Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Markus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Die Dörfer und Einzelhöfe um Stade gehörten ursprünglich zum Kirchspiel der St. Wilhadikirche. Als das Landeskirchenamt Hannover 1947 die erst 1934 gegründete „Vereinigte Kirchengemeinde St. Wilhadi und St. Cosmae-Nicolai“ in Stade wieder aufhob, kam es zu einem Neuzuschnitt der Gemeindegebiete: Haddorf, Hahle, Weißenmoor und Wiepenkathen zählten seither zur KG St. Cosmae-Nicolai. 1948 erhielt die Gemeinde eine dritte Pfarrstelle.
Hahle bestand seinerzeit hauptsächlich aus Baracken, ursprünglich von der Wehrmacht als Unterkunft für Luftwaffenhelferinnen erbaut, später als Kriegsgefangenenlager und dann als Flüchtlingsunterkunft genutzt.1 Hier war in der Nachkriegszeit auch ein Altersheim untergebracht (Zöcklersche Anstalten) und in einer der dazugehörigen Baracken fanden regelmäßig Gottesdienste statt. Um 1948 begann der Siedlungsbau in Hahle. Im Jahr 1954 richtete die Cosmaegemeinde einen dritten Pfarrbezirk ein, der die entstehenden Stadtrandsiedlungen im Südwesten Stades umfasste. Wenige Jahre später setzten Überlegungen ein, für dieses Gebiet eine eigene Kirche zu errichten. Monatliche Gottesdienste fanden seinerzeit auch in den Schulen in Wiepenkathen und Haddorf statt.2

Kirche, Ansicht von Südosten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), vor 2016

Kirche, Ansicht von Südosten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), vor 2016

1963 konnte in Hahle der Grundstein für die Markuskirche gelegt werden und im folgenden Jahr gründete sich der Kirchenbauverein Markuskirche e. V., der Geld für die Ausstattung der Kirche sammelte.3 Das Pfarrhaus war im gleichen Jahr bezugsfertig. Zum 1. Januar 1965 trennte das LKA Hannover den südwestlichen Pfarrbezirk von der St. Cosmae-Nicolai-Gemeinde ab und errichtete die Ev.-luth. Markus-KG Stade, die von ihrer Muttergemeinde eine Pfarrstelle übernahm.4 Erster Geistlicher der Markusgemeinde war P. Bernhard Thomas (amt. 1959–1972). Die neue Gemeinde hatte etwa 5.500 Gemeindeglieder, mit einem hohen Anteil junger Familien; zur Sozialstruktur der KG schrieb der Ortspastor 1971: „einer großen Zahl ‚niederer‘ Stellung steht eine deutlich erkennbare Spitze ‚höherer Stellung‘ ohne wirkliche Verbindung beider Gruppen gegenüber“.5
Neun Monate nach Gründung der Gemeinde weihte LSup. Hans Hoyer (amt. 1950–1970) am 5. September 1965 die Markuskirche ein. 1966 erhielt die Gemeinde eine zweite, 1974 eine dritte Pfarrstelle. Mit Pn. Oda-Gebbine Holze (amt. 1972–1976) übernahm erstmals eine Frau eine der Pfarrstellen (bis 1975 Versehungsauftrag). Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1973 bei rund 8.400.6 Neben der Kirche in Hahle nutzte die Gemeinde seit 1967 auch die kommunale FKap in Wiepenkathen als Gottesdienststätte.7
Nach der Visitation 1979 beschrieb der Stader Sup. das 1974 fertiggestellte Gemeindehaus der Markusgemeinde als „Anlaufstelle und Treffpunkt für Einzelne und Gruppen, mögen sie fromm oder nicht fromm sein“. Gleichzeitig betonte er die Heterogenität der Gemeinde: „Reihenhäuser, Landwirte, Wohlhabende in Wiepenkathen, besonders gut Situierte am ‚Schwarzen Berg‘, Mittelschichten auf dem Hohenwedel, sozial schwache in Hahle“.8 In den Kellerräumen des Kirchturms, die bis zum Bau des Gemeindehauses als Treffpunkt der verschiedenen Gemeindegruppen gedient hatten, eröffnete die Markusgemeinde 1982 in Kooperation mit der Stadt Stade ein Zentrum für offene Jugendarbeit („die ampel“). Die Zusammenarbeit mit der Stadt endete 2012 und seit 2015 nutzt der Gesamtverband Stade, dem die fünf Stader Kirchengemeinden angehören, die Räumlichkeiten für die Kinder- und Jugendarbeit.
Seit 2000 hat die KG noch zwei Pfarrstellen.9 Im Jahr 2007 erhielt die Markusgemeinde das Siegel „Diakonische Gemeinde“. Zusammen mit den Gemeinden Johannis, St. Wilhadi, St.-Cosmae-und-St.-Nicolai sowie Estebrügge startete die Markusgemeinde 2008 die „Stader Flotte“: Als Teil des Konfirmandenunterrichts treffen sich die Konfirmand*innen der fünf Gemeinden jedes Jahr im Herbst zu einer achttägigen Fahrt auf dem Ijsselmeer.10

Pfarrstellen

I: 1965 (übernommen von St. Cosmae-Nicolai. – II: 1966–2000. 2000 neu errichtet aus III.11 – III: 1974–2000 (umgewandelt in II).12

Umfang

Südöstliche Gebiete der Stadt Stade (Haddorf, Hahle und Wiepenkathen) sowie Weißenmoor. Im Jahr 2000 Grenzänderungen zwischen den vier Stader Gemeinden St. Wilhadi, St.-Cosmae-und-St.-Nicolai, Johannis und Markus.13

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1965 zum KK Stade-Altes Land.

Kirchenbau
Kirche, Ansicht von Südwesten, April 1967

Kirche, Ansicht von Südwesten, April 1967

Backsteinverkleideter Bau mit leicht kreuzförmigem Grundriss, im Westen leicht verbreiteter Vorbau mit Eingangsbereich und kleinem Gemeinderaum, erbaut 1963–65 (Architekt: Horst Fischer, Hamburg). Vor der Südseite der Kirche Gemeindehausanbau, errichtet 2016/17. Kirche mit asymmetrischem Satteldach, First in Nord-Süd-Richtung. An den nach Osten hin ansteigenden Längswänden des Schiffs schmale Fensterbänder unterhalb der Traufe; an der Südseite des Chors fünfbahniges, bodentiefes Fensterfeld; nach Osten Nebeneingang, links davon fünf Rechteckfenster, rechts angeordnet in zwei Spalten 16 kleine Quadratfenster; nach Westen drei hochrechteckige Fenster und daneben in zwei Reihen 18 kleine Quadratfenster; Haupteingang nach Norden, über dem Portal Relief „Hörende“ (wohl 1966, Kurt Lettow, Bremen). Im Innern holzverschalte Deckenflächen, Empore im Nordosten. 2006 Neudeckung Dach; Neuanstrich Altarwand (gelb). 2016/17 Bau des Gemeindehauses vor der Südseite der Kirche.

Fenster

Dreiteiliges, farbige Betonglasfenster in Eingangshalle (1964/65, Synold Klein, Stade). Farbig gestaltetes Fensterfeld im Altarraum (1965/70).

Kirche, Blick zum Altar, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?)

Kirche, Blick zum Altar, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?)

Turm

An der Nordseite der Kirche, gegenüber dem angedeuteten Kreuzarm im Süden, querrechteckiger Turm mit asymmetrischem Satteldach und schmaler, hoher Spitze, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Nach Osten, Westen und Norden vertikale, bodentiefe Fensterbänder, nach Süden nur bis zum First des Kirchendachs; rechts bzw. links neben den Fenstern schlichte Uhrziffernblätter; Eingang an Ostseite. Im Kellergeschoss Jugendräume.

Ausstattung

Schlichter Altartisch aus drei Steinplatten. – An der Altarwand Sandsteinrelief „Heilung des Fallsüchtigen“, nach Mk 9,14–29 (1966, Kurt Lettow, Bremen). – Leicht erhöhte Kanzel (1964), Marmor und Metall, rechts vorn im Altarraum. – Taufständer mit Glasschale (1965), Marmorschaft mit kreuzförmigem Querschnitt. – Schmiedeeiserner Taufständer mit Kupferschale (zweite Hälfte 20. Jh.), dreibeinig, drei Kreissegmentbögen als Verstrebung. – Eisenrelief mit Abendmahlsdarstellung (zweite Hälfte 20. Jh.).

Relief „Heilung des Fallsüchtigen“ (1966, Kurt Lettow, Bremen), Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1968

Relief „Heilung des Fallsüchtigen“ (1966, Kurt Lettow, Bremen), Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1968

Orgel

1966 Kleinorgel, erbaut von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/– mechanische Traktur, Schleifladen; bei Orgelneubau verkauft. Orgelneubau 1977–79, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen, ein weiteres Register vakant.

Geläut

Zwei LG, I: Markusglocke, g’ (Bronze, Gj. 1965, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Die Zeit ist erfüllt. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“, Bild: stilisierter Markuslöwe; II: Betglocke, h’ (Bronze, Gj. 1967, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“ und „1967. Markuskirche in Stade. Betglocke“. Ursprünglich waren zwei weitere Glocken mit den Schlagtönen c’’ und d’’ geplant.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus Hahle (Bj. 1964). – Pfarrhaus Wiepenkathen. – Gemeindehaus Hahle (Bj. 1974, um 2016/17 verkauft). – Gemeindehaus Wiepenkathen.

Friedhof

Kommunaler Friedhof in Wiepenkathen, angelegt 1751, FKap (Bj. 1967), und kommunaler Friedhof in Haddorf, beide in Trägerschaft der Stadt Stade.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5g Nr. 301, 458, 829 (LSuptur. Stade); S 09 rep Nr. 2075 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Hoffmann, Glauben, S. 32–33.

B: Volker Dieterich-Domröse: Die Anfänge der Markusgemeinde, 2005, 5 S. [Typoskript]; Manfred Hallwaß (Red.): Die Orgel der Markuskirche zu Stade, Stade 1979.

GND

1108795005, Ev.-luth. Markusgemeinde Stade; 1108794572, Markuskirche (Stade).


Fußnoten

  1. Zum Folgenden: Dieterich-Domröse, [S. 1].
  2. LkAH, L 5g, Nr. 829 (Bericht über die derzeitige Arbeitssituation in der Markuskirchengemeinde, 12.05.1966).
  3. Hallwaß, [S. 4].
  4. KABl. 1965, S. 8.
  5. LkAH, L 5g, Nr. 829 (Schreiben des KV an das LKA Hannover, 12.05.1965; Angaben über die Markuskirchengemeinde, 11.12.1971).
  6. LkAH, L 5g, Nr. 829 (Schreiben des KV an das LKA Hannover, 06.06.1973).
  7. LkAH, L 5g, Nr. 301 (Visitation 1967).
  8. LkAH, L 5g, Nr. 301 (Visitation 1979).
  9. KABl. 2001, S. 12.
  10. Siehe: https://www.staderflotte.de/, 01.12.2022.
  11. KABl. 1966, S. 11; KABl. 2001, S. 12.
  12. KABl. 1974, S. 39; KABl. 2001, S. 12.
  13. KABl. 1999, S. 264.