längsseiten, errichtet 1965/66 (Architekten: Kurt Schulze-Herringen und Erwin Gerding, Osterholz-Scharmbeck). Satteldach, Vorbauten mit Schleppdächern. Stahlskelettbau mit Verklinkerung, Längsseiten zwischen den Vorbauten als Betonwabenfenster gestaltet; westliche Giebelseite mit sechs vertikalen Fensterbändern, Apsis mit vertikalen Fensterbändern nach Norden und Süden, nordöstlicher Vorbau mit vier kreuzförmig angeordneten Quadratfenstern; Hauptportal im südwestlichen Vorbau, darüber Inschriftenstein „Friede sei mit euch“ (angebracht 1986). Im Innern offener Dachstuhl, Dachflächen oberhalb der Betonbinder holzverschalt; Westempore; Taufkapelle links des Altarraums. Um 1990 Sanierung Betonwabenfenster.

Fenster

Vier quadratische Buntglasfenster in Taufkapelle.10

Turm

Freistehende, offene Betonkonstruktion mit geschlossener Glockenstube und verkupfertem Satteldach, erbaut 1996/97. An jeder Seite je zwei hochrechteckige Schallfenster. Vor Bau des Turms niedriger hölzerner Glockenstuhl mit Satteldach.

Ausstattung

Schlichter Steinaltar (1965/66, Ulrich Conrad, Worpswede), Loch im Stipes als „Hinweis auf das leere Grab und das Osterevangelium“.11 – An der Altarwand hölzernes „Auferstehungskreuz“ (1965/66, Ulrich Conrad, Worpswede).12 – Niedrige. lesepultartige Steinkanzel (1965/66, Ulrich Conrad, Worpswede). – Dreifüßige Steintaufe (1965/66, Ulrich Conrad, Worpswede). – Im Eingangsbereich Bronzerelief mit Darstellung St. Ansgar.

Orgel

Positiv, erbaut 1965 von Firma Hillebrand (Altwarmbüchen), 4 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: bʼ, Inschrift: „Land, Land, höre des Herren Wort“; II: cʼʼ, „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten“ (beide Bronze, Gj. 1966, F. Otto, Bremen-Hemelingen), Glocken gespendet von zwei in die USA ausgewanderten ehemaligen Wallhöfenern.13

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1965/66). – Gemeindehaus (Bj. 1967).

Friedhof

Kommunale Friedhöfe in Wallhöfen und Vollersode (FKap, Bj. 1974), angelegt 1910.14

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 2187 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Meyer-Korte, Gemeinden, S. 37–49.
B:50 Jahre Ansgari-Kirche zu Wallhöfen 1966–2016, hrsg. vom Kirchenvorstand der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wallhöfen; Andreas Ahnert (Hg.): St. Ansgari Kirche zu Wallhöfen. 1966–1991, Bremen 1991; Uwe Bokelmann, Manfred Kück, Johann Stelljes (Hg.): Wallhöfen. Geschichte und Geschichten eines Dorfes am Teufelsmoor, Vollersode 1997, bes. S. 169–177; Johann Segelken: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch, Osterholz-Scharmbeck 41987.

GND

1123515336, Ev.-luth. Ansgari-Kirchengemeinde Wallhöfen; 1215298528, Ansgari-Kirche (Vollersrode-Wallhöfen)


Fußnoten

  1. Zum Namen: Ahnert, S. 26.
  2. UB Lilienthal, Nr. 3.
  3. UB Osterholz, Nr. 46. Für weitere Belege vgl. Bokelmann, Kück & Stelljes, S. 34 f.
  4. Segelken, S. 155 f.
  5. Ahnert, S. 14.
  6. Ahnert, S. 18.
  7. LkAH, L 5g, Nr. 190 (Visitation 1971).
  8. 50 Jahre, S. 18 f.
  9. KABl. 2013, S. 55 ff. Zum Kindergarten: Bokelmann, Kück & Stelljes, S. 176 f.
  10. 50 Jahre, S. 15.
  11. 50 Jahre, S. 16.
  12. 50 Jahre, S. 16; Ahnert, S. 38.
  13. 50 Jahre, S. 11.
  14. Ausführlich: Bokelmann, Kück & Stelljes, S. 171 ff.