KapG der KG Solschen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Peine | Patrozinium: Johannes Ev. | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Der Ort ist erstmals in einer Urkunde von 1196 belegbar, in deren Zeugenliste ein Fridericus de Stidem erscheint.1 Das Dorf wird auch in einem undatierten Güterverzeichnis aus dem späten 12. Jh. genannt.2 Seit dem 13. Jh. konnte das Kloster Wienhausen seinen Besitz in Stedum stetig ausbauen und wurde zum wichtigsten Grundherren. Stedum gehörte später zum Amt Peine des Hochstifts Hildesheim (1523: Kleines Stift) und kam aufgrund der Bestimmungen im Reichsdeputationshauptschluss 1803 mit dem gesamten Gebiet des Hochstifts an Preußen. Nach der Niederlage gegen Napoleon war Stedum von 1807 bis 1813 Teil des Kantons Hohenhameln im DistriktHildesheim des Departements Oker im Kgr. Westphalen. Danach gehörte es wieder zum Amt Peine, nun im Kgr. Hannover, von 1852 bis 1859 zum kurzlebigen Amt Hohenhameln und dann erneut zu Peine. Nach der Annexion von 1866 kam Stedum wiederum an Preußen und wurde 1885 Teil des neugegründeten Lkr. Peine. 1962 schlossen sich Bekum und Stedum zur Samtgemeinde Bekum-Stedum zusammen, zwei Jahre später zur Gemeinde Stedum. Diese wurde 1974 nach Hohenhameln eingemeindet. Seit 2016 führt der Ortsteil den Namen Stedum-Bekum. Die landwirtschaftlich geprägte Haufensiedlung Stedum hatte 1664 etwa 115 Einwohner, 1848 knapp 320, 1905 nur noch gut 260 und 1961 knapp 430. Im Jahr 2016 lag die Einwohnerzahl in Stedum-Bekum bei 530.
Kirchlich gehörte Stedum schon vor der Reformation zu Solschen und auch die Kapelle in der Mitte des Dorfes existierte seinerzeit bereits. Mit ihrem Chor aus dem 12. Jh. zählt sie zu den ältesten Gebäuden im Lkr. Peine. Sie wurde dann im 17. Jh. um einen Fachwerkteil erweitert und erhielt im 18. Jh. den hohen Dachreiter. Dafür wurde ein Teil des Fachwerks wieder abgerissen und als stärkerer Unterbau der massive Westteil errichtet. LSup. Rudolf Detering nannte sie 1955 „eine sehr alte, schöne und trauliche Kapelle“ und meinte, sie könne „ein ungemein wertvolles Schmuckstück werden“.3 Im Vorfeld einer geplanten Neuausmalung wurden Ende der 1980er Jahre Wandmalereien im Chor entdeckt und restauriert. Die Darstellung der vier Evangelisten stammt vermutlich aus dem 15. Jh.
Von 1971 bis 2012 unterhielt die KapG im alten Schulhaus direkt neben der Kapelle einen Kinderspielkreis, der aufgelöst wurde, als im benachbarten Equord ein neuer, kommunaler KiGa öffnete.
Umfang
Das Dorf Stedum.
Kapellenbau
Kleiner Rechteckbau mit eigenwilligem Dachreiter, drei Bauphasen erkennbar. Chor aus dem 12. Jh.: massives Bruchsteinmauerwerk mit kleinen Spitzbogenfenstern; Ostteil des Schiffes aus dem 17. Jh.: Fachwerk mit Backsteinausfachung, kleine Rechteckfenster und Eingang an der Südseite (älteste Eichenholztür im Raum Peine); Westteil des Schiffes aus dem 18. Jh.: Bruchsteinmauerwerk, Rechteckfenster in Westwand; Satteldach mit westlichem Walm. Im Innern flache Balkendecke mit Ausmalungsresten; im Chor Wandmalereien mir Darstellungen der vier Evangelisten, vermutlich 15. Jh. Restaurierung 1960er Jahre; Wandmalereien 1990/91 restauriert.
Turm
Westlicher, aus dem Walm entwickelter querrechteckiger Dachreiter mit Zeltdach und offener Laterne, Uhrziffernblatt nach Norden, erbaut im 18. Jh.
Ausstattung
Sandsteinmensa mit zwei Weihekreuzen (12. Jh.), gemauerter Stipes. – Hölzernes Retabel, architektonischer Rahmenbau mit rechteckigem Bildfeld (Abendmahlsszene) und einem trapezförmigem Giebelfeld (Halbfigur Gottvater in Wolken) sowie bekrönendem Kruzifix (Altar Anf. 17. Jh., Corpus am Kreuz Anf. 15. Jh.). – Hölzerne Altarschranke (18. Jh.). – Hölzerne Kanzel mit Schalldeckel an Südwand, auf den Wandungen des Kanzelkorbs Darstellungen Christi und der Evangelisten (Anf. 17. Jh.). – Hölzerne Sakristeiumwandung hinter der Kanzel (Anf. 17. Jh.). – Emporen an West- und Nordseite (Ende 17. Jh.). – Reformationsgedenkfahne (1817).
Orgel
Harmonium, 1989 ersetzt mit neuer Truhenorgel der Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 4 I, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Eine LG f’’ (Bronze, Gj. 1920, Gebrüder Radler, Hildesheim).
Friedhof
Südöstlich des Ortes gelegen, im Eigentum der KG, FKap (Bj. 1973). Älterer Friedhof, ebenfalls Eigentum der KG, seit Mitte 1970er Jahre nicht mehr genutzt.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 6 Nr. 3085–3101 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2153–2163 (Visitationen); D 21 (EphA Ölsburg/Groß Solschen); S 11a, Nr. 7912 (Findbuch PfA).
Literatur
A: Ahrens, KK Ölsburg, S. 7–26 und 31–33; Boetticher, Ortsverzeichnis Lkr. Peine, S. 219–221; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1245; Jürgens u. a., KD Kr. Peine, S. 101 f.
Website der Kirchengemeinde (30.10.2024)